Einkaufen im Supermarkt gehört eigentlich nicht zu den Anlässen, bei denen ich etwas Spezielles anziehe. Was andere dabei denken, ist mir schnurzpiepegal. Daher denke ich mir überhaupt nichts dabei, dort barfuß und in kurzer Hose zu erscheinen, solange die Witterung es erlaubt. Und heute war es (zumindest mir) wirklich nicht zu kalt. Heute war ich bei Coop im Perry-Center und bei der Migros in Zofingen.
In beiden Läden habe ich noch nie kleidungsspezifische Schwierigkeiten bekommen. Heute ist mir aufgefallen, daß mich in beiden Läden die Frauen an der Kasse mit Namen angesprochen haben. Woher kennen sie ihn. Gewiß, auf der jeweiligen Kundenkarte steht er drauf. Aber abgelesen haben sie ihn nicht, sie bekamen die Karte ja erst später zu Gesicht. Dabei ist mein Nachname in der Schweiz kein alltäglicher Name, andererseits auch nicht leicht zu merken. Schließlich heiße ich ja nicht Garderobenständer oder Tulpenstengel. Sicher bin ich in den Läden als derjenige, der „im Winter geringfügig weniger winterlich gekleidet ist als andere“ aufgefallen. Vermutlich hat die eine oder andere Verkäuferin dann auf der Kundenkarte meinen Namen abgelesen und sich den Namen gemerkt.
In der Migros wurde ich auch noch von einem älteren Herrn angesprochen. Er fragte mich, ob es nicht zu kalt wäre, worauf ich antwortete, daß alles Gewöhnungssache wäre. Dann sagte er: „Wenn ich das täte, wäre ich am nächsten Tag tot.“ Ich sagte, daß es Leute gäbe, die selbst im tiefsten Winter draußen keine Jacke benötigen und denen ein kurzärmeliges T-Shirt reicht. Außerdem gäbe es Leute, die sogar im Schneegestöber bei Laufveranstaltungen nur eine kurze Turnhose tragen, keine Oberbekleidung, keine Schuhe.
Er fragte mich, ob ich schon mal ernsthaft krank gewesen war, worauf ich meine Hirnhautentzündung als Folge eines Zeckenbisses erwähnte. Er meinte, daß das etwas ganz anderes sei. Dann erzählte er, daß er mal als Kind im April bei sonnigem Wetter barfuß Kartoffeln gesetzt hatte, und zwei Tage später hatte er eine Lungenentzündung. Darauf meinte ich, daß die Lungenentzündung auch gekommen wäre, wenn er an dem Tag mit Schuhen in der Wohnung geblieben wäre. Denn vom Barfußlaufen bekommt man keine Lungenentzündung, weil die Lunge nicht in den Füßen ist. Zum anderen würde sich eine Lungenentzündung nicht schon nach zwei Tagen bemerkbar machen.
Dann erwähnte er, daß er mich im letzten Spätherbst so leicht bekleidet in Basel am Bahnhof gesehen hätte. Ich wäre mit dem Velo unterwegs gewesen und er wollte wissen, ob ich die ganze Strecke mit dem Velo gefahren wäre. Ich bejahte und sagte, daß ich am selben Tag noch zurück nach Zofingen geradelt war. „Das sind ja 100 km!“ Dann verabschiedete er sich von mir.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen