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Hobby-Barfuß-Renaissance-Forum

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Dieses Thema hat 30 Antworten
und wurde 2.345 mal aufgerufen
 Barfuß und Leben
Seiten 1 | 2
Jay Offline




Beiträge: 788
Punkte: 695

17.04.2010 10:47
Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Hi,

in den letzten Wochen des alten HBFs berichtete einmal Don Primo, daß ihm in einem Bistro in Frankfurt ein "Geschäfts"-Herr (Maßanzug etc.) eine 2 €-Münze auf den Tisch legte, u. U. mit den andeutenden, leisen Worten: "Schuhe kaufen!"...

Selbiges ist mir grad' vor ca. 1 h in etwas abgewandelter Form, nach WE-Einkauf (& vorher Einnahme des Frühstücks in meinem Frühstücksstammcafe´, welches Bestandteil dieser Einkaufsmall ist, passiert.

Samstag ist Freizeittag, & so ging ich auch in betonter Freizeitkleidung zum Breakfast & Shopping: Eine eigentlich ausrangierte Jeans mit vielen Fransen, Schlitzen & Löchern, eine abgeschrammte Melange aus Sweatshirt & Pulli, die aus Schlitzen & Löchern ebenfalls allmählich den Blick auf diverse Stellen meines Oberkörpers freizugeben begann.

Wieder hatte es heute nur 6° & grauen Himmel, keine Spur vom vorhergesagten Sonnenschein (auch jetzt nicht, da ich diese Zeilen schreibe). Ursprünglich wollte ich sogar nicht 'mal BF von zuhause ausrücken, tat´s aber dann doch. Auf meine Lederjacke konnte ich nicht verzichten, weil´s genauso arschkalt wie vergangenen Mittwoch (Treffen mit Leo & Osram) war.

Frühstück & Einkäufe hatte ich erledigt, ich ging, meine Sachen tragend, um eine Kurve zur Rolltreppe, die mich zur Tiefgarage mit meinem Auto bringen sollte. Eine kleinwüchsige, ca. 40 Jahre alte Frau (Dame wäre zuviel gesagt) mit makeuplackierten roten Pausbacken (eigenartig, weshalb sich jemand sein Gesicht grad' so & an dieser Stelle einfärbt) & Wimperntusche stand mit schwerem, vollbeladenem Einkaufswagen vor der Rolltreppe & ließ mich vorgehen.

Nach ca. 10 Sekunden Rolltreppenfahrt hörte ich ein zartes Stimmchen hinter mir: "Hallo!..."
Ich reagierte nicht, dachte, dieser Ruf gelte 'wem anders. Nach dem 3. Hallo drehte ich mich um. Es war jene(s) Frau(lein). Sie hielt ihren Arm hoch & gut sichtbar 2 Stück 1 €-Münzen in der Hand.

Ich: "Hab' ich Geld verloren?"
Sie: "Ich hab' Ihren Pullover gesehen. Für Schuhe reicht´s natürlich nicht. Kaufen Sie sich 'was zu Essen."

Ich: "Ach lassen Sie doch. Ich hab' grad' gefrühstückt, & mir geht´s nicht schlecht."

"Sie" machte keine Anstalten, es zu lassen & ließ sich anmerken, daß sie mir das nicht glaubte. Mit einem "Ja, wenn Sie unbedingt meinen - geschenkt nehme ich alles, & Geld = Geld" ging ich auf der Rolltreppe (eigentlich ein leicht geneigtes, sehr langes Rollfahrband ohne Stufen) rückwärts zu ihr hin & ließ mir die Münzen geben. Ihre immer noch irgendwo triumphale Miene machte mich langsam ärgerlich, & ich setzte in einem gemischen Ton aus Gleichgültigkeit, Langeweile & Verwunderung kurz angebunden hinzu: "Es besteht absolut kein Grund, daß Sie mir Geld schenken. Übrigens, ich fahre den größten 7er BMW. Woll´n S´n sehen?" (den letzten Satz sagte ich sehr freundlich, mit leicht hochgezogenen Augenbrauen).

Die Rolltreppe war an ihrem Ende angelangt. "Sie" signalisierte mir wortlos, aber durch eine treffende Gestik & Mimik, daß sie hieran absolut kein Interesse hätte. Es ging nun jeder seines Weges. In großer Entfernung sah ich sie noch ihr 4rad mit den eingekauften Sachen beladen, die Distanz war so groß, daß ich nicht erkennen konnte, was das überhaupt für ein 4rad war (dunkelfarbig, kein Kleinwagen, VW Passat oder Exotenfabrikat, ca. obere Mittelklasse).

Mit etwas Anstrengung hätte sie sehen können, in was ich einstieg. Sie machte keinerlei Anstalten, nach mir Ausschau zu halten.

Perplexe BF-Grüße, Jay


Lorenz_PZ Offline



Beiträge: 39
Punkte: 39

17.04.2010 21:23
#2 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Hallo Jay,

das blöde an solchen Situationen ist, dass einem immer erst später die richtige Antwort einfällt. Ziemlich klar ist das Überreichen von zwei Euro eine bewusst demütigende Geste, denn um einem Menschen zu helfen, müsste es schon ein wenig mehr sein.

Wir anderen haben jetzt die Chance, zu überlegen, was wir in einer solchen Situation sagen würden. Am besten: "An Geld fehlt es mir nicht, ich gehe barfuß, weil es mir Spaß macht." Und anschließend gleich noch die Frage: "Gehen Sie auch manchmal barfuß?" Und schon ist der andere unter Zugzwang

Mach's gut und unbeschuht, Lorenz

_____________________________________________________

Die ganze Welt ist Barfußpark!


Saalenixe-Halle ( gelöscht )
Beiträge:

17.04.2010 21:55
#3 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Mir ist heute auf dem Weg zu genau dieser Futterkrippe (wußte ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht daß ich genau da landen würde) auch etwas lustiges passiert: im Münchner Untergrund wartete ich auf die S-Bahn die mich nach Freising führen sollte. Zwei ältere Damen (also weit über sechzig) kamen an mir vorbei, eine fragte: haben Sie Ihre Schuhe verkauft? Dazu muß ich aber sagen, an der Miene der Damen war wohl zu erkennen, daß sie die Frage scherzhaft gemeint hatten. "Freili" - war meine Antwort. "Weil ich Geld für die Fahrkarte brauche." Die andere Dame sagte dann, sie kämen auch gerade vom Flohmarkt aber es sein da zu viel Gewühl. Ein freundliches "schönen Tag noch" von beiden Seiten, und die Damen spazierten weiter Richtung Ausgang.

lg Saalenixe


Jay Offline




Beiträge: 788
Punkte: 695

18.04.2010 08:02
#4 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Hi Lorenz, hi Nixe,

es war bei diesem Bericht, den ich auch noch relativ überhastet schrieb & wg. Längenkompression zurechtstutzte, sehr schwierig, das Geschehene in die Dimension des geschriebenen Wortes zu fassen. Man müßte dieses Vorkommnis in der Tat live miterlebt haben oder es sehr gekonnt gefilmt haben, um wirklich (das ist das "Psychodimensionale") nachzuerleben, was sich hier abgespielt hat.

"Sie" (als eine richtige, würdige Frau oder gar Dame kann ich das nicht bezeichnen) wollte wirklich unbedingt, daß ich ihre beiden Münzen nähme, weil sie felsenfest davon überzeugt war, ich sei das, wofür sie mich hielt. Ein süffisantes, arrogantes Gebahren, hier einem "Bedürftigen" ein gutes Werk zu tun.

So wirkt mein relativ direkter Übergang zu "Übrigens, ich fahre den größten BMW. Woll´n S´n sehen?" etwas gequält & gar nicht "in meiner Art", doch muß man sich das Ganze als Äquivalenzsituation so ausmalen, als hätte "sie" mich mit der einen Hand am Arm gepackt & mit der anderen regelrecht "gewaltsam" die beiden Münzen in die Hand gedrückt, mit den Worten: "Nehmen Sie´s, Sie haben es bitter nötiger als ich". Tja, wie kommt man da 'raus, was tun?

Tatsächlich schlägt die Wunderwaffe Automobil in > 60 % aller Fälle fehl, ideal wäre es gewesen, wenn wir in der besagten Sache direkt nebeneinander geparkt hätten & beim Einladen der Ware in unsere Kofferräume souveräne Gespräche hätten führen können. Nur ergab sich eben diese Ereigniskonstellation - wie leider so häufig - nicht.

Nach einigen Stunden Nachdenkens (wenn auch nur in einer peripheren Teil-Auslastung meiner Gehirn-CPU, denn ich hatte gestern anderes zu tun) kam ich schließlich darauf, daß "Sie" nur spontane, völlig absurd-unsinnige Verwertungshandlungen ihrer Geldspende zur Einsicht geführt hätten. Hätte sie mir eine 5 €-Note zugesteckt, wäre dies ein patenter Fidibus zum Zigarettenanzünden* gewesen. Bei "Alle Jahre wieder" noch etwas mehr Silvesterfeuerwerk kaufen (nur war grad' nicht Silvester).
Noch besser: Die beiden Münzen in einen Brunnen werfen, sodaß sie dort nebst vielen anderen gut sichtbar liegenblieben (wird oft auf Touristik-Attraktionsbrunnen so gemacht) - nur war kein Brunnen in der Nähe.

Die Sache nunmehr überschlafen habend, fällt mir nur noch folgendes ein zu replizieren: "Au ja, danke! Sie sind heut', glaube ich, schon die 100ste, die mir 'was gibt. Das geht mir Tag für Tag so. Viele geben auch 5 oder 10 €, & so konnte ich meine Hartz IV-Bezüge kündigen & man lebt wieder so richtig AUF..."

Schon kurz danach ging mir gestern durch den Kopf, daß diese Ziege oder Pute solche Handlungsmuster möglicherweise sogar routinemäßig zelebriert. Das macht "Sie" bei solchen Typen wir mir dann garantiert nie mehr wieder (& falls noch zufallshalber die Sichtung des Einsteigens eines solchen Typs in eine(n) neue(n) Größt-Mercedes-S-Klasse oder 7er BMW hinzukommt, rundet das die Sache in netter Weise ab. Das Geld wird nicht für Schuhe ausgegeben, oder was "Sie" sonst meint).

Aber Spaß beiseite, ich glaube, 1 aus der Sache gelernt zu haben: Die Kleidungsperipherie zu BF spielt eine größere Rolle als manche & selbstverständlich auch ich annahmen oder bisher annehmen wollten. Irgendwie kommt es mir rein intuitiv so vor, daß dieses Ereignis nicht eingetreten wäre, wäre ich zwar BF, aber nicht in der zerfransten, -schlitzten, -löcherten Jeans & einem ebensolchen Pulli gewesen. Letzterer wäre beim gestrigen Treffen mit Saalenixe & Jörg(FFB) bereits zu warm gewesen; dennoch zog ich es vor, mir eine neue Jeans anzuziehen, weil beim BFigen Entree´ in irgendwelche Gastronomie letzten Endes der Gesamteindruck entscheidet oder entscheiden könnte...

Dennoch bleibt "Sie" für mich eine richtig dumme, einfältige Ziege, Pute oder Geiß, die nicht weiß, daß die ärmsten & schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft so gut wie nie BF laufen, das auf niemandes Geheiß, &, was "Sie" anbelangt, ich letzten Endes auf "Ihre" Meinung über mich scheiß' (um auch wieder 'mal was halbwegs Gereimtes zu sagen).

Nihilistische BF-Grüße, Jay (fällt grad' keine passende Grußformel ein).
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*) Meine KONTRON-Chefs machten das einst mit 1000 DM-Scheinen so (bin direkter Augenzeuge auf diversen feucht-fröhlichen Firmen-Weihnachtsfeiern, diese Herren waren allerdings auch in einer ganz anderen Einkommensklasse). Eigentlich gehören solche Handlungen - angesichts der Not in der Welt - gesetzlich verboten & bestraft. Kleinen Bereichsleitern (so wie mir) "stand es nur zu", nach dem Austrinken die Sektgläser hinter sich zu werfen (dieser Brauch altrussischer Generäle war mit der Catering-Gesellschaft, in diesem Fall die Gastronomie des Bürgerhauses Eching bei München, abgesprochen). Auch aus anderen Unternehmen wurde diese "Sitte" ["da demjenigen das Glas im Gesicht zersplittert, der zu nah' hinter deinem Rücken steht", ähnlich wie das Silvesterfeuerwerk die bösen Geister vertreibt] berichtet. Scherben am Boden? Machten nichts - man war ja nicht barfuß... (auch ich nicht, da Weihnachten, kalt & Winter-BF unbekannt).


Manfred (Ten) ( gelöscht )
Beiträge:

18.04.2010 21:27
#5 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Hallo Jay,

dazu kann ich dir nur ein eigenes Erlebnis aus der Zeit, als ich wg. Umschulung einige Zeit in Mülheim/Ruhr lebte und noch nicht barfüssig war schildern:

Es sass in der Hauptgeschäftsstrasse (Leineweberstrasse) jeden Tag ein Bettler.
Eines Abends stieg ich in einem weiter entfernten Parkhaus in mein Auto und traute meinen Augen nicht: Da stieg eben jener "Bettler" in einen neuwertigen Mercedes der Oberklasse und fuhr davon...

Übrigens: Auf die Frage "Können sie sich keine Schuhe leisten ???" - oder sinngemäss - wäre meine Antwort: "Im Gegenteil ! ICH kann es mir leisten, MEIN Leben zu leben und bin nicht gezwungen Dinge tun, die ANDERE von mir erwarten..."


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

19.04.2010 13:17
#6 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Hi Jay,

wie Lorenz schon ganz richtig bemerkte, ist es ungehörig, jemandem ungefragt Almosen aufzudrängen, und da solche Situationen überraschend auftauchen, fällt einem die passende Antwort meist erst nachträglich ein. Daß Du Dich über die Dame geärgert hast, kann ich gut nachempfinden, denn mir wäre es in solch einer Situation auch nicht anders ergangen.

Zitat von Jay
So wirkt mein relativ direkter Übergang zu "Übrigens, ich fahre den größten BMW. Woll´n S´n sehen?" etwas gequält & gar nicht "in meiner Art", doch muß man sich das Ganze als Äquivalenzsituation so ausmalen, als hätte "sie" mich mit der einen Hand am Arm gepackt & mit der anderen regelrecht "gewaltsam" die beiden Münzen in die Hand gedrückt, mit den Worten: "Nehmen Sie´s, Sie haben es bitter nötiger als ich". Tja, wie kommt man da 'raus, was tun?

Tatsächlich schlägt die Wunderwaffe Automobil in > 60 % aller Fälle fehl, ideal wäre es gewesen, wenn wir in der besagten Sache direkt nebeneinander geparkt hätten & beim Einladen der Ware in unsere Kofferräume souveräne Gespräche hätten führen können. Nur ergab sich eben diese Ereigniskonstellation - wie leider so häufig - nicht.



Den Fehlschlag dieser "Wunderwaffe" bedauere ich nicht. Es macht keinen angenehmen Eindruck, wenn jemand sich allzu offenkundig über sein "4rad" (oder andere Dinge, die er sich leisten kann) definiert.

Zitat von Jay
Noch besser: Die beiden Münzen in einen Brunnen werfen, sodaß sie dort nebst vielen anderen gut sichtbar liegenblieben (wird oft auf Touristik-Attraktionsbrunnen so gemacht) - nur war kein Brunnen in der Nähe.



Besser ist es, das Geld der Kirche zu spenden, sei es, daß man es "so" in den Opferstock schmeißt oder Kerzen dafür anzündet (wie es meistens von orthodoxen Christen praktiziert wird).

Zitat von Jay
Die Sache nunmehr überschlafen habend, fällt mir nur noch folgendes ein zu replizieren: "Au ja, danke! Sie sind heut', glaube ich, schon die 100ste, die mir 'was gibt. Das geht mir Tag für Tag so. Viele geben auch 5 oder 10 €, & so konnte ich meine Hartz IV-Bezüge kündigen & man lebt wieder so richtig AUF..."



Wie Manfred (Ten) schrieb, kann man auf diese Weise offensichtlich einiges an Geld erzeugen (wobei das 4rad vonnöten ist, um schnell in eine (Groß-) Stadt zu gelangen, wo die Wahrscheinlichkeit, zufällig von Bekannten gesehen zu werden, möglichst gering ist). In der Regel wird zu diesem Behufe eine gewisse Entfernung zurückzulegen sein.

Zitat von Jay
Aber Spaß beiseite, ich glaube, 1 aus der Sache gelernt zu haben: Die Kleidungsperipherie zu BF spielt eine größere Rolle als manche & selbstverständlich auch ich annahmen oder bisher annehmen wollten. Irgendwie kommt es mir rein intuitiv so vor, daß dieses Ereignis nicht eingetreten wäre, wäre ich zwar BF, aber nicht in der zerfransten, -schlitzten, -löcherten Jeans & einem ebensolchen Pulli gewesen. Letzterer wäre beim gestrigen Treffen mit Saalenixe & Jörg(FFB) bereits zu warm gewesen; dennoch zog ich es vor, mir eine neue Jeans anzuziehen, weil beim BFigen Entree´ in irgendwelche Gastronomie letzten Endes der Gesamteindruck entscheidet oder entscheiden könnte...



