Hallo,
am Sonntag, den 10. März 2019 war wieder einmal Fasnachtsumzug in Zofingen. Ich war schon öfters dort barfuß und in kurzen Hosen (vermutlich öfters als fett beschuht und belanghost). Anders als im letzten Jahr (Hochnebel, Temperaturen um +3°C) war es diesmal ca. 12°C, stürmisch und noch bis ca. 13:30 regnerisch. Ich radelte im Trocknen in Richtung Stadtzentrum und stellte mein Velo am Veloständer des Gemeindeschulhauses vor den Toren der Altstadt ab. Durch das Tor bei der Kustorei betrat ich die malerische Altstadt, wo in wenigen Minuten (um 14:14 Uhr) am Thutplatz der Umzug starten sollte.
Im Grunde genommen läuft der Umzug immer nach demselben Schema ab. Am interessantesten finde ich immer die Fahrzeuge einer Zofinger Wagenbaugruppe, vor Jahren hatten sie sogar mal eine Dampflok nachgebaut. Dieses Jahr verlief aber ohne (rauchende) schienengebundene Offtopic-Fahrzeuge in der Stadt, dafür aber ein Wikingerschiff.
Die Zofinger Regionalpolizei war anwesend, dafür Securitas-Menschen, sie sagten aber nicht zu meiner Verkleidung – oder ist der Ausdruck „Entkleidung“ passender? Sicher nicht, denn ich war ja nicht im Yeti-Outfit oder gar im 2zeh-Outfit. Immerhin trug ich wegen des Wetters eine Regenjacke. Wohl aber hörte ich aus Kindermund Dinge wie „Der Mann ist ja blutt!“, meistens sagten sie „barfuß“ oder „ohne Schuhe“. Und fast ebenso oft nahmen die Eltern es gelassen zur Kenntnis. Ein Mann fragte mich: „Ist das die heutige Fasnachtsverkleidung?“ Ich wurde aber auch von Kindern direkt angesprochen, ob ich nicht friere. Ein Junge hatte mich schon öfters so gesehen. Es blieb nicht die ganze Zeit trocken, sondern gab auch einige Schauer. Aber immer gab es irgendwelche Eingänge und Lauben, wo man sich unterstellen konnte, so auch die Rathaustreppe.
Als ich auf der Rathaustreppe einen Regenschauer abwartete, kam auch eine Frau hochgerannt, möglicherweise kam sie aus einer Beiz, denn sie war ohne Jacke in sehr dünner Oberbekleidung. Ihrem Redefluß zufolge schien sie auch „Öl am Hut“ (andernorts auch „Hoorbüdel“ genannt). Sie starrte mich an, dann stellte auch sie die K-Frage. Ich antwortete, daß es mir nichts ausmache, da ich daran gewöhnt sei. Sie faßte an meine gelbe Regenjacke und sagte: „Das ist aber kalt!“ Dann faßte sie an meine Beine und sprach: „Du brauchst unbedingt Socken, ich habe sogar Schuhe an.“ Ich sagte: „Ausziehen! Solche Schuhe sind gefährlich auf dem Zofinger Kopfsteinpflaster.“ Sie trug hochhackige Schuhe. Dann hielt sie sich an mir fest, um nicht zu fallen. Dann fragte sie: „Soll ich Socken holen?“ „Nein!“, antwortete ich. Ich war froh, als nachher ein Mann kam, sie die Treppe hinunterführte und dann in die nächste Beiz.
Der Regen hatte aufgehört und ich wechselte meine Position (nicht nur, um zu verhindern, daß die „behoorbüdelte“ Frau mir doch Socken bringt). Dann wurde ich von einem verkleideten Mann der Fasnachtsclique „Langnase“ angesprochen, wieder die übliche K-Frage. Zu seiner Verkleidung gehörte eine Art Kilt und er sagte, daß er extra lange Unterhosen dazu trug. Er konnte es sich nicht vorstellen, daß ich in kurzen Hosen und ohne Schuhe es aushalten würde. Ich sagte, daß ich auch auf dem Weihnachtsmarkt so herumlaufe. Er gab mir noch ein „Wärmekissen“ mit der Aufschrift „Langnase“, das durch Kristallisation warm wird.
Mit Konfetti wurde etliche Personen beworfen, auch ich. Ich werde wohl die nächste Zeit noch überall Konfetti finden. Eine gewisse Schadenfreude konnte ich mir nicht verkneifen, als ein kleines Mädchen einem bestiefelten Mann eine Tüte „Second-Hand-Konfetti“ in den Stiefelschaft schüttete. Das konnte mir nicht passieren! Wieder fragte mich ein Mann, ob es nicht zu kalt sei. Ich sagte wiederum, daß ich auch auf dem Weihnachtsmarkt so herumlaufe. Dann antwortete er: „Das habe ich auch schon gehört. Finde ich kraß.
Das Monsterkonzert fand ab 16:16 Uhr auf dem Postplatz statt. Mittlerweile schien sogar die Sonne, aber es blieb windig. Als sich der Himmel wieder bezog, verließ ich die Zofinger Altstadt und ging zum Velo. Es stand nicht mehr dort, sondern es lag. Vermutlich hatte eine Windbö es umgeweht. Ich radelte zurück nach Hause, und kurze Zeit später folgte ein neuer Regenschauer.
Im Großen und Ganzen waren die Reaktionen auf meine Aufmachung eher wenig (im Zürcher Zoo gab es vor zwei Wochen mehr Reaktionen. Vermutlich hätten mich in Zofingen mehr Leute angesprochen, wenn ich in langen Hosen und mit Schuhen bei der Fasnacht erschienen wäre, etwa mit den Worten: „Was? Heute fett beschuht?“ Interessant wäre es sicher, aber tun werde ich es nicht (außer wenn es mir tatsächlich zu kalt sein sollte). Dafür hasse ich lange Hosen und Schuhe doch zu sehr.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen
https://regiolive.ch/artikel/fasnachtsum...oller-stimmung/
(Auf dem 11. Bild bin ich zusehen links vom Brunnen hinter einem Trommler)