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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Barfuß und Leben
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

11.12.2017 05:25
Grenzenlos Offtopic zum Zweiten Zitat · Antworten

Hallo,

am letzten Samstag (9.12.2017) war der letzte Tag vor dem Fahrplanwechsel. Am darauffolgenden Sonntag würden neue Fahrpläne gelten und auch neue Linien den regulären Betrieb aufnehmen, so etwa die Straßenbahn in Luxemburg (Luxtram), die Verlängerung einer Zürcher Tramlinie sowie die Verlängerung der Basler Tramlinie 3 über die Grenze nach Frankreich bis zum Bahnhof der elsässischen Nachbarstadt St. Ludwig (bzw. Saint-Louis, wie die Stadt auf „gut Französisch“ heißt, nachdem das Elsaß nicht mehr zu Deutschland gehörte. Bereits im Dezember 2014 wurde in Basel ein grenzüberschreitendes Tram, nämlich die Verlängerung der Linie 8 zum Bahnhof Weil am Rhein eingeweiht mit Gratisfahrten, nun auch hier:

https://www.tram3.info/de/aktuell/

Das wollte ich mir nicht entgehen lassen, also machte ich mich auch diesmal auf den Weg. Da anders als bei der Verlängerung des 8ers die Gratisfahrten nicht den ganzen Tag galten, sondern erst ab 12:43 Uhr, machte ich mich erst später auf den Weg, nämlich nachdem ich meine Einkäufe erledigt hatte. In der Nacht zuvor hatte es geschneit, die Zofinger Straßen waren schlecht mit dem Velo befahrbar, aber ich brauchte ja lediglich zum Bahnhof (und vorher zum Einkaufen). Als ich auf dem Bahnsteig den Zug, Abfahrt 10:02 Uhr erwartete, war die Sonne durchgebrochen, es war 0°C gemäß Thermometer auf dem Dach eines Firmengebäudes, das ich nicht nur von außen gesehen habe. Da ich vermutete, daß die Straßen und Wege im Raum Basel schnee- und eisfrei waren, entschloß ich mich, barfuß und in kurzen Hosen (und selbstverständlich auch ohne Mütze) die Reise anzutreten. So erlebte ich eine schöne Bahnfahrt durch die von der Sonne beschienene verschneite Winterlandschaft.

Unmittelbar hinter dem Hauensteintunnel lag sogar mehr Schnee als auf der Jurasüdseite. Auch Liestal war noch verschneit. Die anderen Fahrgäste waren ohne Ausnahme fett beschuht und belanghost. Auch eine Gruppe mit Kindern war unterwegs. Die Kinder trugen auch im fast schon überheizten Zug fette Wollmützen. Sie (die Kinder, nicht die Mützen) starrten mich an, während sie beim Aussteigen in Liestal an mir vorbeigingen. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. In Muttenz lag schon weniger Schnee, und in Basel lag keiner mehr.

Da ich noch ca. zwei Stunden Zeit bis zur Abfahrt des ersten Gratistrams hatte, ging ich zunächst in Richtung Elisabethenkirche, dann zum Barfüßerplatz, wo ein Weihnachtsmarkt war. Durch die Barfüßergasse gelangte ich zur Freienstraße, begab mich aber hinauf zum Münsterplatz und zum Münsterbalkon, von wo ich einen Blick auf den Rhein und die Münsterfähre hatte, die gerade anlegte. Der Fährmann war fett beschuht, jedoch war es diesmal ein junger Mann, vermutlich der Sohn des berühmten Fährmanns mit den bunten, selbst gestrickten Wollpullovern. Dieser „Ferima“ war früher öfters (aber längst nicht immer) barfuß oder sockenlos in Sandalen am „Steuer“.

Danach ging ich hinunter zur Mittleren Rheinbrücke, überquerte sie und stieg die Treppe zur Rheinpromenade hinunter. Ich vernahm eine Stimme: „Der will sicher schwimmen!“ Wollte ich nicht, sondern lediglich eine Gelegenheit suchen, mich zu erleichtern ohne den Betreibern gebührenpflichtiger Toilettenanlagen den Arsch noch mehr zu vergolden. Das war möglich an der buschbestandenen Rampe zur Wettsteinbrücke. Mit den Füßen spürte ich, daß der Erdboden nicht gefroren war. Dann ging ich wieder zur Mittleren Brücke, die gerade ein bemützter Jogger in unlanger Sporthose und Kniestrümpfen überquerte. Ich ging weiter zum Lohnhof, hinunter zum Barfüßerplatz, durch die Fußgängerzone zur Heuwaage, um noch dem Birsig ein Stück zu folgen. Dann ging ich wieder zurück zum Barfüßerplatz, weiter zum Marktplatz, wo im Hof des Rathauses ein Chor Kosakenlieder sang. Dann war es Zeit, wieder zum Barfüßerplatz zu gehen, da ich mit einem größeren Menschenauflauf rechnete.

Ich hatte mich nicht getäuscht, denn bereits 12 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt des ersten grenzüberschreitenden 3ers standen schon etliche Leute an der Haltestelle, an der nur die Linie 3 hält (die anderen Tramlinien halten auf dem Platz selbst). Am Vormittag verkehrten die Trams der Linie 3 nur zwischen Birsfelden und Barfüßerplatz, um dann an der Schifflände zu kehren. Zwischen Barfüßerplatz und der bisherigen Endhaltestelle an der Grenze zu Frankreich verkehrten Ersatzbusse. Bedienstete der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) gaben Auskunft und störten sich nicht an meiner Barfüßigkeit/Kurzhosigkeit. Immerhin war ich nicht der einzige, der „unwinterlich“ gekleidet war, denn auch hier schritt gerade ein Jüngling in knielangen Hosen (keine Sportkleidung) eine Treppe gegenüber der Haltestelle hoch, gebannt auf sein Wischphon starrend. Ganz zu schweigen von etlichen (meist weiblichen) Teenagern mit bluten Knöcheln und löchrigen Hosen. Ein Mann fragte mich, ob es ohne Schuhe nicht zu kalt wäre. Ich antwortete, daß es Gewöhnungssache wäre.

Die meisten Leute an der Haltestelle starrten aber nicht auf Füße oder Wischphons (oder heißt es „Wischphone“ oder „Wischphöner“?), sondern nach „links“ von wo sie das Tram erwarteten. Flexity-Trams, Combinos, Tangos und „normale“ Trams kamen aus Richtung Osten, bogen jedoch vorerst in Richtung Marktplatz ab, auch ein 3er aus Birsfelden. Sehr oft war die Sicht aber infolge Trams der Gegenrichtung versperrt. Endlich aber kam das erste Tram nach St. Ludwig, und zwar nicht den „normalen“ Weg, sondern aus Richtung Heuwaage und ohne Fahrgäste. Das änderte sich schnell! Zum Glück stand ich gerade dort, wo eine Tür war, so daß ich einen Sitzplatz bekam, für die letzten es aber eng wurde.

Ächzend setzte sich das brechend volle Flexity-Tram in Bewegung und quälte sich den steilen „Kohlenberg“ hinauf. Vorbei am Spalentor ging es weiter zur mittlerweile demontierten Wendeschleife „Burgfelden Grenze“ (heute Waldighofer Straße), dann zur Haltestelle „Burgfelderhof“ direkt am Zoll, nun waren wir in Frankreich, genauer in Burgfelden, einem Stadtteil von St. Ludwig. Viele Leute fingen an zu klatschen. Nach nur 3 Zwischenstationen war die Endhaltestelle am Bahnhof St. Ludwig erreicht. Viele verließen den 3er, ich blieb sitzen mit dem Plan, bis zur anderen Endhaltestelle Burgfelden Hard und wieder nach St. Ludwig zu fahren, um dann die Ausstellungen zu besuchen. Der Grund war nicht etwa, daß gerade ein leichter Schneeschauer niederging (der Himmel hatte sich zwischenzeitlich bezogen, während ich auf das Tram wartete), auch nicht die Polizei (mit französischen Polizisten hatte ich ja schon genug Ärger in Zusammenhang mit barfuß, kurzen Hosen und Straßenbahn), die dort präsent war, sondern weil ich einfach einen sicheren Sitzplatz haben wollte. In der Tat war das Tram gleich wieder voll, plötzlich wurde viel französisch gesprochen. Und anders als auf der Hinfahrt kam uns jetzt andauernd ein Flexity-Tram der Linie 6 (und ab Barfüßerplatz natürlich auch andere Tramtypen auf anderen Linien) entgegen.

