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#1

Traumwege 2 - An der Lahnmündung in die Dämmerung (+Fotos)

in Reiseberichte 06.07.2009 21:57
von Jörg 2 | 938 Beiträge | 927 Punkte

Wenn ich sage, dass die Lahn bei Lahnstein in den Rhein fliesst, ernte ich vermutlich bei den meisten Leuten ein Aha-Erlebnis. Irgendwann hatte man das in Erdkunde mal gelernt. Aber nu iss auch gut.
Wenn ich sage, dass es bestimmt jede Menge historische Details gibt, die sich an diesem Flecken Erde abgespielt haben, da, wo die Lahn in den Rhein fliesst, werde ihr schon abwinken. Wer will jetzt wissen, wann Ritter Kunibert von Zitzewitz hier eine Schlacht gewonnen und wann sich diese oder jene Anekdote abgespielt haben mag…

Wenn ich sage, dass es einfach einen traumhaften Weg gibt, auf dem sich lustvoll - und selbstverständlich barfuss - wandeln lässt rund um die Mündung von Rhein und Lahn, werde ihr dann aufmerken?

Du fährst also bis Lahnstein, Abfahrt Niederlahnstein und hältst dich in Rheinnähe. Ein Orientierungspunkt sei die St. Johanniskirche. Hier parkst du deinen Schrotthaufen. Die Kirche ist Bestandteil einer katholischen Schule. Die Anlage strahlt jetzt, abends, Frieden und Beschaulichkeit aus.





Schnell bist du am Ufer, auf der Höhe gegenüber der Fernsehturm oberhalb Koblenz auf dem Kühkopf. Ich bewege mich östlich, den Rhein aufwärts.



Schon hier winken schöne Ufercafes. Hin und wieder sind Anlegestelle kleiner und großer Rheindampfer, und die angebotenen Schiffstrips zu Burgen, Schlössern und so fort sind viel versprechend. Doch ich biege ab, denn schon nach kurzer Zeit wird die Lahnmündung sichtbar. Ganz unspektakulär fließen hier zwei Flüsse ineinander.







Im Hintergrund Burg Stolzenfes, eine neuromatisch geprägte Burganlage, jedoch mit frühem Ursprung.

Im Eckbereich beider Flüsse ein Minifolfplatz, eine Mischung aus schattiger Freizeitanlage und Gartenzwerg-Orgie...




Als Barfüßer hast du hier, nahe dem Mündungsbereich beider Flüsse vier Wege zur Auswahl:
1. das Ufer mit walnußgroßen Kieseln
2. als Nächstes den gepflegten Wiesenweg
3. den asphaltierten Radweg
4. den fein asphaltierten Fußweg.





Ich tendele zwischen allen hin und her, bin mal hier mal dort und fühle und sehe alles an. Ich habe Zeit und gieße den Abend. Dann entschiede ich mich endgültig, die Biege gen Lahn aufwärts zu nehmen. Von jetzt an wandele ich durch weitläufige Kastanienalleen, jeder Baum ein Fest. Bald wird eine Art Trattoria sichtbar, bald noch eine und so immer weiter. Jedes Lokal ist dabei versteckt in einem traumhaften Eck, kein Eindruck von Touristenzeile.
Mehrere Brücken queren die Lahn. Züge und Autos fahren oben. Aber ich gehe unten, kaum etwas stört die Gemütlichkeit. Du kannst dich entscheiden: ein Schritt treppauf, unf du stehst in einem kleinen Ort mit romantischen Gassen, aber täglichem Leben. Oder derselbe Schritt treppab, und du kannst am Wasser allem entgehen und dich treiben lassen in Gedanken, unter schattigen Bäumen und immer neu romantischen Winkeln.
Nach der Stadtseite begrenzen uralte Mauern die Promenade. So eine herrliche Promenade habe ich lang nicht gesehen. Hier abends verliebt zu sein, das wärs doch...








Jetzt kommt ein Hausboot ins Sicht, um das sich ein paar kleine Yachten gesellt haben. Und das Beste: das Hausboot hat nach der anderen Seite ein schwimmendes Freiluftlokal. Ich beobachte Schwäne, welche die Lokalgäste aufsuchen und Brotkrümel ins Wasser erbitten.



Dann unterquere ich die Autobrücke. Lahnsteins Umgebung wird hier schnell felsig, schroff und alpin. Nicht weit von hier liegt die Ruppertsklamm, eine wirklich abenteuerliche, alpine Stiege bergan. Ob sie barfußfähig ist?

Hinter der Autobücke gefällt mir ein neues kleines Lokal, dessen Terrasse zwei Meter über dem Trottoir liegt. Hier kehre ich ein: 5,50 Euro für einen tollen Flammkuchen, es gibt drei verschiedene Versionen zur Auswahl.
Als der Himmel dunkler wird und die gelben Lichter angehen, zahle ich.






Der Gang im Dunkel des Sommerabends ist nochmals ein Fest. Hoch oben liegen die Burgen goldgelb angestrahlt, dahinter wirkt der tiefblau Nachthimmel umso eindrucksvoller.






Nocheinmal Stolzenfels über den Rhein

Die dicken Kastanien in der Uferallee werfen jetzt dicke Schatteninseln. Dazwischen tauchen die Laternen den sonnenwarmen Asphalt in gelbes Licht.



Ich genieße den warmen Boden unter den Sohlen, gleite in der Altstadt über glattes Kopfsteinpflaster in beschaulichen Gassen. Kaum ein Mensch weit und breit.

Bevor ich am Ende dieses traumhaften Abends wieder das Auto erreiche, kommt noch einmal St. Johannis schattenhaft vor dem Nachthimmel ins Bild.
Ich beschließe, wieder herzukommen.



zuletzt bearbeitet 06.07.2009 21:59 | nach oben

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