Hallo,
am Freitag, den 3.10.2025 sollte es in der Südschweiz noch vergleichsweise sonnig und relativ warm werden, während im Norden bereits die Ausläufer einer Warmfront ankommen sollten. Ich radelte barfuß und mit Jacke im Dunkeln bei klarem Himmel und 2°C in Richtung Zofinger Bahnhof, um einen Interregio um 6:29 Uhr Richtung Luzern zu bekommen. Nach 17 minütigem Warten in Luzern hatte ich Anschluß an einen relativ leeren kupferfarbenen Interregio Richtung Locarno. Diesen benutzte ich bis zur Endstation, die noch auf dem Gemeindegebiet von Muralto liegt. Ich war übrigens nicht der einzige Mensch, der noch in kurzen (oder zumindest unlangen) Hosen mit Offtopic-Fahrzeugen unterwegs war. 23 Minuten später sollte ein FART-Bus der Linie 315 nach Cavegno abfahren. Allerdings dauerte es ewig, bis der Bus (und andere Busse) wegkamen, da ein 4rad nach dem anderen die Straßen blockierte. Die militanten 4radaktivisten haben sich bei der Abstimmung durchgesetzt, damit das Chaos weiterhin erhalten bleibt. Benutzer von Offtopic-Fahrzeugen sollen weiterhin vergrault werden, nur damit die 4radfahrer direkt vor dem Laden halten können. In der Südschweiz haben ist die 4radlobby stärker vertreten als in der Deutschschweiz.
Der Bus fuhr im Prinzip so wie früher die Maggiatalbahn. Der Bus überquerte die ampelgeregelte provisorische Ersatzbrücke bei Visletto über die Maggia. Ich erkannte die Stelle, wo die durch Hochwasser zerstörte Straßenbrücke stand und die ehemalige Eisenbahn- und heutige Velowegbrücke, die das Hochwasser überstanden hatte. Mit 15 Minuten Verspätung kam der Bus an der Endstation an, so daß ich gerade 15 statt 30 Minuten Zeit bis zur Abfahrt des nächsten Busses hatte, um mir den Ortskern von Cavegno anzusehen.
Der Bus zurück hatte "nur" 5 Minuten Verspätung. Am Bahnhof Solduno wollte ich in die Centovallibahn umsteigen, da der Bahnhof Ponte Brolla wegen Bauarbeiten nicht benutzbar war. Der Bus holte die Verspätung nicht auf, da eine Schülergruppe unterwegs den Bus stürmte und dann noch eine Frau mit Kinderwagen. Diesmal war der Anschluß aber reichlich, so daß ich langsam von der Bushaltestelle zur "U-Bahnstation" wechseln konnte. Ein moderner Nahverkehrstriebwagen kam mit 10minütiger Verspätung an und brachte mich bis Intragna. Ich hatte Zeit, über Treppen hinauf in den Ortskern zu gehen und die Kirche San Gottardo zu besichtigen.
Auch wenn ich damit rechnete, das der geplante Gegenzug ebenfalls Verspätung hatte (was bei eingleisigen Strecken kein Seltenheit ist), war ich trotzdem pünktlich wieder am Bahnhof, wo bereits etliche Leute auf den Zug warteten. Die Mehrheit sprach schweizerdeutsch. Eine Frau, die mit Mann und Kindern ebenfalls zum Bahnhof ging, fragte mich: "Kommen Sie nicht aus Zofingen?" Ich bejahte es. Tatsächlich kam der Zug mit Verspätung an, es war ein uralter Regioexpreß, der ohne Halt bis Locarno fuhr. Aber bis zur Abfahrt des FART-Busses nach Brissago hatte ich genügend Zeit. Ich fuhr bis zur Endstation im Westen der "Freien Reichstadt" und schritt barfuß ostwärts. Zunächst kam ich an der Kirche Madonna di Ponte vorbei. Wegen Bauarbeiten konnte ich sie nicht betreten. Dann schritt ich an der Zigarrenfabrik vorbei, um weiter zum Rathaus zu wandern. Danach besichtigte ich die Kirche SS. Pietro e Paolo. Schließlich ging ich hinunter zum See, folgte dem Ufer, um dann hinauf zur Bushaltestelle bei der Post zu gehen.
Der Bus fuhr pünktlich um 16:11 Uhr und blieb auch pünktlich auf der Fahrt am Seeufer, durch den Straßentunnel, durch die Ausläufer von Ascona und über die Maggiabrücke (ehemalige Velowegbrücke), da lediglich viel Gegenverkehr herrschte. An der ersten Haltestelle auf Gebiet von Locarno stiegen dagegen etliche Personen mit Koffern, zwei Frauen mit Kinderwagen sowie zwei alte Frauen, die beim Chauffeur mit Bargeld bezahlten und dafür ewig brauchten. Dann herrschte auch noch dichter Verkehr. Ich sah den Anschlußbus nach Bellinzona vor mir, gefolgt von einem Stadtbus, und dann meinem Bus in der Busspur. Die Busampel gab den Bussen vor mir freie Fahrt, dann aber mußte mein Bus warten, um den 4radverkehr durchzulassen. Am Schiffsanleger hatte die elektronische Fahrplanauskunft meinen Umsteigeort ausgewählt, da ein Umsteigen am Bahnhof einen weiteren Fußweg, noch dazu antizyklisch bedeutet hätte. Der Anschlußbus stand nicht mehr an der Haltestelle, trotzdem stieg ich aus, um im Säckelschritt gemeindegrenzenüberschreitend zur Haltestelle am Bahnhof zu rennen, in der Hoffnung, der Bus würde noch da stehen. Da aber etliche Fußgänger auf dem Trottoir längsschlichen, gelang es mir nicht, den Bus mehr zu erreichen. Aber ich sah ihn abfahren.
Ein halbstündiges Warten auf den nächsten Bus hätte bedeutet, daß ich den Zuganschluß in Bellinzona knapp verpaßt hätte. Es fuhr jedoch um 16:45 eine S-Bahn, die ich knapp erwischte und mit der ich bis Riazzino fuhr, um dort umzusteigen. Nun erwischte ich doch noch die Kraftpost nach Bellinzona. So hatte ich genügend Zeit, bis der Kupferzug nach Basel einrollte, mit dem ich bis Luzern fuhr. In Luzern hatte ich Anschluß an einem Interregio Richtung Lausanne, mit dem traf ich um 21:44 Uhr in Zofingen ein, bei wolkigem Wetter radelte ich barfuß nach Hause.
Meine 50. Barfußreise mit dem Generalabo war beendet.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen