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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 463 mal aufgerufen
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 Reiseberichte
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

05.01.2018 04:59
Lago di Muzzano, Ponte Tresa, Lugano Zitat · Antworten

Hallo,

am Freitag, den 29.12.2017 war ich mit Offtopic-Fahrzeugen ins Tessin gereist. Nach meiner barfüßigen (und bekurzhosten) Wanderung im Umkreis von Montagnola war ich nun an der FLP-Haltestelle „Cappella Agnuzzo“ unweit vom „Lago di Muzzano“. Zielstrebig ging ich in Richtung Trampelpfad, der zum See führte. Die 4-köpfige Gruppe gut gekleideter Erwachsener, die ich auf dem Weg zum Bahnhof überholt hatte, stand nun am Parkplatz vor ihrem 4rad (mit italienischem Kennzeichen, auf dem Parkplatz stand auch ein Auto mit Kennzeichen Baselland). Die Leute stellten sich mir regelecht in den Weg und eine Frau fragte mich irgendetwas auf Italienisch, was ich nicht verstand. Möglicherweise wunderten sie sich, daß ich auf den Bahnsteig gegangen war und nun wieder umgekehrt war. Ich antwortete nur „Ich verstehe kein Wort!“ und ging schnell an ihnen vorbei auf den Trampelpfad zu. Eine Männerstimme rief irgendwas hinterher, ich ging aber weiter. Der Mann folgte mir ein paar Meter auf der Straße, blieb jedoch stehen, wo der Trampelpfad begann (vermutlich waren ihm seine Schuhe zu schade, um sie im Schnee einzusauen).
Der Weg zum See war wirklich angenehm barfuß begehbar. Ein junges Paar kam mir entgegen, beide grüßten freundlich auf Italienisch. Als ich vorbei war, unterhielten sie sich weiter, auf Schweizerdeutsch. Ich blickte zurück zur Haltestelle, wo gerade pro Richtung ein Schmalspurzug einrollte. Leider war der Weg am See nicht lang, also schritt ich noch eine steinerne Treppe am gegenüberliegenden Ufer hoch bis zu einer Bank. Eine Frau kam vorbei und fragte: „Do you speak English!“ Das konnte ich ja (im Gegensatz zu Italienisch und französisch). Es folgte die unvermeidliche K-Frage bereits wegen meiner kurzen Hose. Als sie dann sah, daß ich auch ohne Schuhe war, war sie völlig überrascht. Es entwickelte sich ein interessantes Gespräch. Die Frau war vermutlich Urlauberin aus einem englischsprachigen Land. Wir unterhielten uns über Gesundheit usw. Sie sagte, daß sie noch nie im Winter einen barfüßigen Menschen gesehen habe, wollte aber mal bei ihrem Arzt nachfragen, ob es gesund sei. Ich hatte schon die Befürchtung daß ich dadurch den nächsten Zug verpassen würde, aber das wäre auch nicht tragisch gewesen. Nachher wünschte sie mir noch viel Spaß.

Nun lief ich barfuß (aus Ennepetaler Sicht) in Richtung Haltestelle. Sowohl das italienische, als auch das Basler 4rad standen nicht mehr auf dem Parkplatz, und ich erreichte den Bahnsteig, als mein Zug nach Ponte Tresa einrollte. Der Anschluß hatte ja prima geklappt! Ich blickte durchs Zugfenster und sah, wie ein Polizeifahrzeug langsam auf den Parkplatz fuhr. Hatten etwa die gut gekleideten Leute die Carabinieri gerufen? Eine gewisse Schadenfreude konnte ich mir nicht verkneifen. Leider war die „bessere Straßenbahn“ zu schnell, um das weitere Vorgehen der Beamten beobachten zu können.

Ich erreichte den Endbahnhof im Grenzort Ponte Tresa. Zunächst schritt ich durch eine Gasse im Schweizerischen Teil, dann überschritt ich die Brücke über den Grenzfluß Tresa, durch den das Wasser des Luganer Sees in den Langensee (Lago Maggiore) fließt in den italienischen Teil. Zöllner waren zwar auch zugegen, aber das Trottoir war weit von ihnen entfernt, ebenso waren sie sehr mit den 4radfahrern beschäftigt. Im italienischen Teil waren viele Fußgänger in den Straßen. Ich wurde von einer jungen Frau auf Italienisch angesprochen. Als ich auf Deutsch sagte, daß ich kein italienisch verstehe, wechselte sie auf Englisch, so daß ich ihr antworten konnte. Auch sie schien sehr besorgt über meine Gesundheit zu sein.

Eines war mir aber aufgefallen: Als Barfüßer konnte man spüren, ob man sich im Schweizer oder im italienischen Teil von Ponte Tresa befand. Im Schweizer Teil spürte man mehr Nässe oder das sanfte Knirschen des Salzes unter den Fußsohlen. Im italienischen Teil dagegen lag Splitt, der jedoch deutlich angenehmer war als der Splitt, den ich aus der Schweiz kenne. Allzu lange wollte ich aber hier nicht bleiben, ich wollte mit dem nächsten Zug, also ca. 20 Minuten nach der Ankunft wieder zurückfahren, diesmal bis zum anderen Endbahnhof in Lugano. Hier hatte ich ca. 1.5 h Zeit, bis mein Zug in Richtung Norden fahren würde.

Ich schritt die Treppe, die parallel zum Gleis der „Sassellina“ (Standseilbahn Bahnhof-Zentrum) hinunter zunächst zum Kirchplatz, dann weiter über gewundene Gassen zur Talstation. Hier sah ich, wie 3 grimmig aussehende bemützte Männer die Fahrausweise der Fahrgäste, die mit dem nächsten Wagen bergauf wollten, kontrollierten. Die Männer sahen weder wie „normale“ Bedienstete des Verkehrsunternehmens, noch wie „richtige“ Polizisten aus, sondern eher wie „Schwarze Sheriffs“. Also plante ich schon für den Rückweg eine Zeitreserve für den Fußmarsch zum Bahnhof ein statt einer Fahrt mit dem Funicolare (obwohl meine Fahrkarte auch hier Gültigkeit besaß). Mein Weg führte durch diverse Straßen der Altstadt, dann zum See und in den Park. Hier kam mir ein Jogger in kurzen (nein: unlangen) Hosen entgegen, die einzige bluttbeinige Person an diesem Tag. Im Park war es recht ruhig, ganz im Gegensatz zur Stadt.

Auf dem Rückweg kam ich auch an diversen Weihnachtsständen vorbei, auf jeden Fall barfuß gut begehbar. Manche Leute starrten mich an, speziell Kinder. Auch vernahm ich eine Stimme auf hochdeutsch: „Der ist sicher ein Engländer!“ Ich kam wieder an der Talstation der Standseilbahn vorbei. Die 3 Kontrolleure blickten gelangweilt auf die Straße, denn das Offtopic-Fahrzeug war gerade abgefahren und neue Kunden waren noch nicht. Einer der Männer schrie irgendwas in meine Richtung, ich ging schnell weiter. Als er dann noch lauter schrie, fing ich an, die Gasse bergauf zu laufen. Er rannte tatsächlich hinterher, wurde aber von seinen Kollegen zurückgepfiffen.

Da ich noch etwas Zeit hatte, ging ich noch in die Kathedrale San Lorenzo:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_San_Lorenzo_(Lugano)
Obwohl ich schon öfters in Lugano war, war ich noch nie in dieser schönen Kathedrale, wieso eigentlich? Aus Angst vor allfälligen „Domschweizern“, die sich an barfüßigen oder/und bekurzhosten Männern stören, so wie es in vielen italienischen Kirchen der Fall ist. Diesmal war ich der einzige Mensch in der Kirche, so daß mich niemand rausschmeißen konnte. Lugano ist halt nicht Italien, sondern liegt nach wie vor in der Schweiz, auch wenn die Einheimischen italienisch sprechen. Die Steinböden sind barfuß angenehm begehbar.

Nach dem Kirchenbesuch ging ich zurück zum Bahnhof, um mit dem Zug zurückzufahren, mit Umsteigen in Arth-Goldau und Luzern. Als der Zug Luzern verlassen hatte, setzte ein heftiges Schneegestöber ein. In Zofingen war es zwar wieder annähernd trocken, doch es lag sicher 10 cm Schnee auf den Straßen. Beim Aufsteigen aufs Velo stürzte ich (vermutlich befand sich ein Eishubbel unter dem Schnee), also schob ich das Velo die ersten 200 Meter auf dem Trottoir. War vielleicht eine gute Entscheidung, denn auf der Straße, die unter der Bahn durchführt, kam ein Auto ins Rutschen, weil die Räder durchdrehten, als es hinter der Unterführung bergauf ging. Waren wohl Sommerpneus unter dem Auto. War auch nicht schlimm, denn ich genoß das Stapfen durch den warmen, flauschigen Schnee. Erst in einer Straße ohne viel Verkehr fuhr ich weiter, das Fahren ging gut. Als ich zu Hause war, stellte ich lediglich mein Velo ab, um noch eine barfüßige „Gassirunde mit ohne Hund“ zu machen. Wer weiß, wann es wieder einmal so schönen Schnee gibt!

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


André Uhres Offline

Admin


Beiträge: 2.092
Punkte: 331

05.01.2018 08:59
#2 RE: Lago di Muzzano, Ponte Tresa, Lugano Zitat · Antworten

Hi Michael,

ich habe alle drei Berichte mit Genuss gelesen und bin jetzt überzeugt, dass du ein Engländer bist .

Kind regards
André


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