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Hobby-Barfuß-Renaissance-Forum

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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 550 mal aufgerufen
 Barfuß und Leben
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 744
Punkte: 415

09.11.2015 05:10
Tag der offenen Villa und „Sommerschlußverkauf“ Zitat · Antworten

Hallo!

Am Samstag, den 7.11.2015 war „Tag der offenen Villa“ in Rothrist. Es handelte sich um die „Villa Tissu“:
www.villa-tissu.ch

Es handelte sich um die ehemalige Fabrikantenvilla des früheren Rothrister Textilunternehmens Tissu. 2010 wurde die Fabrik geschlossen, die Fabrikationsgebäude abgerissen und lediglich die Villa stehengelassen. Und nun wurde sie umgebaut für Wohnungen. Nun durfte man sich die Villa einmal von innen ansehen.

In erster Linie waren natürlich potentielle Mieter gemeint. Mich interessierte (außer das barfüßige Ertasten neuer Untergründe) in erster Linie, was von der historischen Bausubstanz noch erhalten war. Kurz nach 10 Uhr war ich dort eingetroffen. Es war bestes Wetter, sonnig und für Anfang November sehr warm. Kein Wunder, daß ich dorthin barfuß, in kurzen Hosen und ohne Mütze hinradelte. Beim Einkaufen vorher in der Zofinger Migros war ich übrigens nicht der einzige Mensch in kurzen Hosen. Auch ein Rentner trug zumindest Bermudas (in Kombination mit geschlossenen Schuhen und Sokken).

Ich stellte mein Velo vor dem alten Gebäude ab und ging ins Haus. Die Böden in den Wohnungen waren wirklich angenehm barfuß begehbar, teils gefliest, teils Holz, teilweise aber auch noch mit einer Art Schaumgummi ausgelegt, damit die Bauarbeiter mit ihren fetten Sicherheitsschuhen den Boden nicht verkratzen. Besonders fasziniert hat mich das Dachgeschoß mit den rohen Sparren in der Wohnung. Aber auch der alte Gewölbekeller war nicht ganz ohne. Irgendwie fühlte ich mich an Tropfsteinhöhlen erinnert, die ja auch in der Regel barfuß angenehm begehbar sind.

Die Aussicht nach Norden war auch hinreißend: Man konnte den Höhenzug „Born“ sehen sowie die Festung Aarburg mit der vorgelagerten doppeltürmigen Kirche. Aber: Wie lange würden Mieter noch Freude am Panorama haben. Auf dem ehemaligen Fabrikgelände ist bereits ein „Top CC“ Markt entstanden (auf Entfernung könnte man denken, auf dem Schild stünde „(off)topic“), ein häßlicher Kasten. Neben der Villa stehen die Profilstangen für einen weiteren Kasten. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite wurde ein Haus abgerissen, der Berghang teilweise abgetragen und abgestützt, damit weitere Blocks gebaut werden können. Wie lange wird es noch dauern, bis auch die Wiese mit irgendwelchen Kästen überbaut wird. Dann ist der Blick auf die gewaltige Festung versperrt. Aber immerhin kann ich froh sein, daß die alte Fabrikantenvilla nicht abgerissen wurde. In Rothrist (aber nicht nur dort) hatten die Abbruchbagger Hochbetrieb.

Hinterher gab es noch einen Apero vor dem Gebäude. Auch wenn ich der einzige in kurzen Hosen und ohne Schuhe war, so hat es doch niemanden, aber auch wirklich niemanden gestört (Polizisten und sonstige Sicherheitsbonzen waren ja nicht da). Wenn ich keine Wohnung hätte, könnte es mir dort gefallen. Da ich aber mit meiner gegenwärtigen Wohnsituation nicht unzufrieden bin, werde ich nicht in die Villa ziehen. Zum einen liegt sie weiter von meinem Arbeitsplatz entfernt. Zwar hält unmittelbar von der Villa ein fett begummireiftes Offtopic-Fahrzeug (und sogar in Richtung Rothrist Bahnhof bzw. Zofingen Bahnhof), jedoch habe ich es von der Villa mit dem Velo zu jedem der Bahnhöfe weiter als heute von meiner Wohnung zum Zofinger Bahnhof (anders als in Rothrist) nicht nur S-Bahnen, sondern auch höherrangige Züge halten.

Einen Vorteil hat die Villa aber doch: Bis zur Aare, wo ich im Sommer immer bade, habe ich nur ca. ein Viertel des Weges (heute führt mein Weg an der Villa vorbei). Und genau dort wollte ich nach dem Besuch der Villa auch hin, es war auch wirklich das Wetter danach. Zum Schwimmen war das Wasser zu kalt (und viel Wasser floß ohnehin nicht), aber immerhin konnte ich barfuß zumindest bis Brusthöhe durchs Wasser gehen, ohne mir nasse Hosensäume zu holen. Es waren etliche Vögel in Ufernähe, ebenso Libellen. Sogar Wespen und Spinnen waren noch unterwegs. Mükken und Zekken habe ich nicht gesehen, aber deswegen bin ich nicht traurig. Auch einige Hüslischnecken waren noch dort, dagegen waren die roten, von Kohlliebhabern so verhaßten „2zehschnecken mit iberischem Migrationshintergrund“ (ich hoffe, ich habe mich politisch korrekt ausgedruckt, mit Betonung auf „korrekt“, nicht auf „politisch“), die im Sommer massenweise an der Aare zu finden sind, nicht mehr anzutreffen.

