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Dieses Thema hat 3 Antworten
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 Barfuß und Leben
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

13.10.2013 19:28
Velofahrt nach Basel nach vorrübergehendem Wintereinbruch Zitat · Antworten

Bis Ende September (und mit Einschränkungen auch noch die ersten 5 Oktobertage) hatten wir in der Nordschweiz spätsommerliches Wetter. „Man“ benötigte draußen keine Jacke, keine lange Hose, keine Schuhe. Und Baden in der „fetten Aare“ (um einen bekannten Enneptaler zu zitieren) war auch noch möglich. In der Nacht vom 9. zum 10. Oktober dagegen kam eine Kaltfront, die im Raum Zofingen starken Regen und in den Alpen Schnee brachte – vermutlich keinen „warmen“ Schnee. Und am 9. Oktober erhielt ich Bescheid, daß am Samstag, den 19.10.2013 ein Treffen mit ehemaligen Kollegen meiner früheren Ausbildungsstätte stattfinden würde (daß ein Treffen geplant war, wurde schon lange früher bekannt gegeben, nur stand der Termin noch nicht fest, und für mich kam er überraschend kurzfristig). Was hat das ganze miteinander zu tun?

Im Prinzip gar nichts, also der Reihe nach. Zuerst einmal muß man zum Zielort irgendwie hinkommen. Denn der Treffpunkt liegt schließlich nicht in der Schweiz, sondern weit nördlicher als die deutsch-schweizerische Grenze. Also mit schienengebundenen Offtopic-Fahrzeugen anreisen, nicht mit dem Velo. Und wie stellt man die Bahnfahrt am besten an, wenn man einerseits keine überteuerten Intercity- und ICE-Züge benutzen will, andererseits nicht irgendwelche „Zuschläge“ in Form von Kauf von grenzüberschreitenden Billetts am Schweizer Schalter oder Kauf von „Schönes-Wochenende-Ticket“ am deutschen Bahnschalter bezahlen will? Man muß dafür sorgen, daß man automatenkompatible Euronoten hat. Und ich hatte gerade 4 10er-Noten und eine 5er-Note, dazu 2 20er-Noten, von denen ich glaubte, sie wären nicht automatenkompatibel. Ansonsten nur größere Euronoten. Also theoretisch genug, um ein „Quer-durchs-Land-Ticket“ für die Hinreise am Freitag, den 18. Oktober zu lösen. Aber wenn der Automat eine Note nicht akzeptiert, da zu zerknautscht? Also lieber noch ein paar kleine Euro-Noten besorgen anstatt Gefahr zu laufen, daß ich mir Ärger wegen Schwarzfahren, Verpassen von Anschlüssen usw. einzuhandeln. Und deswegen radelte ich am 12. Oktober über Basel nach Weil am Rhein, um mir europäisches „Kleingeld“ zu besorgen.

Morgens gegen 10 Uhr war es trübe, aber es sollte tagsüber trocken bleiben. Außerdem war es so kalt (+5°C), daß ich eine Jacke überziehen mußte. Fürs Tragen von Schuhen und langen Hosen war es (zumindest mir) nicht kalt genug. Anderen schon, denn speziell Kinder trugen schon Handschuhe und fette Wollmützen. Andererseits sah iich in Olten einen etwa 60-jährigen Mann, der in unlanger Hose und Wanderschuhen zu Fuß unterwegs war. Als ich in Trimbach an einer Bushaltestelle vorbeifuhr, an der 2 alte Frauen mit Hüten warteten, sagte eine „Jessus“ (ein weiblicher Teenager würde laut schreien „Oh mein Gott!“).

Als es bergauf in Richtung Hauensteinpaß ging, war das „lausige“ Gefühl in den Füßen, das vor Olten auftrat, vorbei. Als ich Basel erreichte, kam ab und zu mal die Sonne durch, die hochwinterlichen Kleidungsstücke wurden seltener. Manch ein Jogger war in kurzen Hosen oder (selten „und“) in kurzärmeliger Oberbekleidung unterwegs. Komischerweise trugen nicht wenige der Jogger mit „partieller Sommerkleidung“ eine Mütze, und alle Jogger trugen Schuhe mit Socken. Tendenziell waren unter den nicht übermäßig winterlich gekleideten Menschen die männlichen Wesen in der Überzahl. So sah ich tagsüber auch nur Knaben in kurzer Sportkleidung, keine Mädchen. Und sockenlos in Sandalen waren auch nur 2 Männer, und diese Männer trugen „zum Ausgleich“ lange Hosen.

Der Grenzübergang von Basel-Kleinhüningen nach Weil-Friedlingen war eine riesige Baustelle, daher kam ich hier nur langsam voran. Und komischerweise gab es auf deutschem Gebiet unmittelbar hinter der Grenze mehr lästernde Bemerkungen als zuvor auf Schweizer Gebiet. Aber mich störte weder das Lästern, noch der langsame Verkehr, denn der Grund für die Bauarbeiten ist aus Sicht eines Liebhabers schienengebundener Offtopic-Fahrzeuge positiv: Hier wird an der Tramverlängerung zum Bahnhof Weil am Rhein gearbeitet. Es liegen schon etliche Schienen, und auch die Bauarbeiten der Trambrücke über die DB-Gleise parallel zur bestehenden Friedensbrücke machen Fortschritte.

Unweit des Bahnhofs befindet sich die Poststelle im Kaufring. Zwar schauten einige Kunden etwas merkwürdig, wie ich barfuß und in kurzer Hose (und mittlerweile ohne Jacke) ins Kaufhaus ging, aber in der Poststelle wurde ich nicht unhöflicher bedient als winterlich gekleidete Kunden. Nun hatte ich 150 zusätzliche 10-Euro-Scheine, dann konnte ich ja beruhigt nach Hause fahren!

Doch halt! Erst jetzt fiel mir ein, daß die „Quer-durch-Land-Karte“ nicht nur auf deutschem Gebiet, sondern auch auf der SBB-Strecke zwischen beiden Basler Bahnhöfen gilt. Jedoch bekommt man am SBB-Bahnhof diese Fahrkarte nicht, sondern nur am Badischen Bahnhof, und bis dorthin ist es teurer von Zofingen aus. Warum nicht gleich hier in Weil die „Quer-durch-Land-Fahrkarte“ lösen für den Reisetag und nur die Strecke Zofingen-Basel SBB am Reisetag? Also schob ich mein Velo über barfuß angenehm begehbaren Asphalt hinunter zum Bahnhof. Ein Mann stellte die berühmt-berüchtigte K-Frage. Am Automaten konnte ich die Karte lösen (und stellte fest, daß der Automat maximal 20er Noten nahm, dieses aber am Notenschlitz nicht vermerkt war, nur auf dem Bildschirm beim Bezahlen). Gerade hatte ich die Karte und Wechselgeld empfangen, stürmten Leute aus dem Bahnhof, sie kamen aus einem selbstverständlich verspäteten Zug aus Richtung Freiburg. Einige überwiegend baseballbemützte Jugendliche schrien „Hochsommer“. Dafür, daß Weil am Rhein eine Große Kreisstadt ist und an einer vielbefahrenen Strecke liegt, hat es doch einen vergleichsweise schäbigen Bahnhof. Der Automat ist ausgerechnet an einer Engstelle aufgestellt, so daß sich Leute, die eine Fahrkarte lösen wollen und solche, die zum Bahnsteig wollen oder davon kommen, sich gegenseitig behindern. Vielleicht ändert das sich ja, wenn das Tram nach Basel verkehrt.

Und wo ich schon in Weil war: Der Aldi-Markt befindet sich auch in der Nähe vom Bahnhof. Also kaufte ich bei Aldi noch etwas ein, bezahlte einen Betrag unter 5 Euro mit einer 50er-Note, und hatte somit noch mehr automatenkompatibles Geld. Viele Kundinnen im Aldi waren bekopftucht und schauten etwas komisch wegen meiner nackten Füße, aber niemand sagte was. An der Kasse wurde ich höflich bedient.

Nun aber verließ ich die Innenstadt von Weil und radelte in einen Park nahe der S-Bahn-Haltestelle Weil Gartenstadt, wo ich eine Essenspause machte. In der Sonne war es angenehm warm, und danach schob ich mein Velo noch ein Stück, wobei ich zwar das Velo auf dem Weg schob, selber jedoch barfuß über den angenehm feuchten Rasen ging.

Da es noch zu früh war, um nach Hause zu fahren, fuhr ich noch in die Basler Innenstadt, wo ich mein Velo durch die Fußgängerzone schob. Unter anderem vernahm ich eine Kinderstimme (auf Schweizerdeutsch): „Der Mann hat keine Schuhe an, der ist blutt!“ Und in der Nähe des Münsters sagte ein Mädchen auf Hochdeutsch: „Der ist barfuß! Das darf man doch nur im Sommer!“ Über derartiges Unwissen konnte ich nur schmunzeln. Ich blickte hinunter zum Rhein, wo gerade die Münsterfähre anlegte. Der Fährmann trug wie üblich einen auffälligen selbstgestrickten Wollpullover und (mittlerweile wohl leider auch „wie üblich“) geschlossene Schuhe. Schon 4 Wochen eher war ich schon mal in Basel, bei deutlich höherer Temperatur, und auch da war der früher oft barfüßige „Ferima“ fett beschuht.

In Pratteln wurde der Veloweg baustellenbedingt umgeleitet. An der Endhaltestelle der Tramlinie 14 war eine Gruppe Jugendlicher (rein äußerlich mit Migrationshintergrund) ausgestiegen, nun gingen sie nebeneinander den schmalen Weg und behinderten so mein Durchkommen. Widerwillig gingen sie auf mein Klingeln zur Seite. Erst als ich vorbei war, schienen sie meine unwinterliche Aufmachung bemerkt zu haben, dann fingen sie an zu schreien. In Buckten stellte mir abermals ein Mann die K-Frage. In Aarburg kamen mir zwei Mädchen auf dem Trottoir entgegen, ohne sonderlich auf den Verkehr zu achten. Als ich dann in deren Höhe war, bekam das eine Mädchen mich erst mit. Als es auch noch sah, daß ich barfuß war, gab es komische Töne von sich und zeigte auf meine Füße. Als ich in Zofingen war, überholte ich zwei junge Männer, von denen einer eine bis knapp übers Knie reichende „kurze“ Hose und bis knapp unters Knie reichende Strümpfe trug. Zuerst glaubte ich, daß sie zu einem bayrischen Oktoberfest wollten und der eine Mann eine Lederhose trug, aber es war eine Stoffhose. Ich persönlich würde, wenn es mir nicht nur barfuß, sondern auch mit „normalen“ Socken und sogar in „richtiger“ kurzer Hose zu kalt wäre, lieber gleich lange Hosen anziehen anstatt die unteren Extremitäten derart zu verhüllen, daß nur das Knie frei ist. Was andere tun, ist mir egal.

Im Nachhinein bin ich doch froh, daß ich an diesem Tag mit dem Velo unterwegs war. Das Wetter war ideal dazu, ebenso die Kleidung, die ich dazu trug. Ohne meine „finanzielle Notlage“ wäre ich sicher nicht barfuß nach Basel bzw. Weil gefahren (und mit Schuhen erst recht nicht). Und auf das Treffen mit „alten Kameraden“ freue ich mich schon heute. Ob ich sie erkenne? Und ob sie mich erkennen. Zumindest habe ich echt vor, mich nicht extra zu verkleiden.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

15.10.2013 16:08
#2 RE: Velofahrt nach Basel nach vorrübergehendem Wintereinbruch Zitat · Antworten

Zitat von Michael aus Zofingen
Ohne meine „finanzielle Notlage“ wäre ich sicher nicht barfuß nach Basel bzw. Weil gefahren (und mit Schuhen erst recht nicht). Und auf das Treffen mit „alten Kameraden“ freue ich mich schon heute. Ob ich sie erkenne? Und ob sie mich erkennen. Zumindest habe ich echt vor, mich nicht extra zu verkleiden.



Hi Michael,

das war wieder so ein richtig schöner herzerfrischender Bericht aus dem "barfüßigen Alltag". Ich freue mich schon auf den Bericht über Euer geplantes Treffen, vor allem dann, wenn die "alten Kameraden" noch nichts von Deinem barfüßigen Lebensstil wissen.

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.


Engel Offline




Beiträge: 1.438
Punkte: 666

16.10.2013 03:57
#3 RE: Velofahrt nach Basel nach vorrübergehendem Wintereinbruch Zitat · Antworten

Hi Micha
Mal wieder ne gut dokumentierte kleine Rundreise durch die Schweiz von Dir
Und alles nur um an Fremdwährung zu kommen

Gruß Engel




rot/kursiv geschriebene Beiträge beziehen sich auf meine Funktion als Admin / Mod und spiegeln nicht zwingend meine Meinung als normaler User wieder.


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Andreas Offline




Beiträge: 11

22.10.2013 19:12
#4 RE: Velofahrt nach Basel nach vorrübergehendem Wintereinbruch Zitat · Antworten

Hi Micha,

von Dir kann man direkt ein Fan werden (;-)
Immer schöne Berichte zu lesen. Schön locker und flockig (:-)


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