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Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

24.02.2024 17:06
Buch "Das Wasserzeichen" von Hansjörg Schneider Zitat · Antworten

Hallo,

das letzte ausgeliehene Buch, das ich gelesen habe, hieß "Das Wasserzeichen":
https://www.orellfuessli.ch/shop/home/ar...ler_A1023003837

Der Autor ist Hansjörg Schneider, der auch die Krimis vom fiktiven Basler Kommissär Hunkeler geschrieben hat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hansj%C3%B...der_(Dramatiker)

Es handelt von einem Menschen namens Moses Binswanger, der während des 2. Weltkriegs in einem "Schweizer Städtchen" mit Kiemen geboren wurde und daher öfters unter Wasser tauchen muß. Damit die Kiemenöffnung am Hals nicht austrocknet und nicht auffällt, trägt er an Land einen Schal. Später wachsen ihm sogar Schwimmhäute an den Händen, so daß er Handschuhe trägt. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen in einem Feuchtgebiet am Rande des "Städtchens" auf. Seine Mutter hat auch gewisse Anzeichen eines "Wassermenschen", wenn auch nicht längst so stark ausgeprägt. Dagegen ist sein Vater, der "Bottensteiner" ein typischer "Landspießer", der sich öfters besäuft, seine Arbeit verliert, seine Frau mit einer Polin betrügt und schließlich auszieht.

Der Junge wird zum Einzelgänger, wird im Kindergarten gehänselt. Er besucht die Schule im "Städtchen" und später das Gymnasium in der "Aarestadt". Jedoch begegnet er im Laufe seines Lebens manchmal Mädchen bzw. Frauen, die sich zu ihm hingezogen fühlen und mit ihm "ins Wasser wollen", was ihm zum Verhängnis wird. Diese weiblichen Personen haben auch Anzeichen eines "Wassermenschen", jedoch können sie im Gegensatz zu ihm nicht ewig unter Wasser bleiben. Beinahe wären Mädchen ertrunken, so daß er in eine Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche und Taugenichtse muß. Während dieser Haftzeit ertränkt sich seine Mutter in der Aare.

Nach Verbüßung der Jugendstrafe betätigt er sich an verschiedenen Orten als Brunnerbohrer, wo ihm seine Fähigkeiten als "Wassermensch" zugute kommen. Zuletzt ist er in einem "Grenzdorf" im Wiesental nahe einer "Universitätsstadt mit Münster" tätig. Dort trifft er eine frühere Bekanntschaft aus dem "Städtchen" wieder. Diesmal endet die Begegnung tödlich, die Frau ertrinkt im Rhein, Moses wird in die "Friedmatt" eingewiesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%..._Kliniken_Basel

Klingt surrealistisch? Darf es auch, denn der Roman ist in der Ich-Form geschrieben, ein Schrieb des Insassen Moses Binswanger aus der psychiatrischen Klinik an den "Seelendoktor". Entsprechend ist auch das Vokabular. So werden "normale" Menschen als "Landstelzer" bezeichnet. Und mit "Gasfurzerbahn" ist die Autobahn (freisingisch: 4radbahn) gemeint. Immer wieder beklagt Moses die Trockenlegung der Feuchtgebiete. Er liebt Fische und Amphibien, seine "Artverwandten". Seinen Vater, der eine Schußwaffe besaß und die Nazis in Deutschland abgrundtief haßte, sie am liebsten erschießen würde, hat stattdessen Kröten erschossen. (Vom Umkehrschluß war natürlich nicht die Rede: Dann müßte ja ein Krötenliebhaber auch ein Sympathisant der Nazischergen sein).

Während real existierende Flüsse und einige Orte (z.B. Aarburg) im Roman genau bezeichnet wurden, wurden andere nur vage umschrieben. Diese namentlich nicht genannte Ortschaften existieren aber wirklich. So ist die "Universitätsstadt mit Münster" eindeutig Basel, das nahe "Grenzdorf" Riehen, die "Aarestadt" Aarau und das "Städtchen" Zofingen. Auch wenn die Handlung schon einige Zeit zurückliegt, so sind doch die Beschreibungen der einzelnen Plätze derart detailliert, daß man noch heute folgen kann. Das "Altachenquartier" war früher tatsächlich ein von Wässermatten durchzogenenes Feuchtgebiet und wurde später trockengelegt und besiedelt. Ich wohne übrigens dort. Es wurde eine Brauerei in der Altstadt beschrieben, die tatsächlich existierte (ich kenne sie von alten Bildern, jetzt steht dort das Hotel Zofingen). Das "Federal" und den "Ochsen" gibt es noch heute. Ebenso wurde ein "Cafè Haas" erwähnt. Da ist heute ein "Läderach" drin, aber ich kenne es noch aus meiner Anfangszeit in Zofingen. Der Sohn hat es vorgezogen, statt Übernahme des elterlichen Betriebes eine Chemielaborantenlehre zu machen (er war mein erster Lehrling), dann Chemie zu studieren und in England eine Stelle anzutreten.

Was hat dieser Roman mit "barfuß" zu tun? Sehr viel. Der Protagonist ging im Feuchtgebiet ständig barfuß, nur im Winter trug er Holzschuhe. Es bereitete ihm Mühe, im Kindergarten "richtige" Schuhe und auch sonst "angemessene" Kleidung zu tragen. Auch die "Wasserfrauen" gingen gerne barfuß. So sagte die Frau, die am Ende im Rhein ertrunken war, daß sie gerne barfuß übers nasse Kopfsteinpflaster im Städtchen ging. Die Erstausgabe des Romans war 1997, damals ging ich noch nicht barfuß im öffentlichen Raum außerhalb von Badeplätzen.
Dieser Roman ist übrigens nicht das einzige Werk von Hansjörg Schneider, in dem barfuß ein Thema ist. In einem "Hunkelerroman" kommt auch eine Frau (ich glaube, es war eine Pennerin) vor, die sommers wie winters auf Schuhwerk verzichtete.

Auch wenn es "Wassermenschen" in Wirklichkeit nicht gibt, so ist doch vieles im Prinzip ähnlich. Wer vom Erscheinungsbild bzw. Verhalten von "Ottonormalspießer" abweicht, hat in einem kleingeistigen Umfeld zumindest am Anfang mehr Schwierigkeiten als andere, auch wenn man niemandem einen Schaden zufügt. Und was "normal" ist, das kann von Ort zu Ort unterschiedlich sein, und es kann sich mit der Zeit ändern.
Barfuß ist meistens nicht "normal".
Früher war es normal, daß man möglichst lange bei einem Arbeitgeber war. Heute sind Verweilzeiten von ca. 5 Jahren "normal". Wer länger bleibt, gilt als unflexibel.
Früher war nur eine "richtige" Ehe "normal". Scheidungen waren nicht normal, und zumindest als geschiedene Frau war man geächtet. Heute entscheiden oft Steuergründe, ob man eine "echte" Ehe eingeht oder nicht. Und wenn eine Ehe ewig hält, wird man schief angesehen.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen (Altachen)


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