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#1

Barfußreise in Gegenrichtung durch den Alten Rhein

in Barfuß und Leben 26.06.2025 09:40
von Michael aus Zofingen | 830 Beiträge | 554 Punkte

Hallo,

der Dienstag, der 24.6.2025 sollte in der Schweiz wieder einmal sonnig und warm werden, daher beschloß ich, eine Schiffsreise durch den Alten Rhein mit meinem Generalabo zu unternehmen, diesmal in Gegenrichtung, und anschließend in Rorschach zu baden. Ich radelte barfuß bei wolkenlosem Himmel und 18°C in Richtung Zofinger Bahnhof, um den Regioexpreß um 6:13 Uhr bis Olten zu erreichen, hier bekam ich nur einen Stehplatz. In Olten mußte ich den Bahnsteig wechseln, wo 9 Minuten später der Intercity Richtung Zürich einrollen sollte. In diesem Zug bekam ich einen Sitzplatz. In Zürich wechselte ich barfuß zu einem anderen Bahnsteig. Mit diesem Zug fuhr ich bis St. Gallen. Der Anschluß hier war knapp, noch dazu, wo eine Schulklasse ebenfalls den Zug verließ. Ich rannte vom Hauptbahnhof in den Nebenbahnhof und erwischte die Trogener Bahn noch:
Durchmesserlinie

Das "Tram" brachte mich quer durch die Stadt bis nach Trogen. Hier hatte ich Anschluß an eine Kraftpost nach Heiden Post. Zu barfuß ging ich zum Bahnhof der Rorschach-Heiden Bahn. Kurze Zeit später kam der moderne Zahnrad-Triebwagen und brachte mich nach Rorschach Hauptbahnhof.
Rorschach-Heiden-Bahn

In Rorschach verließ ich den Zug, um mit einer S-Bahn bis Rheineck zu fahren. Ich verließ dort den Zug und ging barfuß zum nahen Schiffsanleger. Bis zur Abfahrt des Schiffes hatte ich noch 35 Minuten Zeit. Ich setzte mich auf eine Bank im Halbschatten. Es warteten auch schon andere Leute am Anleger, die Schlange blockierte den Veloweg, auf dem etliche Radfahrer unterwegs waren, überwiegend mit E-Bikes. Das Schiff "Rhyneck" näherte sich, und die Menschentraube drängte sich derart vor den Anleger, daß aussteigende Passagiere Mühe hatten.
[URL=]Schiffahrtsbetrieb Rorschach[/URL]

Dabei hatten alle Leute Platz auf dem Schiff, auch eine Schulklasse. Das Schiff wendete im Kanal, der kaum breiter war als das Schiff lang war. dann fuhr es langsam Richtung Bodensee. Der Mann der die Fahrkarten kontrollierte, sprach zwar schweizerdeutsch, erinnerte mich im Aussehen aber an den Wiener Tatort-Bezirksinspektor Wirz:
Kurt Jaggberg
(So groß ist die Ähnlichkeit doch nicht)

Der "Bezirksinspektor" störte sich nicht an meiner Barfüßigkeit. Als ich ihm den Swisspass zeigte, fragte er, ob es sich um ein GA handelte, was ich bejahte. Er hatte anders als etwa SBB-Schaffner kein Lesegerät dabei. Ich hätte den Mann also betrügen können, wenn ich etwa einen abgelaufenen Swisspass gehabt hätte (oder ein Halbpreisabo, jedoch keine Fahrkarte). Wenn etwa ein Kontrolleur kein Lesegerät dabei hat und er die Gültigkeit des Swisspasses anzweifelt, muß ich dann beweisen, daß mein Swisspass gültig ist oder muß er beweisen, daß er ungültig ist?

Ich war an Bord übrigens nicht der einzige Barfüßer. So entledigte sich auch eine Lehrerin ihrer Schuhe, ebenso ein kleiner Junge (dessen Mutter vorher mit der Hand nachprüfte, ob das Metalldeck nicht zu heiß war), sowie ein kleines Mädchen (auch dessen Oma entledigte sich der Schuhe, der Opa nicht). Das Mädchen mußte vor Verlassen des Schiffes die Schuhe wieder anziehen, was es nur unter Protest machte. Ich verließ als einziger barfuß das Schiff, und zwar an der Endstation Rorschach Hafen.

