seit einigen Jahren mache ich mir eigentliche keine Gedanken mehr darüber, ob ich barfuß in medizinische Einrichtungen gehe oder nicht. Noch lieber als barfuß besuche ich derartige Einrichtungen aber gar nicht erst, solange es nicht dringend nötig ist. Mindestens einmal im Jahr gehe ich zum Zahnarzt in Zofingen, da war barfuß nie ein Problem. Zum Blutspenden im Spital Zofingen gehe ich 2-3 mal pro Jahr, auch hier hatte ich barfuß nie Probleme, wurde sogar positiv kommentiert. Zur Ohrenärztin in Rothrist ging ich bisher nur einmal während meiner Schweizer Zeit - barfuß kein Problem. Im November 2021 ging ich zu einer Magen/Darmspiegelung im Zofinger Spital, selbstverständlich barfuß. Hier fragte mich ein Arzt oder Pfleger, ob ich während der Behandlung Socken anziehen wollte. Ich wollte nicht! Und mit meinem Magen und Darm war auch alles in Ordnung.
Sollte ich die Praxis wechseln für den nächsten Besuch? Das "Problem" habe ich ausgesessen. Bevor ich wieder in augenärztliche Behandlung mußte, ging die Augenärztin in ihren verdienten Ruhestand und übergab die Praxis an die Pallas-Kliniken. Im Januar 2022 hatte ich den nächsten Termin, zu dem ich "unecht" barfuß (also mit Sandalen in der Tasche) erschien. Die Arzthelferin war eine andere, sie sagte nichts dazu. Den Augenarzt störte meine Barfüßigkeit in der Praxis gar nicht, allerdings interessierte ihn, wie es möglich sei, auch im Winter ohne Schuhe und in kurzen Hosen herumzulaufen. Weniger angenehm war, daß meine Augen wegen grauem Star operiert werden mußten. Dieses war nicht in Zofingen möglich, sondern in der wesentlich größeren Niederlassung in Olten. Dazu mußte ich mehrfach nach Olten fahren, und zwar mit der Bahn (wegen Augentropfen vor den Untersuchungen darf man weder Auto, noch Velo fahren). Daher konnte ich mit Tageskarten der A-Welle die Zonen um Olten und Zofingen mit Offtopic-Fahrzeugen benutzen, was ich auch barfuß tat. Das führte dazu, daß ich etliche Buslinien in der Nähe benutzte, von denen ich bisher nie Gebrauch machte (ich verzichte hier auf Einzelheiten, ist zu lange her).
Als im Februar 2022 die Operation des ersten (linken) Auges bevorstand, erschien ich dort "unecht" barfuß (mit Sandalen in der Tasche). Als ich dort erschien, sprach mich die Empfangsdame an: "Sie habe ich schon mal in dieser Aufmachung bei der Oltner Fasnacht gesehen, ich war erstaunt!" Als die Operation selbst bevorstand und ich ins höhere Stockwerk begleitet werden sollte, sagte die Assistentin: "Sie wollen sicher barfuß nach oben gehen." Als wir in den Operationssaal gingen, sagte der Arzt erstaunt: "Barfuß?" Darauf die Assistentin: "Er ist auch ohne Schuhe hier angekommen." "Dann ist es ja gut."
Einen Monat später wurde das rechte Auge operiert. Die Ereignisse bei der Operation des linken Auges hatten zu einer gravierenden Änderung geführt: ich erschien "echt" barfuß, mußte mich also nicht mit der schweren Last von Schuhen in der Tasche herumquälen. Gewöhnungsbedürftig war allerdings die Übergangszeit. Eine Woche lang mußte ich das operierte Auge nachts mit einer Augenklappe versehen. Zwei Wochen durfte ich keine schweren Lasten tragen, damit nichts falsch anwächst. Auch durfte das Auge längere Zeit nicht mit Seifenwasser in Berührung kommen. Nach der Operation besaß die alte Brille eine zu hohe Verstärkung, jedoch konnte ich mir mit einer uralten Militärbrille behelfen. Erst im Mai konnten die Augen für eine neue Brille vermessen werden. Aber zumindest sehe ich jetzt wieder wesentlich besser. Weiße Dinge erscheinen nun auch wieder richtig weiß wie vom "Weißen Riesen" gewaschen statt vom "Gilb" befallen (an meinem früheren Arbeitsplatz war die offizielle Farbbezeichnung dafür "off-white", die inoffizielle "pfenningerweiß", auf nähere Erklärungen verzichte ich hier).
Das Jahr 2022 war übrigens das erste und bisher einzige Jahr in der Schweiz, daß ich die Franchise der Krankenkasse voll ausschöpfen konnte und sich die Gesundheitskosten positiv auf die Steuerrechnung ausgewirkt haben. In allen früheren Jahren hab ich quasi mein Geld für die Krankenversicherung verschwendet. Genauso wie ich in der Schweiz mein Geld für die obligatorische Arbeitslosenversicherung verschwendet habe, obwohl ich hier nie arbeitslos war.
Hallo Michael, danke für den ausführlichen Bericht - ab einem gewissen Alter bleibt das nicht aus, sowohl die routinemässige Darmspiegelung und "Reparatur" der Augen (bei mir wurde im rechten Auge die Netzhaut mit 100 (!) Laserschüssen die teilweise abgelöste Netzhaut wieder "angetackert". Ebenso alles barfuß, einige interessante Gespräche mit dem beteiligten medizinischen Personal inklusive, wie üblich. Noch nie wurde ich in einer dieser Einrichtungen angemaunzt wegen meiner nackten Füsse ... bei einem Besuch in der Intensivstation vor etlichen Jahren (mein Vater war dort ein paar Tage nach einem Lungeninfarkt) musste ich allerdings - wie beschuhte Menschen auch - zu einem Overall auch was über die (Bar)Füsse tun, Maske sowieso.
Noch eine kleine Bemerkung zu Deiner Aussage "Genauso wie ich in der Schweiz mein Geld für die obligatorische Arbeitslosenversicherung verschwendet habe, obwohl ich hier nie arbeitslos war." Der Grundsatz einer Versicherung ist ja, daß viele für wenige einstehen (aka Solidarität), keiner weiß ob es einen nicht selbst mal trifft - ich würde nicht von VERSCHWENDUNG sprechen sondern von einem wichtigen, selbstverständlichen Beitrag ins Sozialsystem. Ebenso ist die Haftpflichtversicherung für KfZ obligatorisch, die Krankenversicherung, die Beiträge zur Pensionsversicherung ... zumindest in Österreich. Ich selbst, jetzt im 69. Lebensjahr, war 1 (einen) Tag im Krankenstand und nie auch nur einen Tag arbeitslos. Auf den Gedanken, mein Geld für die jeweiligen Pflichtversicherungen verschwendet zu haben, bin ich allerdings noch nicht gekommen: eher freut es mich gesund geblieben zu sein und nie existenzielle Sorgen haben musste. Nachsatz: daß es innerhalb der Organisationen dieser Versicherungen auch Verschwendung gibt, ist natürlich kritikwürdig, stellt aber für mich das System nicht in Frage.
Ich kenne einige Leute, die beim Geschäft mit ihrer Krankenversicherung "Gewinn gemacht" haben (d.h. Leistungen, deren Wert die Summe dessen, was sie eingezahlt haben, um ein enormes Vielfaches übersteigt, in Anspruch nehmen mussten), und ich möchte diesbezüglich mit keinem von ihnen tauschen.
Zitat von downriver im Beitrag #4Ich kenne einige Leute, die beim Geschäft mit ihrer Krankenversicherung "Gewinn gemacht" haben (d.h. Leistungen, deren Wert die Summe dessen, was sie eingezahlt haben, um ein enormes Vielfaches übersteigt, in Anspruch nehmen mussten), und ich möchte diesbezüglich mit keinem von ihnen tauschen.
Hallo,
selbstverständlich möchte ich mit niemandem tauschen, der etliche kostspielige Operationen hinter sich hat, die wesentlich teurer sind als die jemals eingezahlten Beiträge für die Krankenkasse.
In der Schweiz gibt es eine Franchise (in meinem Fall 2500 Sfr pro Jahr). Wer weniger als diesen Betrag an Krankenkosten pro Jahr hat, bekommt nichts von der Krankenkasse erstattet. Wenn die Franchise ausschöpft ist, muß man nur noch 10 % der Krankenkosten selber bezahlen. Wenn man während dieser Periode 700 Sfr selber bezahlt hat, werden weitere Krankenkosten voll von der Krankenkasse übernommen. Man bezahlt also pro Jahr maximal 3200 Sfr für diejenigen Leistungen, die die Krankenkasse übernimmt. Schönheitsoperationen, Zahnarzt und Friseur muß der Patient in jedem Fall selber tragen.
Man kann auch eine tiefere Franchise wählen (höhere gibt es nicht, zumindest nicht in meiner Krankenkasse), dann sind die Prämien jedoch höher. Hätte ich eine tiefere Franchise gewählt, wäre ich über die Jahre betrachtet schlechter gefahren. Durch Franchise und 10 % Selbstbehalt wird verhindert, daß jemand wegen jedem Wehwehchen gleich zum Onkel Doktor geht (und am Arbeitsplatz fehlt). Würde die Krankenkasse alles bezahlen, würden noch mehr Leute am Arbeitsplatz fehlen, da sie keinen finanziellen Schaden davon haben (solange man nicht im Stundenlohn steht). Andererseits besteht aber auch die Gefahr, daß arme Schlucker, die eigentlich nie krank sind, aus Kostengründen davor zurückschrecken, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen. Auch kann es einen wurmen, wenn ein eigentlich nie kranker Mensch zum Arzt geschickt wird (etwa vom Arbeitgeber) und dann voll blechen muß. An meinem früheren Arbeitsplatz mußte man ab dem 3. Ausfalltag in Folge zwingend einen Arzt aufsuchen. Das hat allerdings Überhand genommen, indem mancher sich einfach, wenn er keine Lust hatte, zur Arbeit zu erscheinen. Daher waren Abteilungsleiter im Verdachtsfall berechtigt, einen bereits vorher zum Arzt zu schicken. Auch ich finde es unfair anderen Arbeitskollegen gegenüber, wenn Leute die keine Lust haben, eine Krankheit vortäuschen und habe daher Verständnis, wenn Vorgesetzte mal härter durchgreifen. In einem Fall hat jedoch ein Vorgesetzter übertrieben: Ein Mitarbeiter, der eigentlich nie krank war und auch etliche Überstunden auf dem Konto hatte, hatte sich an einem Freitag vor Pfingsten um 15 Uhr beim Vorgesetzten gemeldet, er würde sich nicht wohlfühlen und wenn es übers Wochenende nicht besser werde, würde er am Dienstag zum Arzt gehen. Darauf verlangte der Vorgesetzte, er brauche das ärztliche Attest auch dann, wenn er am Dienstag wieder gesund sei. Der Vorgesetzte hatte den Verdacht, daß der Mitarbeiter (er stammte aus Frankfurt und fuhr ab und zu zu seinen Eltern) die kurzfristig für 16-17.30 Uhr einberufene Sitzung zu schwänzen, um früher zu seinen Eltern fahren zu können. Der Mitarbeiter tauchte am Dienstag Nachmittag wieder auf mit einem Attest, daß er krank gewesen war. Er war am Dienstag Morgen beim Arzt gewesen (am Freitag war angeblich kein Termin mehr frei, am Wochenende geschlossen). Ich vermute, daß sich der Mitarbeiter am Freitag telefonisch gezielt einen Termin für Dienstag geholt hat und mit dem Zug nach Frankfurt gefahren ist. Es ist sicher nicht die Art des feinen Mannes, eine Krankheit vorzutäuschen, um nicht an eine Sitzung gehen zu müssen. In diesem Fall finde ich es jedoch verwerflich, daß der Vorgesetzte für den späten Pfingstfreitagnachmittag kurzfristig (ca. 11 Uhr desselben Tages) eine "obligatorische" Sitzung einberuft, wo doch an einem verlängerten Wochenende mancher früher als sonst nach Hause will (was laut Gleitzeitreglement möglich ist). Ohne die dämliche Sitzung wäre der Mitarbeiter ohne Formalitäten kurz nach 15 Uhr aus der Firma gegangen und nach Frankfurt gefahren. Und am Dienstagmorgen wäre er noraml zur Arbeit gegangen statt zum Arzt. Dem bösen Vorgesetzten (der zum Glück nach relativ kurzer Zeit die Firma verlassen hat) gönne ich den "Schaden", daß der Mitarbeiter am Dienstag beim Arzt war. aber der Mitarbeiter tut mir leid, weil er überflüssigerweise zum Arzt mußte und voll blechen mußte (unter der Annahme, daß er ansonsten keine Arztkosten hatte.
Bei uns wurde Outlook für die Terminplanung verwendet: Jeder konnte dort sehen, ob der Einzuladende schon einen anderen Termin hatte, aber nicht welchen. Bis man für 10 Leute relativ kurzfristig einen Termin gefunden hatte, musste man oft etwas knobeln. Faule Leute nahmen dann gerne einfach mal den Freitag nachmittag. Als ich mich darüber beschwerte, kam die bürokratische Antwort, laut Outlook sei ich doch verfügbar gewesen. Ab dem nächsten Freitag hatte ich dann eine Terminserie jeden Freitag ab 13:30h bis 18h mit mir als einzigem Teilnehmer mit dem Titel: "Rechtzeitig ins Wochenende" - und vor Feiertagen natürlich einen Extra-Termin..
Zitat von Michael aus Zofingen im Beitrag #5Andererseits besteht aber auch die Gefahr, daß arme Schlucker, die eigentlich nie krank sind, aus Kostengründen davor zurückschrecken, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen.
Das hatten wir auch zeitweise, als die Praxisgebühr erhoben wurde. Von 2004 bis 2012 mussten pro Quartal / Praxis 10 Euro zugezahlt werden - außer wenn der Hausarzt überwiesen hat, dann wurde die Praxisgebühr nicht fällig.
Die Folge war, dass Leute mit wenig Geld auf notwendige Behandlungen verzichteten, und dadurch teilweise Krankheiten verschleppten. Eine Krankheit, die erstmal akut war, und mit entsprechender Therapie in Griff zu bekommen wäre, wurde - wegen der Nichtbehandlung - chronisch, manche sogar lebensbedrohend. Sehr böse gesagt, später ein Rentenempfänger weniger. Neutral, und sachlich formuliert: durch die Verschleppung der Krankheiten wurde die Behandlung danach deutlich aufwändiger, die Kosten die von den Krankenkassen erstattet wurden stiegen.
Es gibt auch solche, die ihre Gesundheit verbrauchen, um Reichtum anzuhäufen, und dann ihren Reichtum verbrauchen, um wieder gesund zu werden. Die sind also privatversichert
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