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 Reiseberichte
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

27.10.2013 18:24
Reise nach Norddeutschland, 2. Tag Zitat · Antworten

Es war Samstag, der 19.10. 2013 um 00.40 Uhr und ich war am Bremer Hauptbahnhof angekommen. Auf meinem Weg zum Klassentreffen auf dem Krupunder wäre ich nur noch bis Rotenburg/Wümme gekommen, nicht weiter. Dann doch lieber die Nacht bis zum ersten Zug in Bremen verbringen. Die Bahnhofsunterführung war voller Leute, teilweise ziemlich besoffen. Daß „Freimarkt“ war, habe ich erst später registriert. Etliche Leute lästerten über mich, riefen „Hochsommer“. Dabei war ich gar nicht mal der einzige Mann ohne lange Hosen. Im Hauptbahnhof trugen zwei Männer unabhängig voneinander bayrische Lederhosen. Aber nicht die speckigen echt kurzen, sondern unspeckige Lederhosen, die bis übers Knie gingen, dazu geschlossene Schuhe (ob es sich dabei um „Haferlnschuhe“ handelte, entzieht sich meiner Kenntnis), Sockenlosigkeitvortäuschsocken und jeweils zwei ca. 5 cm breite Bänder um die Unterschenkel.

Ich verließ den Hauptbahnhof in Richtung Altstadt, zunächst vorbei an Buden und wenigen Ringelspielen. Obwohl hier viele Scherben lagen, trat ich in keine einzige (Helmut Kohl wäre das analog mit Fettnäpfchen nicht gelungen). Auch hier lästernde Bemerkungen besoffener Jugendlicher. Aber bald war das vorbei. Die Leute, denen ich in der Innenstadt begegnete, waren älter und nüchterner. Ein Mann stellte die berühmt-berüchtigte K-Frage – auf Plattdeutsch! Wie süß! Habe ich vorher noch nie gehört. Ein Polizeifahrzeug schlich durch die Fußgängerzone. Da sich gerade eine Fußgängergruppe zwischen mir und dem Polizei-4rad befand, konnten die Fahrzeuginsassen unmöglich meine unbedeckten Beine und Füße sehen.

Vorbei an Rathaus und Dom gelangte ich zur Wilhelm-Kaisen-Brücke, ich stieg hinunter zum Weserradweg. Hier war es windig, so daß ich die Jacke überziehen mußte. Im prächtigen Mondschein schritt ich nun die Promenade in Richtung Norden, vorbei an angetäuten Schiffen. Hinter der Eisenbahnbrücke war der Weg gesperrt, also kehrte ich um. Der Weg war angenehm barfuß begehbar, der Lärm der Stadt drang kaum bis hierher, nur die Wellen des Flusses und Möwengeschrei. Obwohl ich über 10 Jahre im nahen Oldenburg gelebt habe, habe eine Mondscheinwanderung an der Weser vorher nie gemacht, nicht einmal fett beschuht. Ich unterquerte die Eisenbahnbrücke, die Stephanibrücke, die Bürgermeister-Smidt-Brücke, die Wilhelm-Kaisen-Brücke, über die sogar eine Straßenbahn fuhr. Linkerhand die Türme der Stephanikirche, der Liebfrauenkirche, des Domes und der Martinikirche, rechterhand die „umgekippte Kommode“. Wunderschönes Bremen!

Beim Weserstadion mußte ich abseits der Weser weiterwandern. Hier fuhr ebenfalls ein Polizeifahrzeug herum. Da die Gegend aber hier spärlich beleuchtet war und die Scheinwerferkegel mich nicht trafen, konnte man meine Barfüßigkeit/Kurzhosigkeit nicht erkennen. Dann ging es wieder ans Weserufer. Offensichtlich hatte es kurze Zeit vorher mal Hochwasser gegeben, zumindest deutete Schwemmgut auf dem Weg darauf hin. Ab und zu trat ich absichtlich durch das Angeschwemmte, was recht angenehm war (aber nicht ganz ungefährlich, es könnte sich Brombeerranken, Rosenstengel usw. darunter verbergen). Ich ging bis zu einer Weserbrücke, von deren Existenz ich nichts wußte (oder wurde sie erst nach 1989 gebaut?), dann ging ich wieder in Richtung Stadt. Je näher ich einem Kneipenviertel kam, desto mehr Leute waren auf der Straße. Auch waren noch etliche mit Velos unterwegs, ausnahmslos dick vermummt, meistens sogar mit Mütze (selten mit Helm). Auch schrammte ab und zu ein Nacht-Tram vorbei.

In der Nähe des Rathauses hielt ein neutrales Fahrzeug neben mir an, zwei Zivilunken stieen aus und wiesen sich als Polizisten aus. Nun mußte auch ich meinen Ausweis vorweisen, mußte denen erklären, weshalb ich barfuß und in kurzen Hosen unterwegs sei. Irgendwie glaubten sie mir nicht, daß ich aus der Schweiz kam und zu einem Klassentreffen im Hamburger Raum wollte. Auch glaubten sie gehört zu haben, daß barfuß an sich gesund sei und Erkältungen vorbeuge, aber doch nicht in der Stadt und im Winter. Ich übergab den Beamten noch einen Barfußflyer, einen kurze-Hosen-Flyer und einen Zeitungsausschnitt über mich aus dem Zofinger Tagblatt. Nun waren die Beamten überzeugt.

Ich ging noch nicht direkt zum Hauptbahnhof, sondern zur Böttcherstraße, ans Weserufer und durch das „Schnurr-Viertel“ mit dem ausgezeichnet barfuß begehbaren Kopfsteinpflaster. Am Hauptbahnhof mußte ich mir eine Fahrkarte besorgen. Ich löste lediglich eine einfache Fahrt nach Harburg, da ich den Rest des Tages offtopic-fahrzeugmäßig mit der 9-Uhr-Tageskarte des HVV abdecken wollte. Ich tat es am Billettautomaten. Während ich das Fahrziel eingab usw. erhob sich ein besoffener Jugendlicher, der ca. 15 Meter vom Automaten auf dem Boden gesessen hatte, und sagte: „Mann, es ist Winter! Wieso bist du ohne Socken und in einer Badehose?“ Ich korrigierte: „Das ist keine Badehose, sondern eine kurze Jeans. Und barfuß gehen ist gesund.“ „Aber hier sind doch überall Scherben!“ „Wenn man aufpaßt und nüchtern ist, tritt man schon nicht rein!“ „Wohin willst du, ich kann die Karte für dich rausholen.“ „Ich habe sie schon!“ Und fort war ich, mit Fahrkarte und Wechselgeld. Irgendwie mag ich es nicht haben, wenn ich direkt an einem Geldautomaten oder einem Fahrkartenautomaten von irgendwelchem Gesocks angequatscht werde. Solches Pack könnte es auf Geld abgesehen haben. Da es manchmal schon eine Wissenschaft für sich ist, eine Fahrkarte in fremden Städten aus dem Automaten zu lösen, ist man derart vertieft, daß man das Umfeld nicht mitbekommt. In der Regel suche ich auch einen Automaten aus, bei dem sich kein zwielichtiges Volk in der Nähe aufhält.

Ich hatte noch Zeit, durch den Bahnhof zu gehen. Je näher man dem stadtabgewandten Ausgang (in Richtung Kramermarkt), desto mehr Gefahr bestand, in Scherben oder Pappteller mit Ketchupresten zu treten. Und tatsächlich war ich nicht der einzige Mensch mit Schuhen an den Füßen in Bremen. Zwei junge Frauen gingen die „unmöglich konstruieren Schuhe“ in der Hand tragend, durch den Bahnhof. Aber sie waren nicht etwa barfuß, sondern trugen Strumpfhosen in Kombination mit Miniröcken und Lederjacken. Ob in Bremen das Gehen ohne Schuhe, aber mit Socken/Strumpfhosen derart verbreitet ist, daß deswegen der junge Mann beim Automaten meine fehlenden Socken und nicht meine fehlenden Schuhe angesprochen hat? Ich ging noch mal auf den Bahnhofsvorplatz, wo einige Trams standen. Die beiden Frauen verließen auch den Bahnhof, nun mit Schuhen. Eine andere Frau trug dagegen offene Schuhe ohne Socken, ansonsten eher winterlich.

Im Metronom-Zug nach Hamburg waren auch etliche besoffene Jugendliche, vermutlich überwiegend Freimarktbesucher auf dem Weg nach Hause. Bei der Fahrkartenkontrolle gab hatte ein Jugendlicher Ärger mit der Schaffnerin (Typ: herrische Schaffnerin in Zügen der DDR aus der Zeit, als man noch „Ostzone“ oder „SBZ“ sagte) wegen einer nicht abgestempelten Karte. Hätte ich die Fahrkarte etwa auch abstempeln müssen? Offensichtlich nicht, denn weder an meiner Fahrkarte, noch an meiner nackten Füßen und Beinen hatte dieses Mannweib was auszusetzen.

