zufällig stolperte ich über eine orthopädische Zeitschrift, die die Vorteile des Barfußlaufens anspricht - wenn auch mit Rücksicht auf die 6 Inserenten für Schuhe und 2 für Einlagen etwas vorsichtig:
Leider ist die Online-Ausgabe schon 1 Jahr alt und die uns interessierenden Passagen des aktuellen Hefts nicht online. Ich kann daher nur aus der Druckausgabe zitieren.
Auf S. 53 beginnt der “Ratgeber”-Artikel “Rund um den gesunden Fuß” ; der Abschnitt “Erkrankungen…” beginnt aufschlußreich mit:
“Die meiste Zeit sind unsere Füße bekleidet, wo ihnen doch das ‘Nacktsein’, also das Barfußlaufen - möglichst” - !!!, also nicht unbedingt! - “auf natürlichem Untergrund gut tun würde.”
Im letzten Abschnitt “Von der Standardpflege bis zum Wellnesserlebnis” schließt der Artikel auf S. 55 mit dem Fazit: Weitere Verwöhnmaßnahmen für die Füße können … oder ganz einfach Barfußlaufen sein.”
Das letzte Drittel der Seite unmittelbar anschließend füllt dann aber ein Inserat für Schuhe.
Bei einem anderen “Ratgeber”-Artikel “Starke Füße für einen sicheren Gang” muß man dann aber im gleichnamigen Abschnitt auf S. 70 schon selbst kombinieren:
“Aber die wenigsten haben gut trainierte Füße, denn kaum jemand läuft heutzutage noch barfuß. Meist tragen wir zudem nicht fußgerechte Schuhe… beeinflußt das den gesamten Bewegungsablauf nachhaltig. Abhilfe können sensomotorische Einlagen schaffen.”
Diese Einlagen und ihre Vorzüge werden im Rest des Artikels bis zur linken Hälfte von S. 71 erklärt; auf der rechten Hälfte der Seite inserieren Ärzte, die diese verschreiben…
Bei etwas Nachdenken drängt sich natürlich oben der Schluß auf, daß die einfachste und billigste Abhilfe das Barfußlaufen ist!
Erst jetzt sollte man sich dem schwerer Verständlichen ganz am Anfang des Hefts nach dem Inhaltsverzeichnis auf S. 5 zuzuwenden. Erst wenn man dem Link folgt, gewinnt man die Gewissheit, daß nicht nur das rechte Drittel eine Anzeige darstellt, sondern die ganze Seite:
“… müssen die entsprechenden Sinnesreize aufgenommen und verarbeitet werden. Die Basis dieses Informationssystems sind unsere Füße - die wichtigste haptische Kontaktstelle mit der Umwelt. Diese Funktion kann mithilfe sensomotorischer Einlagen gezielt genutzt werden…”
Die billigere Alternative Barfußlaufen ist hier jetzt aber wesentlich besser getarnt (“haptischer Umweltkontakt mit den Füßen”), als im vorher besprochenen “Ratgeber”-Artikel…
Die Anzeige auf S. 14-15 mit dem Titel “Die Wiederentdeckung des natürlichen Gehens” setzt dagegen auf Angstmache statt Tarnung:
“Es gibt vielleicht nichts Schöneres, als … barfuß zu gehen. Darüber hinaus hatten Menschen schon seit jeher das Bedürfnis ihre Füße vor Verletzungen zu schützen… Das Ziel sind Schuhe, die die Schutzfunktion mit den Wohltaten des Barfußgehens perfekt verbindet.”
Immerhin liest man auf der nächsten S. 15 (noch Teil der selben Anzeige) das ehrliche Statement: “Nur Barfuß ist besser! Deshalb gesund und natürlich.”
Also ICH verstehe da jetzt: Immer wenn es irgendwie geht barfuß laufen! Respekt vor so viel Ehrlichkeit in dieser Anzeige - die übrigens auch ehrlich explizit als solche gekennzeichnet war!
Unehrlich als “Ratgeber” gekennzeichnet ist dagegen der Artikel “Gehen wie auf Naturboden” auf S. 30 - erst ganz hinten im Heft gekennzeichnet unter “Quellen”: XY Shoe:
“… die Tatsache, dass wir von morgens bis abends festes Schuhwerk tragen… der Fluch: Die Muskeln verkümmern. Dabei sind unsere Füße eigentlich dazu gedacht, sich auf unebenem und nachgiebigem Wald- oder Naturboden zu bewegen. In den meisten Schuhen wird jedoch die Bewegungsvielfalt des Fußes eingeschränkt. Die Folge: Es kann zu … kommen. Dabei sollte das Gehen eigentlich eine Wohltat sein…”
Und was schließen wir daraus: Lieber barfuß laufen! Komischerweise stellt die Anzeige dann noch ausgerechnet die gute Dämpfung des beworbenen Schuhs als Vorteil heraus - die sonst so oft als Grund für die Verkümmerung der Fußmuskeln verantwortlich gemacht wird.
Auf S. 79 findet sich natürlich abschließend noch die schon erwartete Anzeige “Füße sollten sich frei bewegen”:
“die Masei gehen barfuß … und entwickeln dabei eine Gangtechnik, die … den Bedingungen des menschlichen Körperbaus optimal entgegenkommt.”
Ich bleibe daher beim Original: Meiner Barfuß-Technologie!
ein klassischer Fall des Appells an noch vorhandene(s) Restsehnsüchte & Restbewußtsein in der Bevölkerung, daß BF eben doch besser wäre - aber schließlich 'verbietet' sich das ja aufgrund von 'Gesellschaftlichem' & wird zur Utopie - gleichwohl stehen ja diskrete (d. h. in Schuhe im wahrsten Sinne des Wortes 'einlegbare') Ersatzlösungen bereit, möge sie sich der Kunde kaufen & then, nach Sicherstellung des eigenen korrekten fußverpackten optischen Erscheinungsbildes feststellen: Naja, man kann sich mit extrem viel Phantasie - was die subjektive Selbstwahrnehmung aller eigenen [Druck-, Tast-, etc.]Feelings anbelangt, "so vorkommen, als sei man barfuß" oder - bei vorhandener Erfahrung aus früheren besseren Zeiten - konstatieren: Immerhin bemerkt man ein Bemühen des Herstellers, der Sache [BF oder BF in Bequemschuhen zu sein] etwas näherzukommen...
Daß die Sache natürlich nicht funktionieren kann & wird, dieser Erfahrung sucht der Hersteller unter Bemühung des natürlichen (& zweifelsfrei berechtigten!) Schutzinstinktes zu begegnen:
Zitat von Leo indirekt, unter Benutzung anderer QuellenDarüberhinaus hatten Menschen schon seit jeher das Bedürfnis ihre Füße vor Verletzungen zu schützen…
& so sind Schuhe wieder einmal, unter Bemühung scheinbar universalgültiger Aspekte, ideologisch gerettet. Keine Auskunft wird natürlich gegeben, vor welcher Art von Verletzungen die menschlichen Füße zu schützen sind. 'Reinwaten in Restsäurebecken der chemischen Großindustrie? 'Reinsteigen in Rasierklingen- etc. Schrottcontainer der 'Metallverarbeitenden'?
Zitat von Leo indirekt, unter Benutzung anderer QuellenDarüberhinaus hatten Menschen schon seit jeher das Bedürfnis ihre Füße vor Verletzungen zu schützen…
& so sind Schuhe wieder einmal, unter Bemühung scheinbar universalgültiger Aspekte, ideologisch gerettet. Keine Auskunft wird natürlich gegeben, vor welcher Art von Verletzungen die menschlichen Füße zu schützen sind. 'Reinwaten in Restsäurebecken der chemischen Großindustrie? 'Reinsteigen in Rasierklingen- etc. Schrottcontainer der 'Metallverarbeitenden'?
Fortsetzung folgt kurzfristigst, bis demnächst
Schönes WE, Jay
Leo hat mit der Aussage schon recht. Ursprünglich wurde der Schuh (Welcher sich ja aus dem Fußlappen entwickelte) dazu genutzt die Füße hauptsäclich vor Kälte, aber auch vor anderen Verletzungen zu schützen. Zum Prestigeobjekt wurde er erst ab dem Mittelalter. Heutzutage hat er beide Funktionen inne. Er dient um zu zeigen wer man ist und er funktioniert auch als Schutz der Füße. Dazukommend muss ich noch erwähnen das er auch noch ne dritte Funktion übernommen hat. Die finanzielle Sicherung eines immes mächtigen Industriezweigs und Millionen von Arbeitsplätzen (und ich mein nicht damit die Kinder in Indien).
Jay, Du darfst nicht nur die Schutzfunktionen in der Industrie sehen. Es gibt auch ganz banale private Bereiche wo ein Fuß geschützt werden will. Es gibt Sportarten die ohne Schuhe nicht möglich wären (Bob-/Skifahren z.B.), Motorradfahrer tun gut daran ihre Füße zu schützen (frag Manfred), Bergsteiger sollten, auch wenn AllgäuYeti ohne nen Berg hoch sprintet Ihre Füße in festes Schuhwerk packen (Bergsteigen ist was anderes wie so n Berglauf auf vorgegebenen "Wegen"), auch Hobbyrennfahrer tuen gut daran ihre Füße Feuerfest einzupacken, zwecks verbrennungsgefahr. Du siehst, es gibt noch einige andere Aspekte außer die beruflichen. Klar mögen wir BFler Schuhe nicht, manche hassen sie sogar, aber abschaffen können wir sie nicht mehr. Oder sollen wir auf geliebte Hobbys verzichten und nur noch Berufe ausüben bei Denen Schuhwerk nicht unbedingt von nöten ist? So Leid es uns tut, aber in unserem Zivilisationsstatus ist es undenkbar für die ganze Menschheit auf Schuhe zu verzichten. Wir können für uns versuchen weitgehendst (manche sogar immer) BF zu sein. Wir sollten auch versuchen unseren Mitmenschen das BF nahezubringen. Wir sollten alles mögliche tun um BF und seine Vorteile der Allgemeinheit nahezubringen. Aber selbst im Falle von Franz, Dir Jay ,Markus und noch einigen Anderen hier im Forum sehen wir doch, das es ohne Schuhe eben nicht mehr geht. Das militantische Pläne net funktionieren sahen wir ja selbst am Polizeieinsatz im September bei S21.
Also immer schön penetrant bleiben, aber net übertreiben.
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