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Dieses Thema hat 7 Antworten
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 Barfuß und Leben
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

06.03.2010 12:48
Unterwegs mit der "Happy-Birthday-Tageskarte" Zitat · Antworten

Guten Tag,

schönen Dank für die Glückwünsche zum Geburtstag. Ich habe an diesem Tag frei genommen und ihn in vollen Zügen genossen. Denn bei den Schweizer Bahnen gibt es dieses Jahr die „Happy-Birthday-Tageskarte“, mit der man am Geburtstag für 33 Sfr bei Schweizer Verkehrsunternehmen herumfahren kann. Die Leute, die am 29. Februar Geburtstag haben, dürfen sogar am 28.2. oder am 1.3. fahren, da dieses Jahr kein Schaltjahr ist. Und richtig genießen kann ich so eine Fahrt auch nur, wenn ich Kleidung trage, die ich auch gerne trage (und Krawatte, Mütze, lange Hose und Schuhe gehören definitiv nicht).

Bei Temperaturen um +2°C radelte ich barfuß und in kurzen Hosen zum Zofinger Bahnhof, um mir eine Fahrkarte aus dem Automaten zu lösen. Beim Eintippen der gewünschten Fahrkarte erschien (ohne daß ich Geld eingeworfen hatte) ein Ausdruck mit den Worten: „Es besteht keine Verbindung mit dem Zentralcomputer. Das gewählte Angebot konnte nicht ausgegeben werden. Mit diesem Beleg können Sie im Zug einen Fahrausweis ohne Zuschuss erwerben. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“

Also um 5.43 Uhr unbefahrkartet mit dem RE nach Olten, in dem kein Billeteur war. Dann durch den Oltener Bahnhof auf einen Bahnsteig, der gerade eine Baustelle war. Einige Bauarbeiter starrten mich an. Weiter um 5.57 Uhr mit dem Intercity Richtung Zürich. Es ist ein unschönes Gefühl, ohne Fahrkarte mit einem Zug zu fahren. In Fällen wie diesen ist man verpflichtet, aktiv einen Schaffner aufzusuchen, um nicht verdächtigt zu werden, ein Schwarzfahrer zu sein. Also ging ich auch durch den Zug und hörte Worte wie „im falschen Film“. Was würde der Schaffner sagen?

Endlich fand ich ihn und erzählte im von dem Mißgeschick am Automaten. Er versuchte, mir die gewünschte nicht alltägliche Happy-Birthday-Tageskarte zu verkaufen, mußte aber feststellen, daß es mit seinem tragbaren Gerät nicht ginge. Also bat er mich, mich am nächsten Bahnhof zum Schalter zu gehen und dort die Fahrkarte zu erwerben. Zu meinen nackten Füßen und Beinen sagte er – nichts!

Etwas mulmig war mir aber doch, nicht wegen meiner nicht allzu winterlichen Aufmachung, sondern weil ich befürchtete, deswegen den Anschlußzug zu verpassen. Würden 9 Minuten Übergangszeit in Zürich langen? Ich malte mir schon aus, wie ich das am besten bewerkstelligen könnte. Im Laufschritt zum Schalter? Und wenn der voll ist? Und würden nicht allfällige Bahnpolizisten versuchen, mich aufzuhalten, denn barfuß UND kurze Hosen UND Laufschritt könnte ein Bahnpolizist durchaus als etwas anderes interpretieren als daß man „lediglich“ das Verlangen hat, den Anschluß zu bekommen. Ich könnte ja auch versuchen, es in Zürich statt am Schalter an einem Automaten zu versuchen, vielleicht funktioniert der ja.

Also begab ich mich in Richtung Automat, und zwar im Laufschritt, wobei ich wegen langsamerer Personen manch einen Bogen laufen mußte. Ob das anderen auffiel, kann ich nicht sagen, da ich keine Zeit hatte, mich um so etwas zu beschäftigen. Der Automat funktionierte, also begab ich mich zum Zug, diesmal ohne Hektik.

Ich verließ den Zug in Sargans, wo ich 16 Minuten Aufenthalt hatte. Der Bahnsteig war relativ voll von Schülern. Obwohl es nicht allzu warm war und ich meine Jacke bereits in den Rucksack verstaut hatte, gab es keinerlei Reaktionen von den Schülern. Liegt es daran, daß ich mich in der Ostschweiz befand (Heidiland)?

Im Rheintal-Expreß nach St. Gallen wurde ich von einer Frau angesprochen, ob es nicht zu kalt sei. In St. Gallen rieselte etwas weiße Sch.... vom Himmel, aber beim Umsteigen bekam ich dank der Bahnhofsüberdachung davon nichts mit. Hier gab es mehr erstaunte Blicke als in Sargans. Auch wenn St. Gallen ebenso wie Sargans in der Ostschweiz liegt, so ist es doch kein unbedeutendes Landstädtchen, sondern trotz weniger als 100000 Einwohnern eher eine erzkatholische Großstadt.

