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Michael aus Zofingen Offline



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Punkte: 384

16.07.2012 05:08
Rückkehr von Illertissen Zitat · Antworten

Sonntag, 8.7.2012: Ich erwachte am Morgen gegen 7 Uhr unter der Autobahnbrücke über die Iller bei Kleinkellmünz. Es war Himmel. Ich hatte vor, nicht auf dem schnellsten Weg zurück nach Zofingen zu fahren, sondern wollte auch die Trassen stillgelegter Bahnen, die quasi „am Weg“ lagen, „mitnehmen“. Mögliche Strecken waren Kellmünz-Babenhausen, Memmingen Legau, Kaufbeuren-Schongau, Markoberdorf-Lechbruck, Kempten-Isny und Isny-Leutkirch. Gegebenenfalls wäre auch ein Abstecher nach Ravensburg und Weingarten drin gewesen, denn dort verkehrte mal eine Straßenbahn. Leider mußte ich umdisponieren, der Grund: Plattfuß! Ohne Probleme hatte das Velo durchgehalten seit der Reparatur am Freitag, trotz Fahren. Und vom bloßen Stehen über Nacht total platt geworden. Diesmal pumpte ich das Velo nur auf, es könnte ja darauf zurückzuführen sein, daß das Schraubventil infolge Ausdehnung seine Position verändert hat. Auseinanderbauen kann ich es immer noch, wenn die Luft nicht hielt. Es war immerhin Sonntag, die Veloläden sind geschlossen. Wo würde es auf deutschem Gebiet in Richtung Bodensee Bahnhöfe geben, die sogar am Sonntag einen geöffneten Schalter haben, wo man mit größeren Euroscheinen bezahlen kann? Mir fiel nur Lindau Hbf. ein, eventuell auch Memmingen. In Wangen und Leutkirch rechnete ich schon nicht mehr damit, ganz zu schweigen an noch kleineren Stationen. Bezüglich Wetter waren eher unbeständige Tage vorausgesagt worden, die Niederschlagswahrscheinlichkeit sollte im Bodenseeraum niedriger sein als in höher gelegenen Orten. Was lag näher, als sich möglichst schnell und unweit existierender Bahnlinien und Autobahnen (wegen der Brücken) in Richtung Bodensee zu begeben?

Anstatt den unbefestigten Illerradweg zu benutzen benutzte ich den asphaltierten ehemaligen Bahndamm von Kellmünz in Richtung Babenhausen. Es war sonnig, aber im Norden lagen dicke schwarze Wolken. Der Veloweg endete aber an der Straße Babenhausen-Memmingen, der weitere ehemalige Bahndamm war zugewachsen. Somit radelte ich in Richtung Memmingen. Die dunklen Wolken kamen immer näher, im Westen war eine Wolkenfront zu sehen, über den Alpen dicke Quellwolken. Noch hielt mein Velo, und bis Memmingen hielt noch die Sonne. Ich steuerte zwar auf den Bahnhof zu, jedoch nur wegen des Stadtplans, um wieder aus der Stadt ohne Umwege rauszukommen. Vor dem Bahnhof wartete eine Gruppe alter Frauen, eine sagte: „Ihh, barfuß!“

Als ich aus dem Memminger Stadtzentrum raus war, setzte plötzlich ein heftiger und böiger Gegenwind ein. Wie lange würde es noch trocken bleiben? Kurz vor Leutkirch fielen ein paar Tropfen Regen, aber nur ein paar. Aber es war ziemlich abgekühlt, so daß man kaum noch Leute in kurzen Hosen sah (viele der Radfahrer hatten brav auf lang umgestellt), von Barfüßern ganz zu schweigen. Wirklich? Östlich der Leutkircher Kernstadt (aber noch auf dem Stadtgebiet) führte der Weg an einem Acker vorbei. Trotz Sonntag waren hier Leute am Arbeiten. Vermutlich handelte es sich um Polen. Darunter war eine ca. 35jährige Frau, die barfuß auf dem Feld arbeitete.

Es dauerte nicht lange, da gab es wieder eine Überraschung. Im Westen sah man blauen Himmel. Kurz vor Wangen brach die Sonne durch und es wurde gleich so heiß, daß ich das T-Shirt ausziehen mußte, für den Rest des Tages. Ich kam recht gut Richtung Lindau voran, radelte weiter am Bodenseeufer nach Bregenz, wo ich mich wie auf der Fahrt nach Illertissen unweit des Bahnhofs Bregenz-Hafen zum Baden niederließ. Diesmal hatte ich keine Krämpfe beim Schwimmen. Hier waren natürlich etliche Leute barfuß, nicht nur Badende, sondern auch eine ältere Frau auf dem Velo. Und ein Knabe mit indischer oder pakistanischer Abstammung hat sich gegenüber der Familie (nach anfänglich starker Gegenwehr der Mutter) durchgesetzt, nach dem Verlassen des Strandes barfuß bleiben zu dürfen!

