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Blutreiche Barfußreise in den Jura (und Uhrenprobleme)
Blutreiche Barfußreise in den Jura (und Uhrenprobleme)
in Barfuß und Leben 28.05.2025 14:37von Michael aus Zofingen •

Hallo,
der Dienstag, der 27.5.2025 sollte zumindest im Westen trocken und zeitweise sonnig bleiben. Zielgebiet war der Jura, in dem ich barfuß mit dem Generalabo unterwegs sein wollte. Ich radelte bei Wolken und 13°C in Richtung Zofinger Bahnhof, um die S29 um 6:13 Uhr Richtung Olten zu erreichen. In Olten wechselte ich den Bahnsteig und wartete auf den Intercity Richtung Lausanne. Dieser Zug endete anders als am vorausgegangen Wochenende nicht in Biel, sondern fuhr normal weiter. Trotzdem stieg ich in Biel aus und ließ den Zug ohne mich weiterfahren. Ich wechselte in einen Regionalzug, wo ich als erstes die Toilette aufsuchte, um das Blut zu entfernen, das von meinem Arm runterlief. Ich hatte mir das beim Aufsetzen des Rucksacks zugezogen, während der Zug in der Anfahrt auf den Bieler Bahnhof schaukelte.
Der Regionalzug brachte mich bis Twann, da der Bahnhof Ligerz nicht mehr bedient wird. Grund: Das letzte Stück eingleisige Strecke mitten durch das malerische Weindorf Ligerz (https://de.wikipedia.org/wiki/Ligerz) soll durch einen zweigleisigen Tunnel durch den Berg ersetzt werden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ligerztunnel
Hätte man nicht im Tunnel eine unterirdische Station errichten können? So mußte ich auf den unmittelbar vor dem Twanner Bahnhof wartenden Kraftomnibus umsteigen, der mich (und einen anderen Fahrgast) zum Bahnhof Ligerz brachte. Ich sah vom Bus die Bauarbeiten an der Bahnstrecke für den Ligerztunnel. Wie geplant um 7:40 Uhr ich in Ligerz.
Gegenüber vom Ligerzer Bahnhof befindet sich die Talstation der Tessenbergbahn;
https://de.wikipedia.org/wiki/Standseilb...0%93Pr%C3%AAles
Diese Bahn enthielt (anders als die in den letzten Tagen benutzten (Stand)seilbahnen) nur aus einer Kabine statt aus zweien. Ohne Fahrgäste, jedoch mit "Chauffeur" kam die Bahn unten an, um 7:45 Uhr sollte sie hochfahren. Der Seilbähnler fragte mich auf deutsch mit französischem Akzent, ob alles in Ordnung war, offensichtlich hielt er mich für zu leicht gekleidet. Meine Fahrkarte wollte er nicht sehen (anders als bei den anderen Seilbahnen, die Personal in Kabinen oder an den Stationen hatten). Oben ging ich ich als nächstes zur Bushaltestelle und verglich meine handschriftlichen Aufzeichnungen (Uhrzeiten, Liniennummer) mit dem Abfahrplan, holte auch noch meine "Not-Taschenuhr" umständlich aus dem Rucksack und stutzte. Ich hatte für die Ankunft der Bahn 7:51 Uhr und für die Abfahrt des Busses Richtung Nods 9:12 Uhr notiert, um 8:12 Uhr fuhr gemäß Haltestellenplan auch einer. Hatte ich versehentlich bei der Fahrplansuche eine falsche Verbindung angeklickt und daraufhin den weiteren Plan aufgebaut? Oder hatte ich meine Uhr (eine zum Aufziehen) falsch eingestellt? Ich suchte nach einer Uhr, ging zurück zum Eingang der Bergstation, wo ich die Uhr im Gebäude sah. Meine Uhr war richtig gestellt. Dummerweise befand sich der Seilbähnler dort und fragte: "Wissen Sie nicht weiter?" Ich antwortete, daß ich zum Bus nach Nods fahren wollte!" Er sagte mir, von wo der Bus abfahren sollte und fragte noch, ob ich eine Jacke benötigte. Ich antwortete, ich hätte eine im Rucksack dabei (was auch stimmte). Ich ging wieder zur Bushaltestelle. Kurze Zeit später kam der Bähnler noch mal und fragte mich, ob ich was zum Essen benötigte. Erst verneinte ich, dann ließ ich mir aber doch zwei Gratismuster von der Migros aufnötigen. Hatte der Bähnler Mitleid mit mir? Hatte er bewußt meine fahrkarte nicht verlangt, weil er befürchtete, ich hätte keine (oder gehören Billettkontrollen nicht zu seinem Pflichtenheft?)? Mir war die Situation unangenehm. Aber immerhin besser als wenn er die Schroter auf mich gehetzt hätte, damit die sich um mich kümmern.
Dann kam das Postauto der Linie 132 nach Nods, wo ich an der Endstation bei der Schule ausstieg und der Bus leer weiterfuhr. Ein Blick auf die Fahrplantafel zeigte, daß erst in einer Stunde der Anschlußbus der Linie 131 nach Le Landeron abfahren würde. Ich war in eine häßliche Fahrplanlükke geraten! Ich hatte nichts falsch notiert oder angeklickt, sondern "nur" nicht bewußt registriert, daß zwischen meiner Ankunft an der Bergstation und der Abfahrt des Busses in Nods nicht ca. eine halbe, sondern ca. 1.5 Stunden lagen!
So lange wollte ich nicht warten, sondern marschierte barfuß weiter. Zum Glück schien nun die Sonne und es war relativ warm. Unweit der Bushaltestelle zweigte ein asphaltierter Feldweg, der als Veloroute markiert war, von der Landstraße ab. Bei Lignières erreichte ich sie wieder. Ich schritt durch den Ortskern und fand eine Bushaltestelle. Ein Blick auf eine Turmuhr machte mich stutzig, sie zeigte 8:20 Uhr. Ich holte meine vorsintflutliche Taschenuhr aus dem Rucksack, sie zeigte 9:20 Uhr. Sie zeigte also noch die Winterzeit an. Da bis zur Abfahrt meines Busses noch ca. 15 Minuten waren, ging ich noch barfuß durch den Ortskern und wieder zurück. Die Turmuhr zeigte immer noch 8:20 Uhr. Sie stand also. Und das im Schweizer Jura, wo doch die Uhrmacherei schon früh ein wichtiger Geschäftszweig war! Im Gedanken schritt ich vorwärts und stieß mit dem linken Fuß gegen einen Prellstein, der verhindern soll, daß 4räder ein Metallgeländer verbiegen. Ich blutete heftig am kleinen Zeh, man sah die Blutspuren auf dem Asphalt.
Endlich kam die Kraftpost, die mich sowie zwei sich auf schweizerdeutsch unterhaltende Frauen im Rentenalter aufnahm und uns zum Bahnhof in Le Landeron hinunterkurvte. Ich war wieder im Zeitplan. Und den Bus hatte ich nicht mit Blut vermohrt. Am Bahnhof war ein bebrilltes Mädchen mit der Mutter und sagte, während es auf meine Füße starrte: "Pieds nus." Ein Regionalzug brachte mich, den Bahnhof Ligerz ohne Halt passierend nach Biel. Nach Wechseln des Bahnsteigs fuhr ich mit einem Regionalzug nach St. Immer. Barfuß ging ich zur etwas abseits gelegenen Talstation der Standseilbahn auf den Mont Soleil (beinahe hätte ich sie verfehlt, da ich stur den gelben Rauten des Wanderweges folgte):
https://www.funisolaire.ch/a-propos/Histoire-du-funi-2
Auch diese Seilbahn besitzt nur eine Kabine statt zwei. Ich fuhr hoch, und oben verlangte der Bähnler auf französisch meine Fahrkarte. Ich zeigte meinen Swiss Pass. Dann fragte er, da er keinen Scanner hatte auf deutsch: "Ist das ein Generalabo?" Ich bejahte. Woher soll er wissen, ob ich ein GA und nicht nur ein Halbpreisabo und keine Fahrkarte (oder einen abgelaufenen Swiss Pass) habe? Auf geschah es nicht das erste Mal, daß ich im französisch- oder italienischsprachigen Teil der Schweiz Kontrolleure nach Vorweisen des Swiss Pass sich auf deutsch bedankten, obwohl ich kein einziges Wort gesprochen hatte. Dabei steht auf der Karte nur mein vollständiger Name, das Geburtsdatum und ein paar Nummern, keine Adresse. Deutet lediglich mein Vorname (Michael statt Michel oder Michele) darauf hin, das meine Muttersprache deutsch ist?
Oben blieb ich in der Nähe der Seilbahnstation, wo ich Wanderwegweiser und Karten studierte. Um 11:59 Uhr fuhr ich wieder hinunter. Von der Bahn hatte ich einen schönen Ausblick auf das Uhrmacherstädtchen St. Immer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Saint-Imier#cite_note-26
Mein barfüßer Weg über diverse Untergründe (teils Pflaster, teils nicht immer neuer Asphalt) zunächst an der mit baugerüst versehenen christkatholische Kirche Saint-Paul vorbei, dann am Martinsturm, dem Rest einer abgebrochenen Kirche vorbei. Dann ging ich zur Stiftskirche mit dem runden Turmhelm und besichtigte sie. Anschließend besichtigte ich noch die Martinskirche (https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89glis...in_(Saint-Imier)). Danach ging ich, vorbei am Polizeigebäude, zum Bahnhof. Ein Bus brachte mich über eine landschaftlich schöne Strecke nach Tramlingen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tramelan
Ich rechnete mit einem etwas längeren Aufenthalt. Da jedoch ein verspäteter schmalspuriger Zug noch im Bahnhof wartete, benutzte ich diesen bis zur Endstation in Dachsfelden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tavannes
Schon rollte ein vollspuriger Zug Richtung Biel ein, mit dem ich bis Sonceboz-Sombeval fuhr. Hier hatte ich 20 Minuten Wartezeit auf einen Regionalzug, der nur wenig früher fuhr als mein eingeplanter Regioexpreß nach La Chaux de Fond. In dieser Uhrenstadt hatte ich Anschluß auf einen Regionalzug in die andere Uhrenstadt Le Locle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Le_Locle
Vom Bahnhof fuhr ich mit dem Schrägaufzug (auch eine Standseilbahn mit nur einer Kabine, zweikabinige Standseilbahnen benutzte ich an diesem Tag nicht) zur Bushaltestelle. Das Wetter war wolkig. Da mein Bus noch nicht fuhr, ging ich noch durch die von 4rädern verstopfte Stadt noch zu einem Brunnen, um was zu essen. Ich habe den Eindruck, daß in westschweizer Städten die Qualität von Asphalt aus Barfüßersicht schlechter ist als in deutschschweizer Städten. Von Le Locle fuhr ich über eine schöne Strecke über Les Brenets nach Neuenburg mit der Kraftpost, die Fahrt endete an der Südseite des Bahnhofs. Zur Weiterfahrt zum Place Pury mußte ich die Gleise unterqueren. Es rollten gleichzeitig ein Kraftomnibus und ein Oberleitungsomnibus ein, ich benutzte den Trolleybus. Hier war es deutlich wärmer als noch in den höher gelegenen Uhrenstädten. Am Place Pury schritt ich barfuß durch die Unterführung in Richtung See. Hier befand sich eine Rasenfläche, die für meine Füße eine Abwechselung bot, bevor die Littorail einrollte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Strassenbahn_Neuenburg
Das Tram (laut Fahrplan hochtrabend "Regionalzug" genannt) brachte mich bis zur Endstation in Boudry, von wo ich in einen Bus zum "richtigen" Bahnhof in Boudry fuhr. Hier sollte ich Anschluß an einen "richtigen" Regionalzug nach Biel haben, um von dort via Büren/Aare nach Hause zu fahren. Im Lautsprecher wurde eine Verspätung ohne Zeitangabe angekündigt, was viele Handys der wartenden Personen zu Glühen brachte. Ich nahm einfach den nächsten Regionalzug nach Yverdon. Als dieser Zug am verspäteten Gegenzug vorbeifuhr, errechnete ich, daß ich den Anschluß in Biel wohl kaum geschafft hätte.
Von Yverdon reiste ich weiter mit einer am selben Gleis bereitstehenden S-Bahn über Payerne bis Freiburg. Ein Intercity ohne Halt in Olten kam sofort. In Bern mußte ich umsteigen, wo ein Interegio Richtung Olten bereits wartete. In Olten wechselte ich wieder den Bahnsteig, während ein Regioexpreß Richtung Luzern einrollte (übrigens genau der Zug, den ich auch planmäßig bekommen hätte, wenn in Boudry der geplante Zug pünktlich gewesen wäre, aber das war Zufall, keine Absicht). Um 20:12 Uhr traf ich in Zofingen ein, bei wolkigem Wetter radelte ich barfuß nach Hause.
Meine 10. Barfußreise mit dem Generalabo war beendet, die verpaßte Strecke über Büren/Aare werde ich wohl irgendwann mal nachholen. Heute regnet es, so daß ich diesen Tag für offtopicfahrzeugfrei erkläre. Für den morgigen Auffahrtstag werde ich noch was einplanen, die folgenden zwei Tage werde ich wohl am Aareufer verbringen, wohin ich mit dem Velo fahre.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen
RE: Blutreiche Barfußreise in den Jura (und Uhrenprobleme)
in Barfuß und Leben 29.05.2025 11:27von André Uhres • Admin | 2.308 Beiträge | 1027 Punkte
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