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 Barfuß und Leben
Jay Offline




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Punkte: 695

27.08.2009 18:59
Die ersten 2 nicht so recht BFigen Tage in der "Schwarzwaldklinik" Zitat · Antworten

1. (& letztendlich heiterer Teil)

Hi,
die etwas älteren unter uns erinnern sich sicher noch an eine TV-Seifenoper mit dem Titel "Die Schwarzwaldklinik", die etwa in der 2. Hälfte der 1980er Jahre wöchentlich mindestens 1x im ZDF lief. Es hätte sicher auch eine lustige Episode abgegeben, wäre so jemand wie unsereins mit einem zunächst dramatisch wirkenden Gebrechen eingeliefert worden, um sich dann binnen ca. eines ¾ Tages wieder zu einem relativ quietschfidelen Typen zu erholen, den dann die relativ kratzbürstige Oberschwester (Name & Darstellerin entfallen) wg. ständiger BFiger "Stilbrüche" bei Spaziergängen in Klinik & -garten anraunzt - während sich Chef Prof. Dr. Brinkmann (gespielt von Klausjürgen Wussow †) in internen Besprechungen sich erhobenen Hauptes & mit ernstem, tiefsinnigen Dozentenblick über die Vorzüge des BF-Laufens im Rahmen von Patientenwohlbefinden & -rekonvaleszenz verbreitet... Am Schluß muß dann Oberschwester Kratzbürstika seufzend & mit steinernem Blick dem Patienten zusehen mit der resignierenden Feststellung "Für was haben wir eigentlich auf jeder Station Birkenstocks aller Größen auf Vorrat 'rumliegen, die ich einem solchen uneinsichtigen Patienten sofort verpaßt hätte, würde nicht die viel zu moderne Krankenhausleitung dagegen reden..."

Nun, es hat sich heute im Unterschied vor einigen -zig Jahren viel in der Umgangsformenwelt von Schwestern & Pflegern gegenüber ihren Patienten geändert, die einst durchaus auch im militärischen Kommandoton gegebene Anweisungen entgegenzunehmen hatten. Falls die Geschichte zu wenig BF enthält, habe ich nichts dagegen, wenn sie Kerstin (ggf. auch auf Wunsch der Leserschaft) an den Forumsstammtisch verfrachtet.

In der Nacht vom 10. auf den 11. August (Mo auf Di) hatte ich vorher weder zu viel getrunken noch zu üppig diniert & war relativ früh zu Bett gegangen. Um 4 Uhr morgens wachte ich kurz auf, fühlte mich ganz normal & schlief wieder ein.

Um 5:30 wachte ich exakt auf dem Rücken liegend auf & mir war bereits irgendwie unwohl. Da ich meist in Seitenlage schlafe, drehte ich mich unwillig ('bekomme ich jetzt eine Grippe oder sonstwas?') auf die linke Seite, versuchend, dergleichen erst 'mal per weiterem Schlummer beiseite zu schieben. Auch ein BF-Erlebnis war´s absolut keines, weil BF im Pyjama kein authentisches BF ist (wer macht das schließlich nicht, wohingegen ich manchmal richtig gerne mit einer nagelneuen oder blitzsauberen Jeans & nacktem Oberkörper oder Achselshirt in die Federn steige & das ist dann authentisches BF, schließlich bin ich ja ganz normal angezogen).
PENG! Mit einem Mal setzte schlagartig stärkster Schwindel ein, wie wenn ich in einer rasend schnell sich um eine horizonale Achse drehenden Karusselkabine umhergeschleudert werde. Gleichzeitig wurde mir schwarz vor den Augen & speiübel.

Um Beitragslänge zu sparen, kürze ich jetzt etwas ab. So etwas tut zwar nicht im klassischen Sinne weh, ist aber derart unangenehm, daß ich mich in den folgenden 1...2 Stunden in folgender schizophrenen Situation befand: Auf der einen Seite wünscht man sich, bewußtlos zu werden, weil dieses Rotationsschwindel-Erlebnis absolut unerträglich ist - gleichzeitig kämpft man dagegen an, das Bewußsein zu verlieren.
Mit kalten Schweißausbrüchen & panischen Angstattacken gondelte ich dann meist zwischen Wohnzimmer & WC hin & her, ständig damit rechnend, mich erbrechen zu müssen. Schließlich gewann dann vor allem der Aspekt, daß´s mich jetzt umhaut, die Oberhand. Was würde dann geschehen? Im harmlosesten Fall eine Platzwunde am Hinterkopf (je nachdem, wie & wo man aufschlägt), im Extremfall Ersticken am Erbrochenen (so starb Jimi Hendrix), deswegen müssen Bewußtlose bei der 1. Hilfe sofort in die Seitenlage gebracht & der Kopf nach hinten gedrückt werden).

Bildausfall, Tonausfall oder gar kompletter CPU-Ausfall (sprich unfreiwillige Bewußtlosigkeit) der eigenen Selbstwahrnehmung dürfen grundsätzlich niemals vorkommen & sind auf jeden Fall Anlaß, sich sofort in ernsthafte ärztliche Behandlung zu begeben. So rief ich dann zunächst im Freisinger Krankenhaus unter der normalen Nr. an (es war wg. meiner Sehstörungen schwierig, überhaupt dies im Telefonbuch zu entziffern, was nur mit einer Lupe gelang) & schilderte "ihnen" mein Befinden. Die sagten mir: SIE müssen wissen, ob Sie die Rettungsleitstelle rufen, im Zweifel gibt´s nur 1 Entscheidung, nämlich [JA] !

Nachdem sich nun doch der Eindruck eines herannahenden Blackouts verstärkte, rief ich den "Sanka". Ich teilte mit, daß "sie" nicht mit Blaulicht & Martinshorn kommen müßten, ich mich zwischenzeitlich ankleiden & die Wohnungstüre anlehnen würde. "Sie" sollten dann, sollte es mich inzwischen umgehauen haben, bei einer anderen Partei an der Haustüre läuten, dann problemlos bei mir eindringen & mich abtransportieren.

Nach > 20 Min. kamen sie dann (jedes Taxi wäre weit schneller gewesen); ich war restlos "fertig" (& angekleidet)... naja & zugegeben: Auf ihren Kurzhinweis "Schuhe!" ließ ich mich auf keine "Brauch' ich nicht"-Debatte ein; ich wollte so schnell wie möglich in die Klinik (um entweder von diesem 'Syndrom' befreit oder in Bewußtlosigkeit versetzt zu werden) & fuhr in meine Plastik-Badepantoletten.

Die ruhige (ohne Blaulicht & Trara) Fahrt im "Sanka" war die Hölle; ich hatte sofort um einen Auffangbehälter für Erbrochenes gebeten, mußte mich aber trotzdem nicht übergeben. Im Sitzen ging es mir besser als im Liegen, ein Sanitäter blieb ständig bei mir.

In der Notaufnahme kümmerte man sich dann sofort um mich. Ich gab meine Symptome an & geizte auch nicht mit dem Hinweis, daß es sich hier um einen leichten Schlaganfall handeln könne, da ich in der Tat vergangenen November schon 'mal ein solches Erlebnis gehabt hätte. In der Tat: Auf dem Höhepunkt heftigen Ärgers in der Verhandlungsführung mit einem "Kunden in spe" saß ich im Sessel vor dem PC, ich hatte auch irgendwie einen kurzen Blackout... ZACK! Plötzlich wußte ich nicht mehr: An wen schreibe ich jetzt diese Email? Ich sah mich im Wohnzimmer um: Wo bin ich überhaupt? Mehr braucht nicht gesagt zu werden; ich bin überzeugt, daß das einer der in der Medizin längst bekannten Micro-Gehirninfarkte war, die sich dann wieder selbst reparieren... schwindlig & "plötzlich weggetreten" war ich ebenfalls...

Jetzt wird´s dann auch füßisch interessant: Nach der Frage "Haben Sie WIRKLICH KEINE Störgeräusche (Tinnitus etc.) im Ohr?" & der Antwort "Nein, wirklich nicht" gab ich auf die Frage nach weiteren Beschwerden an: Starkes Taubheitsgefühl, Kribbeln in den Fingern & vor allem in den Zehen.
Zu diesem Zeitpunkt lag ich bereits auf der Pritsche in der Notaufnahme, man hatte mir bereits Unmengen Blut abgenommen; die Kanüle im Arm fixiert & als Betankungs-Einfüllstutzen für 2 parallelgeschaltete Infusionen benutzt, die dann mein Befinden rasch verbesserten; auch ein EKG (wenn auch nur mit einem sehr einfachen Gerät & wenigen "Ableitungen") war gemacht worden.
Ob ich meine Plastik-Bade"klapperl" bereits abgestreift hatte, weiß ich nicht mehr, jedoch interessierte sich Notaufnahmearzt Dr. Sievers auf jene Taubheits-Info sofort kräftig für meine Füße. Er nahm irgendeine Art Metalllöffel & fuhr mit dem Stiel auf einer offenbar sehr präzise definierten Bahn vom Ballen meines rechten Fußes in Richtung Ferse. Es kitzelte unerträglich; ich fuhr mit einem "Huh, das hält man ja überhaupt nicht aus..." zurück, mit meinem rechten Bein flüchtend, indem ich es zum Körper anzog.
Nunmehr flog folgende neurologische Ungeheuerlichkeit auf, die heute jeder bei mir ausprobieren kann: Am linken Fuß keine Reaktion; ich spüre zwar, daß man mir mit einem Löffelstiel auf der Fußsohle entlang fährt, aber an der linken Fußsohle kann mich jeder nach Belieben kitzeln. Juckt mich überhaupt nicht. Sehr im Unterschied zu rechts.

Das kann ja wohl überhaupt nicht sein, befand Dr. Sievers & machte sofort eine dicke Notiz auf dem Aufnahmeformular. "Völlig symmetrisch ist keiner, aber eine derartige Asymmetrie... wir behalten Sie auf jeden Fall stationär hier, & dann wird man weitersehen". Auch meine beiden Kniereflexe (die jeder aus Kindertagen kennt, bei denen der Onkel Doc mit einem Hämmerchen auf eine bestimmte Stelle unterhalb des Knies klopft), waren schwach, aber relativ gleich.

Danach war dann noch "Packen Sie einmal mit den Zehen so kräftig zu, wie Sie können" angesagt (ich tat es, während er sie nach oben zu drücken versuchte & links mit rechts verglich; er schien gemerkt zu haben, daß jenes Greifen mit den Zehen bei mir eine ausgesprochen häufig stattfindende Sache ist).
"Sie haben nämlich sonst auffallend gesunde, unverbildete¹ Füße ... richtig ungewöhnlich ... Haben Ihre Eltern beim Schuhkauf in Kindertagen in dieser Hinsicht immer besondere Aufmerksamkeit/Sorgfalt walten lassen...?"

Da ich den Fokus der weiteren Procederes auf die Beseitigung meiner eigentlichen akuten Symptome lenken wollte & ich sehr schwach war, äußerte ich mich nicht hierzu.... mochte der Arzt denken, was er wollte, & sei´s: Hat DER aber prachtvolle Eltern gehabt, die der Fußgesundheit ihres Kindes einen so immens hohen Stellenwert eingeräumt haben... War mir auch wurscht. Zu BF-missionarischen Gesprächen war ich nicht in Stimmung.

Dr. Sievers checkte dann noch die Kraft vor allem in meinem linken Bein, in dem ich dieses am Knie anwinkeln & gegen seinen Widerstand (er hielt den jeweiligen Unterschenkel mit beiden Armen etwa 10 cm oberhalb meiner Knöchel fest) ausstrecken strecken sollte. Das Resultat stellte ihn offenbar zufrieden. Daraufhin nahm er dann meine Augen ungemein gründlich ins Visier, leuchtete mit einer schrecklich hellen Taschenlampe 'rein & ich mußte dann ständig seinen um meinen Kopf herum bewegten Zeigefingern mit den Augen folgen, wobei mein Schädel sehr streng von einer Schwester festgehalten wurde (Prüfung, ob mein Gesichtsfeld verengt sei etc. etc.). Er schloß dann seine Notaufnahme mit der Diagnose: "Es sieht zunächst primär nach einem akuten paroxysmalen vestibulären Vertigo-Syndrom im Gleichgewichtsorgan³ aus, nachdem die Infusion von 500 ml VOMEX A, Elektrolyten & Kreislaufstabilisatoren bei Ihnen gut angeschlagen hat. Die erstgenannte Infusion stellt das sogenannte 'Brechzentrum' & einiges andere im Gehirn ruhig, mit dem dieser gestörte Gleichgewichtssinn direkt verschaltet ist. Trotzdem machen Ihre schlechten Reflexe, vor allem auch im Bereich der Augen, ein eingehendes Screening mit KT des Schädels erforderlich, ob da hirnorganisch nicht doch mehr dahintersteckt. Nach dem Gesamtbild, das Sie abgeben, ist es zwar relativ unwahrscheinlich, aber nicht gänzlich auszuschließen, daß Sie eine sog. transitorische ischämische Hirninfarktattacke als eigentliche Ursache durchlitten haben."

Mit 2 an einem hohen Gestänge hängenden Infusionstropfflaschen wurde ich dann auf die "Kardiologische / Pulmologische" gefahren, auf diese Station gelangen in Freising auch Schlaganfallpatienten. Die Infusionen (ich bekam insgsamt deren 4) wirkten Wunder, binnen 2 Stunden verbesserte sich mein Befinden zusehends, sodaß ich schließlich etwa gegen 10 h frühstücken konnte.

Schwindlig war mir natürlich immer noch, es ging mir aber im Sitzen am besten & im Liegen am schlechtesten, noch besser ging´s mir sogar im Stehen & beim Auf- & Ab-Gehen im Krankenzimmer. Der Chefarzt, ein Kardiologe kam, stellte ein paar belanglose Fragen an den Patienten, der, auch wenn er nicht bettlägerig, sondern in voller Montur & schuhlos im Zimmer angetroffen wurde, ein für ihn sichtlich uninteressanter Patient war, & ging wieder.

Ebenso die Stationsärztin, die offenbar mein Blutbild mit dem eines anderen Patienten verwechselt hatte & überhaupt nicht Bescheid wußte; erst am nächsten Tag wußte sie um meine Zucker-Auffälligkeit mit 141 nüchtern (ich hatte ja an jenem Morgen absolut nichts essen können). Sie teilte überraschend mit, daß am Nachmittag der Neurologe käme (höchst ungewöhnlich, da in dieser wie in den meisten anderen Kliniken 'offiziell' Arztvisite nur vormittags von 10 - 12 ist).

Er kam auch nicht. Nach dem Lunch, welches übrigens ganz vorzüglich schmeckte², war ich dann wieder quietschfidel & flanierte voll BF auf den Fluren der Station 5 'rum (draußen war herrlichstes Sommerwetter & es auch auf den Gängen drückend-schwülheiß). Vorher hatte ich auf dem Stationsschwestern"stützpunkt" mitgeteilt, ich sei auf jeden Fall in den riesigen Weiten der Station 5 zu finden, ich hätte bemerkt, daß mir solche Spaziergänge gut täten & käme immer wieder in Sichtweite "meines" Zi. Nr. 58, sollte der Neurologe doch noch kommen. Die Schwestern hatten nichts dagegen (1 von ihnen erinnerte sich dann verzögert an mich als auffälligem, stets BFigen Besucher), während 1 andere wiederum bemerkte, daß man das bei Patienten, die wg. Blackout-Gefahr eingeliefert wurden, nicht so gerne sehe, ich sollte mir doch lieber Schuhe anziehen, man wisse ja nie...

Ich tat es nicht, fing auch keine Debatte an, welche Gefahren durch Schuhe reduziert werden könnten [sollten?], sondern machte meine BFigen Streifrunden auf dem ungemein angenehmen Kunststoffboden. Das Klinikum Freising hat nach Süden eine phantastische Panoramaaussicht bis weit hinter das Umland des neuen Münchner Flughafens & zahlreiche Terassen/Balkone, auch nach Westen, & man sieht auch in nächster Nähe auf den Schulhof des Gymnasiums in der Vimystraße, an dem ich einst abiturierte (melancholische Erinnerungen an wilde, sehr oft BFige Oberschülerjahre wurden wach). Man konnte es wirklich genießen, & auch andere einigermaßen "mobile" Patienten taten es, wenn auch alle in Flipflops, Birkenstocks oder Badepantoletten. Keiner sprach mich auf mein BF an.

Ebenso nicht der Chefarzt, der mir auf meinem Gang zur Westterasse am Kreuzungspunkt zu einer anderen Station über den Weg lief. Er sprach nur einfach ein kurzes "Grüß Gott" (& nicht: Na, Sie haben sich ja wieder offenbar prächtig erholt...)

Um 17:00 (ich ging nochmals auf die Westterasse, um etwas Abendsonne zu tanken & die grandiose Aussicht zu genießen) teilte ich dann mit, daß ich mich nunmehr eigentlich vollkommen gesund fühlen würde, wenn auch nicht mehr so quietschfidel wie mit 25, aber eben so wie mit 51...

