Nachdem ich nun in den letzten 1,5 Jahren schon dreimal von Schülern interviewt wurde (davon einmal fürs Radio) und ein ehemaliger Arbeitskollege und heutiger Journalist auch mich zweimal für unterschiedlich Artikel interviewt hat, wird im September in der Firmenzeitung, die 4mal im Jahr erscheint, auch etwas übers Barfußlaufen zu lesen sein. Die Firma hatte Mitarbeiter aufgefordert, Beträge zu schreiben, und ich schrieb einen übers Barfußlaufen. Mein Beitrag wurde inzwischen von der zuständigen Sachbearbeiterin bearbeitet, in solch einer Version wird er erscheinen:
„Barfusslaufen hält Körper und Geist gesund Schutzbrille, Anstosskappe, Helm, Sicherheitsschuhe, Laborschurz, Schutzhandschuhe. Für viele Mitarbeiter in dieser Firma gehören die Arbeitskleider zum beruflichen Alltag. Auch wenn das Tragen der Uniform für den Labor- und Betriebsmitarbeiter nicht immer angenehm ist, so sind sie aus Sicherheitsgründen unverzichtbar.
Und ausserhalb des Arbeitsplatzes? Je nach Freizeitbeschäftigung wird auch dort manchmal entsprechende Schutzausrüstung getragen, etwa ein Helm beim Velofahren, Knieschoner beim Inline-Skating, eine Regenjacke beim Wandern oder dickere Kleidung bei tieferen Temperaturen. Niemand würde auf die Idee kommen, diese Sachen auch dann zu tragen, wenn sie nicht wirklich nötig sind. Wirklich? Sicher würde niemand beim Schachspielen einen Velohelm aufsetzen oder beim Fernsehen einen Ellbogenschoner tragen. Aber wie sieht es mit Schuhen aus? Zwar trägt wohl nur selten jemand Sicherheitsschuhe bei der Freizeitbeschäftigung, dafür aber alle möglichen bis nahezu „unmöglichen“ Modelle von Schuhen. Dabei sind wir Menschen als Barfussläufer geboren. So hat es die Natur für uns vorgesehen. In Schuhen verkümmern unsere Füsse. Deshalb sollten wir so oft wie möglich barfuss durchs Leben schreiten. Das hält Körper und Geist fit. Und hätte womöglich das Potential, die Welt zu verändern.
Günstiger Einfluss auf die Gesundheit 98 % aller Menschen kommen mit gesunden Füssen auf die Welt. 60 % der Erwachsenen haben Problemfüsse: Füsse mit Fehlstellungen führen zu Fehlhaltungen mit Folgeschäden am ganzen Körper. Umgekehrt lassen sich einige Beschwerden über die Füsse günstig beeinflussen. Zahlreiche Untersuchungen anerkennen die positive Seite des Barfusslaufens. So veröffentlichte 2010 die Harvard University eine Studie, die bestätigt, dass Barfusslaufen die Muskulatur kräftigt, Gelenke und Knochen schonen, Energie spart und die Lauftechnik verbessert. Sogar das Verletzungsrisiko sei beim Barfussgang kleiner. Andere Publikationen belegen, dass Barfuss laufen lindernd bei Kopfschmerzen und Krampfadern wirken kann. Es regt den Stoffwechsel an und fördert die Durchblutung im ganzen Körper, die Schleimhäute in Nase und Rachen sind besser durchblutet und schützen vor Erkältungen. Ganz nebenbei wird die Koordination von Sinneswahrnehmung und Bewegung geschult und der Gleichgewichtssinn gefördert. Selbstverständlich haben auch weiterhin Bergstiefel im Hochgebirge ihre Existenzberechtigung ebenso wie Winterstiefel im Tiefschnee. Aber sonst? Wieso gönnen wir unseren Füssen nicht die Freiheit, die ihnen zusteht? Ist es die Angst vor Verletzungen, vor Erkältungen, vor Fusspilz? Oder sind es die Schranken im eigenen Kopf? Wohl eher letzteres. Man macht sich Gedanken, was „bünzlige“ Nachbarn denken könnten nach dem Motto ob der sich keine Schuhe leisten kann?“ Vor 50 Jahren ging auch kein Mann ohne Hut aus dem Haus. Und heute? Fragt heute jemand, der einen barhäuptigen Mann sieht, ob er sich keinen Hut leisten kann? Na bitte! Die Menschheit hat erkannt, dass ein Hut etwa beim Autofahren nicht notwendig ist. Ist es da nicht auch Zeit, das Tragen von Schuhen als selbst auferlegten „lebenslangen Zwang“ zu hinterfragen? Kann man nicht auch die Schuhe in die Ecke pfeffern, wenn barfuss ebenfalls möglich ist?
Barfuss gehen will gelernt sein Es empfiehlt sich nicht, ohne jegliche Barfusserfahrung gleich eine mehrwöchige Velotour zu unternehmen, und die Schuhe zu Hause zu lassen. Auch soll man seine Fähigkeiten nicht überschätzen. Falscher Ehrgeiz ist kontraproduktiv. Das Beste ist, das Barfussgehen erstmal zuhause zu üben. Wie wärs mit einem Gang zum Briefkasten oder in den Garten ohne Schuhe und dies bei jedem Wetter?