Als nächstes mußte ich in Zürich umsteigen. Hier war es trocken. In der Unterführung kamen mir eine Mutter mit einem noch nicht schulpflichtigen Sohn entgegen, und zwar im Laufschritt. Als der Knabe mich sah, blieb er stehen und starrte mich an. Die Mutter herrschte ihn an: „Komm schnell, sonst fährt der Zug weg!“

In Basel stieg ich abermals um, und zwar in eine S-Bahn, die bereits wartete und um 11.37 Uhr in Richtung Pruntrut abfuhr. An einigen Stationen stiegen Teenager hinzu, die entweder kicherten oder kreischten, als sie mich sahen. Irgendjemand sagte noch was von „Erregung öffentlichen Ärgernisses". Haben die ne Ahnung von Juristerei!

In Delsberg mußte ich wieder umsteigen. Auch dieser Bahnhof war eine Baustelle und ich „mußte“ barfuß durch einige Pfützen gehen. Offensichtlich gab es Reaktionen, jedoch auf Französisch. Bald kam der Zug, der mich durch eine reizvolle Juralandschaft nach Biel brachte. In Münster stiegen abermals Schüler hinzu, die ebenfalls meine Aufmachung kommentierten (auf schweizerdeutsch). Einige dieser Teenager verließen den RE-Zug in Grenchen Nord, andere in Biel. Auch auf dem Bahnsteig gab es Gekreische durch Teenager.

Im Zug nach Bern sprach mich der Schaffner an: „Na bitte! Sie haben das Billet doch noch bekommen!“ Erst jetzt erkannte ich, daß es derselbe Kondi war, der mir im Zug von Olten nach Zürich keine Fahrkarte verkaufen konnte. Hiermit möchte ich alle Leute darauf aufmerksam machen, die am 29. Februar Geburtstag haben und damit spekulieren, sowohl am 28.2. als auch am 1.3. mit der vergünstigten Fahrkarte unterwegs zu sein: Selbst wenn man an beiden Tagen völlig unterschiedliche Strecken fährt, so kann es durchaus passieren, daß einem derselbe Kondukteur begegnet. Und wenn man beide Male auch noch für die Jahreszeit „ungewöhnlich“ gekleidet ist (und dazu zählen wohl kurze Hosen bzw. nicht vorhandene oder auch nur „zu wenig fette“ Schuhe), der könnte wiedererkannt werden.

In Bern hatte ich 17 Minuten Aufenthalt, also ging ich noch ein Stück durch die Passagen am Bahnhof. In der Nähe der Christoffel-Figur wurde ich von besoffenen Pennern angepöbelt, worüber ich nur grinsen konnte. Der Zug nach Mailand war (zumindest bis Thun) so voll, daß ich nur mit Mühe einen Sitzplatz finden konnte. Der Schaffner sagte nichts zu meiner nicht übermäßig winterlichen Aufmachung, er wünschte mir sogar per Handschlag alles Gute zum Geburtstag. Hinter Spiez setzte heftiger Schneefall ein. Im Wallis nach dem Durchfahren des Lötschberg-Basistunnels war es trocken. Nach dem Durchfahren des Simplontunnels war es sogar sonnig.

In Domodossola verließ ich den Zug. Hier war es frühlingshaft mild, während ich langsam über den Bahnsteig ging, um mit der unterirdisch abfahrenden Centovallibahn nach Locarno zu fahren. Es war ein Zug einer italienischen Bahngesellschaft. Der Conduttore konnte mit der deutsch beschrifteten Fahrkarte nichts anfangen, also nahm er Karte und Ausweis mit, um das einem Kollegen zu zeigen. Nach einiger Zeit kam er wieder zurück, es war alles in Ordnung. Kommentar zu meinen kurzen Hosen und meinen nackten Füßen? Keine! Die Schmalspurbahn fuhr bei prächtigem Wetter durch eine reizvolle Landschaft, teilweise lag sogar noch Schnee.

In Locarno (eigentlich Muralto) hatte ich eine halbe Stunde Aufenthalt. Also ging ich noch ans Seeufer, um über die Promenade bis zu einem Spielplatz. Dabei ließ ich keine Pfütze aus, soviel Abkühlung muß sein.

Um 17.45 Uhr fuhr mein Zug in Richtung Norden, in Luzern mußte ich umsteigen, so daß ich um 21.31 Uhr in Zofingen war, bei +2°C. Nun lag nur noch 1 km Velofahrt (mit Jacke) vor mir. Zusammenfassend möchte ich sagen, daß mir die Fahrt mit Offtopic-Fahrzeugen an meinem Geburtstag gut gefallen hat.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

06.03.2010 16:00
#2 RE: Unterwegs mit der "Happy-Birthday-Tageskarte" Zitat · Antworten

Zitat von Michael aus Zofingen
Guten Tag,

schönen Dank für die Glückwünsche zum Geburtstag. Ich habe an diesem Tag frei genommen und ihn in vollen Zügen genossen. Denn bei den Schweizer Bahnen gibt es dieses Jahr die „Happy-Birthday-Tageskarte“, mit der man am Geburtstag für 33 Sfr bei Schweizer Verkehrsunternehmen herumfahren kann. Die Leute, die am 29. Februar Geburtstag haben, dürfen sogar am 28.2. oder am 1.3. fahren, da dieses Jahr kein Schaltjahr ist. Und richtig genießen kann ich so eine Fahrt auch nur, wenn ich Kleidung trage, die ich auch gerne trage (und Krawatte, Mütze, lange Hose und Schuhe gehören definitiv nicht).



Hi Michael,

auch ich möchte mich den Geburtstagsgrüßen nachträglich anschließen. Daß man in der Schweiz am Geburtstag verbilligt mit der Bahn fahren kann, wußte ich nicht. Aber es ist buchstäblich ein schöner Zug, wie auch sonst bei den Schweizer Bahnen vieles besser ist als in Deutschland, vor allem was die Pünktlichkeit der Züge, die Sauberkeit in den Wagen, die Dichte des Strekkennetzes und sogar die Beschaffenheit der Fahrleitungsmasten, die viel schöner sind als in Deutschland, betrifft.

Zitat von Michael aus Zofingen
Was würde der Schaffner sagen? Endlich fand ich ihn und erzählte im von dem Mißgeschick am Automaten. Er versuchte, mir die gewünschte nicht alltägliche Happy-Birthday-Tageskarte zu verkaufen, mußte aber feststellen, daß es mit seinem tragbaren Gerät nicht ginge. Also bat er mich, mich am nächsten Bahnhof zum Schalter zu gehen und dort die Fahrkarte zu erwerben. Zu meinen nackten Füßen und Beinen sagte er – nichts!



Siehst Du, es gibt also doch Leute, die normal reagieren. Wenn man freundlich mit den Leuten redet, dann merken sie schon, daß auch jemand, der barfuß (und in kurzen Hosen) bei "nicht allzu sommerlichen Temperaturen" unterwegs ist, nicht schon deshalb den Verdacht, womöglich eine "hilflose Person" zu sein, auf sich ziehen muß, wobei ich mir freilich die Anmerkung, daß Du auch obenrum "nicht allzu winterlich gekleidet" bist, nicht verkneifen kann.

Zitat von Michael aus Zofingen
Etwas mulmig war mir aber doch, nicht wegen meiner nicht allzu winterlichen Aufmachung, sondern weil ich befürchtete, deswegen den Anschlußzug zu verpassen. Würden 9 Minuten Übergangszeit in Zürich langen? Ich malte mir schon aus, wie ich das am besten bewerkstelligen könnte. Im Laufschritt zum Schalter? Und wenn der voll ist? Und würden nicht allfällige Bahnpolizisten versuchen, mich aufzuhalten, denn barfuß UND kurze Hosen UND Laufschritt könnte ein Bahnpolizist durchaus als etwas anderes interpretieren als daß man „lediglich“ das Verlangen hat, den Anschluß zu bekommen. Ich könnte ja auch versuchen, es in Zürich statt am Schalter an einem Automaten zu versuchen, vielleicht funktioniert der ja.



Ich weiß zwar, daß Du mal vor langer Zeit beim Umsteigen den Anschlußzug verpaßt hast, weil Du von einem Bahnpolizisten aufgehalten worden warst, aber es wundert mich schon ein wenig, daß Du gleich argwöhnst, daß es "jederzeit und überall" wieder geschehen könnte. Im übrigen würde ein Polizist, der Dich schnell laufen sähe, Dich wohl nicht gleich für einen Dieb halten, weil ein Dieb, der es nötig hat, vom Tatort wegzuRENNEN, gewöhnlich verfolgt wird und die Beute in der Hand hat.

Zitat von Michael aus Zofingen
Auch wenn St. Gallen ebenso wie Sargans in der Ostschweiz liegt, so ist es doch kein unbedeutendes Landstädtchen, sondern trotz weniger als 100000 Einwohnern eher eine erzkatholische Großstadt.



Gibt es denn zwischen evangelisch- reformierten Schweizern einerseits und katholischen Schweizern andererseits einen fühlbaren Unterschied in der Mentalität? Ich habe nämlich den Eindruck, daß der Katholizismus tendenziell barfußfreundlicher ist als der Protestantismus (während man die Orthodoxie bei all ihren sonstigen Vorzügen leider nicht besonderer Barfußfreundlichkeit rühmen kann).

Zitat von Michael aus Zofingen
Irgendjemand sagte noch was von „Erregung öffentlichen Ärgernisses". Haben die ne Ahnung von Juristerei!



Im deutschen Strafrecht setzt der Tatbestand der Erregung öffentlichen Ärgernisses (§ 183a StGB) die öffentliche Vornahme einer sexuellen Handlung voraus. Wie es in der Schweiz ist, weiß ich nicht, da ich die Schweizer Gesetze nicht kenne. Ganz sicher aber ist das Barfußlaufen auch dort nicht verboten, und wenn jemand öffentlich Ärgernis daran nimmt, dann ist das eben sein persönliches Problem.

Zitat von Michael aus Zofingen
In Delsberg mußte ich wieder umsteigen. Auch dieser Bahnhof war eine Baustelle und ich „mußte“ barfuß durch einige Pfützen gehen. Offensichtlich gab es Reaktionen, jedoch auf Französisch.



Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen Deutschschweizern, Romands und Tessinern hinsichtlich der Barfußtoleranz?

Zitat von Michael aus Zofingen
In Domodossola verließ ich den Zug. Hier war es frühlingshaft mild, während ich langsam über den Bahnsteig ging, um mit der unterirdisch abfahrenden Centovallibahn nach Locarno zu fahren. Es war ein Zug einer italienischen Bahngesellschaft.



Galt die Fahrkarte auch in Italien bzw. italienischen Zügen?

Zitat von Michael aus Zofingen
Zusammenfassend möchte ich sagen, daß mir die Fahrt mit Offtopic-Fahrzeugen an meinem Geburtstag gut gefallen hat.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen



Da hat Du Deinen Geburtstag ja sehr sngenehm verbracht. Danke für diesen ausführlichen und schönen Bericht!

Barfüßige Frühlingsgrüße,
Markus U.


Saalenixe-Halle ( gelöscht )
Beiträge:

06.03.2010 19:41
#3 RE: Unterwegs mit der Zitat · Antworten

Hallo Michael,

herrlich zu lesen dein Bericht, und für mich Motivation wenigstens den Sonntag nicht zu Hause zu verbringen, auch wenns Wetter wieder recht fies geworden ist. Alleine die Vorstellung, mit dem Fahrrad bis zum nächsten Bahnhof zu radeln (8 km) - brrrr., und dann in der Kurzen bei Schnee und entsprechendem Wind, da bewundere ich immer deine Zähigkeit.

Mir hat heute schon der barfüssige Weg zur Biotonne durch eine Schneewehe gereicht, ich war einfach zu faul wegen dieser 50 Meter vom Haus zum Tonnenplatz Schuhe anzuziehen.

Doch vom Lesen deines Berichts bekomme ich Fernweh, kann ja winterlich bekleidet und mit dem Auto zum BAhnhof fahren und von dort eine Runde drehen. Ob es allerdings reicht für einen kleinen barfüssigen Spaziergang - ihr werdes et sicher die nächsten Tage lesen.

lg Saalenixe


Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

06.03.2010 20:22
#4 RE: Unterwegs mit der Zitat · Antworten

Hallo Saalenixe,

bis zum nächsten Bahnhof sind muß ich nur 1 km radeln (so steht es auch in meinem Beitrag unten), einen Umweg werde ich nicht fahren, um zum Bahnhof zu kommen. Zofingen ist nur eine historische Kleinstadt mit ca. 10000 Einwohnern mit eigenem Bahnhof. Dieser liegt in unmittelbarer Nähe der Altstadt (und der Firma, in der ich arbeite) und sogar an den Schienen.

Halle ist einiges größer. Eine Großtante von mir wohnte dort, in der Elsa-Brändström-Straße. Sie hat die Wende nicht mehr erlebt. 1992 war ich auch durch Halle gefahren, mit dem Velo aus der Schweiz, aber mit Schuhen.

Heute war dagegen kein ideales Wetter zum barfüßigen Radfahren. Ich war lediglich zum Einkaufen gefahren, und zwar bei -1°C und starkem Wind. Als ich den Laden wieder verließ, fing es heftig an zu schneien. Ich war froh, als ich wieder zu Hause war. In Zürich mußte der Omnibusbetrieb eingestellt werden, aber die Straßenbahnen fuhren noch.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Saalenixe-Halle ( gelöscht )
Beiträge:

06.03.2010 22:23
#5 RE: Unterwegs mit der Zitat · Antworten

Hallo Michael,

in Halle wäre das gar kein Problem - da hab ich zu Fuß 4 Minuten zur S-Bahn. Ich hab es sogar doppelt günstig, wohne da zwischen Tram- und S-Halt ziemlich genau in der Mitte.

Derzeit bin ein Stück weit nördlich von München, das Dorf wo ich mein Quartier habe hatte bis Mitte der siebziger einen Bahnhof (na ja nicht ganz, das waren auch gute 5 km weit weg) jetzt ist der Ingolstädter Hbf der nächste, und von mir aus auch mit dem Bus erreichbar. Den 1 km bei dir hatte ich doch glatt überlesen :-)

Falls ich morgen nicht verschlafe, geht es nach Passau, doch so empfindlich wie ich bin warm eingepackt :-)

lg Saalenixe


Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

07.03.2010 10:22
#6 RE: Unterwegs mit der Zitat · Antworten

Hallo Markus,

Zitat von Markus U.



Zitat von Michael aus Zofingen
Etwas mulmig war mir aber doch, nicht wegen meiner nicht allzu winterlichen Aufmachung, sondern weil ich befürchtete, deswegen den Anschlußzug zu verpassen. Würden 9 Minuten Übergangszeit in Zürich langen? Ich malte mir schon aus, wie ich das am besten bewerkstelligen könnte. Im Laufschritt zum Schalter? Und wenn der voll ist? Und würden nicht allfällige Bahnpolizisten versuchen, mich aufzuhalten, denn barfuß UND kurze Hosen UND Laufschritt könnte ein Bahnpolizist durchaus als etwas anderes interpretieren als daß man „lediglich“ das Verlangen hat, den Anschluß zu bekommen. Ich könnte ja auch versuchen, es in Zürich statt am Schalter an einem Automaten zu versuchen, vielleicht funktioniert der ja.



Ich weiß zwar, daß Du mal vor langer Zeit beim Umsteigen den Anschlußzug verpaßt hast, weil Du von einem Bahnpolizisten aufgehalten worden warst, aber es wundert mich schon ein wenig, daß Du gleich argwöhnst, daß es "jederzeit und überall" wieder geschehen könnte. Im übrigen würde ein Polizist, der Dich schnell laufen sähe, Dich wohl nicht gleich für einen Dieb halten, weil ein Dieb, der es nötig hat, vom Tatort wegzuRENNEN, gewöhnlich verfolgt wird und die Beute in der Hand hat.




Mir sind auch andere Fälle bekannt, und zwar unabhängig vom Kleidungsstil. Einem in Zürich wohnenden Arbeitskollegen ist das auch mal passiert. Wie üblich war er mit der Straßenbahn zum Zürcher Hauptbahnhof gefahren, um dann weiter mit dem Fernzug zu fahren. Wie üblich begab er sich zum üblichen Gleis. Dann kam die Lautsprecherdurchsage, daß der Zug ausnahmsweise von einem ganz anderen Gleis abfahren würde. Nun mußte er rennen, um noch den Zug zu erreichen - und wurde prompt von den Schergen der Bahnpolizei (die in der Schweiz keine "richtige" Polizei ist, sondern nur "bessere Schwarze Sheriffs") aufgehalten. Die Kontrolle dauerte zwar nicht lange, aber der Zug war weg.


Zitat von Markus U.


Gibt es denn zwischen evangelisch- reformierten Schweizern einerseits und katholischen Schweizern andererseits einen fühlbaren Unterschied in der Mentalität? Ich habe nämlich den Eindruck, daß der Katholizismus tendenziell barfußfreundlicher ist als der Protestantismus (während man die Orthodoxie bei all ihren sonstigen Vorzügen leider nicht besonderer Barfußfreundlichkeit rühmen kann).



Ich habe ohnehin den Eindruck, daß in der Schweiz der Unterschied zwischen Katholiken und Reformierten weniger ausgeprägt ist als in anderen Ländern. Feindschaften wie in Nordirland gibt es eigentlich nicht. Auch zu Zeiten, als in Frankreich die Hugenotten verfolgt wurden, gab es in der Schweiz mehr Toleranz zwischen den christlichen Religionen. So wurde ich in der Schweiz weder aus einer reformierten, noch aus einer katholischen Kirche wegen unpassender Kleidung rausgeschmissen. Rausgeschmissen wurde nur aus der katholischen Münchner Frauenkirche. Vermutlich wäre ich dort nicht rausgeschmissen worden, wenn ich barfuß in Kombination mit langen Hosen und langärmeligem Oberhemd oder in Bermudashorts, Polohemd, Sandalen und Socken erschienen wäre. Aber Turnhose, sehr luftiges Träger-T-Shirt und keine Schuhe (und seit einer halben Woche nicht mehr rasiert und genauso lange nur mit Fluß- oder Seewasser gewaschen) war dem Kirchenschergen doch zu viel. Und was Jay un mir einen Tag später im katholischen Freisinger Dom passierte, hat Jay ja sehr plastisch in diesem Forum beschrieben (Mondgesicht).

Der Schweizer Schriftsteller soll gesagt haben, daß man die Grenze zwischen dem katholischen Halbkanton Appenzell-Innerrhoden und dem reformierten Halbkanton Appenzell-Außerrhoden dadurch erkennt, daß die Kinder im katholischen Teil am Sonntag lange Hosen tragen. Im Appenzellerland ist Barfüßigkeit ohnehin nicht so ungewöhnlich wie anderswo, jedoch ist mir nicht bekannt, daß die Religion dort entscheidend ist. Ich vermute mal, daß es eher Zufall ist, daß der berühmte Barfußweg Jakobsbad - Gontenbad im katholischen Teil des Appenzellerlands liegt.

Zitat von Markus U.

Im deutschen Strafrecht setzt der Tatbestand der Erregung öffentlichen Ärgernisses (§ 183a StGB) die öffentliche Vornahme einer sexuellen Handlung voraus. Wie es in der Schweiz ist, weiß ich nicht, da ich die Schweizer Gesetze nicht kenne. Ganz sicher aber ist das Barfußlaufen auch dort nicht verboten, und wenn jemand öffentlich Ärgernis daran nimmt, dann ist das eben sein persönliches Problem.



Auch in der Schweiz setzt "Erregung öffentlichen Ärgernisses" eine sexuelle Handlung voraus, wobei allerdings nicht genau geklärt ist, was überhaupt eine sexuelle Handlung ist. Als das Nacktwandern im Appenzellerland "modern" wurde, konnte man diese Menschen nicht wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" belangen, da keine sexuelle Handlung vorlag. Dafür wurde aber das Nacktwandern zum "Offizialdelikt" erklärt, was bedeutet, daß ein Polizist einschreiten MUSS, wenn er einen Nacktwanderer erwischt, und nicht erst dann, wenn sich ein Spießer daran stört. Die Erklärung zum Offizialdelikt wurde übrigens vom Appenzeller Stimmvolk gutgeheißen und gilt nicht in allen Schweizer Kantonen. Wobei mit "nackt" unbedeckte "Offtopic-Organe" gemeint sind. So kann man im Appenzellerland keinem Mann eine Buße abknüpfen, wenn er barfuß und nur mit Badehose bekleidet wandert, wohl aber einem, der mit fetten Schuhen, Handschuhen, Mütze, Winterjacke und mit Strümpfen, die ganz bis oben gehen unterwegs ist. Dieser Mann kann sich nicht damit herausreden, daß er prozentual erheblich bedeckter gekleidet ist als der Mensch in der Badehose. (Vermutlich würde man einem derartig gekleideten Mann härter bestrafen als einen, der bei gleicher Witterung völlig ohne Kleidung herumläuft).


Zitat von Markus U.

Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen Deutschschweizern, Romands und Tessinern hinsichtlich der Barfußtoleranz?




Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, da ich zum einen fast immer in der Deutschschweiz bin, in den anderen Teilen selten, zum anderen ich weder französich, noch italienisch kann. Daher ist das Folgende nur ein grober Eindruck. Sowohl im Tessin, als auch in der Romandie scheint sowohl Barfüßigkeit, als auch das Tragen von kurzen Hosen weniger häufig zu sein als in der Deutschschweiz bei gleicher Witterung, jedoch häufiger als in Italien und in Frankreich. Im Sommer gibt es in der Deutschschweiz mit Abstand am wenigsten komische Reaktionen, andererseits passiert es in der Deutschschweiz am häufigsten, daß sich Leute erdreisten, einen, der im Winter in (zu) leichter Kleidung unterwegs ist, der Polizei auszuliefern.

Zitat von Markus U.

Galt die Fahrkarte auch in Italien bzw. italienischen Zügen?



Die Fahrkarte galt natürlich nicht in ganz Italien, wohl aber auf einigen Strecken. Der Fernzug fuhr von Basel über Bern nach Mailand und gehörte den SBB. Der Streckenabschnitt südlich des Simplontunnels bis nach Domodossola liegt zwar auf italienischem Gebiet, gehört aber tariflich den SBB. Auf der grenzüberschreitenden Schmalspurstrecke Domodossola - Locarno verkehren die Züge der Schweizer Bahngesellschaft FART und der italienischen Gesellschaft SSIF. Beide Gesellschaften bieten Regionalverkehr im eigenen Land und Schnellzüge zwischen beiden Endstationen an. Mit den Schweizer Fahrkarten wie Tageskarte, Generalabo usw. darf man auf jeden Fall die gesamte Strecke durchfahren, auch mit SSIF-Schnellzügen. Ob man damit auch auf einer italienischen Station aussteigen darf und mit einem italienischen Regionalzug weiter, entzieht sich meiner Kenntnis. Es soll auch zuschlagspflichtige Panoramazüge auf italienischem Gebiet geben.


Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

09.03.2010 15:38
#7 RE: Unterwegs mit der Zitat · Antworten

Hi Michael,

herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen.

Zitat von Michael aus Zofingen
Mir sind auch andere Fälle bekannt, und zwar unabhängig vom Kleidungsstil. Einem in Zürich wohnenden Arbeitskollegen ist das auch mal passiert. Wie üblich war er mit der Straßenbahn zum Zürcher Hauptbahnhof gefahren, um dann weiter mit dem Fernzug zu fahren. Wie üblich begab er sich zum üblichen Gleis. Dann kam die Lautsprecherdurchsage, daß der Zug ausnahmsweise von einem ganz anderen Gleis abfahren würde. Nun mußte er rennen, um noch den Zug zu erreichen - und wurde prompt von den Schergen der Bahnpolizei (die in der Schweiz keine "richtige" Polizei ist, sondern nur "bessere Schwarze Sheriffs") aufgehalten. Die Kontrolle dauerte zwar nicht lange, aber der Zug war weg.



Mir ist dergleichen noch nie passiert, obwohl ich auch schon des öfteren rennen mußte, um einen Zug zu erreichen - zuletzt erst gestern in Osnabrück, als ich die Heimreise von einem Gerichtstermin antreten wollte und beim Betreten des Bahnhofs auf der Anzeigetafel sah, daß ein (verspäteter) Zug abfahrbereit auf Gleis 2 stand, den ich nur rennend erreichen konnte, und der sich, kaum daß ich drin war, in Bewegung setzte. Ich war zwar gestern nicht barfuß, aber immerhin sokkenlos in Sabots - aufgehalten hat mich niemand. Ich bin mir sogar sicher, daß mich niemand aufgehalten hätte, wenn ich barfuß gewesen wäre. Auch barfuß habe ich schon rennend Züge erreicht, ohne aufgehalten zu werden, allerdings stets in Deutschland und nie in der Schweiz. Allerdings war ich einmal in einem fahrenden ICE zwischen Ulm und Augsburg sehr rüde von der Bundespolizei (vormals Bundesgrenzschutz) kontrolliert worden, wobei die Tatsache, daß ich barfuß war, wohl eine Rolle dabei gespielt hat, daß die gerade mich kontrollierten. Unter anderem hatten sie nämlich als erstes meine Fahrkarte sehen wollen und mich, als sie in meinem Portemonnaie rumgewühlt und dabei meinen Anwaltsausweis gefunden hatten, gefragt, ob ich denn auch barfuß vor Gericht aufträte. Ich hatte ihnen geantwortet, daß ich dafür bereits gerichtsbekannt sei (was gelogen war).


Zitat von Michael aus Zofingen
Ich habe ohnehin den Eindruck, daß in der Schweiz der Unterschied zwischen Katholiken und Reformierten weniger ausgeprägt ist als in anderen Ländern. Feindschaften wie in Nordirland gibt es eigentlich nicht. Auch zu Zeiten, als in Frankreich die Hugenotten verfolgt wurden, gab es in der Schweiz mehr Toleranz zwischen den christlichen Religionen. So wurde ich in der Schweiz weder aus einer reformierten, noch aus einer katholischen Kirche wegen unpassender Kleidung rausgeschmissen. Rausgeschmissen wurde nur aus der katholischen Münchner Frauenkirche. Vermutlich wäre ich dort nicht rausgeschmissen worden, wenn ich barfuß in Kombination mit langen Hosen und langärmeligem Oberhemd oder in Bermudashorts, Polohemd, Sandalen und Socken erschienen wäre. Aber Turnhose, sehr luftiges Träger-T-Shirt und keine Schuhe (und seit einer halben Woche nicht mehr rasiert und genauso lange nur mit Fluß- oder Seewasser gewaschen) war dem Kirchenschergen doch zu viel.



Kirchen sind nun mal primär Orte der Anbetung und der "Erhebung der Herzen" und keine Besichtigungsobjekte. Besichtigungen werden zwar außerhalb der Gottesdienstzeiten toleriert, doch auch dann wird erwartet, daß derjenige, der die Kirche zwecks Besichtigung betritt, der Heiligkeit des Ortes durch geziemende Bekleidung und geziemendes Verhalten (kein lautes Reden, kein Verzehr von Speisen, kein Mitbringen von Tieren [ausgenommen Blindenführhunde im Geschirr]) Respekt zollt. Allzu knappe, figurbetonte oder auch schmutzige Bekleidung wird als respektlos empfunden, und Deine Bekleidung ist SEHR knapp, was sich darin zeigt, daß Deine Hose nicht nur einfach kurz, sondern ÄUßERST kurz ist (ohne Deine Erläuterung, daß es sich um eine umgearbeitete ehemalige "Diensthose" handelt, würde man sie für eine Badehose halten), und im zumindest im Sommer außerdem nur aus einem fadenscheinigen dünnen Hemdli besteht. Eine Schönheitskönigin, welche die Kirche im Badeanzug betreten wollte, würde genauso rausgeschmissen werden, auch wenn sie nicht barfuß wäre, sondern hochhakkige Sandälchen dazu trüge.
In orthodoxen Kirchen sind kurze Hosen (und Minirökke) ein absolutes "don't", während Barfüßigkeit und T-Shirts mit kurzen Ärmeln toleriert werden. Nicht toleriert werden dagegen schulterfreie (Muskelshirts, Trägershirts), figurbetonte sowie verschmutzte Kleidung.

Zitat von Michael aus Zofingen
Der Schweizer Schriftsteller soll gesagt haben, daß man die Grenze zwischen dem katholischen Halbkanton Appenzell-Innerrhoden und dem reformierten Halbkanton Appenzell-Außerrhoden dadurch erkennt, daß die Kinder im katholischen Teil am Sonntag lange Hosen tragen. Im Appenzellerland ist Barfüßigkeit ohnehin nicht so ungewöhnlich wie anderswo, jedoch ist mir nicht bekannt, daß die Religion dort entscheidend ist. Ich vermute mal, daß es eher Zufall ist, daß der berühmte Barfußweg Jakobsbad - Gontenbad im katholischen Teil des Appenzellerlands liegt.



Es wurde schon öfters berichtet, daß in Appenzell- Innerrhoden geradezu paradiesische Zustände in puncto BF bestünden und zumindest im Sommer, aber auch in der "kälteren Jahreszeit" barfüßige Personen jeglichen Alters und Geschlechtes ein alltäglicher Anblick seien. Kannst Du (oder jemand anders) das bestätigen? Ich war noch nie dort.

Zitat von Michael aus Zofingen
Auch in der Schweiz setzt "Erregung öffentlichen Ärgernisses" eine sexuelle Handlung voraus, wobei allerdings nicht genau geklärt ist, was überhaupt eine sexuelle Handlung ist. Als das Nacktwandern im Appenzellerland "modern" wurde, konnte man diese Menschen nicht wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" belangen, da keine sexuelle Handlung vorlag. Dafür wurde aber das Nacktwandern zum "Offizialdelikt" erklärt, was bedeutet, daß ein Polizist einschreiten MUSS, wenn er einen Nacktwanderer erwischt, und nicht erst dann, wenn sich ein Spießer daran stört. Die Erklärung zum Offizialdelikt wurde übrigens vom Appenzeller Stimmvolk gutgeheißen und gilt nicht in allen Schweizer Kantonen. Wobei mit "nackt" unbedeckte "Offtopic-Organe" gemeint sind. So kann man im Appenzellerland keinem Mann eine Buße abknüpfen, wenn er barfuß und nur mit Badehose bekleidet wandert, wohl aber einem, der mit fetten Schuhen, Handschuhen, Mütze, Winterjacke und mit Strümpfen, die ganz bis oben gehen unterwegs ist. Dieser Mann kann sich nicht damit herausreden, daß er prozentual erheblich bedeckter gekleidet ist als der Mensch in der Badehose. (Vermutlich würde man einem derartig gekleideten Mann härter bestrafen als einen, der bei gleicher Witterung völlig ohne Kleidung herumläuft).