Das ist der springende Punkt! Mir ist so etwas nämlich noch nie passiert, auch nicht, wenn ich im Winter alleine unterwegs war und wegen BF angesprochen wurde (wobei außer der "K- Frage" manchmal auch ganz einfach und direkt gefragt wird: "Warum machen Sie das?"). Meiner Meinung nach liegt es daran, daß ich darauf achte, daß meine Kleidung niemals zerrissen oder schmutzig ist. Da Du selbst schreibst, daß Deine Kleidung löcherig war und die Frau laut Deines Berichtes "Deinen Pullover gesehen" hat, war das wohl der Auslöser für ihre Ansprache, die vermutlich auch dann (wenn auch in etwas abgewandelter Form) erfolgt wäre, wenn Du irgendwelche OLLEN Treter an den Füßen gehabt hättest. Daß Du barfuß warst, hat dem Ganzen vielleicht "die Krone aufgesetzt", war aber gewiß nicht der Auslöser. Typische BF- Feindlichkeit zeigt sich eher darin, daß die betreffenden den barfüßigen Auftritt "unmöglich" finden ("kann sich nicht benehmen" und so).

Barfüßige Frühlingsgrüße,
Markus U.


Jay Offline




Beiträge: 788
Punkte: 695

20.04.2010 06:37
#7 Kerzen lindern Not? Zitat · Antworten

Zitat von Lorenz PZ
Hallo Jay,

das blöde an solchen Situationen ist, dass einem immer erst später die richtige Antwort einfällt.


Hi Lorenz,

ich gebe ganz offen zu, daß das hier - für mich sonst sehr untypisch - der Fall war. Sowas war noch nie da, daß mir jemand mit Vehemenz Geld aufdrängt - sogar zur Deckung des bei mir nicht vorhandenen "Schuh-Bedürfnisses" erst an 2., zur Deckung des Nahrungsaufnahme-Bedürfnisses an 1. Stelle. Wobei gesagt werden muß, daß´s in der Einkaufsmall tatsächlich einen Stand für Waren allerlei Art für genau 1 € gibt, & Schuhe waren tatsächlich noch nie im Angebot für solche Schnäppchen (sodaß dieses seltsame Weib mit ihrer These, daß´s "mit 2 € für Schuhe nicht reicht", recht hatte). Ob nun dieser Sachverhalt philosophisch sinnvoll ist, darüber läßt sich streiten - man muß ja nicht überall ständig Schuhe zu Gesicht & hinterhergeworfen bekommen; auf der anderen Seite: Schuhe für 1 oder 2 € sind ale Prestigeobjekt wirklich hin, weil sie sich dann eben wirklich jeder leisten kann. & als Prestigeobjekt taugten sie für mich noch nie - selbst wenn´s Schuhe aus 24karätigem Gold & mit Klunckern besetzt gäbe, die würde ich sofort zum nächsten Juwelier tragen & in 'was anderes umbauen lassen. Richtig ist, daß ich eine große Schwäche für Gold & Edelsteine habe; ich würde gerne BF ins Juweliersgeschäft gehen, um mir die verrücktesten Objekte daraus bauen zu lassen.
Es wird kaum jemals ein fußunverpackter Straßenpassant in Düsseldorf´s "Kö" die Schaufensterauslagen so ausdauernd & mit systematischem Interesse beäugt haben wie ich. Fast war ich schon in Sorge, daß jemand herauskommt: "Sie kaufen jetzt gefälligst 'was oder verschwinden sofort!"

Zitat von Lorenz PZ
Wir anderen haben jetzt die Chance, zu überlegen, was wir in einer solchen Situation sagen würden. Am besten: "An Geld fehlt es mir nicht, ich gehe barfuß, weil es mir Spaß macht." Und anschließend gleich noch die Frage: "Gehen Sie auch manchmal barfuß?" Und schon ist der andere unter Zugzwang.


Naja - das "weil´s mir Spaß macht" wird so leicht keiner anzweifeln können, aber die Tendenz, ein "An Geld fehlt es MIR noch weniger als Ihnen" darzustellen, könnte bei BF bekrittelnden Zeitgenossen groß sein.

Lorenz, ich möchte deine Statements nicht im geringsten kritisieren. Aber ich stelle mir so lebhaft vor, wenn z. B. so jemand wie du - als BFiger Gentleman - den letzten Fragesatz an so eine Lady wie meine Mam' richten würde. Ihr würde zunächst der Atem stocken, daß sie sowas überhaupt gefragt wird & es käme recht rasch ein genau definiertes, entrüstetes "Also DAS käme für mich - & dann auch noch in voller Öffentlichkeit (ich will schon nicht von Passanten BF gesehen werden, wenn ich im eigenen Garten arbeite) niemals in Frage." Sie würde das allerdings nur in geringer Lautstärke, fast im Flüsterton mitteilen & sowas wie eine Psychodimension ["Wo denken Sie überhaupt hin?!"] bemühen...

Sicher bin ich bei meiner Mutter ebenso, daß sie - auch wenn sie keinen BF-Sohn hätte - NIE 'wen wg. BF anquatschen würde. Dazu hat sie vor anderen Menschen (& vor deren Meinung) viel zu viel Angst, was sich auch in dem evtl. schon zum 1000. Mal gebrauchten "Ich schäme mich für meinen Sohn" , sollte das Thema bei jedwedem Small Talk mit irgendwelchen Leuten auf mein BF kommen. Es ist aber selbstverständlich auch genug pauschale, primäre geistige Substanz vorhanden, daß man andere [wildfremde] Leute nicht für deren Outfit-Usancen kritisiert, auch wenn man keine Angst vor ihnen hat. Soviel zur Ehrenrettung meiner Mam'.

Zitat von Manfred (Ten)
Übrigens: Auf die Frage "Können sie sich keine Schuhe leisten ???" - oder sinngemäss - wäre meine Antwort: "Im Gegenteil ! ICH kann es mir leisten, MEIN Leben zu leben und bin nicht gezwungen Dinge tun, die ANDERE von mir erwarten..."


Sehr gut & vollkommen richtig, aber genau auf diese Power-Antwort pflege ich oft ein "Kein Benimm"- & "Auch bei höchsten sommerlichen Temperaturen kann man ordentlich erscheinen"-Crescendo zu erhalten, gerne ergänzt von [wenn "ich muß mir nicht Zwänge antun, denen sich andere beugen um des Beugens willen!" ins Spiel kommt] Sprechblasen wie "Wenn das jeder so machen würde!" ... (& eben, das messianische, um´s zukünftige Wohlergehen der Welt besorgte "Wo kämen wir da hin!?"-Gejaule, wird aber selten geäußert).

Zitat von Markus U.

Zitat von Jay
Tatsächlich schlägt die Wunderwaffe Automobil in > 60 % aller Fälle fehl, ideal wäre es gewesen, wenn wir in der besagten Sache direkt nebeneinander geparkt hätten & beim Einladen der Ware in unsere Kofferräume souveräne Gespräche hätten führen können. Nur ergab sich eben diese Ereigniskonstellation - wie leider so häufig - nicht.

Den Fehlschlag dieser "Wunderwaffe" bedauere ich nicht. Es macht keinen angenehmen Eindruck, wenn jemand sich allzu offenkundig über sein "4rad" (oder andere Dinge, die er sich leisten kann) definiert.



Nanu, Markus, was soll das denn? Gerade über´s Automobil zeigt man ja, daß man der Dimension, mittels Kleidungs- [& insbesondere Schuh- & Socken-]Zwängen zu zeigen, daß man 'was ist, enthoben ist & man das gar nicht mehr nötig hat. Descalzar hat´s gemacht [Cadillac Fleetwood Brougham (Dienstlimousine des US-Präsidenten), die "seinen" blöden Türken nur noch Schickimicki-Verzweiflungstaten auf dem Bike begehen ließ, der verstand die Welt nicht mehr], Frankenrudi (2 Stück Mercedes 560 SEL) hat´s gemacht, ich hab´s gemacht. Das Hochrüsten mit dem 4rad bis an die finanzielle Verblutensgrenze signalisiert: Solche Karren kosten das 100fache von Klamotten! Ferner: Solche "Gesellschaftsfähige" Klamotten - das, was eben die Stil- & Etikette-Ayatollahs darunter verstehen - (& vor allem Schuhe) sind sehr unbequem, solche 4räder wie die erwähnten sind hingegen sehr bequem!
Davon hat man mehr!

Zitat von Markus U.

Zitat von Jay
Noch besser: Die beiden Münzen in einen Brunnen werfen, sodaß sie dort nebst vielen anderen gut sichtbar liegenblieben (wird oft auf Touristik-Attraktionsbrunnen so gemacht) - nur war kein Brunnen in der Nähe.

Besser ist es, das Geld der Kirche zu spenden, sei es, daß man es "so" in den Opferstock schmeißt oder Kerzen dafür anzündet (wie es meistens von orthodoxen Christen praktiziert wird).



Sorry, aber mit dem letzen Satzteil gehe ich überhaupt nicht konform. Das 'Runterbrennenlassen von Kerzen lindert keine [Hungers-]Not, vielmehr verschafft eine konkrete, direkte Geldzuwendung an einschlägige, seriöse Hilfsunternehmungen den Hungernden ein Stück Brot oder wenigstens sonstwie Linderung von Elend.

Zitat von Markus U.
Da Du selbst schreibst, daß Deine Kleidung löcherig war und die Frau laut Deines Berichtes "Deinen Pullover gesehen" hat, war das wohl der Auslöser für ihre Ansprache, die vermutlich auch dann (wenn auch in etwas abgewandelter Form) erfolgt wäre, wenn Du irgendwelche OLLEN Treter an den Füßen gehabt hättest. Daß Du barfuß warst, hat dem Ganzen vielleicht "die Krone aufgesetzt", war aber gewiß nicht der Auslöser.


Ja, das sehe ich hier auch so. "Befremden" über die "Not" der fehlenden Schuhe kam hier erst an 2. Stelle. Trotzdem, nochmal: Angeischts des immer größere werdenden Prunks, in dem zumindest die Fürsten der katholischen Kirche leben, halte ich Geldspenden an die Kirche zur Linderung des Elends in dieser Welt für unsicherer & fragwürdiger denn je, & einen Armen in den Favelas von Rio de Janeiro oder Sao Paulo wird´s nicht interessieren, ob irgendwo Kerzen "für ihn" (& seine Leidensgefährten) 'runterbrennen & insbesonere keinen Kausalzusammenhang erkennen, daß´s ihm [ihnen] dann besser gehen soll...

Freundliche BFige Ingenieursgrüße, Jay (melde mich für heute & u. U. auch morgen ab).


Stephan Offline



Beiträge: 29
Punkte: 29

20.04.2010 07:31
#8 RE: Kerzen lindern Not? Zitat · Antworten

Es ist immer wieder unglaublich, wie stark sich Menschen mit einem PKW identifizieren...
Einen grossen 7er BMW zu fahren ist in meinen Augen kein Zeichen für Wohlstand.

Ich begreife nicht, dass auch im Jahre 2010 immer noch anhand eines Fahrzeuges abgeleitet wird, wie jemand finanziell zurecht kommt.
Auch wenn ich mir einen Ferrari, Aston Martin oder 7ner locker leisten könnte - ich sehe nicht ein, weshalb ich mit solchen idiotischen, luftverpestende Fahrzeuge rumfahren sollte.
Mein Fahrzeug ist klein und braucht wenig Sprit. Dennoch bringt es mich gleich schnell von A nach B. Schlussendlich sollen meine Nachkommen auch ohne Schutzmaske in die Natur dürfen.

Zudem - jeder Idiot kann mit einem Kleinkredit oder Leasing ein teureres Auto fahren (dumm nur, dass er dafür dann an anderen Orten sparen muss).

Also nochmals - ein Auto hat in meinen Augen keinen Zusammenhang mit Arm oder Reich.

Stephan


Manfred (Ten) ( gelöscht )
Beiträge:

20.04.2010 09:04
#9 RE: Kerzen lindern Not? Zitat · Antworten

Zitat von Jay
... ich hab´s gemacht. Das Hochrüsten mit dem 4rad bis an die finanzielle Verblutensgrenze signalisiert: Solche Karren kosten das 100fache von Klamotten!

Oh du lieber Himmel - jetzt fehlen mir aber auch die Worte - entschuldige, Jay !

Für mich ist Barfuss-Leben FREIHEIT !
Dazu gehört (hierzulande) auch eine stabile Selbstsicherheit und ein gesundes Selbstbewusstsein.

Nun frage ich mich, wie FREI und selbstsicher du wirklich bist, wenn du es für nötig erachtest, diese (mit Recht!)genommene Freiheit gleichzeitig "bis zum Verbluten" durch das dicke 4-Rad nach aussen kompensieren zu müssen ???
Du nimmst Dir die Freiheit der baren Füsse und engst sie gleichzeitig an anderer Stelle selbst "bis zum Verbluten" wieder ein ?
Wie logisch ist das denn ?

Für mich ist ein Auto ein Gebrauchsgegenstand, den ich ausschliesslich nach MEINEN ganz persönlichen praktischen Bedürfnissen aussuche.
Wieso sollte ich mir um die Dummheit und Ignoranz anderer Menschen Gedanken machen ?

Und ICH bin frei genug, dass mir die unqualifizierte (!!!) Meinung anderer Leute über mich höchst egal ist.


"Wenn alle das täten"

Ja, wenn alle das täten...

Dann wäre mit Sicherheit einiges auf der Welt besser - von der (Fuss-)gesundheit abgesehen.
Und da das dann sicher eine Folge eines Umdenkens wäre, vielleicht - nein, sicher - auch mit einem allgemein anderen Denken verbunden. (Ich hatte ja in einem anderen Post schon einmal dargestellt, dass eine barfüssige Lebenseinstellung neben gesundheitlichen/sinnlichen auch psychische - ääh - "psychodimensionale" ) und vor allem HOCHPOLITISCHE Dimensionen hat - solche Leute sind nämlich die von den Politikern gefürchteten NACHDENKENDEN, mit Selbstbewusstsein und SENSIBILITÄT für gewisse Dinge und Zusammenhänge.

Und die Strassen wären auch sauberer...


Ach ja - kleine Geschichte noch am Rande (wg. 4-Rad!) - selbst erlebt :

Mein Vater lebte ja in Südfrankreich - so kam ich auch einmal nach St. Tropez (damals noch "in" in gewissen Playboykreisen oder die sich dafür hielten)

Ich stellte fest, dass es da vier Sorten Menschen gab - in höchst unterschiedlicher Mengenverteilung:

1. die alten Einheimischen des ehemaligen Fischerdorfes (Minderheit), die dass ganze mehr oder weniger ergeben betrachteten bzw. gute Geschäfte machten
2. die Reichen mit ihren Yachten, die ihre Butler das ganze Messing gut sichtbar polieren liessen
3. die jungen hübschen Mädchen auf Vespas (!), die auf der Suche nach eben solch einem Reichen waren, und
4. diverse Rolls Royce - und ähnliches Gerät fahrende ältere Männer

Von einem der Mädchen wurde ich dann aufgeklärt, dass es sich bei den RR um Leihwagen handelte, die man schon an der Nummer kannte. Alles also solche Typen, die mal für einen Tag ihr ganzes Bares zusammengekratzt hatten in der vergeblichen Hoffnung solch ein Mädel aufzureissen.

Ich habe mich köstlich amüsiert ...

Und noch eine kleine Parabel zum Thema "was andere denken":

In einem kleinen Dorf gab es den "Dorfdepp". Wenn die Männer in der Kneipe sassen und schon leicht angetrunken waren machten sie oft folgendes "Spiel" mit ihm: Sie zeigten ihm einen 10-Mark Schein und ein Markstück und liessen ihn wählen.
Dann freuten sie sich immer wenn er sich für das glitzernde Markstück entschied und lachten über seine Dummheit.

Eines Tages kam ein Fremder in die Kneipe, dem sie natürlich gleich den "Deppen" vorführen mussten - mit dem üblichen erwarteten Ergebnis.
Dieser fragte ihn dann mal in einer stillen Ecke, warum er denn immer das glänzende Markstück nähme - der Papier-Zehner sei doch viel mehr wert.
Darauf der (vermeintliche) Depp: "Ja, schon, aber dann wurden die das Spiel doch nie mehr mit mir machen" Und ER war in Wirklichkeit derjenige, der ein Spiel mit den anderen trieb und sich insgeheim köstlich über DEREN Dummheit amüsierte...


Saalenixe-Halle ( gelöscht )
Beiträge:

20.04.2010 09:46
#10 Gedanken zur Armut - und Linderung der Not Zitat · Antworten

Den Hinweis auf das Auto halte ich in dem Zusammenhang eher für eine etwas übereilte Bemerkung, ich möchte fast sagen als Trotzreaktion alleine aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes für einen der Ärmsten in dieser Wohlstandsgesellschaft gehalten worden zu sein.

Das mit dem äußeren Erscheinungsbild ist so eine Sache.

Aufgrund meines einigermaßen hohen Alters habe ich schon sehr vielen Modeerscheinungen gesehen, selbst aber nicht mitgemacht. Wer nach der neuesten Mode ging, war in, hatte was, wer die Klamotten aus den Vorjahren trug der konnte sich wohl keine neuen leisten. Auch zerfetzte Jeans waren jahrelang aus dem Straßenbild nicht wegzudenken, nicht weil der oder die Träger arm wie Kirchenmäuse waren. Genau das Gegenteil war der Fall. Kinder bzw. heranwachsende aus wohlhabendem Elternhaus schlitzten Löcher in die eben erworbene Nobelmarkenjeans. Eine der vielen Modewellen, die auch etwas von Protest an sich haben.

Aus dem wie jemand aussieht, Rückschlüsse über den Menschen, seinen Charakter, seine Denkweise, auch seine Herkunft (dazu gehört auch ob arm oder reich) zu ziehen, das erinnert stark an eine Zeit in Deutschland (und anderswo) die hoffentlich nie mehr wieder kommt.

Zu der Frau, und ihrem Angebot Jay die 2 Euro zu schenken: die hat es vielleicht wirklich ernst gemeint, und wollte wenigstens einen kleinen Beitrag leisten. Reinschauen in ihren Kopf kann keiner von uns.

Für den Betroffenen selber ist es sicher eine peinliche Angelegenheit, ob er jetzt das Gefühl hat für einen Penner gehalten zu werden, oder ob er tatsächlich an der untersten Armutsgrenze lebt. Auch letztere haben eine Menschenwürde, die leider viel zu oft missachtet wird.

Die meisten Menschen, die geistig gesund sind, versuchen ihre Armut zu verbergen. Zum Beispiel indem sie sich Dinge kaufen, die sie sich nicht leisten könnten – nur um den Schein zu wahren. Dazu gehört eben auch Bekleidung, die möglichst unauffällig dem aktuellen Trend entspricht; und dazu gehören auch Schuhe – bf könnte darauf hindeuten daß tatsächlich große Not herrscht.

Zitat

Markus U schrieb:

Besser ist es, das Geld der Kirche zu spenden, sei es, daß man es "so" in den Opferstock schmeißt oder Kerzen dafür anzündet (wie es meistens von orthodoxen Christen praktiziert wird).



Dem kann ich jetzt überhaupt nicht zustimmen.

Um jemand bedürftigem zu helfen, bedarf es keinem Umweg über die Kirche. Die Gelder im Opferstock kommen überwiegend Menschen in anderen Ländern oder Kontinenten zugute (den Ausdruck 3. Welt halte ich für unpassend) materielle – und seelische – Not herrscht aber reichlich vor unserer Haustür, wir müssen uns nur die Mühe machen genauer hin zu sehen.

Auch ohne Kirche, und einen wie auch immer gearteten Glauben gibt es viele Gruppen, die sich organisieren um Bedürftigen in der eigenen Nachbarschaft zu unterstützen. Sei es jetzt für Wärmestuben für Obdachlose, Initiativen für sozial benachteiligte Kinder, Einzelhilfen bei unvorhergesehenen Notfällen die durch Krankheit und anderes verursacht wurden. Möglichkeiten gibt es viele, selbst etwas zu tun, und auch zu wissen wofür man spendet.

Kerzen anzünden mag bestimmt dem Seelenheil helfen (sofern man daran glaubt) – doch satt macht es auf keinen Fall.

In meiner wilden Zeit sah ich zu frühen Morgenstunden Menschen, die sich in den Mülleimern weggeworfenes Essen mit den umherstreunenden Ratten teilten. Mitten in Deutschland (West) in Städten, die als eine der wohlhabensten bezeichnet wurden (München, Frankfurt)

Einen schönen Tag wünscht
Saalenixe


kerstin Offline

Admina


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20.04.2010 10:26
#11 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Hi Markus,

Zitat von Markus U.
wie Lorenz schon ganz richtig bemerkte, ist es ungehörig, jemandem ungefragt Almosen aufzudrängen, und da solche Situationen überraschend auftauchen, fällt einem die passende Antwort meist erst nachträglich ein. Daß Du Dich über die Dame geärgert hast, kann ich gut nachempfinden, denn mir wäre es in solch einer Situation auch nicht anders ergangen.


Generell ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand sein Geld anderen geben möchte, doch die Art und Weise, welche Jay widerfuhr, ist in der Tat ungehörig, vor allem, weil diese "Dame" mit aller Vehemenz Jay diese zwei einzelnen Euromünzen aufdrängte - mit dem Hinweis, er möge sich doch etwas zum essen kaufen, da es ja für Schuhe nicht reichen würde. Na dann hätte sie ihm eben mehr Geld geben sollen. Mir ist so etwas zum Glück noch nie passiert, obgleich man mich auch schon fragte, ob Armut der Grund wäre, weshalb ich bf gehe. Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, wenn mir so etwas passiert wäre...

Zitat von Markus U.
Den Fehlschlag dieser "Wunderwaffe" bedauere ich nicht. Es macht keinen angenehmen Eindruck, wenn jemand sich allzu offenkundig über sein "4rad" (oder andere Dinge, die er sich leisten kann) definiert.


- und es macht auch keinen guten Eindruck, wenn sich jemand echauffiert, nur weil jemand anderes sein Leben lebt. Vor allem kann es peinlich werden, wenn so eine Unterstellung vor einer größeren Kulisse stattfindet. Hier kann die "Wunderwaffe Automobil" durchaus eingesetzt werden, weil dies gewiß nichts mit Aufschneiderei zu tun hat, sondern mit Abwehr gegenüber solchen Vorurteilen. Jay ist nicht der Typ Mensch, der sich durch Dinge wie sein 4Rad definiert, nur weil er es sich leisten kann. Seine Vorgehensweise gegenüber dieser aufdringlichen Frau kann ich absolut nachvollziehen. Sie hatte ihn mit ihrer aufdringlichen "Spende" diffamiert, so wäre es eine logische Konsequenz von Jay gewesen, ihr zu zeigen, daß sie den Bogen überspannt hatte und sich künftig mit Vorurteilen zurückhalten sollte. Als Rechtsanwalt kennst Du sicherlich den Art. 1 des GG!?

Zitat von Markus U.
Besser ist es, das Geld der Kirche zu spenden, sei es, daß man es "so" in den Opferstock schmeißt oder Kerzen dafür anzündet (wie es meistens von orthodoxen Christen praktiziert wird).


Also hier scheiden sich die Geister! Ich würde gerade Kirchen Geld spenden. Die haben doch genug davon - mehr als genug! Außerdem kassieren die auch noch Kirchensteuer. Wieso soll ich dann noch zusätzlich etwas zahlen? Hab ich einen Hieb? Und obendrein bekommen die reichlich staatliche Zuwendungen etc. p.p. Und Kerzen? Für was sollen die gut sein? Daß der liebe Herrgott den Ärmsten der Armen hilft? Darauf können die lange warten! Den einzigen, welchen man mit einer Kerzenstiftung hilft, sind die Hersteller derselben. Was soll es denn bitteschön bringen, wenn jemand in Reykjavík eine Kerze für ein Kind aus Bolivien anzündet, damit ihm geholfen wird. Es heißt so schön, daß Glauben Berge versetzen kann, doch was hilft dies gegen die Armut und dem Elend auf der Welt, während die Bonzen in Saus und Braus leben? Ja, und was macht die liebe süße Kerze? Sie brennt schön ab und erlischt dann irgendwann mal, doch das Problem besteht immer noch.

Zitat von Markus U.
Wie Manfred (Ten) schrieb, kann man auf diese Weise offensichtlich einiges an Geld erzeugen (wobei das 4rad vonnöten ist, um schnell in eine (Groß-) Stadt zu gelangen, wo die Wahrscheinlichkeit, zufällig von Bekannten gesehen zu werden, möglichst gering ist). In der Regel wird zu diesem Behufe eine gewisse Entfernung zurückzulegen sein.


Das stimmt. Diese Art der Gelderzeugung wäre nicht gerade mein Fall, es wäre aber eine denkbare Variante. Ich kannte in Stuttgart einen Bettler, der völlig zerlumpt und beinamputiert in der Schulstraße (Fußgängerzone) saß und um Almosen bettelte. Dort verweilte er ein paar Stunden, dann packte er alles zusammen, nahm seine Krücken und humpelte zu seinem Benz. Ja, es stimmt: dadurch kann man auch zu Geld kommen. Natürlich sollte dies weit weg sein - Jay z.B. in Düsseldorf, Du in Stuttgart und ich in München, damit niemand einen erkennen könnte. Ich verstehe aber Jay's Metapher, welche ironisch gemeint war, ganz genau.

Zitat von Markus U.
Das ist der springende Punkt! Mir ist so etwas nämlich noch nie passiert, auch nicht, wenn ich im Winter alleine unterwegs war und wegen BF angesprochen wurde (wobei außer der "K- Frage" manchmal auch ganz einfach und direkt gefragt wird: "Warum machen Sie das?"). Meiner Meinung nach liegt es daran, daß ich darauf achte, daß meine Kleidung niemals zerrissen oder schmutzig ist. Da Du selbst schreibst, daß Deine Kleidung löcherig war und die Frau laut Deines Berichtes "Deinen Pullover gesehen" hat, war das wohl der Auslöser für ihre Ansprache, die vermutlich auch dann (wenn auch in etwas abgewandelter Form) erfolgt wäre, wenn Du irgendwelche OLLEN Treter an den Füßen gehabt hättest. Daß Du barfuß warst, hat dem Ganzen vielleicht "die Krone aufgesetzt", war aber gewiß nicht der Auslöser. Typische BF- Feindlichkeit zeigt sich eher darin, daß die betreffenden den barfüßigen Auftritt "unmöglich" finden ("kann sich nicht benehmen" und so).


Sicher, das kann schon sein, doch auch ich laufe mit meiner völlig geflickten und fransigen Schlaghose herum - oder auch in meinem Mini , doch so wie die Schrapnelle in Jay's Fall ist mir auch noch niemand gekommen. Was sehr häufig vorkommt, ist natürlich die "K-Frage", dann auch wie bei Dir: "Warum machen Sie das?". Letzteres fragten mich sogar schon Kinder: "Warum machst Du das denn?". Es ist aber völlig albern, Leute grundsätzlich nach ihren Klamotten zu bewerten. Ein Kleidungsstück kann zerrissen sein, doch das ist ja nichts außergewöhnliches. Viele Jugendliche reißen sich richtige Löcher in ihre Hosen. Außerdem kann man solche Hosen im Versandhandel sogar käuflich erwerben. Im Fall dieser Frau wird es wohl tatsächlich der Auslöser gewesen sein, daß sie Jay mit zwei Euro etwas Gutes tun wollte, ihn dabei vor allen Leuten diffamierte. Ich hätte hier ganz genauso wie Jay reagiert!

Viele frühlingshafte und sonnige BF-Grüße,

Kerstin


Manfred (Ten) ( gelöscht )
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20.04.2010 12:28
#12 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Zitat von Kerstin
Ein Kleidungsstück kann zerrissen sein, doch das ist ja nichts außergewöhnliches. Viele Jugendliche reißen sich richtige Löcher in ihre Hosen. Außerdem kann man solche Hosen im Versandhandel sogar käuflich erwerben. Kerstin

Es ist aber offensichtlich in der modebewussten Welt ein riesiger Unterschied, ob der Riss vom Grossen Meister - z. B. Pierre Gardine künstlerisch und modisch wertvoll persönlich per Handarbeit drapiert wurde oder ob du den dilettantisch (oder gar aus Versehen !!!) selbst angebracht hast
(Die Welt ist verrückt !!!)

Ich trage ja grundsätzlich das, was MIR gefällt - weil: Ich mache mir meine Trends selbst ! (Bin gerade am überlegen, ob es das bringt mir einige Farbdosen auf die neue Hose zu schütten - mal sehen, ob das dann im nächsten Jahr der Renner ist Oder mal unterschiedlich lange Hosenbeine ? )

Mit meinen alten Cordhosen war ich ja offensichtlich dem Trend deutlich voraus ...


Michael aus Zofingen Offline



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20.04.2010 18:25
#13 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Hallo Kerstin,

auch mir hat man schon Münzen geben wollen, weil man mich offensichtlich für arm hielt (übrigens nur in Deutschland, noch nie in der Schweiz - und schon gar nicht in Zofingen). In der Regel waren es besoffene Jugendliche, einmal war es aber auch eine ca. 50jährige Frau. Es war übrigens in dem Jahr, als Markus U. in Troisdorf am Sammelplatz für eine Barfußwanderung durch die Wahner Heide erschienen war, jedoch von Georg am Mitwandern gehindert wurde. Ich war nach der Wanderung noch bis Bonn geradelt und in der Rheinaue übernactet. Am Folgetag radelte ich bei teilweise nassem und nicht allzu warmem Wetter bis Bingen, wo in den Straßen ein Weinfest stattfand. Als ich mein Velo durch diese Straßen schob, gab mir die Frau eine 2-Euro-Münze, damit ich mir am Stand was kaufen konnte, und schnell war sie verschwunden. Offensichtlich wollte sie nicht dabei beobachtet werden, wie sie einem "Penner" etwas gab.

Gewiß, ich war barfuß, trug eine kurze Sporthose, ein Träger-T-Shirt (so eins, wie ich beim Besuch des Freisinger Doms zusammen mit Jay trug, als wir dem "Mondgesicht" begegneten). In dr Tat sehe ich auch nicht gerade überfüttert aus, schon gar nicht, wenn ich schon über eine Woche mit dem Velo unterwegs gewesen war und nur draußen übernachtete. Meine Beine bez. (Rest-)kleidung waren verspritzt, da ich streckenweise über nasse Lehmwege gefahren war. Meinem 2rad sah man auch nicht mehr auf Anhieb an, daß es kein Billig-Velo war. Ein Velo ist für mich kein Prestige-Objekt, sondern ein Gebrauchsgegenstand. Ich kaufe mir auch keine Billigvelos, sondern fahre die älteren für weniger anspruchsvolle Touren, bis sie ganz auseinanderfallen (die brauchbaren Teile behalte ich aber noch).

In der Tat ist es vielen Leuten peinlich, wenn es andere mitkriegen (könnten), daß es ihnen nicht mehr ganz so gut geht wie schon einmal. Man versucht es zu vertuschen, was aber auch nicht immer gelingt. Wenn ein Mensch sich bisher alle 2 Jahre ein neues 4rad gekauft hat und nun nach 4 Jahren immer noch dasselbe Auto fährt, kekommt es der "böse" Nachbar mit und denkt sich seinen Teil. Es gibt ja auch Leute, denen es finanziell so dreckig geht, daß sie Anrecht auf Sozialhilfe haben. Aber sie trauen sich nicht, aufs Sozialamt zu gehen, weil sie entweder Angst haben, vom Nachbarn beim Betreten des Amtes gesehen zu werden, oder aber deswegen, weil sie ein arroganter Beamtenbüffel von oben herab betrachten könnte.

Vielleicht ging es der Dame in Bingen finanziell sogar weniger gut als mir!

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Markus U. Offline




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20.04.2010 23:22
#14 RE: Kerzen lindern Not? Zitat · Antworten

Zitat von Jay

Zitat von Markus U.

Zitat von Jay
Tatsächlich schlägt die Wunderwaffe Automobil in > 60 % aller Fälle fehl, ideal wäre es gewesen, wenn wir in der besagten Sache direkt nebeneinander geparkt hätten & beim Einladen der Ware in unsere Kofferräume souveräne Gespräche hätten führen können. Nur ergab sich eben diese Ereigniskonstellation - wie leider so häufig - nicht.

Den Fehlschlag dieser "Wunderwaffe" bedauere ich nicht. Es macht keinen angenehmen Eindruck, wenn jemand sich allzu offenkundig über sein "4rad" (oder andere Dinge, die er sich leisten kann) definiert.



Nanu, Markus, was soll das denn? Gerade über´s Automobil zeigt man ja, daß man der Dimension, mittels Kleidungs- [& insbesondere Schuh- & Socken-]Zwängen zu zeigen, daß man 'was ist, enthoben ist & man das gar nicht mehr nötig hat. Descalzar hat´s gemacht [Cadillac Fleetwood Brougham (Dienstlimousine des US-Präsidenten), die "seinen" blöden Türken nur noch Schickimicki-Verzweiflungstaten auf dem Bike begehen ließ, der verstand die Welt nicht mehr], Frankenrudi (2 Stück Mercedes 560 SEL) hat´s gemacht, ich hab´s gemacht. Das Hochrüsten mit dem 4rad bis an die finanzielle Verblutensgrenze signalisiert: Solche Karren kosten das 100fache von Klamotten! Ferner: Solche "Gesellschaftsfähige" Klamotten - das, was eben die Stil- & Etikette-Ayatollahs darunter verstehen - (& vor allem Schuhe) sind sehr unbequem, solche 4räder wie die erwähnten sind hingegen sehr bequem!
Davon hat man mehr!




Hi Jay,

ganz abgesehen davon, daß ich mir ein fettes, protziges 4rad nicht leisten kann (als ich mit meiner juristischen Ausbildung fertig war, war die Zeit, in der einem Akademiker die fetten Jobs nachgeschmissen wurden, leider schon lange vorbei, und ich hatte leider auch nicht das Glück, einen Mentor, der mich nach Kräften gefördert hätte, zu finden - das ist eben der Fluch der späten Geburt), habe ich es gar nicht nötig, mich über ein solches zu definieren - ich gehe deshalb barfuß, WEIL ES MIR GEFÄLLT, und habe es nicht nötig, Wohlstand vortäuschen oder beweisen zu müssen, und die in diesem Forum bei manchen zu beobachtende Tendenz, BF zum "Luxus" umzudefinieren, leuchtet mir überhaupt nicht ein, zumal m. E. damit das dumme Klischee "barfuß = arm" nicht aufgehoben, sondern einfach nur trotzig mit umgekehrtem Vorzeichen versehen wird. Ich sehe BF hingegen als eine Lebensphilosophie, die KEINE Rückschlüsse auf die konkreten ökonomischen Verhältnisse zuläßt, an. In romantischen kleinen Orten mit nicht übermäßig breit ausgebauten Straßen kann sich ein ausladendes 4rad sogar als recht unpraktisch erweisen - ein Kleinwagen ist da schon besser, und der bringt einen auch von A nach B, wie Stephan schon ganz richtig bemerkte. Darüber hinaus habe ich in meinem ganzen Leben von der Fahrschule bis heute immer nur am Lenkrad von Schaltwagen gesessen, und mit einem Wagen mit Automatik kann ich nichts anfangen.

Zitat von Jay

Zitat von Markus U.

Zitat von Jay
Noch besser: Die beiden Münzen in einen Brunnen werfen, sodaß sie dort nebst vielen anderen gut sichtbar liegenblieben (wird oft auf Touristik-Attraktionsbrunnen so gemacht) - nur war kein Brunnen in der Nähe.

Besser ist es, das Geld der Kirche zu spenden, sei es, daß man es "so" in den Opferstock schmeißt oder Kerzen dafür anzündet (wie es meistens von orthodoxen Christen praktiziert wird).



Sorry, aber mit dem letzen Satzteil gehe ich überhaupt nicht konform. Das 'Runterbrennenlassen von Kerzen lindert keine [Hungers-]Not, vielmehr verschafft eine konkrete, direkte Geldzuwendung an einschlägige, seriöse Hilfsunternehmungen den Hungernden ein Stück Brot oder wenigstens sonstwie Linderung von Elend.




Das Anzünden von Kerzen in einer Kirche ist keine magische, sondern eine andächtige Handlung, die unter Gebet vorgenommen wird, und eine tiefe Symbolik entfaltet. Wer fürbittend vor Gott für seine Nächsten oder ein gutes eigenes Anliegen eintritt, entzündet mit seinem Gebet ein Licht in der Welt und macht diese dadurch gleichsam heller, freundlicher. Darüber hinaus habe ich großes Vertrauen in die Kirche, wo das Geld im Zweifel besser aufgehoben ist als beim Staate oder weltlichen Organisationen, denn der Glaube der Kirche ist schließlich mein Glaube.

Zitat von Jay
Angeischts des immer größere werdenden Prunks, in dem zumindest die Fürsten der katholischen Kirche leben, halte ich Geldspenden an die Kirche zur Linderung des Elends in dieser Welt für unsicherer & fragwürdiger denn je, & einen Armen in den Favelas von Rio de Janeiro oder Sao Paulo wird´s nicht interessieren, ob irgendwo Kerzen "für ihn" (& seine Leidensgefährten) 'runterbrennen & insbesonere keinen Kausalzusammenhang erkennen, daß´s ihm [ihnen] dann besser gehen soll...



Der Glaube fragt nicht nach naturwissenschaftlich beweisbaren Kausalzusammenhängen, sondern ist vertrauensvolles "Feststehen in dem, was wir erhoffen". Als ich noch zur Schule ging, habe ich meine Mutter immer, wenn ich eine Prüfungsarbeit schreiben mußte, gebeten, zur selbigen Zeit eine Kerze vor der Muttergottesstatue anzuzünden, und ich bin bis heute davon überzeugt, daß es geholfen hat. In unserer orthodoxen Kirchengemeinde wird das eingesammelte oder gespendete Geld übrigens sowohl für den Unterhalt der Kirche sowie nötige Anschaffungen von liturgischen Büchern, Gewändern und Geräten als auch zum Kauf von Lebensmitteln für die Gemeinde ausgegeben (jeden Sonntag gibt es bei uns nach der Göttlichen Liturgie etwas zu essen sowie Kaffee und Tee, manchmal auch Wein). Die Russische Orthodoxe Kirche in Deutschland verzichtet übrigens, obwohl sie als Körperschaft des öffentlichen Rechtes dazu berechtigt wäre, darauf, Kirchensteuern einzuziehen, sondern nimmt nur solche Gelder, welche die Gläubigen ihr freiwillig geben. In manchen Gemeinden, zu denen auch die unsrige zählt, werden außerdem Sachspenden wie z. B. Lebensmittel angenommen.

Barfüßige Frühlingsgrüße,
Markus U.


Jörg (FFB) Offline




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20.04.2010 23:22
#15 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Ja hallo erstmal,

ist ja ein interessanter Thread hier... Da könnte ich jetzt soviel zu schreiben, daß ich die ganze Nacht bräuchte, aber ich muß morgen arbeiten und fit sein... Aber ein paar Denkanstösse erlaube ich mir:

[1] So wie hier geschildert, scheint die spendende Dame wirklich arrogant und überheblich rüberzukommen. Wir sollten aber nicht vergessen, daß wir nur die Schilderung aus Jays subjektiver Sicht kennen. Eventuell hat er die Dame auch falsch interpretiert oder sie kam "psychodimensional" falsch bei ihm rüber (falsche Wellenlänge), daher sollten wir mit zu schnellen Urteilen etwas vorsichtig sein. Ich gehe hier mit Saalenixe konform (deren Worte dazu aber hier wohl untergegangen sind).

[2] Kleider machen Leute. Das kann man gut oder schlecht finden; Tatsache ist, daß es so ist. Nicht nur in Deutschland, sondern (fast) überall in der Welt. Regionale Unterschiede gibt es natürlich; so sind in den USA in vielen Bereichen kurze Hosen en vogue; z.T. sogar im Business (so erlebt Anfang März in Chicago, als wir von kurzbehosten Kellnern bedient wurden), während in arabischen Ländern lange Hosen auch in Freizeit und großer Hitze Pflicht sind. Barfuß ist oft nicht definiert (da zu selten) und ist daher für viele nicht einzuordnen; daher schaut man sich den Rest der Kleidung zur Einordnung in die Schublade an. Wie gesagt, muß man nicht gut finden, kann man aber bei den lieben Mitmenschen auch nicht verhindern. Ich erinnere hierzu auch an die zahlreichen Diskussionen zu Michael a.Z. und seine einmaligen Erlebnisse... Und wie schon richtig festgestellt wurde, hätte Jay auch mit ollen Tretern in dem beschriebenen Aufzug die 2€ aufgedrängt bekommen... Ich persönlich fühle mich in "Lumpen" nicht wohl (egal ob bf oder in Schuhen) und auch in allzu eleganter Kleidung und barfuß komme ich mir unpassend vor, und dieses Unwohlsein würde wohl auch meine "psychodimensionale" Ausstrahlung ändern. Am liebsten sind mir lange Jeans und sauberes (!) T-Shirt zu barfuß, so wie ich mich auch mit Jay und Nixe getroffen habe und so - was Wunder - wurde ich noch nie irgendwie wegen bf angemacht.

[3] Autos taugen als Staatussymbol immer weniger, vor allem in der jüngeren Generation. Neben dem steigenden Umweltbewusstsein trägt auch die Verstopfung der Städte und Straßen zum schlechter werdenen Image bei. Zu dem Thema könnte man (und auch ich als Vielfahrer) ganze Bücher schreiben, allerdings ist das off-topic. Und Jays 7er ist zwar die L-Version mit 12 Zylindern, aber schon seit 3 Autogenerationen technisch überholt, d.h. sehr betagt und für den Schnäppchenpreis von € 2500,- bei Auto-Import-Export Dragan an jeder größeren Ausfallstrasse zu haben. Das erregt bei Leuten, die wirklich noch das Auto als Statussymbol akzeptieren, eher Mitleid. Ich habe mich trotzdem gefreut, damit am Sa. in die Olchinger Eisdiele zu fahren, denn das Interieur hat mich doch sehr an meinen alten Kombi (E34) erinnert, den ich von 1998 bis 2005 gefahren habe und auch seit 1996 nicht mehr gebaut wurde...

[4] Und zur Kirche schreibe ich jetzt lieber mal nix, sonst haben wir hier richtig "Feuer unter'm Dach"...

Serfuß,
Jörg

Edit: Fehler korrigiert

__________________________________________________


Siegfried Hase Offline




Beiträge: 454
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21.04.2010 19:28
#16 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Bescheuert - unglaublich - irrwitzig

Warum denn diese Überschrift Jay?

Ich teile Jörg (FFB)'s Meinung zu Kleider machen Leute. Jay, Michael aus Zofingen, in Euerem jeweiligen Aufzug signalisiert das nun mal nach außen: ich bin arm. Es gibt in unserer Gesellschaft nun mal Leute mit einem 'sozialen Herzen' und die wollen aus Überzeugung was Gutes tun! Wirklich und ernsthaft!
Es ist daher aus Sicht dieser Leute zuvorkommend, jemandem offensichtlich armes der sich keine vernünftige Kleidung und offenbar keine Schuhe leisten kann, etwas Geld zu geben. Was der dann damit macht, das überlassen diese Mitmenschen ganz bewußt demjenigen selbst. Wenn man nicht in der Situation ist, dann sollte man das meiner Ansicht nach diesen leuten auch höflich, direkt und ohne Ironie sagen! Ansonsten leistet ihr - wenn auch unbewußt - einen Beitrag zur weiteren Egoisierung unserer Gesellschaft.