In Harburg löste ich mir eine HVV-Karte, die den ganzen Tag gültig war, in der Unterführung. Ich ging hinunter zum S-Bahnsteig und fuhr mit einer S3 in Richtung Pinneberg. Es war Premiere. Erstmalig benutzte ich ein Hamburger Nahverkehrsmittel barfuß. Eigentlich trivial, barfuß mit der S-Bahn zu fahren. Habe ich doch schon öfters getan, und macht es einen Unterschied, in welcher Stadt man barfuß S-Bahn fährt? Eigentlich nicht. Aber wenn man früher schon öfters fett beschuht in der Stadt Offtopic-Fahrzeuge benutzt hat (in meinem Fall letztmalig im Januar 2004), dann hat man doch andere Gefühle. Ich fuhr bis zur Endstation Pinneberg, der Stadt, in der ich das Gymnasium besucht hatte.

Als ich ausstieg, begann es hell zu werden. Es war relativ kalt an der Bushaltestelle vor dem Bahnhof. Drei weitere Leute (2 Frauen, die zusammen gehörten, und ein ca. 50-jähriger Mann) wollten mit dem Bus fahren. Eine der Frauen (dick vermummt und mit aufgedunsenem Gesicht) fragte mich, ob es nicht zu kalt wäre. „Nein, es ist nicht zu kalt!“ Das war schon fast eine Lüge, nicht wegen barfuß oder kurzer Hosen, sondern weil ich keine Jacke an hatte. Letztere hatte ich in Bremen nach Betreten des Metronom-Zuges ausgezogen und sofort im Rucksack verstaut, um sie ja nicht irgendwo zu vergessen. Die beiden Frauen unterhielten sich noch etwa mit Worten wie „ich sterbe fast, wenn ich das sehen. Dann kam der Bus nach Wedel vorbei, sie stiegen ein.

Ich wollte nicht nach Wedel, sondern möglichst an Orte, wo sich HVV-mäßig etwas verändert hat. Und dazu war der wenig später fahrende 185er gerade richtig. Denn immerhin würde dieser die AKN-Station „Eidelstedt Zentrum“ anfahren, ich kannte bisher nur den Vorgänger „Eidelstedt Ost“. Auch der Mann benutzte „meinen“ Bus. Er starrte immer auf mein Gesicht und meine Füße, sagte aber nichts. Mich interessierte der Mann nicht. Vielmehr schaute ich immer gebannt aus dem Fenster, mal hierhin, mal dorthin. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so intensiv aus dem Fenster eines HVV-Omnibusses gesehen zu haben, nicht einmal aus dem Fenster eines heute noch existierenden schienengebundenen Offtopic-Fahrzeug im HVV. Eines hätte ich zu gerne getan: Erstmalig in Hamburg barfuß mein Lieblingsverkehrsmittel, die Straßenbahn, zu benutzen. Aber dazu kam ich 25 Jahre und 18 Tage zu spät. Tempi passati!

Der Bus fuhr zwar nicht direkt an meiner Schule vorbei, aber immerhin auf einer Parallelstraße. Auch bewegte er sich nicht weit vom Hotel Fuchsbau entfernt, wo das Ehemaligentreffen in knapp 12 Stunden stattfinden würde. Und auch dazwischen gab es doch so einiges zu sehen. Am Eidelstedter „Zentralbahnhof“ wechselte ich in die nun in Tieflage verkehrende AKN, die mich zum S-Bahnhof brachte. Nächstes Ziel war der Flughafenbahnhof, den ich noch nicht kannte. Wegen Gleissperrungen war dieser nur auf Umwegen erreichbar, nicht etwa nach einmaligem Umsteigen von einer S-Bahn in die andere. Ein männlicher Fahrgast mit schwerem Reisegepäck ging in Richtung Flugabfertigung in kurzen (besser unlangen) Hosen, alle anderen waren deutlich winterlicher gekleidet. Ich verließ die S-Bahn säckelte kurz nach oben und rannte zurück in dieselbe S-Bahn, die kurz darauf zurückfuhr. Aber nur eine Haltestelle mit mir.

Mein nächstes Ziel war nämlich eine barfüßig Wanderung von Wohldorf nach Ohlstedt. Um dorthin zu kommen, wechselte ich in die S-Bahn nach Poppenbüttel und dann weiter mit dem Bus. Da der Bus nicht bis Ohlstedt fuhr, sondern vorher wendete, fuhr ich bis zur Endstation, um dann weiter zu Fuß zu gehen, zuerst durch ein Wohnquartier, wo mich prompt eine Autofahrerin fragte, ob alles in Ordnung sei. Als ich meinte, daß barfuß gesund sei, fuhr sie weiter. Es war ca. 10°C, und bei dem Wetter sah ich immerhin einige Velofahrer in kurzen Velohosen. Auch ein Knabe war in einer unlangen Sporthose mit dem Velo unterwegs. Barfuß oder auch nur sockenlos war niemand. Es folgte ein Wanderweg an der Alster, dann ging ich zu einem Verkehrsmuseum (ehemaliger Bahnhof Wohldorf), das an diesem Tag geschlossen hatte (ich wollte ohnehin nicht hinein). Dort stand auch, in eine Plane eingehüllt, ein alter Straßenbahntriebwagen. Hier war Endstation der Kleinbahn Altrahlstedt-Wohldorf, und auf dem 1961 stillgelegten Teilstück bis Ohlstedt verläuft heute ein Wanderweg. Dieser Weg war angenehm barfuß begehbar. Zuletzt wanderte ich auf der ehemaligen Trasse der „Walddörfer Straßenbahn“ im Dezember 2003 – fett beschuht, aber (unecht) bekurzhost.

Von Ohlstedt fuhr ich mit der U-Bahn in Richtung Hamburger Stadtzentrum. Erstmalig wollte ich auch ein Hamburger Kaufhaus barfuß betreten, wegen der Rolltreppen. Bei meinem ersten barfüßigen Hamburg-Besuch (2009 mit dem Velo) wollte ich das nicht. Nicht etwa aus Angst wegen barfuß, sondern aus Angst, daß ich mein vor dem Kaufhaus abgestelltes Velo mir viel Gepäck nicht mehr so vorfinden würde wie ich es gerne hätte. Nun mußte das Alsterhaus „dran glauben“. Vom Jungfernstieg betrat ich das „ehrwürdige“ Haus, mir kam gleich ein Duft verschiedenster Parfüms entgegen. Also schnell zur Rolltreppe und hoch. Im Gegensatz zu Karl Heinz hatte ich keinerlei Hemmungen, bis ins oberste Stockwerk zu fahren und dann wieder zurück (mit Umweg über den Keller). Das Alsterhaus hat sicher deutlich mehr Stockwerke als der Immenstädter Laden, in dem sich Karl Heinz barfuß nicht wohl fühlte. Hamburg ist ja immerhin eine Millionenstadt, während Immenstadt nicht einmal eine „Große Kreisstadt“ ist. Ich fühlte mich im Alsterhaus aber auch nicht wohl, und das nicht etwa wegen meiner Kleidung, die nicht derjenigen eines Otto-Normal-Spießers entsprach, sondern wegen des Angebotes. Während es früher noch große Bereiche mit für mich interessanten Artikeln fand (z.B. Modellbahnen, Zooartikel, Handwerkermaschinen, Lampen), findet man heute fast nur noch Klamotten, Schuhe, Taschen usw., und meistens auch noch zu Preisen, die der kleine Mann nicht bezahlen kann. Mit anderen Worten: Es handelt sich nun um ein Kaufhaus für Leute der gehobenen Einkommensklasse, und dazu fühle ich mich nicht hingezogen (auch wenn ein Blick in meine Steuererklärung vielleicht das Gegenteil vortäuschen sollte). Aber eines muß man den Alsterhaus-Betreibern lassen: Sie haben Rolltreppen, auf deren barfüßige Benutzung Spaß macht. Aber nicht weitersagen: Sonst kommen noch Heerscharen barfüßiger Leute nur zum Rolltreppe fahren statt zum Kaufen. Und dann würden Türsteher Barfüßer abweisen und dem Alsterhaus ein Schaden durch diejenigen Barfüßer entstehen, die dort kaufen wollten, aber nicht durften. Am Ausgang an der Poststraße verließ ich das Qualsterhaus und schritt barfuß zum Rathausmarkt.