Da recht viel Laub gefallen war, war es besonders angenehm, dort barfuß zu gehen. Ich blieb solange, bis die Sonne hinter Bäumen verschwunden war, leider deutlich früher als im „richtigen“ Sommer (ca. 16.30 Uhr). Dann radelte ich über Aarburg (und sogar mit Umweg über Reiden) zurück nach Hause. Unterwegs waren zwar keine Leute ohne Schuhe, jedoch einige in unlangen Hosen (nicht nur Jogger und Velofahrer, sondern auch einige Kinder beim Ballspielen und auf dem Skateboard.

Am gestrigen Sonntag war genauso schönes Wetter, also genoß ich abermals den „Sommerschlußverkauf“ unter dem Motto „Kleidung total reduziert“.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Engel Offline




Beiträge: 1.438
Punkte: 666

09.11.2015 08:52
#2 RE: Tag der offenen Villa und „Sommerschlußverkauf“ Zitat · Antworten

Hi Micha
Beim lesen Deines Berichtes über die ehemalige "Geschäftsvilla" kamen einige Erinnerungen in mir hoch.
Nach meiner ersten Ausbildung zum Karrosserie-und Fahrzeugbauer hatte ich von dem Betrieb die Schnauze voll zumal ich mir unter dem Beruf eh vorgestellt hatte das ich mit Autos zu tun habe und nicht bei Auwärter PKW-und Traktorenanhänger zusammen zu basteln. Aber anfang der 1980er war es hier halt so dass man den Beruf erlernte für den man einen Ausbildungsplatz ergattern konnte, egal ob es spaß machte oder nicht. Ich wollte eigentlich KFZ-Mechaniker werden, aber der Beruf war sehr begehrt und mein Schulabschluß nicht gerade die optimale Empfehlung . Da bei Auwärter sowieso nicht alle Lehrlinge nach Abschluß übernommen wurden hatte 1 Kollege durch meinen Weggang wenigstens noch das fragwürdige Glück dort bleiben zu dürfen.
Ich heuerte dann 1986 in dem Betrieb an wo mein Vater schon Jahrzehnte arbeitete und mein ältester Bruder seine Ausbildung machte, bei Perrot-Regnerbau, damals noch eine Firma mit Weltruf. Ich kam zuerst in die Fertigung wo ich zwar nen leichten aber auch sehr monotonen Job hatte, dafür war der Verdienst gut sofern man mit den vorgegebenen Akkordzahlen zurecht kam. Knapp 1 jahr später wurde leider wegen Misswirtschaft des Geschäftsführers das Konkursverfahren eingeleitet. Da ich der letzte Mitarbeiter war der eingestellt wurde war ich auch der Erste der seine Papiere holen durfte. Es war nichts mehr zu retten und der Laden ging den Bach runter. Doch entschlossen sich einige Abteilungsleiter die Produktion in kleinerem Maße und unter anderem Namen wieder aufzunehmen nachdem ein größeres bekanntes Unternehmen zuerst Interesse bekundete, die Firma auf den Kopf stellte und sämtliche Neuentwicklungen geklaut hatte um dann von einem Tag auf den Anderen zu verschwinden.
Von den ursprünglich 7 Werkshallen wurden nur noch 3 genutzt und auch das angrenzende parkähnliche Gelände mit der modernen Flachdachvilla des ehemaligen Besitzers lag brach. Ich hatte das Glück nach dem Konkurs dort einen Job als Schweisser zu bekommen (durch Fürsprache meines Vaters und Bruders die sowieso übernommen wurden). Mein Vater hatte als gelernter Schmied im und um die Villa im Laufe der Zeit so einige Geländer, Treppen, Fenstergitter, etc angefertigt und angebracht. Auf dem Gelände gab es mehrere große Teiche mit Fischbestand welcher von meinem Vater (passionierter Angler) nach dem Auszug des Besitzers "ehrenamtlich" pflegte. Er hatte auch die Schlüssel zur Villa und wir verbrachten oft unsere Mittagspausen auf dem Gelände oder im Gebäude.
Nach einigen Jahren in denen die Villa leer stand wurde sie letztendlich an einen Softwareentwickler verkauft der aber den Großteil des Parks als Bauplätze verscheuerte. Ich lernte den Mann mal auf einem Strassenfest kennen und erzählte ihm das ich die Villa sehr gut kenne. Er bot mir an ihn mal zu besuchen um mir anzusehen was er daraus gemacht hat. Diese Begehung hab ich dann auch mit meinem Vater zusammen gemacht. Es war zwar viel geändert worden, aber die Grundsubstanz war erhalten geblieben und der zur Bauzeit vorherrschende Baustil und dessen Charme auch.

Gruß Engel




rot/kursiv geschriebene Beiträge beziehen sich auf meine Funktion als Admin / Mod und spiegeln nicht zwingend meine Meinung als normaler User wieder.


www.bbq-county.de


www.mysaarbq.de


André Uhres Offline

Admin


Beiträge: 2.180
Punkte: 605

09.11.2015 18:57
#3 RE: Tag der offenen Villa und „Sommerschlußverkauf“ Zitat · Antworten

Zitat von Michael aus Zofingen im Beitrag #1
Am gestrigen Sonntag war genauso schönes Wetter, also genoß ich abermals den „Sommerschlußverkauf“ unter dem Motto „Kleidung total reduziert“.

Super!


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