Hallo,
am Mittwoch, den 1.10.2025 sollte es speziell in der Südschweiz sonnig und relativ warm werden, während im Norden der Hochnebel vorherrschen sollte. Ich radelte barfuß und erstmalig seit Besitz des Generalabos mit Jacke (es darf gelästert werden
) im Dunkeln bei Hochnebel und 6°C in Richtung Zofinger Bahnhof, um einen Interregio um 6:09 Uhr Richtung Luzern zu bekommen. Ich war übrigens nicht der einzige Mensch, der noch in kurzen (oder zumindest unlangen) Hosen mit Offtopic-Fahrzeugen unterwegs war. Nach 17 minütigem Warten in Luzern hatte ich Anschluß an einen relativ vollen kupferfarbenen Interregio Richtung Locarno. Dieser Zug benutzte die Gotthard-Bergstrecke, jenseits des Scheiteltunnels war der Himmel blau und ohne Nebelfelder. Mit dem Kupferzug fuhr bis zum Bahnhof Bellinzona. Hier hatte ich Anschluß an eine S-Bahn, mit der ich bis Capalago-Riva San Vitale fuhr. Zwölf Minuten später brachte mich ein Postomnibus der Linie 532 nach Porto Ceresio.
Gut 1.5 Stunden Zeit hatte ich eingeplant, um das italienische Städtchen zu besichtigen. Das GA gilt zwar im grenzüberschreitenden Postauto bis zur Endstation am Bahnhof, nicht aber für den Bus nach Ponte Tresa und für den Zug nach Varese. Ich ging zunächst am Ufer des Luganer Sees entlang Richtung Osten. Teilweise besteht der Weg aus Holzbrettern, teilweise aus Steinplatten, teilweise aber auch aus Asphalt, der stark baufällig ist. Teilweise lagen aber auch Reste von Wasserpflanzen als Folge eines Hochwassers auf der Uferpromenade. Also gab es genug Abwechslungen in der Beschaffenheit der Untergründe, was ein Schuhträger nur bedingt mitbekommen würde. Dann verließ ich das Seeufer und stieg einen Weg parallel zu einem Bachlauf hinauf zu einem kleinen Wasserfall. Dann ging es weiter über Altstadtgassen, die aus Kopfsteinpflaster bestanden, jedoch in der Mitte Steinplatten, sozusagen die "Rennstrecke" für Barfüßer
. Ich ging noch weiter eine Straße hoch, auf der Wasser runterfloß, ebenfalls eine Folge der starken Regenfälle an den Vortagen. Die Siele konnten nicht alles Wasser schlucken. Wer hier barfuß war, war echt
im Vorteil.
Schließlich erreichte ich eine Treppe, die stark vermoost war und wohl kaum noch verwendet wurde. Auf dieser schritt ich wieder hinunter zur Hauptstraße, auf der leider viele 4räder verkehrten. Dann begab ich mich zum Seeufer in der Nähe des Bahnhofs, um etwas zu Essen in der Sonne. Von hier konnte sehr gut die Kirchen von Morcote und Vico Morcote am gegenüberliegenden Seeufer erkennen. Auch der Seedamm von Melide und der riesige "Getreidesilo" erbaut vom Tessiner Architekten Mario Botta in Campione waren sichtbar.
Um 13:00 Uhr brachte mich die Kraftpost zurück zum Bahnhof Capalago-Riva San Vitale, wo gerade ein Zahnradtriebwagen zur Fahrt auf den Monte Generoso bereitgestellt wurde. Ich aber fuhr weiter mit dem Postauto der Linie 531 über das malerische Riva San Vitale mit dem uralten Baptisterium zum Bahnhof Mendrisio, benutze also einen anderen Weg als früher die Straßenbahn. Ich konnte vom Bus aus erkennen, wie sich die Zahnradbahn auf den Monte generoso hochkämpfte.. Das Schiff hielt danach noch in Paradiso und Lugano. Barfuß schritt ich vom Anleger durch die volle Innenstadt zur Talstation der Seilbahn. Ich zwängte mich noch hinein und fuhr hoch zum Bahnhof. Der nächste Bus der Linie 4 brachte mich von Mendrisio nach Chiasso.
Bis zur Abfahrt des nächsten Busses hatte ich 30 Minuten Zeit, um durch die Stadt zu gehen. Die Plattenwege in der modernen Fußgängerzone waren barfuß gut begehbar. Auch hatte ich Zeit, kurz in die barocke Pfarrkirche neben dem schlichten Rathaus zu gehen. Sollte mich jemand bitten, ihm irgendwelche sehenswerten Ortschaften im Tessin zu empfehlen, würde Chiasso definitiv nicht darunter fallen (Mendrisio schon). Ein Bus der Linie 5 brachte mich nach Morbio Inferiore, von wo es weiter mit der Kraftpost Nr. 515 bergauf bis Muggio ging. Nach kurzem Warten brachte mich ein nur selten verkehrender Post-Kleinbus der Linie 521 auf sehr enger Straße hinunter nach Castel San Pietro. Ich bewunderte den Chauffeur, wie er die engen Kurven und die engen Ortsdurchfahrten, etwa durch Monte meisterte, ohne an Häuser zu stoßen. Mit dem Bus Nr. 512 fuhr ich zurück nach Chiasso.
Um 16:34 Uhr sollte mein Regioexpreß nach Locarno abfahren, jedoch kam er erst 15 Minuten später an. Im Bahnhof wimmelte es nur so von Uniformträgern (Chiasso ist Grenzstadt zu Italien), die durch ihre bloße Anwesenheit sowohl kleinen Ganoven als auch nicht obrigkeitshörigen friedliebenden Menschen, nicht jedoch mächtigen Wirtschaftsgangstern im teuren Anzug den Aufenthalt am Bahnhof vermiesen. Wegen der Verspätung entschloß ich mich, bereits in Cadenazzo in die geplante S-Bahn umzusteigen, um denn im Intercity ab Bellinzona weiterzufahren. Als aber ein mäßig voller Kupferzug nach Olten einrollte, benutzte ich gleich diesen und wechselte nicht in Bellinzona, wohl wissend, daß ich dann eine Stunde später zu Hause ankommen würde. Wegen eines "kleinen Defektes am Zug" endete der Zug jedoch in Arth-Goldau, um weiter nach St. Gallen zu fahren statt Luzern. Hier wechselte ich barfuß in den Ersatzzug, ein Kupferzug, der von Luzern kam und wieder zurück nach Luzern und weiter nach Olten fuhr (ohne Halt in Zofingen). In Luzern hatte ich Anschluß an einem Interregio Richtung Lausanne, mit dem traf ich um 21:44 Uhr in Zofingen ein, bei wolkigem Wetter radelte ich barfuß nach Hause.
Meine 48. Barfußreise mit dem Generalabo war beendet.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen