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Hobby-Barfuß-Renaissance-Forum

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Dieses Thema hat 8 Antworten
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 Barfuß und Leben
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

16.12.2009 11:42
Auf der Stuttgarter Polizeistation Zitat · Antworten

Samstagabend, 12.12.2009: Es war dunkel. Ich war mit der Stadtbahn von Untertürkheim gekommen und wollte an der Haltestelle Pragsattel in eine andere Bahn umsteigen. Selbstverständlich war ich barfuß, in kurzen Hosen und ohne Mütze. Lediglich meine Jacke deutete darauf hin, daß die Temperaturen nicht gerade hochsommerlich waren. Im Treppenbereich lärmten besoffene Jugendliche, auf dem Nachbarbahnsteig standen „normale“ Leute. Ich ging die Treppe hoch, wollte zum Nachbarbahnsteig. Aber soweit kam ich nicht. Zwei Polizisten versperrten mir den Weg. „Ausweiskontrolle!“ herrschte der eine mich an. Während dieser Beamte meinen Schweizer Ausweis überprüfte, fragte der andere: „Wo wollen Sie hin?“ „Mit der Stadtbahn zum Hauptbahnhof!“ „Und wo sind Ihre Schuhe?“ „Zu Hause in der Schweiz natürlich!“

Dann mischte sich der andere ein: „Sie haben ja einen Schweizer Ausweis! Sie schwätzen aber gar nicht wie ein Schweizer!“ „Ich bin im Hamburger Raum aufgewachsen, lebe seit rund 20 Jahren in der Schweiz und wurde mittlerweile eingebürgert.“ Darauf der Beamte etwa in den Tonfall, wie wenn ein verblendeter SVP-Politiker über einen arbeitslosen Muslim mit Schweizer Paß sagen würde: „Soso! Eingebürgert! Ich denke, in der Schweiz wird man nur eingebürgert, wenn man Geld hat.“ Ich entgegnete: „Woher wollen SIE wissen, wie viel Geld ICH habe? Ich halte es sogar für möglich, daß Sie trotz Ihres fetten Beamtengehaltes mehr Geld auf dem Konto habe als Sie!“ Meine Wut auf diese beiden arroganten Polizeischergen war groß. Ich mußte mitkommen zur abgestellten Bullenschleuder. Dort mußte ich LANGSAM meinen Rucksack auspacken, auch mußte ich Hosentaschen, Ausweistaschen, Fototasche usw. einzeln leeren. Hatten die Bullen etwa Angst, ich würde eine Pistole oder ein Messer zücken? Nachdem die Prozedur vorbei war und ich meinen Kram wieder eingepackt hatte, sprach der schäbigere der beiden Büttel: „Wir warten jetzt, bis die Kollegen kommen. Die werden Sie mit auf die warme Wache nehmen! So leicht bekleidet dürfen wir Sie nicht laufen lassen.“ „Das ist Freiheitsberaubung! Gegen mich liegt kein Haftbefehl vor und das was ich mache, ist vielleicht in den USA oder in Iran verboten, aber weder in Deutschland, noch in der Schweiz gibt es irgendein Gesetz, das das Barfußlaufen oder das Tragen von kurzen Hosen im öffentlichen Raum verbietet oder auf Jahreszeiten beschränkt. Anstatt harmlose und unbescholtene Bürger zu diskriminieren, sollen Sie lieber dafür sorgen, daß dieses arbeitsscheue Pack wie dort hinten verschwindet. DIE pumpen sich voll mit Alkohol und Drogen und fügen der Allgemeinheit den Schaden zu, nicht ich!“

Eine andere Bullenschleuder kam angefahren und ich wurde auf die Wache in der Wolframstraße gebracht. Hier wurde abermals mein Rucksack überprüft. Dann fragte man mich, was ich in Stuttgart wolle. Ich erzählte von dem Barfußtreffen, das an diesem Tag stattgefunden hatte und am nächsten Tag fortgesetzt werde. Dann wurde ich gefragt, wohin ich am Abend noch wollte, worauf ich antwortete: „Wir leben hier in einem demokratischen Rechtstaat. Und in einem demokratischen Rechtstaat, kann sich jeder Bürger frei bewegen. Niemand ist verpflichtet, anderen mitzuteilen, woher man kommt und wohin man geht, solange keine strafbare Handlung vorliegt.“ Darauf der Beamte, der übrigens wesentlich höflicher war als seine Kollegen draußen an der Haltestelle: „Wenn Sie uns die Telefonnummer mitteilen, wo Sie übernachten wollen, dann rufen wir dort an und wir bringen Sie dorthin!“ Da ich absolut nicht vorhatte, die Nacht in einem Gebäude zu verbringen, sondern am Max-Eyth-See, dieses aber nicht sagen wollte, sagte ich: „Das ist Erpressung!“ Der Beamte entgegnete: „Wenn Sie uns nicht sagen wollen, wo wir sie hinbringen können, müssen wir Sie über Nacht hierbehalten. Wenn wir Sie jetzt frei lassen und Sie erfrieren draußen, und das steht in der Zeitung, dann sind WIR dran! Wer so leicht gekleidet ist wie Sie, überlebt die Nacht nicht. Ihr Schlafsack ist nicht wintertauglich!“ „Das sind Nazi-Methoden! Eine derartige Polizeiwillkür gibt es nicht einmal in der Schweiz!“ Darauf der Beamte: „Seien Sie vorsichtig mit solchen Ausdrücken! Sie haben diese Zeit nicht miterlebt!“ „Sie etwa?“ fragte ich.

So ging es weiter. Man wollte mir lange Hosen und Socken geben, was ich natürlich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren konnte. Als ich sagte, daß ich lange Hosen nur in Kombination mit Schuhen und Krawatte trage, wollte man mir sogar eine schöne Polizeikrawatte geben, Schuhe hatten sie (zum Glück) nicht für mich. Schließlich gab man mir 5 Minuten Bedenkzeit, in der ich mich entscheiden konnte: Entweder ich würde einen Ort nennen, wo sie mich hinbringen könnten. Ansonsten würden sie einen Richter anrufen und der würde darüber verfügen, mich über Nacht zu behalten. Wenn ich tagsüber so rum liefe, wäre es ihnen egal.

So wurde ich alleine gelassen. Ich überlegte. Da ich allmählich die Gefahr sah, daß ich die letzte Bahn zum Max-Eyth-See nicht mehr erreichen würde, wäre eine Übernachtung in der Polizeistation vielleicht nicht das schlechteste. Bis zum Barfußtreffen am Sonntag um 9.30 Uhr würde man mich sicher freigelassen haben. Und wenn nicht, dann sicher bis zu meiner geplanten Abreise aus Stuttgart um 18.18 Uhr. Eine Nichtteilnahme am Sonntag wäre zwar schade gewesen, aber verkraftbar. Eine gekaufte Fahrkarte, die man nicht benutzen konnte, hätte mich aber doch geärgert. Also stand für mich fest: Die sture Linie weiterfahren und nicht nachgeben, jedoch darauf verzichten, die heutige deutsche Polizei mit Nazideutschland, Guantanamo usw. in einen Topf zu werfen. Ich wartete, und wartete, und wartete. Es wurden sicher 20 Minuten statt der 5 Minuten. Durch die Glasscheibe sah ich, wie die Bullen heftig am Diskutieren waren. Dann kamen eine Polizistin und eine Frau in Zivil in den Raum, den sie vermutlich für leer hielten. Als sie mich dort sitzen sahen, sagte die Polizistin: „Oh! ..Wir gehen woanders hin!“ Ich hörte noch die Stimme: „Was ist das denn für einer?“

Endlich kamen die Beamten wieder und fragten wie ich mich entschieden hätte. Ich antwortete: „Ich bin ein mündiger Bürger und kann selber entscheiden, was ich tue. Daher sage ich Ihnen nicht, wohin ich will, weil es Sie einen feuchten Kehricht angeht!“ „Dann müssen wir den Richter anrufen!“ Ich war wieder alleine. Dann kam ein weiterer Polizist dazu, vermutlich der ranghöchste Polizist, der in dieser Nacht auf dieser Wache Dienst hatte. Er sprach davon, daß ich schon mittags am Hauptbahnhof aufgefallen wäre und auch andere Barfüßer in der Stadt gesichtet wurden. Diese hätten aber im Gegensatz zu mir lange Hosen getragen. Darauf entgegnete ich: „Es gibt auch Barfüßer, die sogar bei +30°C lange Hosen tragen. Morgen aber werden Sie mindestens einen, wenn nicht gar zwei weitere Barfüßer in kurzen Hosen sehen können.“ Dann fragte er mich, woher ich von dem Treffen wußte, worauf ich auf das Forum verwies.

Der Polizist war erstaunt, da er noch nie was von einem Barfußforum gehört hatte. Nun sollte ich auf dem Polizei-PC zeigen, wo das Forum zu finden war. Ich tat es und klickte gleich weiter auf den Beitrag über das Stuttgarter Winterbarfußtreffen, auf der unter anderem auch die Teilnehmerliste zu sehen war. Der Beamte staunte, als er die Bezeichnung „Allgäu-Yeti“ las. Darauf sagte er: „Ich werde veranlassen, daß alle Polizeistellen informiert werden, daß dieses Wochenende barfüßige Menschen unterwegs sind. Und falls es Anrufe aus der Bevölkerung geben sollte, dann können die Kollegen die Leute beruhigen.“ Er schien überzeugt zu sein, daß ich wirklich kälteresistent war. Er gab mir noch den Rat, im Notfall die 110 zu wählen.

Er verließ den Raum, ich mußte noch ca. 3 Minuten warten, dann wurde ich von einem anderen Polizisten aus der Wache entlassen. Ich stand auf der Straße, sah das leuchtende „U“ einer Stadtbahnhaltestelle und begab mich dorthin, in der Hoffnung, noch eine Möglichkeit zu finden, mit Offtopic-Fahrzeugen zum Max-Eyth-See im Stadtteil Hofen zu gelangen.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Siegfried Hase Offline




Beiträge: 454
Punkte: 413

16.12.2009 21:16
#2 RE: Auf der Stuttgarter Polizeistation Zitat · Antworten

Salut Michael!

Sehr schön, wie Du Deine Erlebnisse hier wie auch im gelben Forum ausführlich und anschaulich schilderst

Wie ich 'drüben' schon bemerkte, sollte man die Polizei bzw. die Stadt Stuttgart mal offiziell aufklären. Bei Deinen beiden Samstäglichen Kontrollen ist zwar nichts passiert, doch irgendwann hört der Spaß auf, immer den grünen bzw. neublauen Mitbürgern in Uniform den selbsn Senf erzählen zu müssen. Zudem meine ich, daß die Polizei Deine Privataufzeichnungen (wenn's auch nur Stadtpläne sind mit Tel-Nr.) mal gar nix angehn.

Hier die Frage an die anderen Teilnehmer: Wollen wir so was wie einen offenen Brief verfassen? Habt ihr eine bessere Idee? Ist das etwa kontraproduktiv? Rechtlich dürfte uns auf alle Fälle nix passieren, es sei denn mein Ansinnen hält einer Rechtsanwaltsprüfung nicht stand...

Gerold

P. S.: Wann gibt's dann hier mal einen Bildbericht???


kerstin Offline

Admina


Beiträge: 2.110
Punkte: 1.181

17.12.2009 09:10
#3 RE: Auf der Stuttgarter Polizeistation Zitat · Antworten

Salut Gerold,

bist Du wieder gut daheim angekommen - ohne Zwischenfälle, da Du ja Bermudas anhattest . Es ist hanebüchen, was man sich als mündiger Bürger gefallen lassen muß .

Deine Idee mit dem offenen Brief finde ich eine sehr gute Idee. Hier sollte wirklich einmal Aufklärungarbeit verrichten, damit solch ein Schwachsinn endgültig passé ist. Gut wäre vielleicht sogar eine Dokumentation über das Barfußlaufen, welche von den öffentlich-rechtlichen Sendern ausgestrahlt würde. Einmal ein TV-Star sein .

Leute wie Michael werden wie Aussätzige behandelt, nur weil sie ihre Lebensphilosophie leben wollen. Es hat nichts politisches, terroristisches und derartigem zu tun - es ist schlicht und einfach eine Lebenseinstellung. Hier konnte ich mich mit meinem stets beschuhten Ex-"Freund" so richtig fetzen, bis er es aufgab, da er nämlich bemerkte, daß er bei mir nichts erreicht. Wieso muß einem ständig irgendetwas vorgeschrieben werden? Bei dieser bundesrepublikanischen Parteiendiktatur hier ist es ja Usus, Vorschriften zu machen. Die Liste der Rechte dürfte weitaus kürzer als die der Pflichten sein.

Beim nächsten Winterbarfußtreffen werde ich alleine schon aus Solidarität Michael und auch allen in kurzen Hosen selbst welche anziehen - vielleicht auch einen hübschen Rock oder ein Kleid. Als "Erregung öffentlichen Ärgernisses" kann man so etwas bestimmt nicht bezeichnen. Es gibt nämlich auch genügend Männer, die in knallengem Minirock, Strapsen und Highheels mit Absätzen bis zum 10. Stock durch die Gegend stöckeln, und da sagt auch keiner etwas. "Leben und leben lassen" - frei nach James Bond mit Sean Connery.

Viele Grüße,

Kerstin


Siegfried Hase Offline




Beiträge: 454
Punkte: 413

17.12.2009 11:14
#4 Heimreise Zitat · Antworten

Salut Kerstin!

Danke der nachfrage. Ja ich bin gut und unkontrolliert wieder daheim angekommen. Im knallvollen IC nach Karlsruhe gabs einige Blicke und eine freundliche Unterhaltung mit einer Frau ungefähr meinen Alters. Sie fand's prima, wollte es aber nicht nachmachen

Im ICE nach Basel habe ich keine Reaktionen festgestellt, aber auch nicht darauf besonders aufgepaßt. Den Zöllnern am Bad. Bf. in Basel habe ich freundlich 'Nobe' gesagt und die waren so mit gucken beschäftigt, daß sie dieses kaum wahrgenommen haben dürften. Die Schuhe habe ich selbstverständlich erst zu Haus aus meiner Tasche rausgenommen und meiner besseren Hälfte erklärt, daß es doch ziemlich umständlich war immer diese Tasche mitzuschleppen, wenn man das Zeux sowieso nicht braucht

Das Treffen war wirklich super!

Wenn wir daraus Öffentlichkeitsarbeit machen wollen, dann JETZT. Sprich in diesem Winter mit diesem konkreten Anlaß. Von mir aus kann das auch was für's Deutsche Fernsehen sein. Im Schweizer Fernsehen war Michael ja schon und deshalb haben die öffentlich-rechtlichen Deutschen sender auch interesse?!?

Schönen Gruß

Gerold


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

17.12.2009 11:27
#5 RE: Auf der Stuttgarter Polizeistation Zitat · Antworten

Hi Michael, hi Gerold, hi Kerstin,

die Polizei hat nicht nur bei Straftaten einzuschreiten, sondern ist ganz allgemein für die Gefahrenabwehr zuständig. Wenn jemand bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sehr leicht bekleidet unterwegs ist, könnte es sich um eine hilflose Person handeln, und ein Polizist, der es vorsätzlich unterließe, den Sachverhalt zu überprüfen, könnte sich wegen unterlassener Hilfeleistung (§ 323c StGB) strafbar machen. Der objektive Tatbestand setzt zwar das Vorliegen eines Unglücksfalles voraus, aber das kann die Polizei nicht wissen, so daß sie sichergehen muß, daß wirklich kein Unglücksfall vorliegt. Hinzu kommt, daß die Polizei als Repräsentant der Obrigkeit bei der Bevölkerung nicht beliebt ist, selbst auch darum weiß und, weil sie keinen Ansehensverlust zu befürchten hat, bei Kontrollen harsch vorgeht, womit sie wiederum Abwehrreaktionen hervorruft. Zudem ist es wirklich gefährlich, bei tiefen Temperaturen draußen zu nächtigen, denn es kommt immer wieder vor, daß Obdachlose, die anders als Michael fett beschuht und besockt, mit langer Hose ausgestattet sind und auch obenrum wohl mehr Kleidung tragen, im Winter bei Frost erfroren aufgefunden werden. Zum Glück hat sich die Situation ja schließlich aufgeklärt.

Ich stehe natürlich voll auf Michael's Seite, aber es muß auch gefragt werden, warum gerade er immer wieder ungewollten Kontakt zur Polizei bekommt. Ich selbst bin auf der Rückreise beim Umsteigen in Frankfurt am Main, wo ich zwanzig Minuten Aufenthalt hatte und kein Barfußtreffen stattgefunden hat, der Polizei begegnet, ohne daß diese mich auf meine nackten Füße angesprochen hätte. Im Winter draußen barfuß zu gehen, ruft also nicht automatisch die Polizei auf den Plan, und ich bin auch keineswegs davon überzeugt, daß die Hosenlänge das entscheidende Kriterium darstellt.

Zusammenfassend kann man sagen, daß das Barfußtreffen ein voller Erfolg war, da wir alle viel Spaß zusammen gehabt und durch unsere einfache Präsenz wertvolle "Aufklärungsarbeit" geleistet haben, denn für viele Menschen ist es unvorstellbar, daß man im Winter barfuß gehen und dabei auch noch fröhlich sein kann, aber wenn sie es mit eigenen Augen sehen, dann müssen sie es ja glauben.

Barfüßige Wintergrüße,
Markus U.


Siegfried Hase Offline




Beiträge: 454
Punkte: 413

17.12.2009 11:40
#6 RE: Auf der Stuttgarter Polizeistation Zitat · Antworten

Zitat von Markus U.
Ich stehe natürlich voll auf Michael's Seite, aber es muß auch gefragt werden, warum gerade er immer wieder ungewollten Kontakt zur Polizei bekommt. Ich selbst bin auf der Rückreise beim Umsteigen in Frankfurt am Main, wo ich zwanzig Minuten Aufenthalt hatte und kein Barfußtreffen stattgefunden hat, der Polizei begegnet, ohne daß diese mich auf meine nackten Füße angesprochen hätte. Im Winter draußen barfuß zu gehen, ruft also nicht automatisch die Polizei auf den Plan, und ich bin auch keineswegs davon überzeugt, daß die Hosenlänge das entscheidende Kriterium darstellt.



Salut!

Da möchte ich doch mal meine Antwort auf Lorenz' 'Abstufung der Hosenbeinlänge' im gelben Forum hier hin kopieren. Ich denke Menschen sehen das halt mal so. Und Polizisten sind nun mal auch Menschen:

Salut Lorenz!

Genau! Diese Abstufungen in Verbindung mit der gerade aktuellen Mode!

Z. Zt. sind ‘kurze Hosen‘ in etwa knielang. Entsprechen diese noch den aktuellen Farben und Schnitten, ist es halt jemand der gerne kurze Hosen trägt und offenbar auch barfuß läuft. Die ‘k-Frage‘ kommt natürlich - doch eine kurze freundliche Antwort und die Sache ist in mehr als 99% der Fälle auch im Verhältnis zu Uniformträgern erledigt. Die ‘k-Frage‘ erlebe ich täglich einige Male auch mit Schuhen. Da meine Beinkleider aber den o. a. Bedingungen genügen (Mode) ist die ‘k-Frage‘, sollte diese von Polizisten oder Zöllnern oder Sicherheitsdiensten kommen, fast immer kurz und knapp zu erledigen. Die Erledigung dann bis zu 20 mal am Tag durchzuführen und immer noch zu überzeugen, obwohl es einem nach einem Dutzen mal ‘auf den Keks‘ geht ist eine andere Sache...