Als nächstes benutzte ich die neue U-Bahnlinie 4 in die Hafencity. Die beiden neuen Haltestellen wirken recht pompös, in meinen Augen reine Geldverschwendung. Noch endet diese U-Bahn-Linie quasi im Nichts, aber das „Nichts“ wird wohl irgendwann mal gefüllt und die U-Bahn verlängert bis zu den Elbbrücken. An der heutigen Endstation mit Musikberieselung sagte ein Mädchen: „Der Mann ist ja barfuß, der friert doch!“ Darauf der Vater: „Barfuß ist gesund. Und frieren wird er wohl auch nicht, sonst würde er sicher Schuhe anziehen.“

Dann war der Bereich Landungsbrücken dran. Vom Bahnhof ging ich hinunter und folgte dem oberen Weg zum alten Elbtunnel. Dieser ist für 4räder gebührenpflichtig, für Velofahrer und Fußgänger gratis. Hinunter fuhr ich mit dem Personenlift (die 4räder und Velos werden mit anderen Liften befördert). Dann schritt ich durch den Tunnel zum Grasbrock und verließ ihn via Treppe, die aus Holz bestand und daher gut barfuß begehbar war. Vom Grasbrock hatte ich einen schönen Ausblick auf den Hamburger Hafen. Nach einiger Zeit ging ich die Treppe wieder hinunter und durch den Tunnel zurück. Auf der Stadtseite benutzte ich auch die Treppe, bei der allerdings ein Teil aus Gitterrosten bestand. Der alte Hamburger Elbtunnel ist übrigens ein Kulturgut. Die Sprachen der Besucher waren vielfältig, sogar Schweizerdeutsch wurde gesprochen. Aber im Gegensatz zu anderen Kulturgütern (etwa Schloß Chillon) ist barfuß kein Problem. Keiner von den bekalkmützten Tunnelwärtern hinderte mich daran. Und das lag sicher nicht daran, daß gerade dieser Tunnel im Film „Barfuss“ eine Rolle spielte. Durch diesen Tunnel war nämlich „Nick Keller“ alias Til Schweiger mit dem 4rad gefahren, um von Hamburg von der Hochzeit seines Bruders in Hamburg wieder in seine süddeutsche Heimat zu fahren. Aber das bekommen nur Insider mit, denn gesagt wurde darüber nichts. In diesem Film wimmelt es ohnehin nur so von geografischen Fehlern, Drehorte und die Orte, an denen sie spielen sollen, stimmen nicht überein. So könnte man fast glauben, daß es in Hamburg eine Straßenbahn gäbe, die vorbeifuhr, als sich „Nick“ und „Leila“ im Regen gestritten hatten. Nach dem Tunnelbesuch ging ich noch über die Landungsbrücken (wasserseitiger Weg) zur U-Bahnstation Baumwall. Manche Hafenrundfahrtausschreier („He lücht“) haben mich dumm angeglotzt (einer hat sogar gepöbelt), als sie mich in T-Shirt, kurzen Hosen und ohne Schuhe bei milchigem Sonnenschein, jedoch starkem Wind am Wasser sahen, während andere fette Wollmützen trugen. Auch einige Kinder konnten es kaum glauben..

Ich fuhr übrigens auch noch in die Harburger Altstadt und nach Blankenese sowie zum Hauptbahnhof, um mir von dort ein „Schönes-Wochenende-Ticket für den nächsten Tagaus einem Automaten zu holen (diesmal ohne Behinderung durch Gesocks). Allmählich mußte ich an meine Weiterfahrt zum Krupunder denken, ich wollte ja nicht zu spät kommen. Hamburg ist wirklich groß, viele Gegenden, etwa Bergedorf, konnte ich nicht aufsuchen an diesem Tag. Da muß man Prioritäten setzen können - oder länger bleiben. Letzteres konnte ich nicht, und was die Prioritäten anbelangt, so bin ich mit mir im Reinen. Andere Leute mögen da anderer Meinung sein.

Nun hieß es aber Abschied nehmen vom Hamburger Stadtzentrum und mit der S-Bahn zum Krupunder. Am gleichnamigen S-Bahnhof verließ ich den Zug. Gedanken, daß irgendwer vom Hotel Fuchsbau mit dem Edeka-Fritzen in Westerland, mit einer Wirtin an der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern, mit einem Berliner Museumswärter, mit einem KadeWe-Türsteher oder mit der Kassendame am „Kulturgut“ Schloß Chillon verwandt oder verschwägert sein könnten, kamen mir nicht. Ich erreichte den Krupunder See, betrat das Gelände, was früher wegen eines fetten Zaunes nicht möglich war. Ich fand sah eine Blockhütte. Baden im See war zwar laut Schild verboten, aber von einem Fußwaschverbot war keine Rede. Also tat ich es. Das Wasser war kalt, kälter als ich die Aare in Erinnerung hatte. Danach begab ich mich zum Hotel.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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