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Dieses Thema hat 4 Antworten
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 Barfuß und Leben
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

16.12.2013 05:41
Wanderungen rund um den Zofinger Weihnachtsmarkt Zitat · Antworten

Hallo,

am zweiten Adventswochenende 2013 war Weihnachtsmarkt in Zofingen. Ausnahmsweise bestimmte an diesen beiden Tagen nicht der Nebel das Wetter, sondern die Sonne. Also richtiges Wanderwetter. Und noch dazu ohne diese fiese Bise! Mein heimlicher Wunsch, auf dem Zofinger Weihnachtsmarkt barfuß und bekurzhost durch den WARMEN Schnee zu schreiten, konnte sich mangels Schnee nicht erfüllen, aber vielleicht hatte ich ja in einigen höhergelegenen Waldgebieten Glück.

Mein erstes Ziel war der Heiternplatz, ein oberhalb der Stadt liegender ursprünglicher Exerzierplatz, hier lag kein bißchen Schnee. Das Gras war naß und matschig und somit barfuß angenehm begehbar. Von dort führte ein Naturweg in den Wald. Hier lag in der Mitte Schnee, WARMER Schnee, was will ich mehr. Mir begegneten einige Leute im Wald, viele lächelten und grüßten freundlich. Nicht alle Wege waren barfuß gut begehbar. Über manche waren 4räder gefahren, und manche Spuren der Reifenprofile waren scharfkantig gefroren. Ebenso gab es schneefreie und steinige Passagen, die teilweise noch von Buchekkern übersät waren, kotz, würg! Aber wenigstens keine Maronis, die sind noch fieser. Im Allgemeinen sind viele der steinigen Waldwege besser barfuß begehbar mit einer Schneedecke.

Ich verließ den Wald und gelangte zu einem einzelnen Haus, wo gerade ein Auto vorfuhr. Aus dem 4rad stiegen zwei Leute aus, einer war ein Arbeitskollege von mir (vermutlich wollten sie den/die Bewohner des Hauses besuchen. Er fragte mich: „machst du eine Wanderung durch den Wald bei dem schönen Wetter?“ Ich bejahte. „Kalt ist es ja nicht. Barfuß, find ich toll!“

Ich wanderte weiter über ein asphaltiertes Sträßchen in den Zofinger Stadtteil Mühlethal (der Ort heißt „Mühlethal“, obwohl er auf dem Berg liegt, dafür liegt der Ort „Mühleberg“ direkt am Ufer der Aare, also im Tal! Das ist Schweizer Logik!). Ein junger Autofahrer stand vor seinem 4rad, als ich vorbeiging. Er griff zu seinem Handy und sagte: „Hier läuft jemand barfuß.“ Die Art, wie er es sagte, deutete darauf hin, daß es sich bei dem Angerufenen am anderen Ende der „Leitung“ nicht um die Polizei handelte. Dann ging es bergab auf der trottoirlosen Hauptstraße in Richtung Zofingen. Später konnte ich auf Quartiersstraßen ausweichen. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichte ich die Zofinger Altstadt, wo gerade Weihnachtsmarkt war.

Am nächsten Tag wanderte ich bereits um die Mittagszeit los. Diesmal benutzte ich überwiegend andere Wege im Wald. Da es in der Nacht klar geblieben war, waren einige Wege, die am Vortag matschig waren, jetzt gefroren und damit barfuß deutlich weniger angenehm begehbar. Besonders deutlich spürt man die Unterschiede bei Treckerspuren. Unterschiede, die ein fett beschuhter Zeitgenosse nicht oder nur unwesentlich registriert. Das macht halt den Reiz des Barfußlaufens/gehens aus. Auch diesmal wieder verschneite bzw. vereiste Wege, die sich gut begehen ließen. Hier lernte ich sogar positive Aspekte der sonst so ekligen Buchekkern kennen. Wenn sie nur wenig aus der vereisten Oberfläche herausragen, verursachen sie in den Fußsohlen keine Schmerzen. Andererseits verhindern sie, daß man ausrutscht (ein Schlittschuhläufer wird sich vermutlich zu Buchekkern in der Eisfläche weniger freuen). Teilweise führte mein Weg aber auch über trockene, mit Tannennadeln bedeckte Pfade, ohne Buchekkern, ohne Steine, einfach nur Tannennadeln. Wo hat man schon so einen schönen Teppich.