Nochmals möchte ich ausdrücklich betonen, daß Michael nichts Verbotenes tut, sein Gesamtauftreten (Körperhaltung) ist nach meiner Auffassung aber die dritte persönliche Eigenschaft. Wie ich schon mehrfach schrieb, ist eine persönliche Eigenschaft so gut wie immer als Charakterstärke von den Mitmenschen akzeptiert, bei zwei Eigenschaften (kurze Hose im Winter und barfuß) ist es bereits kritisch. Bei drei Eigenschaften (kurze Hose im Winter und barfuß und gehen mit verschränkten Armen) ist das Verdachtsmoment der Hilflosigkeit bzw. Verwirrtheit gegeben. Das dürfte dann die Polizei auch so sehen. Trotzdem rechtfertigt diese Sichtweise nicht das genaueste Herumschnüffeln in dem mitgefürhten Gepäck und den mitgeführten persönlichen Aufzeichnungen. Solches geht zu weit. Dafür bräuchte es ein Verdachtsmoment und dieses Verdachtsmoment, daß diese Person auch etwas illegales tut bzw. mit sich führt, sehe ich in keiner Weise.

Gerold


Stephan Offline



Beiträge: 29
Punkte: 29

17.12.2009 12:37
#7 RE: Auf der Stuttgarter Polizeistation Zitat · Antworten

Michael bietet eben alles, was zur Kontrolle durch die Polizei beiträgt. Barfuss, Hosen so kurz, wie man es seit 50 Jahren nicht mehr sieht, mit Bart und relativ leichter Statur. Das sieht für einen Polizisten schon etwas verwarlost, unterernährt und Hilfsbedürftig aus. Und wenn derjenige auch noch harsch reagiert und Polizisten mit Nazis vergleicht - dann wundert es mich nicht sehr gross.

Ich persönlich hatte biser noch NIE ein Problem mit der Polizei. Weder in der Schweiz noch in Deutschland. Ich habe die Polizisten bisher immer anständig und freundlich erlebt. Es braucht gegenseitiges Verständnis. Dieses fehlt beim Bürger leider öfters mal. Doch der Polizist macht ja auch nur seinen, nicht immer einfachen, Job. Dass auch ein Polizist mal etwas schlecht aufgeleht sein kann, ist ja nur menschlich. Und wie es die Vorredner sagen... wenn ein Polizist das Gefühl hat, es stimme etwas nicht, muss er eingreifen. Es gibt immer mal Ausreisser aus geschlossenen Einrichtungen, welche dann leicht bekleidet durch die Strassen irren. Oder ältere Menschen, welche wegen einer Demenz nicht mehr wissen, wo sie wohnen.

Man sollte diesen Polizisten eher dankbar sein, dass sie nicht wegschauen, auch bei Mitbürgern, welche aussehen, wie wenn sie zur untersten Schicht der Gesellschaft zählen.

Ich hoffe, ich habe niemanden beleidigt mit meinen Worten. Ich versuchte es einfach mal aus der Sicht eines Polizisten zu sehen.
Natürlich gibt es auch bei der Polizei schwarze Schafe - wo denn nicht? Im grossen und ganzen machen sie es aber doch gut, oder?

Und etwas muss man sich als Barfüsser einfach im klaren sein. Auch wenn es das natürlichste der Welt ist, wird es in unserer Gesellschaft nicht unbedingt als "normal" angesehen. Dass dann Fragen gestellt werden oder auch dumm geschaut wird... das muss man akzeptieren können. Und wir Barfüsser sind ja nicht auf den Kopf gefallen. Eine gute Antwort auf einen dummen Spruch haben wir doch immer übrig

Stephan


Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

17.12.2009 12:44
#8 RE: Auf der Stuttgarter Polizeistation Zitat · Antworten

Hallo Gerold,

eigentlich ist es traurig, daß es in einem demokratischen Rechtstaat möglich, daß Leute, die barfuß sind, kurze Hosen tragen, eine von der Allgemeinheit abweichende Frisur oder Hautfarbe haben, eine fremde Sprache sprechen usw. häufiger von Vertretern der Obrigkeit aufgehalten werden, während gleichzeitig unauffällig gekleidete Personen ungehindert Waffen, Sprengstoffe, Drogen, Falschgeld verschieben können.

Ich habe schon oft den Spruch gehört: „Wer nichts zu verbergen hat, braucht sich vor einer Polizeikontrolle nicht zu fürchten. Meistens dauert das höchstens 5 Minuten!“ Das stimmt meistens auch. Aber was nützt es mir, wenn die Kontrolle nur 5 Minuten dauert, wenn mir während dieser Zeit ein Zug vor der Nase wegfährt und ich deswegen zu spät komme (Man denke nur an die mancherorts schlanken Anschlüsse)? Soll ich als mündiger Bürger und qualifizierter Akademiker MEINE Zeit nach unqualifizierten Polizeischergen ausrichten oder nur um solche Unannehmlichkeiten zu vermeiden, auf ein Stück Lebensqualität verzichten? Für mich wäre bereits das Tragen von langen Hosen (oder einer Mütze) beim Barfußlaufen ein ERHEBLICHER Verlust von Lebensqualität.

Was würde passieren, wenn ein Anzugsträger (etwa ein CEO eines riesigen Unternehmens) von einem Polizisten mit niederem Dienstgrad kontrolliert wird (etwa mit der Begründung, er könnte Waffen schmuggeln, da Waffenschmuggler häufiger in teurer Kleidung ihrem Geschäft nachgehen, um nicht aufzufallen) und der CEO kommt dadurch in Terminschwierigkeiten, dann würde sich der CEO beim höchsten Polizisten beschweren (oder die Beschwerde von seiner Sekretärin verfassen lassen), dann müßte der einfache Polizist vor seinem obersten Chef Männchen machen, um zusammengestaucht zu werden. Und danach wäre der einfache Polizist soooooooooooohhhhhh klein – mit Hut (äh, Kalkmütze). Nie mehr würde er es wagen, einen Anzugträger kontrollieren und seinen Frust an denjenigen ablassen, bei denen er keine Gefahr sieht.

Wie sieht es aber aus, wenn sich ein einfacher Mensch, dem durch eine Kontrolle ein Termin durch die Lappen gegangen ist, beschwert? Oder wegen einer Parkbuße auf einem Parkplatz, wo der Parkscheinautomat defekt ist? Da sieht die Sache etwas anders aus. Meistens führt das sogar dazu, daß einen der nachträgliche Aufwand teurer zu stehen kommt wie wenn man nichts unternimmt und das Unrecht toleriert. Ich wurde mal in St. Gallen im September kontrolliert, als ich abends barfuß, in T-Shirt und kurzen Hosen unterwegs war. Zu Hause beschwerte ich mich schriftlich über das Verhalten, worauf die Antwort des dortigen Polizeichefs noch unfreundlicher war als das der Polizisten vor Ort.

Wenn sich gleich mehrere nicht in Stuttgart wohnhafte Leute schriftlich bei der Stadt Stuttgart über das Verhalten der Polizisten beschweren, würde vermutlich nichts herauskommen. Wenn man immer wieder schriftlich nachbohrt, möglicherweise per Einschreiben, dann wird sich vielleicht ein Schreibstuben-Beamter bequemen, irgendwelche Standard-Floskeln loszuwerden, daß selbstverständlich jeder das Recht hat, die Stadt ohne Schuhe und/oder in kurzen Hosen zu besuchen. Wahrscheinlich würde der Schreibstubenhengst diese Information nicht weiterleiten, so daß die untersten Büttel weiterhin schikanieren „dürfen“.

Was aber passiert, wenn ein Benachteiligter immer zur Bürozeit dem Beamtenbüffel persönlich auf die Pelle rückt und sich beschwert? Dann ist man als Querulant abgestempelt und bekommt möglicherweise ein Verfahren wegen „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ an den Hals. Das kann einem ja bereits passieren, wenn man einen Polizeieinsatz beobachtet (meistens heißt es dann „Behinderung der Polizeiarbeit“). In Basel wurde mal eine Frau, die einer „Antirassismus-Institution“ angehört, von einem öffentlichen Platz (es war nicht der Barfüßerplatz) verwiesen, als die Polizei dunkelhäutige Personen kontrollieren wollten (vermutlich hatten die Bullen Angst, daß die Frau den Einsatz filmen würde. Mit Filmen ist es sowieso leicht möglich, den Zuschauer zu manipulieren. Falls es zu einem Handgemenge kommen sollte, dann würde ein Antirassist nur das aufnehmen, wo die Polizei Brutalität zeigt, während ein obrigkeitshöriger Fotograf nur das aufnimmt, wo die Polizei bedrängt wird).

In der Schweiz gibt es übrigens einen Freiheitsentzug in Form von „Verwahrung auf unbestimmte Zeit“. Dort gilt das Rechtstaatprinzip „im Zweifel für den Angeklagten“ nicht. Anstatt der „Diktatur der schwarzen Roben“ gilt die „Diktatur der weißen Kittel“. Sie wird angewendet bei potentiell gefährlichen Personen. Ein Psychiater muß entscheiden, ob jemand potentiell gefährlich ist. Das ist sicher nicht einfach zu entscheiden, wer gefährlich sein KÖNNTE. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, daß die Meinung eines Psychiaters abhängig von der Summe ist, die ihm der Auftraggeber zusätzlich zum regulären Honorar zusteckt. Aber ob man als Winterbarfüßer/Winterkurzhosler in diese Situation kommen kann, wage ich zu bezweifeln.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Engel Offline




Beiträge: 1.438
Punkte: 666

08.01.2010 08:47
#9 RE: Auf der Stuttgarter Polizeistation Zitat · Antworten

Also ich finde es auch unangenehm von der Polizei kontrolliert zu werden. Aber ich maße mir nicht an über Qualifikation oder Unqualifikation eines Beamten urteilen zu können. Die wissen genau wie weit sie gehen dürfen, ohne Repressalien befürchten zu müssen.
Auch wenn ich manchmal wütend über Einsätze bin, wenn einzelne Verfehlungen in den Medien aufgebauscht werden. Aber stellt Euch mal das Szenario vor, wir würden versuchshalber die polizei 1 Jahr von unseren Strassen verbannen. Es reicht doch schon, wenn die Staatsmacht wegen ner größeren Demo völlig überfordert ist. Sofort werden Straftaten, Plünderungen, etc mehrfach registriert.
Wir wollen alle Nachts in Ruhe spazieren oder nach Hause gehen können, wir wollen in den Urlaub fahren und danach unser Heim unversehrt vorfinden, wir wollen durch den Weihnachtsmarkt schlendern und danach immer noch im Besitz unserer Geldbörse sein, wir wollen das unsere Kiddis nach der Schule unverletzt nach Hause kommen, wir wollen nach nem Einkauf unser Auto/Velo am Parkplatz vorfinden, aber wir wollen die Menschen (ja es sind auch welche) die das ermöglichen net sehen.
Klar kommt es vor das es mal einige unbescholtene Bürger bei ner Kontrolle erwischt (vor allem wenn man net der Norm entspricht), aber wo gehobelt wird, fallen Späne.
Ich bin schon oft in Calw, Stuttgart, Böblingen, Pforzheim in ne Drogenkontrolle geraten, weil ich halt dem Täterprofil entsprach. Ich hab deswegen auch schon 2-3 mal den Bus zur Arbeit verpasst, aber wenn man den Beamten freundlich gegenüber tritt sind auch diese freundlich. In meinem Fall haben die mich jedesmal mit dem Streifenwagen bis kurz vors Geschäft gefahren.

Wie gesagt, es ist schon nervig, wenn man wie in Michas Fall recht oft in ne Kontrolle gerät, aber man sollte auch mal mit den Augen der Leute sehn. Es könnte Hilfsbedürftigkeit herrschen, die Person könnte auch überfallen worden sein und unter Schock stehen. Solche Dinge kann man eben nur in nem Gespräch klären. Wenn ich dann in dem Fall aufbrause, trifft wieder der Spruch zu, wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.

Gruß Engel

http://www.bbq-county.de/shop/index.php

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