Am Samstag, den 10.4.2010 war Tag der offenen Tür im Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut in Basel. Den Termin hatte ich von einer dort beschäftigten Mitarbeiterin erfahren, die früher in derselben Firma wie ich arbeitete und mir zeitweilig direkt unterstellt war. Da es sich um ein „Tropeninstitut“ handelt und nicht um ein „Polarinstitut“, hielt ich es für konsequent auch in eher „tropischer“ Kleidung zu erscheinen.
Morgens kurz nach 8 Uhr radelte ich los. Auf einen Tropenhelm konnte ich gut und gerne verzichten. Meine kurze Hose und mein weißes Träger-T-Shirt waren sicher tropenkonform (allerdings mußte ich bis Frenkendorf eine Sommerjacke drüber tragen). Und tropenkonforme Schuhe? Besitze ich nicht, dann doch lieber gar keine. Das Tropeninstitut war leicht zu finden, da es in unmittelbarer Nähe der Haltestelle Brausebad liegt (immer den Schienen nachradeln).
Gegen 10.30 Uhr erreichte ich das Tropeninstitut. Noch während ich mein Velo auf den Hof schob, erkannte ich meine ehemalige Mitarbeiterin, die damit beschäftigt war, Prospekte an die Besucher zu verteilen. Auch sie erkannte mich sofort, obwohl wir uns ca. 3 Jahre nicht gesehen hatten und sie mich auch nur in Dienstkleidung gesehen hat. Allerdings wußte sie sehr gut, daß ich außerhalb der Dienstzeit weniger formale Kleidung bevorzuge. Auch mein Ärger mit der Obrigkeit und gewissen Spießern aus der Firma war ihr bekannt. Sie freute sich sehr, daß ich gekommen war. Meine tropische Kleidung war kein Thema.
Im Gebäude traf ich auch noch eine Arbeitskollegin, mit der ich aber nie direkt was zu tun hatte. Auch sie schien es nicht zu interessieren, wie ich im Tropeninstitut erschienen war. Ebenso war es den Mitarbeitern des Tropeninstituts, die an den Tafeln Fragen beantworteten, völlig egal. Das gleiche betraf erwachsene Besucher, nur manche Kinder machten große Glotzaugen. Ein Kind rief: „Der Mann ist ja blutt!“ Darauf der Vater: „Nein, barfuß!“
Die Ausstellung selbst war interessant. Es wurden teils als Präparate, teils auch lebend, bestimmte Tiere gezeigt, z.B. Bandwürmer, Mücken, Flöhe, Läuse, Krätzmilben, Zecken, Kakerlaken, wobei ich letztere süß fand.
Ich war übrigens nicht der Einzige im Institut, der ohne „Winterkleidung“ herumlief. Erwachsene in kurzen Hosen waren nicht dort, aber ein paar wenige Kinder trugen kurze (oder zumindest „kürzere als lange“) Hosen, jedoch grundsätzlich in Kombination mit fetten Schuhen und Socken. Im Garten des Instituts war eine Hüpfburg aufgestellt, die man ohne Schuhe benutzen mußte. Kein Kind kam auf die Idee, sich auch der Socken zu entledigen, im Gegenteil: Manche Kinder zogen über die „normalen“ Socken noch andere Socken, mit denen sie aber auch über den Rasen liefen. Im Garten spielte auch eine Musikgruppe afro-kubanische Musik in entsprechender Kleidung. Eine Frau und ein Mann dieser Gruppe waren barfuß.
Ich verließ das Tropeninstitut und radelte über die Dreirosenbrücke in Richtung Wiesenufer, wo ich mich für einige Zeit in die Sonne setzte. Hier war es so warm, daß ich auch das T-Shirt auch nicht mehr benötigte. Auch andere hatten sich hier breitgemacht bzw. wanderten, joggten oder radelten die Uferwege beidseits des Flusses entlang, manche trugen kurze Sportkleidung. Barfuß waren nur wenige am Ufer, aber selbst die „unecht“ im Sinne der Ratinger Definition.
Gegen 16 Uhr radelte ich weiter, fürs Anziehen eines T-Shirts war es (mir) noch nicht kalt genug. Ich radelte wieseabwärts und folgte dann dem Rheinufer bis zum Kraftwerk Birsfelden, wo ich den Rhein überquerte. Der Barfußpark wurde sogar von 2 ansonsten eher winterlich gekleideten Frauen benutzt, die Wanderschuhe in der Hand tragend.
In Muttenz machte ich noch eine Pause in einem Park. 4 Mädchen vermutlich indischer Abstammung spielten an einem Brunnen. Sie versuchten, trockenen Schuhs am Brunnenstein hochzuklettern, was aber nicht allen gelang, worauf ein Kreischen erfolgte. Ein Mädchen entledigte sich daraufhin der Schuhe und Socken, während die anderen es vorzogen, fett beschuht zu bleiben. An nassen Hosensäumen schienen sie sich nicht zu stören. Bevor in weiterradelte, watete ich auch noch ein Stück durch den Brunnen, die Gefahr nasser Hosensäume bestand bei mir nicht, und gekreischt hatte ich trotz des kalten Wassers auch nicht.
Als ich nach Hause radelte, gab es eigentlich nur wenigen Reaktionen zu meiner nicht übermäßig winterlichen Aufmachung. Manche Leute lächelten lediglich. In Pratteln überholte mich zwar eine Bullenschleuder, aber die Polizeischergen unternahmen nichts, um mich zu schikanieren, also wieder kein Grund, um die Schweiz auf der Liste der Polizeistaaten eine Stufe höher zu befördern. Einige Jugendliche lästerten in Liestal, als ich am Bahnhof vorbeiradelte. In Buckten wurde es auch mir zu kalt, daß ich mein T-Shirt wieder überziehen mußte. Da entgegen den Wetterprognosen der Ostwind noch gar nicht eingesetzt hatte, sondern eher von Nordwesten kam, kam ich mit dem Velo relativ gut voran. Als ich durch Aarburg kam, fragte jemand: „Ist es nicht zu kalt?“ Immer dasselbe!
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen