Heute radelte ich wieder einmal in Richtung Basel, barfuß und in kurzen Hosen. In Trimbach auf der Straße auf den Hauensteinpaß wurde es so warm, daß ich die Jacke ausziehen mußte. Einige komische Blicke in der Altstadt von Liestal, dort hatte sich vor dem Rathaus eine Menschenmenge angesammelt, ich weiß nicht weshalb. Irgendwas Fasnachtspezifisches?
Über Pratteln und Muttenz radelte ich zum Reservoir am Bruderholz. Der fiese Splitt (jedoch deutlich weniger fies als „Immenstadt-Splitt“) vom letzten Samstag war teilweise verschwunden. Somit brauchte ich auch nicht das Schild mit dem roten Ring mißachten und bergab radeln, sondern konnte schieben, darunter durch die Wolfsschlucht, wo mir quietschend und kreischend ein drachengrünes Tram entgegenkam. Die Fahrgäste verdrehten teilweise ihre Köpfe. Als ich mein Velo durch die Pasarelle des Bahnhofs SBB schob, kamen mir diesmal keine Securitrans-Schergen entgegen.
Ich schob mein Velo durch eine Anlage, auf deren Wegen auch weniger Splitt lag als am vergangenen Samstag. Trotzdem konnte ich es nicht lassen, mein Velo über den Rasen, der nicht gesplittet war und obendrein herrlich matschig war, zu schieben. Andere Leute hätten ein solches Vorgehen mit der harten Strafe des Schuheputzens bezahlen müssen.
Ich radelte weiter via Barfüßerplatz (hier war ich der einzige Barfüßer, und anders als in einer Straße mit ähnlichem Namen in einer Stadt in der ehemaligen DDR gab es auch niemanden, der fett beschuht und sonst nichts war) und Badischen Bahnhof zum Tierpark „Lange Erlen“. Viele Eltern mit Kindern waren unterwegs, und manch ein Kind war erstaunt über meine Hose mit deutlich oberhalb des Straßenplanums liegenden Hosensäumen und dem nicht vorhandenen Schuhwerk. Ein Mädchen sprach zur Mutter: „Hast du gesehen, wie der hier rumläuft? Ganz nackt!“ Daß die Tiere auch auf Schuhe verzichteten, fiel den Kindern nicht auf!
Ich radelte danach einen Asphaltweg unweit des Flusses Wiese ostwärts. Der Fluß führte noch immer reichlich Wasser. Anstatt über Wege zurückzufahren, schob ich mein Velo unweit vom Wasser selbst, also dort, wo die Leute mit Hunden lang gehen. Das war wirklich angenehm: Gras, manchmal leicht überflutet, mal etwas Sand. Mangels lästiger Schuhe und tiefliegender Hosensäume war dieses auch möglich. Leute, die mir (meist mit Hunden) entgegenkamen (jedoch um überflutete Flächen einen Bogen machten), lächelten freundlich.
Danach radelte ich noch ein Stück in Richtung Grenze, wo bereits Tramgleise der zukünftigen Linie nach Weil am Rhein liegen. Dann fuhr ich zum Rhein, überquerte die Mittlere Brücke und schob mein Velo noch ein Stück durch die Basler Innenstadt. Einige wenige Leute trauten sich in Basel in kurzärmeliger Oberbekleidung auf die Straße (Männer und Frauen, keine Kinder). Einige Männer in kurzen Hosen (und blutten Beinen) sah ich lediglich beim Velofahren oder Joggen, nicht beim Gehen durch die Stadt. Frauen waren etliche in kurzer Kleidung (meist Röcken) in der Stadt, aber ausnahmslos in Kombination mit Nylonstrumpfhosen, vielfach schwarz, jedoch auch mettwurstfarben. Der Fährmann der Münsterfähre war zwar nicht barfuß, aber immerhin trug er Sandalen ohne Socken. Ich schob mein Velo wieder weiter, als eine Fährenladung Leute die Treppe vom Fähranleger in zum Münsterbalkon hochgingen. Ein Knabe rief: “Der Fährmann ist doch nicht der einzige, der barfuß ist. Der Velofahrer ist GANZ barfuß und in der Badehose!“
Im Grunde genommen reagierten die Leute gelassen auf meine Aufmachung, viele Erwachsene lächelten freundlich, auch wenn Kinder manches Mal auf meine Füße/Beine starrten oder zeigten (und deswegen nicht von den Eltern gemaßregelt wurden. Überall tönte es laut „PLAKETTE“. Fasnacht naht!
Leider wird es bei hohen Januartemperaturen genauso früh dunkel wie bei niedrigen, also mußte ich bald Abschied von Basel nehmen. In Rümlingen (also nicht mehr allzu weit vom Hauensteinpaß entfernt) mußte ich eine Jacke überziehen. Bei der Abfahrt spürte ich einen Muskelkater, auch ging das Gefühl in den Füßen verloren. Als ich mein Velo ein Stück durch die Oltner Altstadt schob, kam ich mir vor, wie wenn ich auf Kugeln gehe. Danach ging das Radfahren wieder besser. Gegen 19.45 Uhr war ich zu Hause. Ein schöner Vorfrühlingstag ging zu Ende (morgen soll es wieder neblig und kälter sein).
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen