Donnerstag, 5.7.2012: Ich hatte Ferien und hatte vor, mit dem Velo zum historischen Kinderfest nach Illertissen zu fahren, selbstverständlich barfuß und in kurzen Hosen (und ohne Mütze). Der Wetterbericht hatte anfangs freundliches Wetter, später den Durchzug einer Gewitterfront von West nach Ost angekündigt. Daher entschloß ich mich, möglichst früh loszuradeln, damit mich die Front erst spät erwischt. Kurz nach 5 Uhr morgens verließ ich Zofingen bei wolkenlosem Himmel. Ich kam relativ gut voran über Lenzburg nach Baden. Die Straße nach Ehrendingen, die eine ziemliche Steigung aufweist, war Baustelle, bei der der Autoverkehr mit Ampeln geregelt war, während Radfahrer über Nebenwege, die noch stärkere Steigungen aufwiesen, umgeleitet wurden. Ich war total durchgeschwitzt, als ich den höchsten Punkt erreicht hatte. Ich mußte das T-Shirt ausziehen, für den Rest des Tages.
Weiter ging es über Steinmaur, Bülach, Winterthur, Frauenfeld, Weinfelden und Amriswil zum Bodensee bei Arbon. Immer noch war es sonnig und sehr heiß. Leute in kurzen Hosen waren viele unterwegs, Barfüßer sah ich nur am Bodenseeufer sowie einmal 2 Kinder, die im Garten auf einem Trampolin hüpften (dabei hatte der Knabe anfangs sogar noch Socken an). In Rheineck gingen zwei ca. 30jährige Frauen barfuß durch die Altstadt, die eine trug aufgekrempelte Jeans, die andere einen kurzen Rock.
Ich überquerte die Grenze zu Österreich und erreichte die Gemeinde Fußach, deren Schreibweise im Gegensatz zu der der bayrischen Stadt Füssen sogar TeWe-konform ist. Und auch hier waren Barfüßer außerhalb von Gärten und Badeanlagen, nämlich ein ca. 11-jähriger Knabe, der auf dem Velo kam, um in einem Laden ein Eis zu kaufen, und ein ca. 40jähriger Mann auf dem Motorroller. Beide waren auch sonst relativ sommerlich gekleidet, wenn man vom Helm des Töfflifahrers mal absieht. Auf meiner Weiterfahrt nach Bregenz kam mir eine junge barfüßige Frau auf dem Velo entgegen, ihre Flipflops lagen im Gepäckkorb.
Am Seeufer in der Nähe des Bahnhofs Bregenz Hafen gönnte ich mir ein Bad im See. Allzu lange war ich nicht im Wasser, da ich Krämpfe spürte. Vermutlich paßt eine derart lange Velofahrt bei schwülem Wetter nicht zum Aufenthalt im deutlich kühlerem Wasser. Daher verweilte ich meistens im Schatten. Selbstverständlich waren auch hier etliche Barfüßer, auch solche, die nur am Ufer flanierten.
Plötzlich tauchten dicke Wolken auf. Ich machte mich auf den Weg und radelte Richtung Lindau. Dann wählte ich die Straße in Richtung Wangen. Weitestgehend parallel dazu verläuft die Autobahn, von der ich vermutete, daß Brücken vorhanden sind, die einen vor Regen schützen können. Auf dem Gebiet der Gemeinde Achberg fing es an zu regnen, und wie! Ich bog in Seitenstraßen ein und konnte mich unter einer Brücke, über die ein Feldweg über einen Bach und die 4radbahn führte, unterstellen. Es war kurz vor 20 Uhr. Wenn der Regen länger andauern sollte, würde ich hier übernachten. Die nötige Infrastruktur war vorhanden: Eine Treppe führte von unten auf eine ca. 1 Meter breite waagerechte Fläche direkt unter der Fahrbahn, hier kam kein Regenwasser hin beim Übernachten im Schlafsack. Vom Feldweg war mein Platz nicht einsehbar. Wer von der Autobahn zu meinem Platz wollte, hätte einen Zaun und den Bach überwinden müssen. Aus dem auf der Autobahn fahrenden 4rad hätte man mich ohnehin nicht gesehen, höchstens wenn es einen Stau gegeben hätte. Da es schon recht dunkel war und mein Platz auch nicht im Licht der Scheinwerferkegel lag, war die Wahrscheinlichkeit gering, daß mich die Bullenschweine erwischen würden (in der Tat bekam ich während der ganzen Tour keinerlei Ärger mit Polizeischergen).
Der Regen dauerte tatsächlich lange, es blitzte, donnerte und wehte. Ich nutzte den Schutz der Brücke, um hier zu Abend zu essen, durch das nasse Gras unmittelbar vor dem Bach zu gehen und schließlich zum Schlafen. Der Verkehr auf der Autobahn hielt sich in Grenzen. Ab und zu erwachte ich allerdings wegen Krämpfen. Am Morgen regnete es immer noch, aber nur schwach.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen (Fortsetzung folgt)