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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Barfuß und Leben
Siegfried Hase Offline




Beiträge: 454
Punkte: 413

17.12.2010 17:05
Das erste Mal Zitat · Antworten

Surprise, surprise!

"Zug fällt aus" stand an der Anzeigetafel im Münchner Hbf gestern (16.12.10), der ICE 510, Planabfahrt 19.23 Uhr, fuhr also gar nicht. D. h. in dieser Nacht komme ich nicht mehr in mein Bett! Also zum ServicePoint. Ja, ich kann eine Hotelübernachtung haben oder 50,- €. Ähm - die nächste Verbindung ist um 03.17 Uhr und ich will nicht unbedingt den ganzen Freitag zum Heimfahren brauchen. O. K. ich nehm‘ den Fuffi.
Wenn ich es natürlich gewußt hätte, dann hätte ich den früheren nehmen können und mich Jahresabschlußbesprechungstechnisch etwas beeilen können, aber...

So ging ich halt wieder zurück in die S-Bahn Unterführung, da, wo die Plakate rumhängen. Mhm, im ‘Backstage‘ ist ‘Caliban‘-Konzert, nun ja, nicht direkt mein Fall aber nur drei S-Bahn Stationen, ich weiß wo‘s ist und die Zeit paßt. Mit dem soeben ‘verdienten‘ Geld würde Eintritt, Essen und Trinken bestritten werden können und nach dem Konzert langsam machen dann paßt‘s auf den 03.17er.

Kam ich doch direkt zur Haupteinlaßbetriebszeit am Eingang an und hab‘ mich mal ganz unbedarft in die Schlange gestellt (dachte mir schon, die meisten hier werden VVK-Tickets haben). Der Einlaß ging sehr zügig. Und ich war so schnell drin, so schnell konnte ich gar nicht nach der Abendkasse fragen . An der Garderobe meine Jacke und den Fleece-Pulli abgegeben (ist ja heiß da drin) und mich mal vorsichtig erkundigt, wo ich denn jetzt ne‘n Stempel herkriege. Freundlich wurde ich zum Raucher-Ausgang dirigiert und dort reihenmäßig abgestempelt. Da mußte ich ja auch rausgehen . Mit dem Zug fiel auch mein Abendessen direkt aus - bisher. Doch es gibt ja da so einen Imbißwagen. Also stellte ich mich artig an.

