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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Barfuß und Leben
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

02.11.2015 05:12
Klassentreffen mit Hindernissen, Teil 3 Zitat · Antworten

Klassentreffen mit Hindernissen, Teil 3

Hallo!

Nachdem ich Freitag, den 23.10.2015 im wahrsten Sinne des Wortes barfuß, in kurzen Hosen und ohne Mütze „in vollen Zügen“ genossen hatte, befand ich mich eine gute Stunde nach Mitternacht auf dem Hamburger Hauptbahnhof. Und um 18 Uhr sollte das Klassentreffen in Rellingen-Krupunder beginnen. Da ich diesmal einen Schlafsack dabei hatte, in dem ich nach dem Treffen am Krupunder See übernachten wollte, dachte ich, daß mir „eine MÜTZE voll Schlaf“ nicht schaden könnte. Würde noch eine S-Bahn zum Dammtor fahren? Nein, die Strecke war gesperrt wegen Bauarbeiten. Ein Mann fragte mich, ob es nicht zu kalt sei. Ich verneinte. Ich muß sagen, daß das gelogen war, denn hier in Hamburg war es doch deutlich kälter als noch gegen 17 Uhr in Frankfurt. Ich verließ den Bahnhof in Richtung Mönckebergstraße und kramte (außer Sichtweite der in Massen im Hbf. rumlungernden Bonzen mit der Aufschrift „DB Sicherheit“) meine Jacke hervor, nun war meine Aufmachung der Witterung angepaßt.

Mein Weg führte mich durch die Mönckebergstraße, Jungfernstieg, Gänsemarkt in Richtung Wallanlagen beim Dammtor. In einigen Hauseingängen schliefen Obdachlose, so wie ich das in Hamburg nicht in Erinnerung hatte (fairerweise muß ich sagen, daß ich um diese Uhrzeit noch nie in der Hamburger Innenstadt war. Die Anlagen am Dammtor schienen ungeeignet für eine Übernachtung zu sein, überall Leute, auf die die Bezeichnung „Gesocks“ zutreffen KÖNNTE. Ich durchquerte den Dammtorbahnhof (der offtopic-fahrzeugmäßig kein Bahnhof, sondern nur eine Doppelhaltestelle ist), wo sich eine gemischte Gruppe aufhielt. Ich hörte eine nicht mehr ganz nüchterne Frau sagen (und dachte zunächst nicht einmal, daß es sich um mich drehte): „Wenn ich so schöne Beine hätte, würde ich auch solche Hotpants tragen wie die Frau dort! Aber mit schicken Stiefeln, nicht mit so unscheinbaren Schuhen.“ Ein Mann antwortete: „Das ist doch keine Frau, das ist ein Mann!“ Darauf die Frau: „Was, ein Mann! Ich finde Männer mit nackten Beinen eklig, besonders wenn sie auch noch Sandalen tragen, egal ob mit oder ohne Sokken. Bei Frauen ist nackte Haut ok, aber nur, wenn sie unter 30 sind und einen makellosen Körper haben und nicht Krampfadern wie ich!“

Ich ging weiter durch den Van-Melle-Park, der mir als Schlafplatz wegen zu guter Einsehbarkeit ungeeignet erschien. So gelangte ich ans Ufer der Außenalster und ging flußaufwärts. Nachdem ich einen Fähranleger hinter mir gelassen hatte, entfernte sich die Straße vom Ufer. Und zwischen Straße und Uferweg befand sich eine parkartige Anlage, wo ich unter einem Baum einen Schlafplatz fand. Dieser war im Dunkeln nicht einsehbar. Es war leise, da kaum Autos fuhren. Ich hörte nur ab und zu die Stimmen von Wasservögeln sowie gelegentlich einen Zug. So eine himmlische Ruhe im Herzen von Hamburg, der spießigsten Millionenstadt im deutschsprachigen Raum (in der Schweiz gibt es ja keine Millionenstädte).

Gegen 6 Uhr morgens verließ ich den Schlafplatz wieder und begab mich in Richtung Hauptbahnhof. Es waren schon einige Jogger unterwegs, teilweise in unlangen Hosen, jedoch überwiegend mit Mütze. Ich überquerte die Kennedybrücke, kam am Hotel Atlantic vorbei, wo der Geldadel Unsummen von Geld läßt. Eine Armada von Sicherheitsfuzzis, die die „Kapitalistenmafia“ vor dem „gemeinen Volk“ schützen soll, sah ich allerdings nicht. Erst am Hauptbahnhof selbst bewachten zwei „Türsteher“ mit der Aufschrift „DB Sicherheit“ ihre heiligen Hallen. Aber anders als Türsteher vor schein-elitären Diskotheken waren kurze Hosen hier kein Kriterium, um Frauen einzulassen und Männer abzuweisen.

Ich suchte als erstes einen Billettautomaten auf, um mir eine Tageskarte von den Hamburger Verkehrsverbund und ein „Schönes-Wochenende-Ticket für den Folgetag zu besorgen. In der Nähe des Automaten hielt sich eine dunkelhäutige Familie auf. Während der Vater als einziger geschlossene Schuhe trug, trugen die Mutter und die beiden kleinen Töchter Flipflops (und das in Kombination mit eher winterlicher Kleidung, die Kinder sogar mit Mützen). Offensichtlich haben die Kinder mich näher beobachtet. Jedenfalls schlüpfte die ältere Tochter zuerst aus den Flipflops, dann auch noch die jüngere. Aber nicht lange. Dann sprach die Mutter ein paar Worte in einer Sprache, die ich nicht verstand. Und GANZ BRAV wurden die Flipflops wieder angezogen.

Mit einer S3 fuhr ich in Richtung Pinneberg. Und nach mir stiegen auch mehrere Mitarbeiter der „DB-Sicherheit“ ein. Ich hatte Glück. Zufällig kontrollierte mich ein Mitarbeiter, der nicht die Gesichtszüge eines Möchtegernrambos hatte. Seine angenehm klingende Sprache verriet, daß er im Hamburger Raum aufgewachsen war. Ihn interessierte nur meine Fahrkarte, nicht meine Nichtschuhe oder meine kurze Hose oder mein ärmelloses T-Shirt (die Jacke, die ich noch nach dem Aufstehen getragen hatte, war im Rucksack verschwunden, und zwar für den Rest des Wochenendes). Weniger Glück hatte ein junger Mann mit Baseballmütze. Er wurde von einer herrischen Frau in die Mangel genommen. Er hatte keine Fahrkarte und mußte in Begleitung der Kontrolleure den Zug verlassen (wegen der fehlenden Fahrkarte, nicht wegen der Mütze). Die Frau schien unter den Kontrolleuren den höchsten Dienstgrad zu haben, auch sprach sie ein Deutsch, was absolut unhanseatisch war. Soweit ich die Stimmen der anderen Kontrolleure überhaupt vernahm, so waren ebenfalls deutsch, aber nicht norddeutsch. Als die Kontrolleure die S-Bahn verließen, machten sowohl die „KZ-Leiterin“, als auch die Männer (mit Ausnahme des „Hamburger Originals“) einen grimmigen Eindruck. Die Frau warf auch noch einen angewiderten Blick auf meine Füße. Geht so ein Stück Hamburger Kultur verloren? Mit solchen Rambo-Kontrolleuren wird doch kein Gesocks ferngehalten, dafür aber ehrliche Fahrgäste. Oder ist das Ziel der Verkehrspolitik?

Als ich am Pinneberger Bahnhof ausstieg, begann es hell zu werden. Es war relativ kalt an der Bushaltestelle vor dem Bahnhof. Eine dick vermummte Frau stellte mir die berühmt-berüchtigte K-Frage. Kaum hatte ich gesagt: „Das wäre Gewöhnungssache“, gingen gerade zwei Jugendliche in unlangen Sporthosen (aber mit Schuhen und langärmeliger Oberbekleidung) in Richtung S-Bahn. Worauf ich weiter sagte: „Und Sie sehen, ich bin nicht der einzige.“ Mit dem 185er Bus wollte ich zur AKN-Station „Eidelstedt Zentrum“ fahren. Wegen einer gesperrten Straße fuhr der Bus sogar unmittelbar an „meiner“ Johannes-Brahms-Schule vorbei, und dann durch den Ortskern von Rellingen. Aussteigen wollte ich hier nicht, aus Gründen, die ich hier nicht näher erwähnen möchte.

Am Eidelstedter „Zentralbahnhof“ wechselte ich in die nun in Tieflage verkehrende AKN, die mich nach Schnelsen brachte. Hier mußte ich einige Zeit auf einen Bus warten. Ein Mann fragte mich, ob alles in Ordnung wäre. Dieser Bus fuhr mich auf anderem Weg zurück zum Pinneberger Bahnhof bringen, und auch über Rellingen. Bekannte Leute sah ich nicht. Nächstes Ziel war Bergedorf, dann mit dem Bus zum Mümmelmannsberg, mit der U-Bahn bis Niendorf Nord, mit dem Bus bis zum S-Bahnhof Klein-Flottbek.

Nein, jetzt ging es nicht mit der S-Bahn weiter, sondern unter der Bahn durch zum Jenischpark. Eine Frau mit Tochter und Hund fragte, ob ich Hilfe benötigte, weil ich ohne Schuhe war. Ich meinte, es wäre Gewöhnungssache und ging weiter, und zwar den kürzesten Weg durch die Mitte. Hier war ein matschiger Trampelpfad, den ich prompt benutzen wollte. Der Hund lief mir hinterher, schnüffelte an meinen Füßen. Frauchen hatte Mühe, ihn zurückzurufen. Offensichtlich wollte er lieber dort durch, wo ich ging als über den schuhkompatiblen Weg. In diesem Park war ich früher noch nie, man lernt auch nach langer Abstinenz immer wieder neue Dinge kennen. Durch den Park gelangte ich in Teufelsbrück ans Elbufer. Hier mußte ich mir die Füße waschen. Lieber einen Teil vom Jenischpark in Richtung Nordsee schicken als in den Offtopic-Fahrzeugen verteilen. Auch am Elbufer waren keine Barfüßer, jedoch ein paar Jogger in unlangen Hosen.

Mit dem Omnibus ging es, vorbei an teuren Villen an der Elbchaussee, zum Bahnhof Othmarschen und mit der S-Bahn weiter zu den Landungsbrücken. Vom Bahnhof ging ich hinunter und folgte dem oberen Weg zum alten Elbtunnel. Dieser ist für 4räder gebührenpflichtig, für Velofahrer und Fußgänger gratis. Hinunter fuhr ich mit dem Personenlift (die 4räder und Velos werden mit anderen Liften befördert). Dann schritt ich durch den Tunnel zum Grasbrook und verließ ihn via Treppe, die aus Holz bestand und daher gut barfuß begehbar war. Vom Grasbrock hatte ich einen schönen Ausblick auf den Hamburger Hafen. Nach dem Tunnelbesuch ging ich noch über einen Teil der Landungsbrücken (wasserseitiger Weg) zum Bismarckdenkmal. Hier lagen einige Scherben, auch war der Asphalt baufällig. Weiter ging es zur Michaliskirche, Hamburgs Wahrzeichen. Drinnen war gerade Gottesdienst, und vor dem Michel hielten sich etliche Touristen auf, alle fett beschuht, nicht selten bemützt, teilweise aber auch in kurzen (oder zumindest unlangen) Hosen. Mit einem Bus fuhr ich zu U-Bahnstation Borgweg und mit der U-Bahn wieder in die Stadt. Vom Hauptbahnhof ging ich durch die Spitalerstraße und dem Rathausmarkt zum Jungfernstieg, dort hielt ich mich noch einige Zeit in der Nähe der alsterschiffe auf.

Nun hieß es aber Abschied nehmen vom Hamburger Stadtzentrum und ich fuhr mit der S-Bahn zum Krupunder. Am gleichnamigen S-Bahnhof verließ ich den Zug. Ich erreichte zunächst den Krupunder See, wo ich nach dem Treffen übernachten wollte. Anders als vor 2 Jahren sah ich mehrere Leute auf dem Gelände, teilweise auch Angler (dabei ist angeln dort verboten). Ich suchte die Blockhütte, mußte feststellen, daß sie nicht mehr da war. Macht nichts, ich hatte ja den Schlafsack, und trocken würde es ja bleiben. Baden im See war zwar laut Schild verboten, aber von einem Fußwaschverbot war keine Rede. Also tat ich es. Das Wasser war kalt, kälter als ich die Aare in Erinnerung hatte. Danach begab ich mich zum Hotel. Gedanken, daß irgendwer vom Hotel Fuchsbau mit dem Edeka-Fritzen in Westerland, mit einer Wirtin an der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern, mit einem Berliner Museumswärter, mit einem KadeWe-Türsteher oder mit der Kassendame am „Kulturgut“ Schloß Chillon verwandt oder verschwägert sein könnten, kamen mir nicht.


Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Fortsetzung folgt!


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

02.11.2015 13:21
#2 RE: Klassentreffen mit Hindernissen, Teil 3 Zitat · Antworten

Zitat von Michael aus Zofingen
Mein Weg führte mich durch die Mönckebergstraße, Jungfernstieg, Gänsemarkt in Richtung Wallanlagen beim Dammtor. In einigen Hauseingängen schliefen Obdachlose, so wie ich das in Hamburg nicht in Erinnerung hatte (fairerweise muß ich sagen, daß ich um diese Uhrzeit noch nie in der Hamburger Innenstadt war. Die Anlagen am Dammtor schienen ungeeignet für eine Übernachtung zu sein, überall Leute, auf die die Bezeichnung „Gesocks“ zutreffen KÖNNTE. Ich durchquerte den Dammtorbahnhof (der offtopic-fahrzeugmäßig kein Bahnhof, sondern nur eine Doppelhaltestelle ist), wo sich eine gemischte Gruppe aufhielt. Ich hörte eine nicht mehr ganz nüchterne Frau sagen (und dachte zunächst nicht einmal, daß es sich um mich drehte): „Wenn ich so schöne Beine hätte, würde ich auch solche Hotpants tragen wie die Frau dort! Aber mit schicken Stiefeln, nicht mit so unscheinbaren Schuhen.“ Ein Mann antwortete: „Das ist doch keine Frau, das ist ein Mann!“ Darauf die Frau: „Was, ein Mann! Ich finde Männer mit nackten Beinen eklig, besonders wenn sie auch noch Sandalen tragen, egal ob mit oder ohne Sokken. Bei Frauen ist nackte Haut ok, aber nur, wenn sie unter 30 sind und einen makellosen Körper haben und nicht Krampfadern wie ich!“



An dieser Stelle mußte ich schallend lachen, denn wer Dich für eine Frau hält, muß erhebliche Wahrnehmungsstörungen haben. Besonders erheitert haben mich die "unscheinbaren Schuhe" bzw. "Sandalen", die sie an Deinen Füßen gesehen haben will.

Zitat von Michael aus Zofingen
Als ich am Pinneberger Bahnhof ausstieg, begann es hell zu werden. Es war relativ kalt an der Bushaltestelle vor dem Bahnhof. Eine dick vermummte Frau stellte mir die berühmt-berüchtigte K-Frage. Kaum hatte ich gesagt: „Das wäre Gewöhnungssache“, gingen gerade zwei Jugendliche in unlangen Sporthosen (aber mit Schuhen und langärmeliger Oberbekleidung) in Richtung S-Bahn. Worauf ich weiter sagte: „Und Sie sehen, ich bin nicht der einzige.“



Nein, Du bist wahrlich nicht der einzige. Gestern nachmittag (01.11.2015) sah ich in Köln einen barfüßigen Mann in "unlangen" Hosen und mit nacktem Oberkörper, so daß er tatsächlich noch geringfügig weniger winterlich gekleidet war als Du. Anders als Du hatte er jedoch kurzgeschorene Haare, eine kräftige Statur und Tätowierungen. Ich selbst saß am Steuer meines Autos und trug ein fettes langärmeliges Hemd, eine lange Hose und, da ich von der Göttlichen Liturgie kam, sogar Schuhe (Loafers) an den sokkenlosen Füßen.

Zitat von Michael aus Zofingen
Mit dem 185er Bus wollte ich zur AKN-Station „Eidelstedt Zentrum“ fahren. Wegen einer gesperrten Straße fuhr der Bus sogar unmittelbar an „meiner“ Johannes-Brahms-Schule vorbei, und dann durch den Ortskern von Rellingen. Aussteigen wollte ich hier nicht, aus Gründen, die ich hier nicht näher erwähnen möchte.



Die Gründe kann ich mir denken. Indessen wundere ich mich, daß Du, wenn Du Wert darauf legst, daß bestimmte Leute Deinen Besuch der Heimat nicht mitkriegen, am hellichten Tage im Bus durchs Dorf fährst, denn es könnte doch sein, daß Du von Dorfbewohnern gesehen und erkannt wirst, die denen, die nichts von Deiner Anwesenheit bemerken sollen, hinterbringen, daß Du da warst.

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.


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