Hallo zusammen,
heute hatte ich wieder nach einer Woche Pause wegen meines erneuten Herzkathetereingriffes meine Wochenzeitungen zu verteilen. Ich ging um etwa 8:00 Uhr los. Ich brauche sicherlich nicht zu betonen, daß ich barfuß war. Dazu trug ich meine 3/4- Leggings, und oben meine Jakke. Ich wollte jedenfalls um die Mittagszeit fertig werden. So kam ich dann an meiner ersten Packstelle an, wo nämlich die gebündelten Zeitungen angeliefert werden. Schnell die Zeitungen in den Wagen - und ab gings...
Nun ging es los. Ich mußte noch über eine sehr stark befahrenen Straße und war dann in meinem Zustellbezirk. Nun kam ich sogleich an ein Hochhaus, wo man gleich eine Menge Zeitungen los wurde.Es war wirklich ganz herrlich zum laufen, und das Wetter spielte zum Glück auch mit. Wenn die blöden Zeitungen nur nicht so extrem mit Reklame vollgestopft wären, denn durch die viele Reklame wiegt das alles ganz schön viel. 2x600 Zeitungen - also insgesamt 1200 - verteile ich, wenn es gut läuft, in etwa vier Stunden ("Esslinger Echo" und "Zwiebel" (die heißt wirklich so!)). Bei meinem letzten Zustellgang brauchte ich ca. 5 Stunden.
Nun kam die dritte Abladestelle. Wurde auch Zeit, denn ich hatte nur noch sehr wenige Zeitungen im Wagen. Nebenan ist ein italienischer Supermarkt. Dort gehe ich immer hinein und lege ihnen je ein Exemplar der "Echo" und der "Zwiebel" hinein. Es gab dort auch schon sehr anerkennende Bemerkungen ob meiner Barfüßigkeit. Na ja, sie kennen mich auch nicht anders. Bei den Italienern stellte ich fest, daß sie auf jeden Fall offener zu BF sind als die Leute im nahegelegenen türkischen Supermarkt, wo ich ganz gerne meine Wassermelonen hole. Laut einigen von denen müßte ich wegen meines permanenten Barfußlaufens bereits tot sein . Jetzt konnte ich eine ganze Ladung Zeitungen loswerden. Hier mußte ich zu zwei Hinterhäuser laufen, doch dort bekam ich gut Zeitungen los.
Nun war in etwa Halbzeit, aber zwei der insgesamt sechs Abladestellen hatte ich noch vor mir. Mit Abladestelle definiere ich die Stellen bzw. Plätze, zu welchen der Zulieferer die verschnürten Zeitungspakete ablegt. Nunc est bibendum - denn ich hatte richtig Durst gehabt. Zum Glück habe ich ja immer eine Flasche Wasser dabei. Nun traf ich noch jemanden aus der mir nun wieder bevorstehenden Zeit als RAL-Wertevernichtungssklave. Der Knabe hört sich wohl immer gerne selbst reden, denn es dauerte gut eine halbe Stunde, bis sich unsere Wege wieder trennten. Auch er stellt Zeitungen zu - allerdings nur Illustrierte wie "Die Bunte", "Frau im Spiegel", "Bravo" usw. Sehr wahrscheinlich werde ich dies auch machen. Wenn ich dann zusammen mit den Echos genug Geld erzeuge, daß ich davon gut leben kann, werde ich dem Jobcenter mit einer dikken Träne (Freudentränen) im Auge winke winke machen - mit dem berühmten Fingerchen zwischen Zeige - und Ringfinger . Als ich in eine Seitenstraße einbiegen mußte, kam ich dann zu einer Stelle, wo ich im Gras einer nicht besonders gepflegten Wiese bzw. Garten jemand ganz Besonderes traf:
Ein Artgenosse von mir : Testudo graeca - eine maurische Landschildkröte
Hier sieht man das Viech besser
Ich hob sie mal hoch, doch das Biest ist ganz schön schwer. Da merkte ich, mit welchen Leichtgewichten ich es daheim zu tun habe. Ich ging dann weiter, als ich dann zu einem Hochhaus ging. Jetzt kam ich zu meiner letzten Abladestelle. Die letzten Zeitungen in den Wagen, und ab zu meiner Zielgeraden.
Jetzt war es endlich geschafft! Nun ging es noch in richtung Norma, weil ich noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen mußte. Als ich dann über einen Zebrastreifen eine Straße überquerte, kam eine Mercedes - Limousine angefahren - 500 SEL - ein kleines Autochen also, welches ich aus meiner Kaffeekasse bezahlen könnte
. Das wäre doch etwas: ich fahre zum Jobcenter vor, mein Chauffeur öffnet mir die Tür - ganz Kavalier eben
, und mein privater Dienstlakai kommt mit und trägt meine Unterlagen, während ich die Verantwortung trage. Gerechte Lastenverteilung
. Nun gut - zurück zu dem Mercedes: das Seitenfenster öffnet sich. Am Steuer saß ein besonders geschniegelter Mann mit Anzug und Krawatte. Er schaute auf meine Füße und sagte ganz anerkennend, daß dies toll wäre. Es kam dann zu einem schnellen Smalltalk, wobei ich dem mann erklärte, daß ich auch im Winter so herumlaufe. Er war echt begeistert und gab mir seine Visitenkarte, mit der Bitte um meinen Anruf. Auf der Visitenkarte ist ersichtlich, daß er Chef einer Wohnbaugesellschaft ist. Bei diesem Posten kann man sich sicherlich einen dicken Benz leisten. Ich wäre ja mal gespannt, was er denn von mir möchte. Vielleicht ergibt sich durch diesen Kontakt eine Möglichkeit für einen einigermaßen gut dotierten Job. Ich werde es erfahren...
So, nun habt Ihr mal einen Einblick in meine donnerstägliche Zeitungstour. Über ein Feedback würde ich mich sehr freuen!
Viele spätsommerliche Barfußgrüße,
Kerstin