Abends war ich dann etwas gespannt, ob die Schwester, die mir das ebenfalls vorzügliche Dinner brachte, checken würde, ob ich mir vor dem Einstieg ins Bett meine Füße waschen würde (sehr schmutzig waren sie ja nicht). Sie hatte das Fact meiner BFigen Spaziergänge voll vergessen. Ein Wermutstropfen meines ansonsten prächtigen Befindens bestand darin, daß die Betankungs-Einfüllstutzen in meinem linken Arm bis fast zum Ende des Klinikaufenthaltes mit mehreren sehr dicken Pflastern fixiert 'drinblieben, weswegen ich mit diesem linken Arm nicht sehr bewegungsfreudig war & diese Stelle auch nicht mit größeren Wassermassen in Berührung bringen wollte. Das bei mir allabendliche Fußwaschungs-Ritual unterließ ich daher, meine Fußsohlen waren wohl allenfalls vom Beton-Terassenboden leichtgrau "angestaubt", die Bettwäsche zeigte am nächsten Morgen so gut wie keine Spuren davon. Ich hatte nichts dabei... keinen Pyjama, keine Zahnbürste. Man bot mir zwar ein Nachthemd an, stieß sich aber gar nicht 'dran, daß ich mit meiner ziemlich schmutzigen Jeans (hatte ein paar Tage vorher 'was am Auto gemacht) ins Bett stieg.

Normalerweise schmeißen heute Krankenhäuser solche quietschfidel gewordenen Patienten wg. 'Kostendämpfung im Gesundheitswesen' sofort wieder 'raus, wg. Bettenauslastungs-Statistiken in der Urlaubszeit wandte des KH Freising eine andere Strategie an & behielt mich liebend gerne dort. Am folgenden Tag (Mi, 12.08.) wurde nur Zeit abgesessen; außer einer belanglosen Kurzbesprechung mit der Stationsärztin (der Neurologe werde schon irgendwann kommen, sie wisse allerdings nicht, wann) fand nichts statt. Wieder wurde ich die Kanülen in meinem linken Arm nicht los, der Herr Oberarzt Neurologe Dr. Hofer könne ja evtl. noch Infusionen veranlassen...

Dennoch gelang es mir dann kurz vor 18:00, mir von den Schwestern die Kanülen 'rausbasteln zu lassen ("ach was, da macht doch sowieso keiner mehr 'was"). Das Leben im Krankenhaus wurde ähnlich dem in einem Hotel. Die KV zahlt´s, & der ärztliche Direktor schien kein Dr. med., sondern eher ein Dr. in BWL & zusätzlich vom Wissen beseelt zu sein, daß offenbar jeder Tag in der Klinik (sie heißt schon seit langem nicht mehr "Kreiskrankenhaus Freising", sondern "Klinikum Freising GmbH " Geld für die Fa. (nichts anderes ist es) erzeugt.

So konnte man´s richtig genießen. Ich war zwar in einem 2bettzimmer, aber meist allein & hatte eine herrliche Aussicht bei heiterstem Sommerwetter. Fehlte nur noch ein eigener Balkon mit Liegestuhl, & die Erholungsurlaub-Illusion mit lauter nettem, ständig um mein leibliches Wohl besorgtem Servicepersonal, das stets brav & meist zusätzlich mit Söckchen in Crocs herumlief, wäre perfekt gewesen. Blutdruckmessen & unbekannte Tablettchen schlucken juckte mich nicht. Das Essen & die Ruhe bekamen mir prächtig. Bald wurde mir jedoch langweilig, die im großen Kiosk im Paterre erhältlichen auch überregionalen Tageszeitungen & Magazine (Der Spiegel etc.) genügten nicht. So zeigte ich bewußt, daß ich nun noch quietschfideler war, verschaffte mir auf der Stationsleitung Gewißheit, daß der Neurologe wohl wirklich kaum noch nach 18 h kommen würde & behalf mir gegen Erlebnisarmut & Langeweile dadurch, daß ich nun wirklich einen beträchtlichen Teil der gesamten Klinik (ausgenommen wirkliche Nicht-Parteiverkehr-Bereiche wie OP-Säle, Intensivstationen & dgl.) BF durchstreifte. War in der dämmerigen Abendsonne, die durch die großflächigen, gelegentlich milchigen Fenster die Flure & Wartezonen mit orangefarbigem Licht durchflutute, 'mal was Neues.