Gegen 16 Uhr verließ ich Bregenz, da sich im Süden dicke Wolken zeigten. Ich radelte weiter und erreichte Schweizer Gebiet bei Rheineck (hier überholte ich einen barfüßigen und bekurzhosten Velofahrer. Nun konnten mir unpassende Euroscheine keine Bahnfahrt mehr verunmöglichen, denn nun konnte ich die Fahrkarten an den Automaten mit Reka-Checks bezahlen. Auch würden bei meiner Weiterfahrt am Bodensee ständig Bahnstationen in der Nähe sein. In Rorschach machte ich die nächste Pause. Hier stellte ich fest, daß mein Velo ein wenig Luft verloren hatte, also pumpte ich es auf. Auch hier einige Leute barfuß auf dem Rasen und auf der Uferpromenade. Die Wolken waren immer noch dort, so daß sie die Sonne bedeckten. Über Arbon und Romanshorn radelte ich nach Kreuzlingen. Die dicken Wolken waren immer noch dort, aber weiter entfernt, da auch die Berge weiter weg waren. In Kreuzlingen spielte am Hafen eine Kapelle, zu der auch Leute tanzten. Ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen tanzten (oder soll ich „hopsten“ sagen?) auch miteinander. Ursprünglich trug das Mädchen Flipflops. Als es merkte, daß diese Dinger störten, pfefferte es sie auf die Fläche vor der Tanzfläche. Ich legte mich etwa zehn Minuten lang auf eine Betonfläche, war angenehm kühl. Mittlerweile war es ca. 20 Uhr. Ich radelte weiter den Bodenseeradweg. Nachdem ich das Städtchen Steckborn durchfahren hatte, erlebte ich einen herrlichen Sonnenuntergang am Bodensee. Nun wurde es Zeit, sich irgendwo einen Schlafplatz zu suchen. Da die Straße nahe am Ufer war, konnte ich dort nicht übernachten. Und eine Autobahn gab es hier auch nicht. War auch nicht nötig, denn es sah nicht nach Regen aus. Ich fand einen Feldweg, der hinauf in ein Waldstück führte. Oben war der Weg sehr matschig, aber es brachte Spaß, hier durchzustiefeln. Und ich fand einen idealen Platz zum Schlafen, leider zumindest am Anfang der Nacht etwas vermückt. Aber kein Lärm einer 4radbahn, und Offtopic-Fahrzeuggeräusche vernahm ich auch nicht mehr (obwohl in der Nähe).

Am nächsten Morgen erwachte ich, es war blauer Himmel. Mein Velo hatte in der Nacht nur wenig Luft verloren, also pumpte ich sie wieder rein. Mein Weg führte über Stein am Rhein, Schaffhausen (hier mußte ich bereits das T-Shirt ausziehen), Eglisau zum Glatt-Veloweg. Leute in kurzen Hosen waren viele unterwegs, und Barfüßer? In Steinmaur befand sich eine ca. 45jährige Frau auf dem Velo, um nach links in eine vielbefahrene Straße abzubiegen. Sie trug recht sommerliche Kleidung, dazu Flipflops und einen Helm. Ich stellte mich rechts neben sie, da ich geradeaus fahren wollte. Als sie mich sah, sagte sie: „Gute Idee!“ und zog Flipflops und Helm aus, um beides in ein Behältnis auf dem Gepäckträger zu legen. Endlich war die Straße frei, so daß wir weiter fahren konnten, bevor sie die Möglichkeit hatte, ihre Kleidung der meinigen noch mehr anzupassen.

Die Wolken nahmen immer mehr zu, was mir recht war bei der Hitze, denn nun wurde es hügeliger. Über Baden und Lenzburg fuhr ich nach Hause, wo ich um 14.30 Uhr ankam. Nur eine kurze Pause, und dann (mit einem älteren Velo, denn ich hatte keine Lust, das neue abzurüsten) radelte ich an die Aare zum Baden. Gegen 19 Uhr bezog es sich definitiv, so daß ich nach Hause radelte. Zu Hause angekommen, fing es an, heftig an zu regnen. Und das andere Velo war total platt vom Stehen im aufgerüsteten Zustand. Den Grund habe ich gefunden, als ich mich Tage später mit der Reparatur beschäftigte: Ein Stück Draht, möglicherweise ein „Fleischhaken“ aus einem Stahlseil, steckte im Reifen und hatte ein kreisrundes Loch in den Schlauch gebohrt, was gleichzeitig verhindert hat, daß die Luft rasch entwichen ist. Eventuell könnte ich mir den Draht am See in Kleinkellmünz zugezogen haben, denn vermutlich handelte es sich bei diesem See um eine ehemalige Kieskuhle, die im Zuge des Autobahnbaus angelegt wurden. Vielleicht lagen dort noch Reste eines alten Baggerseils. Solche Fleischhaken sind übrigens auch gemein, wenn mal barfuß auf ein schadhaftes Stahlseil tritt Bergwege mit schadhaften Stahlseilen abgesichert sind und man greift mit der Hand hinein.

Im ganzen hat mir die Fahrt nach Illertissen gefallen, nicht nur wegen des historischen Kinderfestes und weil ich Michael aus Illertissen persönlich kennen lernen durfte. Auch ist es nicht so tragisch, daß ich nicht die ehemaligen Bahnstrecken beradeln konnte, denn so weit weg liegen sie auch wieder nicht. Kühleres, dafür aber beständiges Wetter außerhalb des Hochsommers eignet sich besser. Wäre ich später in Zofingen angekommen, hätte ich deutlich mehr Regen abbekommen als jetzt.


Schöne Grüße
Michael aus Zofingen (Ende)


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