Plötzlich von hinten:
"Da g‘hört aber barfuß dazu".
"Redest Du mit mir?"
"Freili. Zu T-Shirt und kurzer Hose gehört barfuß. Stell‘ Di net so aa!"
"Ja, ich bab‘ kein Problem damit hier. Nur Drin ohne Schuh‘ - meine Zehen, verstesch?"
"A ge, mußt jetzt nit so weich due. Aussi mit da Schua."
"Gut, ich krieg n‘Vegi-Burger und ein Bier. Das muß schon drin sein."
"Ähm - was kost‘ des?"
"2,50 + 2,70 + 1 € Pfand = 6,20 €:"
Er berät sich mit den ihn begleitenden anderen zwei überladenen Kleiderbügeln. Das Gesicht aller drei hat man frei gelassen, ansonsten hat man sie aber mehrlagig behängt, inklusiv dicken Fuß- und Handschuhen sowie Mütze Ich bin an der Reihe.
"Ein Vegi-burger und ein Bier, der zahlt." Ich deute auf den als Kleiderständer mißbrauchten Menschen.
"Joa, fei, mach‘ mer‘ doch. Also aussi mit de Schua und Socka."
Vereinbarungsgemäß ziehe ich meine Schuhe und Socken aus. Die großmäuligen Kleiderbügel verstummen, bezahlen aber meine Speise und Getränk und ich stelle mich an einen Stehtisch im Schnee, den ich zunächst abbahne. Mittlerweile trudeln die drei mit ihren Curry-Würsten & Pommes ein.
"Is der net kalt?"
"Nö - warum denn?"
..... eine Viertelstunde später. Mittlerweise gucken mir so viele Leute beim Essen und Biertrinken zu, daß die hintersten nur deshalb gucken, weil sie auch wissen wollen was es da vorne zu glotzen gibt . Der Burger ist vertilgt, das Bier noch etwa zu 1/3 gefüllt und die Schuhe mit den Socken stehen daneben auf dem Tisch.
"Von Euch (ich deute auf die mittlerweile vorgerückten hinteren Reihen) krieg‘ ich jetzt noch n‘en Kaffee und eine Zigarette, bitt‘schön!"
Es dauert keine fünf Minuten - mein Bier ist noch nicht mal ganz leer - da steht ein Kaffee vor mir und es werden mir drei Zigarettenschachteln hingehalten .
....
....
Ich habe mindestens 10 mal das Gleiche erzählt (Nein, Manfred, es hat wirklich NIEMAND gefragt ob ich auch im Sommer barfuß laufe) und mittlerweile 4 Zigaretten mit Abstand geraucht . Da wird es mir bewußt: Indirekt kann barfuß laufen tödlich sein!
Zudem bin ich ja gestempelt und möchte auch mal näher gucken, was das da drin für ein komischer Krach ist. Es friert mich wirklich nicht!!!
"Nei, no a Zigarette isch ungsund und no a Kaffee mag ii jetzt au nit. I will au mal luege, was do inne los isch."
Ich nehme meine Schuhe und begebe mich zum Eingang. Das Einlaßpersonal hat von dem Vorgang längst Kenntnis (hat ja umgefähr ne‘ dreiviertel Stunde gedauert) und grinst. Die Johanniter Unfallhilfe-Sanis haben keine Kenntnis und einer stürmmt sofort auf mich zu. "Hast‘ der die Fias erfrora - so lauft am au net rum?!" Ich kläre auf und kann weiter gehen. Mittlerweile sind meine Füße auch wieder trocken und ich ziehe Socken und Schuhe wieder an.

Das Konzert ist erwartungsgemäß unterdurchschnittlich - doch ich lerne verschiedene Begriffe neu zu definieren. Eine Polonaise in langsamerem Wandertempo nennt man bei den Metal-Heads ‘circle pit‘, wenn man zwei Fronten bildet und aufeinander zu spaziert heißt das bei denen ‘wall‘, die auf den Händen von hinten (!) nach vorne (NIE umgekehrt!) getragenen leblos scheinenden ‘diver‘ sind quitschlebendig und keine Alkoholleichen, wie zunächst von mir vermutet und nach jedem Lied fragt die Band das Publikum:"Geht‘s Euch gut?"
Nun ja, ich bin auf einem ‘fremden‘ Konzert - meine Lachmuskeln werden von allen meinen Muskeln am stärksten strapaziert.
Doch ich bewundere die Metaler! Da können hunderte Leute stundenlang mit dem Kopf schütteln und haben trotzdem keine Gehirnerschütterung! Da können diese Leute ununterbrochen eine Stunde lang beide Arme mit dem V-Zeichen senkrecht in die Luft strecken und bekommen keinen Krampf!!!
Man kann sich an vieles gewöhnen!

Wie vorgesehen bummle ich nach Konzertende zur S-Bahn und mit der zum Hbf Minga.