Vielleicht werden mich jetzt viele Leser für bescheuert halten, aber es hat durchaus etwas für sich, mit nackten Füßen zu erkunden, was für ein gigantischer Apparat so ein Großkrankenhaus eigentlich ist. Vom Keller mit seinen riesigen Wäschelagern, Wäschereien, Sterilisationszentren über die Großküche mit noch vorhandenem feinen Essensduft bis hin zur Krankenhauskapelle in der obersten Etage. Auf einem schwarzen Brett warb ein Mitteilungsanschlag um "Personal" für die Palliativmedizin (das durften sogar gewöhnliche Bürger sein), welches bereits eine erhebliche Hilfestellung bieten würde, würde man sich pro Woche [ehrenamtlich] ein paar Stunden Zeit nehmen, um auf den endgültigen Lebensendpunkt Zusteuernden ohne Angehörige wenigstens per Händchenhalten das Alleinsterben zu ersparen; es würden eine "erhebliche seelische Belastbarkeit" vorausgesetzt & Schulungsseminare angeboten. Ob man so etwas BF machen kann oder soll?
Eigentlich sollte um diese Zeit lt. Plan "Der seelsorgliche Dienst ist immer für Sie da!" eine hl. Messe sein. In diesem 'sakralen' Bereich war statt des überall gleichen Kunststoffbodens ein optisch nobel wirkendes Parkett vorhanden, bei dem man aber schon als Blinder mit den Füßen ertasten konnte, daß das niemals Holz war.
Es schien, als ob ich auf dem gesamten 7. Stock des Klinikums die einzige Menschenseele war. Wer hier überhaupt "rund um die Uhr" Seelsorge machte, war mir schleierhaft. Gegenüber der Kirche befand sich das 'Casino' für Ärzte, Pfleger, Schwestern & 'sonstiges Betriebspersonal'. Es war abgedunkelt & ebenfalls völlig menschenleer.

Etwas müde geworden, fuhr ich im Lift auf Stockwerk 5 zurück. Eine der Wandflächen der Liftkabine war völlig verspiegelt, ich sah, daß ich mit BF & dem übrigen Outfit ein immer noch recht homogener Typ war, grinste mich an & verfiel in grundloses Gelächter...

Immer noch mit fröhlichstem Gesicht schlenderte ich zur Stationsleitung, klopfte mit einem "Guten Abend" mit den Fingern an den Rahmen der offenen Tür & versuchte in Erfahrung zu bringen, wie lange man mich wohl noch "dabehalten" würde. Zwar ließen sich die Schwestern durchaus anmerken (das ist das "Psychodimensionale"), daß sie die Absurdität eines insbesondere noch länger dauernden Aufenthaltes längst begriffen hatten, aber die Neurologie müsse mich unebdingt noch screenen, es könne daher auch bis in die nächste Woche hinein sein... & ja, schließlich... "zur Beobachtung".

Au fein, dachte ich mir, das gibt einen Riesenspaß. Ich erwähnte, daß ich dringend frische Wäsche, Bargeld, natürlich auch mein Notebook & Arbeitsunterlagen aus meiner Privacy bräuchte ["... voll arbeiten, was denn sonst...!?" (ich hatte eigentlich mit einer schockierten Reaktion gerechnet, die überaschenderweise ausblieb)] & deswegen gerne eine Taxifahrt (1fach: 5 Min.) unternähme, trotzdem mußte ich "ihnen" ein [Hoch & Heilig auf eigene Verantwortung die Klinik Verlassen]-Formular unterzeichnen. Um die weitere Reaktion zu testen, teilte ich auch ganz rotzfrech & unverblümt mit, daß sich der Tisch in "meinem" Krankenzimmer in ein kleines Büro verwandeln werde, schließlich müsse ich ja eine Fa. führen. Was ich selbstverständlich verschwieg: Meine Rückkehr per Taxi in die Klinik würde sicherlich ohne solche überflüssigen Utensilien wie z. B. Schuhe erfolgen.

Fortsetzung folgt.
Das dicke Ende kam noch (2. & ernster Teil).

Grüße von Jay, der sich als Patient bestens unter Kontrolle hat. Dies seiner Umwelt überzeugend zu vermitteln, ist allerdings einfacher, wenn man die [Besitze überhaupt keine Schuhe]-Feststellung zur Verfügung hat.
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¹ Original-Wortwahl.

² Man kann über die organisatorisch & vor allem vom Patientendaten-Transfer restlos verschlampte Chaos-Klinik Freising sagen was man will, aber das Essen (wenn auch winzigste Portiönchen) ist auf dem Niveau eines [Viele Sterne]-Hotels. Man teilt voll Stolz mit, "man koche selbst".

³ Diese Diagnose BPPV-Syndrom (Benignes paroxysmales Positional-Vertigo-Syndrom) ist dann auch später als Grund für die akute Einlieferungssymptomatik durch den Neurologen bestätigt worden. Mit einem Schlaganfall hat das so gut wie nichts zu tun.


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