Absolut "unschuldig" an dem Nachmittag und dem Bericht ist ein namentlich nicht genannter Gallier, der mir schweigend klar machte, dass es ein Riesenumweg ist, von Trotha über den Bahnhof Halle Ost zur Peißnitz zu gelangen. Danke dafür – denn so hatte ich das einmalige Erlebnis: 6 Karat in Halle
Mal wieder ein Kurzurlaub, ein paar Tage heeme, an die Saale – den Fluss wo die Nixe haust. Die Stadt empfing mich am Mittwoch mit herrlichsten Hochsommerwetter. Am strahlend blauem Himmel war kein Wölkchen zu sehen. Nur die Füße brannten beim nach Hause gehen auf dem aufgeheizten Teer. Einer der Vorteile von Barfußläufern ist ja, dass wir uns leise heranschleichen können ohne dass uns jemand hört. Nicht so meine Freundin Hajka, die zufällig grade des Wegs kam und anscheinend auch am Hinterkopf Augen hat. Sie feixte sich einen, als ich versuchte im lautlosen Spurt an ihr vorbeizuziehen und sie zu überraschen.
Doch schon bald nahte das Grauen. Denn einige mir wohl gesonnene Geister machten ihren Ärger Luft darüber, dass ich dies Wochenende nicht mein Leben in vollen Zügen genießen sollte, und ließen es richtig krachen. Ein Blitz jagte den anderen, gefolgt von tosenden Donnerschlägen dass es nur so krachte. Da blieb uns nichts anderes, als das Gemüt mit lauwarmem spanischen Rotwein zu beruhigen. Meine Freundin Hajka weigert sich bis heute, von dem sehr seltenen goldfarbenen Edelstoff zu kosten, den ich extra aus meiner Datscha gesichert hatte.
Auf je eine stürmische Nacht folgte ein hitziger Tag, Donnerstag und Freitag nutzte ich um im Garten Ordnung zu schaffen. Zwei Tage in der Erde wühlen, das reicht. Für heute hatte ich mir vorgenommen: "Gehste aufs Laternenfest". Ziel meiner heute erfüllbaren Träume war die Peißnitzinsel in der Saale, Halles großer Treffpunkt für jung und alt – direkt neben dem Volkspark.
Ach nee – der Himmel wurde schon wieder schwarz! Gut, dass ich meine schwarze Regenjacke hier hatte, und sie mir wie durch ein Wunder auch wieder passte! Irgendwer hatte die im letzten Jahr enger genäht, so dass ich den Reissverschluss nicht mehr zu brachte. Es war das ein herrlicher Spaß, durch die Pfützen zur Trambahn zu laufen.
Wo war jetzt gleich wieder die Freilichtbühne? Ach ja, genau. Am der Eisensteg nicht links Richtung Ziegelwiese, sondern rechts herum zu der Stahlbrücke, die schon von weitem sichtbar war. Wer schon einmal in Halle war, der weiß dass es in dem Park nicht nur spitze Steine gibt, sondern sowohl Weg als auch das Gras übersäht sind mit Glasscherben. Das konnte mich jetzt nicht wirklich schrecken.
Kurz vor drei Uhr Nachmittag machten die Wolken wieder auf, genau rechtzeitig bevor Karat auf die Bühne kamen. Die Band ist Kult, und mittlerweile weit über die Grenzen von Neufünfland hinaus bekannt. Dementsprechend ging es auch zu, die Leute drängelten sich vor der Bühne. Für Fans: ein paar Bilder gibt es, doch zog ich es vor alsbald von weiter hinten die Musik anzuhören. Die Akustik vor der Bühne ist einfach unmöglich, abgesehen davon dass es ein Scherbentanz gewesen wäre.
Weder Publikum, noch Band ließen sich von dem noch immer ungemütlichen Wetter beeindrucken. Dafür umso mehr von der Musik, die sich live doch noch um einiges fetziger anhörte wie auf der Silberscheibe. Zu Anfang gab es ein paar recht rockige Stücke, das Motto von jede Stunde war in dem Moment auch meines. Eines der schönsten Lieder durfte nicht fehlen: Wenn ein Schwan singt, schweigen die Tiere. Als die Band dann auch noch ein Stück spielte, mit einem wehmütigen Mundharmonikasolo zu Beginn, hat es mich doch ziemlich angerührt. Leider ist mir der Titel inzwischen wieder entfallen. Kurz vor Abschluss dann noch die sieben Brücken, das wohl erste Stück was auch im Westen bekannt wurde, und dort von Peter Maffay zu Ehren von Karat veröffentlicht wurde.
Über zwei Brücken musste ich dann gehen, um wieder auf die Burgstraße zur Trambahn zu kommen.
Leider hält da nur die 8.
lg Saalenixe
ps: ursprünglich sollte die Geschichte ganz anders werden, doch so ist es halt beim Schreiben: manche Gedanken verselbständigen sich