Dort angekommen muß ich mal was trinken. Also gibt‘s Automaten-Apfelsaft-Schorle. Während ich rauchend und trinkend am Eingang stehe, kommt so ein Urbajuware mit a stücker zwo Maß zuviel und will Feuer. Kriegt er - kein Problem.
"A Komm‘ i gib a Bier aus für Di."
"Net nötig - dank‘schön"
"Doch. Mit so Summerschua und kurza Hosa hasch‘s verdient. Auffi!"
Ich trotte halt hinterher und erhalte am Würstchenstand so ein Riesenbierglas und eine Brezel spendiert

Gegen 02.50 Uhr begebe ich mich zum nunmehr geöffneten ICE 3. Ausgiebig wandere ich zwei mal durch den Zug und entscheide mich für das leere, nicht reservierte Kleinkind/Konfernezabteil der 2.Klass. Dort die Eckbank. Ziehe meine Jacke und meine Schuhe aus und schlafe gut bis irgendwo bei Plochingen. So komfortabel habe ich noch in keinem Sitzwagenzug geschlafen! Noch nie zuvor hatte ich dieses Abteil für mich alleine.
Der Anschluß in Sttgt klappt.
Der in Karlsruhe hat 65 Minuten Verspätung - es hat ja auch gut 5 cm Schnee!

Nach Besteigen des Zuges wird ein nicht alkoholisches Freigetränk kostenfrei offeriert. Es gibt also doch noch Service bei der Deutschen Bahn!

Und in Basel erhalte ich anstandslos 25% meines Fahrpreises für die Gesamtstrecke München-Basel erstattet. In bar. Ohne formularausfülle. Nur den Original-Fahrschein (=Online-Ticket) möchte der Bahn-Mensch behalten. Kann er auch, verbucht wird eh‘ die Rechnung.

Ja, ich weiß schon, warum ich Eisenbahnfan bin
Es ist allerdings in meinem Leben das erste mal, daß ich NACH einer Bahnfahrt mehr Geld in der Tasche habe als bei Fahrtantritt!!!
Und dann noch so schöne Erlebnisse - ja wo kämen wir denn hin, wenn immer alles glatt funktionieren würde, wenn immer alle Züge führen? Die Welt wäre unendlich langweilig.

Danke, Deutsche Bahn.

Gerold

Das Fachforum für das korrekte Beinkleid
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http://www.kurzehosenforum.de


Jay Offline




Beiträge: 788
Punkte: 695

17.12.2010 17:49
#2 RE: Das erste Mal Zitat · Antworten

Hi Gerold,

eine wundervolle, sehr entspannend zu lesende Geschichte, lebendig geschrieben - irgendwo auch inspired by Descalzar...

Soeben habe ich mit großer Betroffenheit gerade gesehen, was bei uns am Forumsstammtisch abgeht... & bin mir noch nicht klar darüber geworden, was man da am besten unternimmt. Threadschließung wg. "groben Unfugs"? Nein, das kann´s nicht sein. Das HBRF soll & muß ein BF-Forum der Freiheit - insbesondere der zwanglosen Freiheit für seine User sein. Gouvernantenhaftes Gebahren der Admin ist hier sicherlich fehl am Platze - zumindest ich, sicherlich aber auch genauso Kerstin, setzen auf die vernünftige Selbsteinsicht unserer Userschaft. Ich werde in den nächsten Tagen zur Gesamtlage Stellung nehmen.

Jedenfalls sieht man hier wieder den [BF verpflichtet]-Effekt... naja, ich tu' mich ja gegenwärtig sehr leicht damit (da mich das "Publikum" unter diesen Verhältnissen eben nicht BF kennt). Sicher ist aber angesichts der gegenwärtig herrschenden Witterungsverhältnisse eines (zumindest in "meiner" Gegend): Würde jetzt jemand in "meinem" Umland BF erscheinen, hieße es ganz sicherlich: "Wow... der hat aber wirklich 'was auf dem Kasten..."

Zitat von Sigfried Hase
Mittlerweile sind meine Füße auch wieder trocken und ich ziehe Socken und Schuhe wieder an.


Nanu? Warum denn das? Grad' jetzt macht doch BF umso mehr Spaß...

Danke für den Insert dieses entspannenden Lektüre-Kontrastes (far away, von - wenn auch nur in der Privacy BF ausgefochtenen Kämpfen mit der Finanzobrigkeit - mit Frust erfüllt), Jay


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