Ich ging zu Fuß zum Badeplatz nahe der abgebrannten Badhütte. Dieser war anfangs nicht so voll, ich fand sogar einen Platz im Schatten eines Baumes. Das Wasser des Bodensees war angenehm, ab und zu war die Fontäne in Betrieb. Später kamen doch deutlich mehr Leute. Ein Junge fuhr barfuß Gocart auf der Promenade, ebenso einige Kinder mit nicht motorisierten Trottinetts. Ein Mädchen saß im Schneidersitz barfuß auf einem Rollbrett, hatte jedoch die Turnschuhe über die Hände gestülpt, um sich damit schnell und elegant in Bewegung zu setzen.
Auch Turnschuhe können elegant sein, wenn man sie in der Hand hält (nicht nur Stöckelschuhe, was Lorenz immer sagt)!

Um 19:33 Uhr sollte mein Zug ab Rorschach Hafen fahren. Ich begab mich barfuß dorthin. Vor einem Restaurant am Bahnsteig spielten zwei Kinder barfuß, während die beschuhten Eltern am Tisch saßen (die Schuhe der Kinder standen unter dem Tisch). Der Zug zum Rorschacher Hauptbahnhof fuhr auch diesmal pünktlich, dafür fiel diesmal mein Anschlußzug, mit dem ich ohne Umsteigen bis Olten gekommen würde, nicht aus. In St-Gallen bestieg ein Mann mit bedeckungsreicher Kleidung den Zug, er hatte einen Schlafsack dabei. Ebenso kamen zwei junge Leute, die ich für Studenten hielt. Während der Mann recht formal gekleidet war, war die Frau sehr sommerlich gekleidet und entledigte sich sofort ihrer Sandalen. Die Studenten unterhielten sich recht laut, wobei es sich wohl um Abfragen von Prüfungsaufgaben handelte. In Höhe Wil (der Zug hielt dort nicht) wurde es dem Mann mit dem Schlafsack zu bunt. Er ging auf die Studenten zu und lallte, sie sollten doch leise sein. Die Studenten ließen sich gar nicht stören. Dann kam er zu mir und lallte: "Männer ohne Schuhe und in kurzen Hosen gehören an den Strand, nicht in die Bahn!" Ein Mann mit Anzug und Krawatte fing ziemlich laut auf Hochdeutsch zu sprechen: "Wenn Sie weiter so ein dummes Zeug reden, rufe ich die Polizei!" Darauf ging der Mann mit dem Schlafsack in den Nachbarwagen (erste Klasse, meines Erachtens gab es in dieser Richtung keine 2.-Klasse-Abteile mehr). Dann wandte der Anzugträger sich an mich: "Und Sie verlassen auch diesen Wagen, ich ertrage den Anblick von älteren Männern in kurzen Hosen nicht, nur von Frauen und Kindern." Darauf antwortete ich: "Ich war eher im Zug als Sie, also verlasse ich meinen Platz nicht. Sie dagegen hätten also die Möglichkeit gehabt, sich gleich ein anderes Abteil auszusuchen. Und wenn ich von einem Menschen weiß, daß er Probleme mit kurzen Hosen bei Männern hat, sich aber an kurzen Hosen bei Frauen und Kindern aufgeilt, würde ich, wenn ich Vater kleiner Kinder wäre, meine Kinder vor diesem Menschen warnen. Ebenso würde ich die KESB einschalten, damit die überprüfen soll, ob der Mensch als potentieller Pädophiler nicht auf unbestimmte Zeit verwahrt wird!" Kreideblich verließ der Anzugsiech den Wagen, und zwar in anderer Richtung als der Schlafsacksiech. Die Studenten lachten, als der Anzugträger weg war, wobei ich nicht sicher war, ob es sich auf die Vorfälle im Zug oder nur auf die Prüfungsaufgaben bezog. Beim Halt in Winterthur sah ich den Schlafsäckler über den Bahnsteig humpeln. Danach kam der Schaffner, kontrollierte meinen Swisspass mit dem Lesegerät, wünschte mir höflich eine gut Fahrt, ohne einen Kommentar zu meiner Barfüßigkeit/Kurzhosigkeit zu machen. Der Zug hielt nicht am Flughafen, sondern verkehrte über Wallisellen nach Zürich Hauptbahnhof Richtung Lausanne. Er hielt in Aarau und Olten. In Olten wechselte ich auf einen Interregio nach Zofingen. Um 21:56 Uhr traf ich in Zofingen ein, bei wolkenlosem Wetter radelte ich barfuß nach Hause.

Meine 20. Barfußreise mit dem Generalabo war beendet.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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