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#1

Burgruine Landskron und Kloster Mariastein

in Barfuß und Leben 17.11.2011 05:09
von Michael aus Zofingen | 755 Beiträge | 431 Punkte

Sonntag 30.10. 2011: Ich hatte in Münchenstein am Birsufer im Schlafsack übernachtet und wollte an diesem Tag in dergleichen Gegend wie am Vortag wandern. Ich rüstete mein Velo auf und radelte los, barfuß, in kurzen Hosen und ohne Mütze (anfangs benötigte ich noch die Trainingsjacke). Mein Weg führte nicht über Basel, sondern direkt nach Bottmingen und weiter über Therwil, Ettlingen bis Flüh, also weitgehend parallel zur ehemaligen Birsigtalbahn und heutigen gelben Tramlinie 10 (Dornach-Rodersdorf, der zweitlängsten europäischen Straßenbahnlinie und der weltweit längsten internationalen Tramlinie). An der Tramstation in Flüh (genauer „bei Flüh“, denn die Haltestelle befindet sich noch auf dem Gemeindebiet von Bättwil im Kanton Baselland, während das Gebiet der solothurnischen Gemeinde Hofstetten-Flüh erst wenige Meter weiter beginnt), stellte ich mein Velo ab. War nicht so ganz einfach, einen geeigneten Abstellplatz zu finden. Dort, wo es niemandem im Wege steht und andererseits auch nicht sofort auffällt, lagen etliche zerdepperte Flaschen, leere Bierdosen und Papier. Nur ungern stellte ich mein Velo dort ab. Es waren nicht die Scherben an sich, an denen ich mit die Füße zerschneiden oder einen Plattfuß holen konnte, sondern die Tatsache, daß da überhaupt derartiges war. Dieses deutet darauf hin, daß es sich im einen Aufenthaltsort von „Gesocks“ oder „Pack“ handelt, und solchen traue ich zu, daß sie ihren Frust an abgestellten Velos, die noch mit Packtasche und Schlafsack beladen sind, auslassen (ich wollte ja schließlich nicht alles beim Wandern mitschleppen, der Rucksack reichte). Da einerseits das Gesocks eher abends anzutreffen ist und ich ja nicht so lange bleiben wollte, hatte ich Hoffnung, daß mein Velo bei meiner Rückkehr immer noch betriebsbereit dort stehen würde.

Ich folgte den Wanderwegweisern bergauf. Dann ging es über den „Grenzerweg“ weiter. Diesen Weg benutzten früher die Grenzbeamten. Aber nicht etwa um die Kantonsgrenze Baselland-Solothurn zu sicher, sondern die zwischen der Schweiz und dem heutigen Frankreich (zeitweilig Deutschland, z.B. zur Bauzeit der Birsigtalbahn, damals führte sie über DEUTSCHES Gebiet ins schweizerische Rodersdorf, mit Zwischenhalt im damaligen deutschen „Leimen“ und jetzt im französischen „Leymen“). Der Grenzerweg bestand aus ziemlich fiesem Untergrund. Kein Wunder, Zöllner waren (und sind auch heute noch) fett beschuht. Da aber sich dank Schengen nur noch selten ein Grenzer hierhin verirrt, war neben dem Weg recht viel Gras gewachsen, so daß ich doch einigermaßen voran kam. Allerdings spürte ich jeden Stein, vermutlich von der Belastung am Vortag. Als es weiter durch den Wald bergauf ging, war es noch unschöner, denn hier lagen auch noch Bucheckern (ich hasse sie).

Kaum war ich aus dem Wald raus, da lag sie vor mir, die Burgruine Landskron.
http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Landskron_(Oberelsass)
Sie liegt auf französischen Gebiet, die Tafeln dort sind aber oft zweisprachig gehalten. Die Treppen der Ruine sind barfuß gut begehbar. Ich ging gleich auf den Turm. Mir kamen ein Vater mit zwei kleinen Töchtern entgegen. Beide starrten mich an und auf Französisch erklang, daß sie über mein nicht vorhandenes Schuhwerk überrascht waren. Oben auf dem Turm waren etliche ca. 30jährige Männer, ausgerüstet mit Kameras, Fernrohr usw. Sie sprachen ebenfalls Französisch, nahmen aber an meiner nicht übermäßig winterlichen Kleidung (die Jacke war mittlerweile Im Rucksack verschwunden) keinen Anstoß. Leider war das Wetter (im Gegensatz zum Vortag) stark bewölkt, so daß die Sicht nicht gerade gut war. Aber immerhin konnte ich von oben das Trassee der Tramlinie 10 durch Frankreich erkennen. Auch fuhr hier ab und zu ein gelbes Tram vorbei und hornte an Bahnübergängen (ja, es hornte in dieser Gegend, während es in Basel selbst wie jedes „normale“ Tram klingelt). Auch sah ich das Kloster Mariastein, wo ich auch noch hin wollte.

