Hi zusammen,
wie ich an anderer Stelle schrieb, hatte ich mich am Pfingstmontag in den Löricker Rheinauen aufgehalten, diese aber rechtzeitig (etwa zwei Stunden vor Beginn des Orkans) verlassen. In den Regionalnachrichten hatte ich gehört, daß gerade diese schöne Gegend besonders arg getroffen worden sei, und so machte ich mich gestern bei besonders angenehmem Wetter (nicht zu heiß und stark bewölkt, aber trokken) auf, um selbst einen Eindruck zu bekommen. Bereits auf der Rheinbrükke fiel mir auf, daß die Bäume am linken Rheinufer (vorwiegend Pappeln) teils abgebrochen und übel zugerichtet und teils mitsamt den Wurzeln aus der Erde gerissen und umgeworfen worden waren. Der große Parkplatz war vollständig gesperrt, so daß die Autos an der Zufahrtstraße rechts und links seitlich geparkt waren. Enttäuscht wendete ich mein Auto und wollte schon "unverrichteter Dinge" umkehren, als ich sah, wie gerade zwei Autos davonfuhren, so daß ich das meinige ohne große Rangiermanöver abstellen und losgehen konnte.
Schon nach etwa hundert Metern lagen umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste quer auf dem Wege, so daß Klettern angesagt war. Manchmal war der Weg auch völlig versperrt, so daß man die Hindernisse umgehen mußte, teilweise durch Brennesseln - nicht sehr angenehm, aber mit langen Hosen und trainierten Fußsohlen gut auszuhalten. Am Uferstrande angekommen, stellte ich fest, daß von meiner Lieblingsstelle nicht viel übriggeblieben war, weil alles unter umgefallenen Bäumen und heruntergefallenen Ästen begraben war. Da ich die Strekke als Rundweg um einen abgeschnürten, nur durch einen schmalen überbrückten Zulauf mit dem Strome verbundenen Rheinarm zu gehen pflege, gestaltete sich der Rückweg noch schwieriger als der Hinweg. Stellenweise war der Weg, der zwar nicht befestigt, aber bis vor einer Woche doch recht breit und leicht begehbar war, gar nicht mehr auszumachen, so daß ich immer wieder über steiniges Gelände, was ein gutes Training in puncto Geländegängigkeit ist, ausweichen und manchmal sogar umkehren und mir einen anderen Weg suchen mußte. Es ist erstaunlich und erschütternd, wie die Natur sich mit roher Gewalt bisweilen selbst zerstört. Als ich den Hauptdeich erreicht hatte, sah ich, daß nicht nur die Bäume, sondern sogar ein Teil der dort stehenden Gebäude in Mitleidenschaft gezogen worden war. Schließlich war ich wieder bei meinem Auto angelangt. Ganz in der Nähe ertönte ein inzwischen vertrautes Geräusch, nämlich das von Motorsägen. Wann wird die Gegend wieder einigermaßen aufgeräumt und wegsam sein? Es wird sicher viele Wochen, wenn nicht Monate dauern. Und diejenigen Bäume, die stehengeblieben sind, werden ohnehin für immer von dem Sturme gezeichnet sein.
Insgesamt war es eine sehr interessante und herausfordernde, aber auch sehr traurige Wanderung.
Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.