Letztes Wochenende war in Zofingen Weihnachtsmarkt. Am Samstag wollte ich diesen Markt aufsuchen. In der Nacht zuvor hatte es noch erheblich geschnitten, so daß ich Mühe hatte, mit dem Velo zum Einkaufen zu fahren. Daher entschloß ich mich, am Nachmittag nicht mit dem Velo zum ca. 1 km entfernten Weihnachtsmarkt zu fahren, sondern zu Fuß zu gehen. Da ich über die Beschaffenheit der Wege dorthin nichts wußte (Schnee, Flotsch, eisig, naß, trockene Salzkruste?), schmierte ich mir die Füße (speziell die Fußoberseite) dick mit Niveau-Creme ein. Eigentlich bin ich kein Freund von diesem mohrigen Zeug, aber es verhindert doch in gewissem Rahmen, daß Feuchtigkeit (und Streusalz) in die Haut eindringt. Ich war somit bei genauer Betrachtung nicht barfuß, sondern nur „fett benichtschuht“. Um der Gefahr nasser Hosensäume aus dem Wege zu gehen, trug ich kurze Hosen. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich kein Argument parat habe, um mich fürs Nichttragen einer Mütze zu rechtfertigen. Trotzdem trug ich keine.
Die Wege zum Weihnachtsmarkt waren von unterschiedlicher Beschaffenheit: Mal eine dünne Schicht WARMER Schnee, mal Eishubbel, mal (salz-)naß, mal Flotsch, so richtig abwechslungsreich, wie es beim barfuß gehen (laufen, rennen, wetzen, säckeln, trotten usw., Liste nicht abschließend). Einige 4radfahrer starrten auf meine unteren Extremitäten, statt sich auf den Verkehr zu konzentrieren (aber zu Unfällen kam es nicht). Etwa 100 Meter vor dem Ziel kam mir eine Arbeitskollegin entgegen. Sie grüßte freundlich, ohne auch nur eine Anmerkung auf meine der Witterung angepaßte Aufmachung zu machen.
Der Weihnachtsmarkt fand in der Zofinger Altstadt statt. Die Straßen waren zum Glück nicht gesalzen, sondern es lag festgetretener Schnee um Split. Dieser Splitt war relativ fein und nicht scharfkantig (keine Riesensieche wie in Immenstadt) sowie in den Schnee getreten, so daß ich den Splitt nicht spürte. Unter solchen Rahmenbedingungen macht der barfüßige und bekurzhoste Besuch eines Weihnachtsmarktes ECHT Spaß. Ein Weihnachtsmarkt mit Schnee ist immer schöner als ein Weihnachtsmarkt ohne Schnee. Aber nirgends steht geschrieben, daß es sich um kalten Schnee handeln muß. Ein Barfüßer weiß die Qualität von warmem Schnee zu schätzen, und einem fett beschuhten Zeitgenossen schadet warmer Schnee nicht. In der Tat waren unter den Weihnachtsmarktbesuchern Träger von Winterstiefeln mit grobem Profil in der Mehrzahl. Einige „mutige“ trugen auch Halbschuhe. Turnschuhe und Stöckelschuhe sind mir nicht aufgefallen. Sandalen? Fehlanzeige! Und tatsächlich war ich der einzige ohne Schuhe, jaul! Weiterhin war ich der einzige, der bluttbeinig über den Markt ging. Unter den Erwachsenen verzichteten wenigstens etliche auf eine „anständige“ Kopfbedeckung, während Kinder ohne fette Wollmütze die Ausnahme waren.