Bevor ich die Burg wieder verließ, setzte ich mich noch auf eine Bank, um was zu essen. Zwischenzeitlich kam eine größere Gruppe mit Kindern, die offensichtlich an der dortigen Feuerstelle grillen wollten. Sie sprachen hochdeutsch und störten sich ebenfalls nicht an meiner Aufmachung. Dann ging ich einen anderen Weg von der Burg hinunter. Ich erreichte eine Asphaltstraße, auf der fieser Splitt lag. Dann ging es wieder bergauf, ich befand mich wieder auf Schweizer Gebiet. Es folgte noch ein Stück fieser Schotterweg, dann aber konnte ich über Gras parallel zum Weg weiterlaufen. Mir kam eine Familie entgegen, der Vater trug eine mehr oder weniger kurze Hose in Kombination mit fetten Turnschuhen und Sockenlosigkeitvortäuschsocken, während die anderen deutlich winterlicher vermummt waren. Der Mann grüßte freundlich (auf Schweizerdeutsch), ich grüßte zurück. Kurze Zeit später kam mir ein „vergeisterter“ Pfaffe (ohne Hut) entgegen, ohne mich „entgeistert“ anzusehen, so daß ich das „Halleluja! Luja sag i“ nicht laut, sondern nur leise dachte. So kam ich an einer kleinen Kapelle an, um dann weiter zum ca. 400 m entfernten Kloster selbst zu gehen. Auf dem Klosterhof war recht viel Betrieb. Dort befindet sich übrigens auch eine Polizeistation. Der Polizist sagte nichts zu meiner Aufmachung. Er hatte gerade wichtigeres zu tun als mich am Betreten des hochheiligen Geländes in einer Kleidung, „die sich nicht zu tragen geziemet“ zu hindern (was ohnehin nicht zu seinen Kompetenzen gehört). Das, was er gerade tat, war wirklich wichtiger und lukrativer, nämlich die Münzen aus der zentralen Parkuhr zu leeren, um Platz für neue Münzen zu schaffen.

Das Kloster Mariastein ist wirklich eine eindrückliche Anlage. Wenn man dich davor befindet, wirkt sie harmlos wie ein „normales“ Kloster. Von unten dagegen wirkt sie wie eine Festung. Das Kloster liegt halt auf einer Art Hochebene, während sich wenige Meter davor ein Bach tief in den Fels geschnitten hat.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Mariastein

In der Klosterkirche selbst war gerade Gottesdient, so daß ich nicht reingehen konnte. Aber in die Grotte konnte man gehen. Es handelt sich um einen langen Gang mitten im Fels, am dessen Ende war eine Kapelle. Die Gänge waren barfuß sehr angenehm begehbar. Obwohl recht viele Besucher dort waren (nicht nur „normale“ Touristen, sondern auch Gläubige, die sich bekreuzigten, bevor sie die Gänge betraten), erntete ich keine giftigen Blicke. Immerhin war das Kloster streng katholisch im streng katholischen Kanton Solothurn auf dem Gebiet der Gemeinde Metzerlen-Mariastein. Nachdem ich die Grotte wieder verlassen hatte, begab ich mich zum anderen Parkplatz vor dem Klostergelände. Jawohl, nicht nur in Rheinbreitbach gibt es mehr als einen Parkplatz, auch hier beim Kloster Mariastein. Da aber hier der „innere Parkplatz“ gebührenpflichtig ist, der „äußere“ dagegen gebührenfrei, dürfte es bei allfälligen Barfuß- oder Kurze-Hosen-Treffen keinerlei Mißverständnisse in Sachen Treffpunkt geben.

Ich folgte dem Wanderweg entlang der Klostermauer, um dann unterhalb des Klosters, aber oberhalb der Straße in Richtung Flüh zu gehen. So kam ich wieder an der Quelle vorbei, an der ich schon am Vortag war. Auch diesmal genoß ich es, barfuß durchs Wasser zu waten. Eine Mutter mit zwei kleinen Töchtern waren auch dort. Als ich ins Wasser ging, glaubte ich in den Augen der Töchter zu erkennen, daß sie sich liebend gerne ihrer fetten Wanderschuhe entledigt hätten, um es mir nachzumachen. Sie verließen die Quelle ein wenig eher als ich, ich holte sie auch nicht ein, konnte aber erkennen, daß sie einen anderen Weg gingen als ich. Ich folgte dem Weg, der auf der Wegbeschreibung zur Quelle beschrieben war. So gelangte ich zu einem Kiesplatz, der mit einer Kette zur Straße abgesperrt war. Die Straße war ohne Trottoir, es war recht viel Verkehr. Daher entschloß ich mich, im bewohnten Gebiet einen Umweg über Quartiersstraßen zu nehmen.

Vor einem Haus standen die Leute, die ich an der Quelle gesehen hatte. Es gab demnach doch noch einen anderen (besseren) Weg. Ich ging weiter zu meinem Velo, es stand immer noch da, unbeschädigt! Als ich mich damit in Bewegung setzte, standen „die Leute von der Quelle“ mittlerweile am Bahnsteig und warteten auf das Tram. Eine der Töchter sprach: „Der ist immer noch barfuß und in kurzen Hosen!“ Ich radelte weiter nach Basel. Die Sonne wollte einfach nicht durchkommen. Ich schob mein Velo durch verschiedene Altstadtgassen. Ab und zu gab es erstaunte Blicke. Auch kam ich am Münster vorbei. Vor dem Münster war ein Riesenrad. Anders als im Dunkeln passen bei Tageslicht die Münstertürme und das Riesenrad nebeneinander wie die Faust aufs Auge. Obwohl es an diesem Sonntag kälter war als am Tag zuvor, trug der Münsterfährmann diesmal Sandalen ohne Socken, während er am Tag zuvor fett beschuht war (es war derselbe Fährmann, derjenige, den ich schon öfters barfuß sah).

Irgendwann machte ich mich auf in Richtung Zofingen. Zwar gab es kaum Sonne, aber es kühlte auch nicht zu sehr ab und war auch nicht windig. So konnte ich die Fahrt ohne Jacke durchstehen, am ersten Tag, an dem die „Winterzeit“ galt.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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