Etwas weniger angenehm war ein steiniger Weg ohne Matsch und ohne Schnee. Dieser führte nach Uerkheim. Beim ersten Haus stellte ein älterer Bewohner die übliche K-Frage. Dann sagte er, er hätte den Zeitungsartikel im Zofinger Tagblatt über mich gelesen. Dann rief er ins Haus: „Der Mann aus der Zeitung ist hier!“ Seine Frau kam heraus, es entwickelte sich ein angenehmes Gespräch. Unter anderem wurde auch die Polizei angesprochen, ausnahmsweise war diesmal nicht ich derjenige, der damit anfing. Beide konnten es nicht begreifen, daß die Polizei überhaupt reagiert. Die Frau sagte noch: „Wenn Sie nun nackt wandern würden, dann könnte ich noch nachvollziehen, daß die Polizei einschreitet, aber barfuß.“ Ich entgegnete: „Vor 1981 konnte man in der Schweiz deswegen sogar wegen liederlichen Lebenswandels weggesperrt werden. Damals war man noch mehr der Behördenwillkür ausgesetzt. In erster Linie wurden arbeitsscheue und trunksüchtige Männer eingesperrt. Vielfach mußten sie in Arbeitslagern schuften, waren der Willkür des Aufsichtspersonals schutzlos ausgeliefert. Auch Frauen mit unehelichen Kindern wurden von den Behörden aufs Schändliche schikaniert. Ursprünglich wollte man damit verhindern, daß die Leute unnötig den Armenkassen zur Last wurden. Um 1850 mag so etwas noch „normal“ gewesen sein, aber daß so etwas bis 1980 üblich war, ist doch überraschend für einen demokratischen Rechtstaat. Nach dem 2. Weltkrieg war die drohende Armut nicht der Hauptgrund für diese Behandlung, sondern man wollte verhindern, daß das Image der Schweiz als „sauberes Land“ einen Knacks bekommt. So wurden auch Drögeler und Homosexuelle von den Behörden „administrativ versorgt“ – eigentlich „entsorgt“, aber auch wohlhabende Querulanten, die es sich finanziell erlauben konnten, sich aus dem aktiven Berufsleben zurückzuziehen oder zerstreute emeritierte Professoren, deren Frau gestorben war. Auch unpassende Kleidung konnte ein Grund sein. Wer etwa im Schlafanzug und Bademantel an den Milchwagen ging oder in langer Hose und Unterhemd ohne was drüber die Straßenbahn benutzte, bekam die Beamtenwillkür zu spüren. Damals konnte ein Laie noch Schlafkleidung von Straßenkleidung unterscheiden. Heute sind die Unterschiede verwischt. Wer kann auf den Schlag sagen, ob es sich um Leggings oder eine lange Unterhose handelt? Um ein T-Shirt oder ein Unterhemd? Um eine Badehose oder um „normale“ Shorts. Der Rechsteiner hat sich doch neben vielen anderen Personen dafür eingesetzt, daß dieser Skandal an die Öffentlichkeit gelangte.“

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir geredet haben. Schließlich wünschten sie mir einen guten Tag, sie wollten noch mit dem Auto wegfahren. Ich wanderte zum Ufer des Flüßchens Uerke, und folgte dem Wasserlauf teils auf einem matschigen Wanderweg, teils auf einem asphaltierten Veloweg. So kam ich über Holziken nach Kölliken, um dann weitgehend parallel zur Nationalbahn über Safenwil in die Ausläufer von Oftringen zu gelangen.

Ich erreichte stärker befahrene Straßen. Ausgerechnet an einer unübersichtlichen Straßeneinmündung hielt ein mir entgegenkommender Autofahrer an, ich benutzte das Trottoir auf der linken Seite (rechts war keins). Es dauerte einige Zeit, bis er die Scheibe auf der Beifahrerseite runtergekurbelt hatte, während andere Autos nicht vorbeikamen und hupten. Ich ging weiter ohne anzuhalten. Ich hörte noch weiteres Hupen, dann ein Aufheulen eines Motors und ein Losfahren mit quietschenden Reifen! Bei der nächsten Straße mußte ich links ab. Da hörte ich, wie ein Auto voll abbremste und vor der Straßeneinmündung hielt – und prompt einem Lieferwagen den Weg versperrte. Ich bin mir zwar nicht sicher, aber ich nehme an, daß es sich um denselben Autofahrer handelte. Vielleicht hatte er sich wegen meiner nicht gerade übermäßig winterlichen Kleidung (bei 0°C) Sorgen gemacht, wollte nachfragen, und ich war entkommen. Er mußte nun weiter, wollte wenden, was in der Verkehrssituation nicht so einfach war. Als er mich endlich wieder erwischt hatte, wollte ich links abbiegen – und er konnte nicht folgen, weil der Lieferwagen im Weg war.

Ich ging weiter und rechnete damit, damit, daß dieser Autofahrer entweder wieder versuchen würde, mich zu erwischen – oder die Polizei rufen. Es dauerte keine 10 Minuten, da hörte ich ein Auto hinter mir, das langsamer wurde. Es war ein Polizeifahrzeug. Der Beifahrer schaute in meine Richtung, das Polizeifahrzeug wurde wieder schneller, nichts weiter. Ob die Polizisten aufgrund eines Anrufs oder zufällig gekommen waren, kann ich nicht sagen. Vielleicht sind sie weitergefahren, als sie mich als „den aus der Zeitung“ wiedererkannt hatten.