Was die Reaktionen anbelangt: Es gab in Zofingen deutlich mehr Blicke von erwachsenen Marktbesuchern als noch eine Woche zuvor in Aarburg, während ich bei Kindern keine Unterschiede bemerkte. Ist Zofingen so viel anders als Aarburg. Von der Temperatur her war es ungefähr gleich, nur lag in Aarburg kein bißchen Schnee und es war trocken. Da geht ein Erwachsener „blind“ drauflos und achtet nicht auf den Boden. Wenn aber auf dem Kopfsteinpflaster festgetretener Schnee liegt, der nicht einmal eben ist, dann achtet man mehr darauf, wohin man tritt. Kleinen Kinder dagegen, die mit dem Gesicht näher am Boden sind, fallen nackte Füße und Beine eher auf. In der Tat gab es einige Reaktionen, häufig wurde mir die K-Frage gestellt, manches Mal vernahm ich das Wort „barfuß“ (was sich mit größter Wahrscheinlichkeit wohl auf mich bezog), mal hörte ich „der erkältet sich nie“ (als ob es erstrebenswert ist, sich zu erkälten, oder wie soll ich es sonst interpretieren, daß diese Leute deutlich winterlicher gekleidet waren als ich?). Auch Worte wie „Jessus“ oder „oh Gott“ vernahm ich, und das in einer alles andere als katholischen Gegend. Auch hörte ich sehr oft „brrrrrrrrr!“, als ob Peer Steinbrück seine Drohung wahr gemacht hat und die Kavallerie in die Schweiz geschickt hat, um gegen die Indianer vorzugehen. Allerdings waren nur wenige Gäule in der Stadt, noch dazu Ponys, auf denen Kinder reiten konnten. Am lustigsten waren natürlich die Reaktionen der Kinder, leider fallen mir nicht mehr alle ein. Öfters vernahm ich aus Kindermund das Wort „blutt“, und einmal sagte ein Knabe: „Schau Papi, einer mit Füßen!“
Die Reaktionen waren im Allgemeinen positiv. Manchmal habe ich den Eindruck, als ob die Leute positiver reagieren, wenn man an einem zwar kalten, jedoch nicht unfreundlichen Tag barfuß oder/und in kurzen Hosen über den Weihnachtsmarkt geht wie wenn man an einem verregneten und nur 15°C warmem Sommertag an einem normalen Wochentag durch die Stadt geht. Vermutlich sind im letzten Fall die Leute übel gelaunt, weil sie zur Arbeit müssen oder bei dem Sauwetter einkaufen müssen, und dann lassen sie ihren Frust an Barfüßern/Kurzhöslern (und vielleicht auch nur an denjenigen Leuten, die in irgendeiner Form im Wege stehen, zu langsam gehen usw.). Auf dem Weihnachtsmarkt ist die Stimmung eher fröhlich, da stört keiner wirklich, der „anders“ ist und niemandem einen Schaden zufügt. Und „Berufsnörgler“ und andere humohrlose Sieche machen um Weihnachtsmärkte einen Bogen.
Ca. 4 Stunden war ich insgesamt unterwegs. Nachdem es dunkel geworden war, ging ich nach Hause. Es war -1°C warm. Es hat ECHT Spaß gemacht.
Zitat von Michael aus ZofingenIn der Tat gab es einige Reaktionen, häufig wurde mir die K-Frage gestellt, manches Mal vernahm ich das Wort „barfuß“ (was sich mit größter Wahrscheinlichkeit wohl auf mich bezog), mal hörte ich „der erkältet sich nie“ (als ob es erstrebenswert ist, sich zu erkälten, oder wie soll ich es sonst interpretieren, daß diese Leute deutlich winterlicher gekleidet waren als ich?). Auch Worte wie „Jessus“ oder „oh Gott“ vernahm ich, und das in einer alles andere als katholischen Gegend. Auch hörte ich sehr oft „brrrrrrrrr!“, als ob Peer Steinbrück seine Drohung wahr gemacht hat und die Kavallerie in die Schweiz geschickt hat, um gegen die Indianer vorzugehen. Allerdings waren nur wenige Gäule in der Stadt, noch dazu Ponys, auf denen Kinder reiten konnten. Am lustigsten waren natürlich die Reaktionen der Kinder, leider fallen mir nicht mehr alle ein. Öfters vernahm ich aus Kindermund das Wort „blutt“, und einmal sagte ein Knabe: „Schau Papi, einer mit Füßen!“
Einfach immer köstlich dein Humor!
LG, Dominik
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