Ein Patentrezept oder eine SOP, wie man richtig barfuss laufen lernt, gibt es dafür nicht. Jeder soll es so machen, wie es am besten passt. Sie werden staunen, welche Dinge man barfuss erledigen kann am Wasser, im Wald, in der Stadt, in der Strassenbahn. Es macht viel Freude. Man lernt die Umwelt mit einem zusätzlichen Sinn, nämlich dem Tastsinn, kennen, den man später gar nicht missen will. Welcher Schuhträger spürt schon den Unterschied zwischen glattem und rauem Asphalt, zwischen Kopfsteinpflaster und Holzdielen, zwischen „kaltem“ und „warmem“ Schnee ? (Anmerkung siehe unten)
Auf baren Füssen reisen Manche Gebirge eignen sich ideal zum Barfusswandern, etwa das Elbsandsteingebirge nahe der ostdeutschen Stadt Dresden. Dorthin bin ich bereits dreimal gereist, davon zweimal aus der Schweiz mit dem Velo. Im Mai 2009 wurde auf dem Hörnle bei Unterammergau anlässlich des Bayrischen Wandertages eine geführte Barfusswanderung angeboten. Dabei nahmen insgesamt 55 Leute teil vom Gelegenheitsbarfüsser bis zum Reisejournalisten, der barfuss die Alpen überquert hatte, und darunter auch ein barfuss (und ohne Schuhe im Gepäck) mit dem Velo aus Zofingen angereister Entwicklungschemiker. Aber nicht nur in den Monaten ohne „r“ ist der Verzicht auf fettes Schuhwerk möglich. Selbst im Winter fanden schon Barfusstreffen statt, an denen ich auch schon teilgenommen habe. Aber man muss nicht immer so weit reisen. Beim Besuch historischer Städte, zum Beispiel in Luzern oder Bremgarten ist es durchaus erlaubt, mal die Schuhe zu Hause lassen. Barfuss gehen, Velo und auch Auto fahren sind weder in der Schweiz noch in umliegenden europäischen Ländern verboten. Was die Akzeptanz von Barfüssern im öffentlichen Raum anbelangt, da gilt folgende Faustregel im mitteleuropäischen Raum: Wo man in kurzen Hosen ohne Probleme erscheinen kann, wird man in der Regel auch als Barfüsser nicht abgewiesen. Barfuss gehen ist nicht nur gesund, sondern schont auch die Umwelt, und zwar in mehrfacher Weise: Man achtet genauer auf den Untergrund, um allfällige Scherben zu erspähen – und entdeckt dabei die Blume oder den Schmetterling - und tritt nicht drauf. Andererseits trägt man auch Sorge, dass kein Glas zerbricht – und versehentlich verursachte Scherben werden zusammengekehrt und ordnungsgemäss entsorgt, anstatt liegen gelassen. Ich habe bei mir beobachtet, dass ich seltener Laborglasreste aus den Schuhsohlen schaben muss, seitdem ich in der Freizeit öfters barfuss gehe. Letztendlich werden auch Ressourcen gespart: etwa Leder, Materialien für Socken, Waschmittel, Schuhcreme. Aber vermutlich bräuchten auch die Krankenkassen ihre Prämien nicht so oft zu erhöhen, da Barfüsser gesünder leben als Schuhträger. Vielleicht wird in wenigen Jahren der gelegentliche Verzicht auf Schuhe genauso selbstverständlich sein wie die Benutzung der Treppe, statt des Lifts oder die Benutzung des Velos, statt des Autos. Ich würde es mir wünschen.“
Auch eine Fußnote im Artikel dürfte wohl mindestens einen erfreuen:„Wenn Schnee ca. -2 bis 0°C ist, ist unter „Winterbarfüssern“ der Ausdruck „warmer Schnee“ gebräuchlich, Beim Gehen durch „warmen“ Schnee werden die Füsse rot, es schmerzt etwa nach 10 Minuten stark, dann aber hat man ein angenehmes Gefühl, die Durchblutung wird besonders gefördert. Beim Gehen durch „kalten“ Schnee dagegen werden die Füsse kalt, man spürt nichts, und dann droht eine Erfrierung.“ Der Artikel soll noch auf Englisch übersetzt werden für die Mitarbeiter in Niederlassungen außerhalb des deutschsprachigen Raumes.
Die Sachbearbeiterin, mit der ich ansonsten nichts zu tun habe, hat zugegeben, daß sie auch gerne barfuß läuft, allerdings ekelt sie sich vor schwarzem Asphalt. Am Arbeitsplatz kenne ich sie nur mit Schuhen der unbequemeren Art. Wenn der Artikel in der Firmenzeitung erscheint, werden wohl alle Mitarbeiter mitbekommen, daß ich oft barfuß bin. Und Repressalien wird es wohl auch keine geben, wie damals mit dem mittlerweile pensionierten Personalchef. Ich bin ja gespannt, wie die Arbeitskollegen auf meinen Beitrag reagieren.
Schöner Artikel ;) ... bis auf die Sache mit dem "warmen Schnee" . Das hätte ich ergänzt bzw. Gar nicht geschrieben. Denn es gibt auch Leute mit empfindlichen Füßen die bei den Temperaturen durchaus Erfrierungen bekommen... Laut Chirurgen ist das Risiko schon bei Temperaturen unter 7 Grad vorhanden...
Du bist ja momentan auf Interviews abonniert . Ist doch toll, wenn sich die Umwelt für Dich interessiert. Und nun auch die Betriebsinterne Presse. Vielleicht hilft das ja die Akzeoptanz Dir gegenüber und dem was Du gerne tust endlich zu stärken. Würde mich jedenfalls interessieren wie die Arbeitskollegen darauf reagieren.
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