Bald wurde es dunkel, ich erreichte die Zofinger Altstadt und marschierte über den Weihnachtsmarkt nach Hause. Ein schönes Wochenende ging zu Ende, mit Sonne, Weihnachtsmarkt und etwas WARMEN Schnee!

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

16.12.2013 12:14
#2 RE: Wanderungen rund um den Zofinger Weihnachtsmarkt Zitat · Antworten

Hi Mchael,

das war wieder ein spannender und schön zu lesender Bericht in der gewohnten Qualität! Er zeigt freilich deutlich, daß die "K- Frage" allermeist keine "echte" Frage, sondern ein "Aufhänger", um mit einer unegewöhnlichen und interesssanten Person ins Gespräch zu kommen, ist.

Heute keine barfüßigen, sondern "nur" sokkenlose Grüße ausm Büro,
Markus U.


Leo Offline



Beiträge: 742
Punkte: 490

16.12.2013 21:10
#3 Barfüßer sind anscheinend beliebtes Gesprächsthema zum Ausnutzen der Handy- Flatrate Zitat · Antworten

Hallo Michael,

Zitat von Michael aus Zofingen
Ein junger Autofahrer stand vor seinem 4rad, als ich vorbeiging. Er griff zu seinem Handy und sagte: „Hier läuft jemand barfuß.“ Die Art, wie er es sagte, deutete darauf hin, daß es sich bei dem Angerufenen am anderen Ende der „Leitung“ nicht um die Polizei handelte.



Das ist mir auch schon bei (meist jungen) Dauertelefonierern passiert:

Ich zahle 9c pro Minute mobil und 3c zu Hause, daher fasse ich mich unterwegs ziemlich und zu Haue halbwegs kurz. Eine Flatrate lohnt sich für mich nicht. Aber gerade Jüngere haben anscheinend so etwas und müssen sie dann natürlich auch ausnutzen. Dabei ist man als Barfußläufer natürlich ein willkommenes Gesprächsthema: “Da ist einer Barfuß, mit Mütze, OK, es ist ja kalt, aber BAAAARFUUUSS!” (Kurzversion, geübte Dauerquatscher können damit locker 5 Minuten füllen.)

Gruß

Leo


Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

18.12.2013 05:34
#4 Handy- Flatrate und Flatrate für Schuhe Zitat · Antworten

Zitat von Leo im Beitrag #3

Eine Flatrate lohnt sich für mich nicht. Aber gerade Jüngere haben anscheinend so etwas und müssen sie dann natürlich auch ausnutzen.


Hallo Leo,

ich gehöre nach wie vor zu den militanten Hanndy-Verweigerern. Vielleicht gibt es beim Telefonieren, egal ob Handy oder Festnetz, in Zukunft nur noch Flatrates, unabhängig davon, wie oft man den Apparat benutzt oder überhaupt einen hat. Das wäre eine Analogie zu den Fernsehgebühren, die in Deutschland (in der Schweiz noch nicht, wie lange noch?) jeder bezahlen muß, auch derjenige, der weder Fernseher, noch Laptop, noch Handy hat. Irgendwann müssen wohl in der Schweiz alle Autos eine Autobahnvignette haben, auch wenn man keine Autobahn benutzt. So wird verhindert, daß Vignettenflüchtlinge die Landstraßen und Ortsdurchfahrten verstopfen. Dann folgt die Vignettenpflicht auch für Nicht-Autofahrer usw.

Und was kommt dann? Irgendwann vielleicht auch mal eine "Flatrate für Schuhe". Jeder bezahlt jährlich einen gewisssen Betrag für Schuhe (entspricht etwa den durchschnittlichen Ausgaben einer Frau für Schuhe) und darf soviele Schuhe wie möglich beziehen. Aber auch militante Barfüßer müssen soviel bezahlen. So weit sind wir zum Glück noch nicht.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

18.12.2013 12:41
#5 RE: Barfüßer sind anscheinend beliebtes Gesprächsthema zum Ausnutzen der Handy- Flatrate Zitat · Antworten

Zitat von Leo
Dabei ist man als Barfußläufer natürlich ein willkommenes Gesprächsthema: “Da ist einer Barfuß, mit Mütze, OK, es ist ja kalt, aber BAAAARFUUUSS!” (Kurzversion, geübte Dauerquatscher können damit locker 5 Minuten füllen.)



Hi Leo,

meist sind es mehrere Mädchen zwischen 15 und 20 Jahren, die auf Barfußläufer im Winter "abfahren". Ich habe schon ein paarmal erlebt, wie eines der Mädchen meine nackten Füße erspähte und sofort laut kreischend ihre Genossinnen verständigte, damit diese es auch sähen ("Guckt mal, da läuft einer barfuß!"). Einmal schien meine Barfüßigkeit regelrechte Begeisterung zu erzeugen, und die Mädchen wollten schier alles darüber wissen, aber als ich vorschlug, sie sollten es selbst einmal ausprobieren, ging keine darauf ein, weil es "viel zu kalt" sei.

Heute (nur) sokkenlose Wintergrüße,
Markus U.


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