Ich weiß ja nicht, wie der Wortlaut der Vorschrift ist, denn sonst könnte man argumentieren, daß jemand, der fette Stiefel und Sokken, Handschuhe, Mütze und sonst gar nichts anhat, bekleidet und eben nicht nackt sei, weil "nackt" = "ohne jegliche Kleidung" ist. In Deutschland ist die einschlägige Vorschrift § 118 Abs. 1 OWiG, welcher lautet:

"Ordnungswidrig handelt, wer eine grob ungehörige Handlung vornimmt, die geeignet ist, die Algemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen."

Nach ganz einhelliger Auffassung gehört hierzu u. a. das öffentliche Herumgehen ohne sowie in "unzüchtiger" Kleidung (also z. B. fette Stiefel, Mütze und sonst gar nichts), wobei es ausreicht, daß die Handlung "geeignet" ist, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden, ohne daß eine konkrete Belästigung oder Gefährdung vorliegt. Freilich gilt auch hier, daß nur belangt werden kann, wer sich erwischen läßt.

Barfüßige Frühlingsgrüße,
Markus U.


Leo Offline



Beiträge: 742
Punkte: 490

26.03.2010 21:19
#8 RE: Unterwegs mit der Zitat · Antworten

Hallo,

oft wird aus Vereinfachungsgründen die tarifliche Grenze zwischen 2 Bahngesellschaften nicht an der Landesgrenze (Gr) oder bei Fährstrecken in Mitte See (MS)festgelegt, sondern am nächsten größeren Bahnhof festgelegt - wobei natürlich der Proporz gewahrt sein muß:

Die tarifliche Grenze zwischen Deutschland und Österreich ist z.B. Lindau Hbf, Passau Hbf einerseits (Vorteil ÖBB) und Kufstein Hbf und Salzburg Hbf (Vorteil DB). Aus Proporzgründen blieb es dann wohl aber bei Mittenwald (Gr). (Die Außerfernstrecke wird von DB allein betrieben, hier gibt es daher keine Tarif-Grenze mehr. )

Die tariflichen Grenzen der Schweiz für weitere Strecken sind Le Chatelard, Genf, Vallorbe und Basel SNCF/SBB in Richtung Frankreich; Basel Bad, Waldshut (Gr), Schaffhausen und Konstanz in Richtung Deutschland; St. Margrethen und Buchs (SG) in Richtung Österreich; Tirano, Chiasso und Domodossola in Richtung Italien.


Manchmal wird auch für die gleiche Strecke (z.B. La Plaine-Genf, Thayngen-Erzingen oder Salzburg Taxham-Salzburg Hbf) eine unterschiedliche Fahrkarte verkauft, je nach Ein- oder (angeblichem) Ausstieg. (So stehen sich Reisende im innerösterreichischen Verkehr der Außerfernbahn manchmal besser, wenn sie angeblich ab Garmisch Richtung Deutschland statt nach Österreich weiterwollen, da der Schaffner ansonsten eigentlich kein Werdenfels-Ticket verkaufen darf...)

Für Inhaber normaler Schweizer Fahrkarten (wie GA=Generalabonnenment oder Tageskarte zum Halbtax) ist die Sache noch relativ einfach, wie hier dargestellt:

http://mct.sbb.ch/mct/uebersichtskarte-general-abo.pdf

Wie man sieht, kommt mit Schweizer GA Tageskarte problemlos bis Domodossola, mit dem Schiff sogar bis Friedrichshafen oder, wenn auch nur sehr selten bis Lindau - aber NICHT bis Chamonix. Die Sache mit dem Zuschlag ergibt sich aus:

http://www.fahrplanfelder.ch/bav_assets/files/2010/620.pdf

Aus Richtung Domodossola ist der (mit 1,50€ recht moderate) Zuschlag

http://www.vigezzina.com/Italiano/Vigezzo%20Vision.html

bei Einstieg auf italienischem Gebiet auf jeden Fall fällig. In Gegenrichtung wird er zwar eigentlich erst ab der Grenzstation Camedo fällig, aber andererseits darf man meist vor dem Beginn des zuschlagspflichtigen Gebiets gar nicht aussteigen...

Touristen aufgepaßt - hier (STS = Swiss Travel System) gibt es kleine Unterschiede:

http://mct.sbb.ch/mct/uebersichtskarte-sts.pdf

In Richtung Deutschland müssen also Touristen mit den speziellen Touristen-Karten extra zahlen - dafür dürfen sie aber auch bis Chamonix und nicht nur bis La Chatelard fahren.

Sobald man aus der Centovalli-Bahn in Italien aussteigt, muß man wohl den inneritalienischen Tarif zahlen, da in der Übersichtskarte

http://mct.sbb.ch/mct/uebersichtskarte-general-abo.pdf

KEIN einziger Bahnhof eingezeichnet und auf der Liste explizit vermerkt ist: "SSIF Camedo TRANSITo Domodossola".


Gruß

Leo


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