Mein Plan ging aber trotzdem nicht auf. Zwar erreichte ich die Endhaltestelle im baselländischen Birsfelden, dann jedoch wurde das Offtopic-Fahrzeug wegen Verspätung nicht nach St. Ludwig geführt, sondern wie die Vormittagszüge an der Schifflände gewendet. Sollte mir recht sein, denn ab Schifflände verkehrte auch an diesem Nachmittag kostenlose „Distribusse“ auf „anderem Weg“ nach St-Ludwig. Es kam auch einer, und ich bekam einen Sitzplatz.

Am Voltaplatz stiegen 3 weibliche sehr „modisch“ gekleidete Teenager ein: dicker Wintermantel, Mütze, löchrige Jeans, Hosensäume umgekrempelt, Sneakers und die dazu passenden Socken. Als sie Platz nahmen und meine nackten Füße und Beine sahen, riefen sie: „Oh mein Gott!“ Ich verkniff mir die Worte: „Doktor genügt!“ Aber nicht lange dauerte es, daß sich eine der „Damen“ laut kichernd die Hosen noch weiter auf „Caprilänge“ hochkrempelte. Hinter mir vernahm ich, wie ein älterer Herr zu einem anderen flüsterte: „Ich würde eine Schere nehmen!“ Auf die Idee, sich auch noch ihrer Schuhe zu entledigen, kamen sie nicht. So blieb ich der einzige Barfüßer im Distribus, vermutlich der einzige an diesem Tag.

Der Omnibus befuhr etwa die Strecke, die in „grauer Vorzeit“ auch eine grenzüberschreitende Straßenbahn von Basel nach St. Ludwig befuhr (heute fährt das Tram nur als BLT-Linie 11 nur bis zur Grenze. Eine Verlängerung der Linie 11 durch Stadtzentrum zum Bahnhof von St. Ludwig war auch in Planung, wurde aber wieder verworfen zugunsten der Verlängerung der Linie 3. Am Bahnhof stieg ich aus und schritt durch die Unterführung zur Tramschleife. Hier produzierte eine Seifenblasenmaschine riesige Seifenblasen und Gaukler waren am Spielen. Auch stand auf einem Nebengleis ein Tram zur Besichtigung bereit.

Danach wollte ich eigentlich mit dem Tram weiterfahren, und mit mir viele andere. Aber wegen Stromausfalls kam kein Tram, und die Ersatzbusse waren noch nicht vor Ort. Also ging ich zu Fuß entlang der Tramgleise, die auf französischem Gebiet überwiegend auf eigenem Gleiskörper verkehrt, teilweise durch unbebautes Gelände (die Gleise führen praktisch zwischen der Kernstadt und dem Stadtteil Burgfelden durch, ohne die Zentren zu berühren). Der neue Asphalt war angenehm barfuß begehbar, was in der Sonne doppelt angenehm war. An der Haltestelle „Soleil“ stand ein gerammelt volles Tram. Als ich vorbeiging, hob sich der Stromabnehmer und fuhr darauf ab – Stromausfall behoben. Ich ging weiter zur Haltestelle „Place Mermoz“ stand eine Hüpfburg in Form eines Dampfzuges. Jeder „Fahrgast“ eischließlich „Lokführer“ war ohne Schuhe (was ich im „richtigen“ Offtopic-Fahrzeug noch nie erlebt habe) aber barfuß war niemand. War wohl zu kalt für die Kinder, um sich auch der Socken zu entledigen oder außerhalb der Hüpfburg Schuhe ohne Socken zu tragen.

Ich ging weiter, passierte die Haltestelle „Saint-Exupery“, wo mir endlich mal wieder ein Tram entgegenkam. Nützte mir aber nichts. Denn bis zum nächsten Ausstellungsort war es nicht mehr weit. Auf dem Weg dorthin kamen Leute entgegen, einer sprach auf Schweizerdeutsch: „Der ist barfuß, das ist sicher ein Schweizer!“ Kurze Zeit später stellte mir ein Mann die K-Frage auf Schweizerdeutsch. Die Grenze war sehr nahe, denn der Ausstellungsplatz der REHAB Basel war auf Schweizer Gebiet und das nur 50 Meter entfernte jenseits der Tramgleise liegende Sportzentrum Pfaffenholz in Frankreich. Bei der REHAB war ein Weihnachtsmarkt, wo jemand sagte: „Jetzt kommt der Sommer!“ während ich an den Ständen vorbeiging. Ebenso war dort eine Kunsteisbahn, die man jedoch nur mit Schlittschuhen und sonstigen Sicherheitsdingern wie Helm betreten durfte.

Ich ging hinüber ins Sportzentrum, wo ein Tramfilm (auf Deutsch) gezeigt werden sollte. Leider war auch der Ton ausgefallen. Ich ging ins Kellergeschoß, wo gerade eine Vorführung des Schweizer Zauberers Magrée anfing. War recht interessant. Als die Vorstellung vorbei war, ging ich zur Tramhaltestelle direkt am Zoll. Ganz überwunden war der Stromausfall wohl nicht, bis zur nächsten Abfahrt sollte es gemäß Echtzeitanzeige erst in 15 Minuten ein Tram geben. Also ging ich zu Fuß weiter stadteinwärts, vorbei an Strebergärten bis zur Haltestelle Luzerner Ring. Hier lautete die Anzeige, daß in 2 Minuten das nächste Tram kommen würde, in 12 Minuten das zweite, in 13 Minuten das dritte. Nach gefühlten 5 Minuten wechselte die Anzeigen auf 11 Minuten, 12 Minuten und 21 Minuten. Allmählich wurden meine Füße kalt vom Stehen. Allmählich war ich der Meinung, daß die Bezeichnung „echt“ in „Echtzeit“ genauso willkürlich und künstlich ist wie die Differenzierung zwischen einem „echten“ und einem „unechten“ Barfüßer. Endlich kam ein „echt volles“ Tram, in das sich nun etliche Leute auch noch reinquetschten, während das nächste schon in Sichtweite war. Ich wußte, daß ich das bißchen länger warten auch aushalten würde, ohne mir die Zehen abzufrieren, und wurde dafür mit einem Sitzplatz belohnt!

An den folgenden Haltestellen stiegen nur wenige Leute zu, jedoch kamen wir nur langsam voran, teilweise bedingt durch den voranfahrenden 3er. Im Lautsprecher kam die Durchsage, daß die Linie 14 zwischen Pratteln und „Joggeli“ wegen Stromausfalls nicht verkehren würde, stattdessen wären Ersatzbusse aufgeboten. Störte mich nicht. Ebenso wenig wie ein Vater mit zwei Kindern, die immer nur plärrten: „Der Mann ist barfuß! Davon geht man doch tot!“ Woher die wohl dieses Halbwissen haben? Ich fuhr mit dem Tram nach Birsfelden, zurück zum Bahnhof St. Ludwig, wo keine Aussteller mehr waren. Kaum Leute stiegen zu und auf französischem Gebiet war das Tram eher leer (ebenso wie die entgegenkommenden Tramzüge). Meine Tramfahrt endete an der Haltestelle, an der sie begonnen hatte, am Barfüßerplatz. Etwa 45 Minuten blieben mir noch bis zur Abfahrt des Zuges nach Zofingen.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

11.12.2017 12:37
#2 RE: Grenzenlos Offtopic zum Zweiten Zitat · Antworten

Hi Michael,

toller Bericht, wie immer mit Witz und Humor geschrieben. Über die "Strebergärten" habe ich besonders geschmunzelt (meine Eltern haben früher auch einen gehabt).

Sokkenlose Wintergrüße,
Markus U.


André Uhres Offline

Admin


Beiträge: 2.085
Punkte: 308

12.12.2017 09:14
#3 RE: Grenzenlos Offtopic zum Zweiten Zitat · Antworten

Hi Michael,

dass du nicht nach Luxemburg gekommen bist, um das neue Tram gratis zu probieren, kann ich gut verstehen, zumal bei einer Strecke von insgesamt nur 10 bis 15 Minuten und einer Anfahrt von etwa 6 Stunden die Verhältnismäßigkeit wahrscheinlich nicht gegeben gewesen wäre. Aber dass man als Barfüßer ein Schweizer sein muss, kommt mir doch ziemlich spanisch vor. Und "totgegangen" wegen barfuß bin ich auch noch nie .

Liebe Grüße
André


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