Mir ist das in 'vernünftiger' Kleidung ob barfuß oder nicht noch nie passiert - auch nicht in kurzen Hosen im Winter, weil stets offensichtlich ist, daß ich mir sehr wohl eine lange leisten könnte. Aus meiner Lebenserfahrung (gelernt ist halt gelernt - Punk ist bis heute zwar kein offizieller Ausbildungsberuf) weiß ich sehr wohl, wer solche Leute sind, wie man diese auf der Straße erkennt und wie diese Leute 'ticken'. Denn wenn man es darauf anlegt und binnen - sagen wir mal fünf Stunden - möglichst an einem Einkaufssamstag vor einem Festtag (Ostern, Pfingsten, 1.Mai, Weihnachten) mal schnell 100 oder 150 € schnorren will, dann sollte man wissen, wen man wie anspricht Diese Leute geben dir dann jeweils so ein oder zwei Euro (früher 1 oder 2 Mark).

Gerold


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
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21.04.2010 21:51
#17 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Zitat von Siegfried Hase
Bescheuert - unglaublich - irrwitzig

Warum denn diese Überschrift Jay?

Ich teile Jörg (FFB)'s Meinung zu Kleider machen Leute. Jay, Michael aus Zofingen, in Euerem jeweiligen Aufzug signalisiert das nun mal nach außen: ich bin arm. Es gibt in unserer Gesellschaft nun mal Leute mit einem 'sozialen Herzen' und die wollen aus Überzeugung was Gutes tun! Wirklich und ernsthaft!
Es ist daher aus Sicht dieser Leute zuvorkommend, jemandem offensichtlich armes der sich keine vernünftige Kleidung und offenbar keine Schuhe leisten kann, etwas Geld zu geben. Was der dann damit macht, das überlassen diese Mitmenschen ganz bewußt demjenigen selbst. Wenn man nicht in der Situation ist, dann sollte man das meiner Ansicht nach diesen leuten auch höflich, direkt und ohne Ironie sagen! Ansonsten leistet ihr - wenn auch unbewußt - einen Beitrag zur weiteren Egoisierung unserer Gesellschaft.



Hi Gerold,

die Tatsache, daß es "Leute mit einem sozialen Herzen", denen es ein Anliegen ist, ihren in Not geratenen Mitmenschen zu helfen, gibt, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, und wer aufmerksam durch die Straßen geht, kann wahrlich viel Not entdekken. Hier liegt aber der Fall insofern anders, als Jay nicht nur nicht um Hilfe gefragt, sondern deutlich bekundet hat, daß er entgegen dem äußeren Anscheine überhaupt nicht bedürftig ist. So etwas muß man respektieren, und indem die Frau ihm ihre "Hilfe" geradezu aufgedrängt hat und das dazu noch auf so eine impertinente und herablassende Weise, hat sie die Grenzen des Anstandes weit hinter sich gelassen. Auch vermeintlich oder tatsächlich arme und bedürftige Menschen haben ein Recht auf Respektierung ihrer Menschenwürde. Hätte die Frau ihre Münzen einem Bettler auf der Kaufinger Straße gegeben, statt sie Jay aufzudrängen, hätte sie wirklich eine barmherzige Tat vollbracht!

Barfüßige Frühlingsgrüße,
Markus U.


rotter ( gelöscht )
Beiträge:

22.04.2010 14:21
#18 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Also, wenn jemand so höflich ist und mich (an warmen Tagen) anständig fragt, weshalb ich barfuß bin, sage ich, wahrheitsgemäß, dass ich das aus sportlichen und gesundheitlichen Gründen bin (oder auch für natürlich bzw. offenherzig halte).
LBG Dieter (Unna)


Siegfried Hase Offline




Beiträge: 454
Punkte: 413

24.04.2010 19:37
#19 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Zitat von Markus U

die Tatsache, daß es "Leute mit einem sozialen Herzen", denen es ein Anliegen ist, ihren in Not geratenen Mitmenschen zu helfen, gibt, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, und wer aufmerksam durch die Straßen geht, kann wahrlich viel Not entdekken. Hier liegt aber der Fall insofern anders, als Jay nicht nur nicht um Hilfe gefragt, sondern deutlich bekundet hat, daß er entgegen dem äußeren Anscheine überhaupt nicht bedürftig ist. So etwas muß man respektieren, und indem die Frau ihm ihre "Hilfe" geradezu aufgedrängt hat und das dazu noch auf so eine impertinente und herablassende Weise, hat sie die Grenzen des Anstandes weit hinter sich gelassen. Auch vermeintlich oder tatsächlich arme und bedürftige Menschen haben ein Recht auf Respektierung ihrer Menschenwürde. Hätte die Frau ihre Münzen einem Bettler auf der Kaufinger Straße gegeben, statt sie Jay aufzudrängen, hätte sie wirklich eine barmherzige Tat vollbracht!


Salut Markus!

Bei den 'Leuten mit dem sozialen Herzen' bin ich mit Dir einer Meinung.
Zweifel habe ich, ob diese Frau nicht auch zu diesen Leuten gehört. Trotz ihres Verhaltens! Immerhin hat sie nicht einen Cent-Betrag gegeben, sondern 2,00 €. Das ist relativ. In einem extrem schlecht bezahlten Job (bekannt ist der Friseur in Sachsen) muß man für den Betrag über 30 min arbeiten. Selbst bei einem Stundenlohn von 7,50 € wie er gemeinhin als unterste Minestlohngrenze auch in den kreisen sozialer eingestellter Parteien gehandelt wird, müßte man für 2,00 € noch mehr als 15 min arbeiten. Einem Hartz 4-Empfänger sthen am Tag ja rd. 12,00 € zur Verfügung, umgerechnet auf einen 8-Stunden-Arbeitstag und eine fünf Tage-Woche ergibt das einen Stundenlohn von etwa 2,25 €.
Dwm gegenüber steht der Stolz mancher wirklich Armen Leute ohne Almosen auszukommen.
Dann ist das Verhalten der Frau eben nicht unglaublich arrogant. Kein vorwurf an Jay, man muß in so einer Situation ja irgendwie reagieren, doch wenn es die Zeit zuläßt, dann halte ich es doch für angebracht, mit so einem Mitmenschen offen und ohne Ironie umzugehen. Warum kann man in einer Stadt nicht die zwei euro einer wirklich bedürftigen Person zukommen lassen? Zumindest theoretisch hätte Jay sagen können, wenn Sie die zwei Euro wirklich sinnvoll loswerden will, dann nicht an ihn, sonderen dann gehen beide (Jay + Person die zwei Euro geben will) zu einer wirklich bedürftigen Person in der Nähe und geben diese zwei Euro dieser bedürftigen Person.

Und für so Fälle ist ein Info-Blatt bzw. Flyer von so einem forum halt auch nicht verkehrt. Bei 'gelben' gibt#s ja schon länger einen und beim kurze Hosen forum haben wir auch einen einfachen Zettel hingekriegt - muß halt hier mal wer der davon ne' Ahnung hat sich ne halbe Stunde vor'n Compi hocken und das ding machen!

Gerold

Das Fachforum für das korrekte Beinkleid
- zu jeder Gelegenheit
- zu jeder jahreszeit
http://www.kurzehosenforum.de


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

03.08.2011 17:25
#20 RE: Bescheuert - unglaublich - irrwitzig Zitat · Antworten

Hi Gerold,

ich bin zwar auch der Meinung, daß die Frau es wohl gut meinte, und vielleicht hatte sie wirklich kein hohes Einkommen (ich unterstelle einfach mal, daß Dein Rechenexempel zutrifft). Dennoch hat ihre Art, wie sie Jay unbedingt "helfen" wollte, zweifellos einen negativen Preis erzielt, und ich wäre von dieser überheblichen "Hilfsbereitschaft" auch nicht erfreut (allerdings gehe auch nicht in lumpiger Kleidung nach draußen). Wer wirklich mit Almosen barmherzig sein und Gutes tun will, soll sein Almosen einem Bettler geben, von denen es auf unseren Straßen immer mehr gibt und die so etwas wirklich nötig haben. Es sollte aber diskret und nicht in "Samariter- Pose" geschehen.

Von einem Info- Blatt halte ich hingegen nichts, weil ich den Eindruck habe, daß es als Rechtfertigung gebraucht wird, und wer draußen barfuß geht, braucht sich deswegen nicht zu rechtfertigen.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.


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