nachdem ich am Montag, den 30.10.2017 und am Samstag, den 11. November 2017 in den Genuß einer Tageskarte im Tarifverbund „A-Welle“ gekommen war, hatte ich am Samstag, den 28. April wieder einmal Gelegenheit. Leo und Gabi waren nämlich wieder einmal in der Schweiz im Urlaub und zwar zu der Zeit gerade in Interlaken. Sie wollten gerne mal mit mir mit Offtopic-Fahrzeugen durch den Aargau fahren und dabei das Bahnfest „100 Jahre Bipperlisi“ besuchen. Und als Treffpunkt hatten wir den Oltner Hauptbahnhof um ca. 9:30 Uhr abgemacht, wo sie mit dem Zug aus Richtung Bern ankommen wollten.
Da an diesem Tag eher warmes und trockenes Wetter zu erwarten war, konnte ich auf das Tragen (bzw. auf die Mitnahme) von fetten Schuhen, Socken, langen Hosen usw. verzichten. Um 9:13 Uhr würde mein Zug in Zofingen abfahren, um rechtzeitig in Olten zu sein, um Leo und Gabi zu treffen. Nachdem ich meine barfüßigen Einkäufe im EO-Center erledigt hatte, begab mit dem Velo zum Zofinger Bahnhof, um die Fahrkarte zu besorgen (der Automat funktionierte sogar). Die S-Bahn nach Olten war pünktlich. Auf dem Bahnsteig in Olten (direkt beim Zugang zur Unterführung) wartete ich nun auf den Zug, mit dem Leo und Gabi aus Interlaken kommen wollten. Dieser Zug kam verspätet, und nicht weit von hier stiegen zwei barfüßige Personen in kurzen Hosen aus, deren Gesichter ich noch nicht erkennen konnte. Da sonst keine Barfüßer auf dem Bahnhof waren (Leute in kurzen Hosen gab es doch einige) stellte sich meine Vermutung, daß es sich um Leo und Gabi handelte, als richtig.
Ich winkte ihnen zu, und im Laufschritt ging es durch die Unterführung zu einem recht weit entfernten Bahnsteig, wo ein Bummler Richtung Solothurn bereits abfahrbereit stand. Erst dort konnte ich Leo und Gabi ordentlich begrüßen. Der Zug wartete noch ein wenig, dann fuhr er ab, erst über die Aare, von wo man die schöne Altstadt von Olten erkennen konnte, und dann parallel zum Jura, dessen Bäume im frischen Grün standen. In Oensingen stiegen wir aus. Hier hatten wir etwas Zeit, um die Bahnhofsgegend anzusehen, etwa den Kopfbahnhof der schmalspurigen Bahn in Richtung Solothurn bzw. Langenthal. Ich vernahm Kinderstimmen wie „Wieso sind die barfuß?“ Drei Barfüßer auf einem Haufen sind wohl eher selten. Wir wechselten in einen Regionalzug der Oensingen-Balsthal-Bahn, der nach etlichen Minuten kam. Wir hätten auch den späteren ICN von Olten nach Oensingen nehmen können, aber dann hätten wir hier säckeln müssen. Vom noch recht leeren Regionalzug sahen wir, wie der ICN kam, etliche Fahrgäste ausspuckte, von denen viele (vermutlich mehr als an einem normalen Samstag zur selben Zeit) ebenfalls weiter nach Balsthal wollten. Dank des sonnigen Wetters waren das Rivellenschloß in Oensingen, die Burg Altfalkenstein oberhalb des Städtchens Klus und die verschiedenen teils historischen Bahnwagen, die am Endbahnhof Balsthal abgestellt waren, waren gut zu erkennen. Leo und Gabi waren mit Fotografieren beschäftigt (ich selber besitze keinen Knipskasten mehr, nachdem im September 2016 meine nicht-Malo-konforme Papierbildkamera den Geist aufgegeben hatte).
In Balsthal blieben verließen wir den Zug. Auf dem Nachbarbahnsteig wartete bereits ein (noch leerer und abgeschlossener) historischer Zug, an den beidseitig je eine Dampflok angekoppelt war. Nachdem der Zug aufgeschlossen wurde, stiegen wir ein und suchten uns einen Platz. Die unterschiedlichen Böden der historischen Bahnwagen waren barfuß sehr angenehm begehbar. Wer da nicht barfuß geht, ist selber schuld. Sollten Leo, Gabi und ich tatsächlich die einzigen „Unschuldigen“ bleiben? Nein! Auch ein junger Mann schien sich diesem bewußt zu sein. Beim Bahnhofsgebäude stand einer seelenruhig mit einem Kaffeebecher in der Hand. Er war barfuß und trug eine echt kurze Hose (keine unlange im Sinne der Zofinger Definition). Wollte er „nur“ den Zug fotografieren oder war er nicht wegen des Zuges am Bahnhof? Nachdem er den Kaffee getrunken hatte, entsorgte er den Becher ordnungsgemäß und ging ohne Hektik zum Bahnsteig, ging ebenso ruhig an unserem Fenster vorbei. Durch den bereits recht vollen Zug sah ich, wie er durch die nächste Tür einstieg, jedoch im Zug in die andere Richtung ging und somit nicht an uns vorbei kam. Weder Leo, noch Gabi oder ich kannten den Menschen.
Dann kam das Fahrpersonal vorbei und verteilte kostenlose Fahrkarten für den Zug. Zu unseren fehlenden Schuhen sagte niemand etwas. Pfeifend setzte sich den Dampfzug in Bewegung. Ohne Halt in Oensingen wechselte er über ein sonst nur von Güterzügen benutztes Verbindungsgleis von der Oensingen-Balsthal-Bahn zur Hauptstrecke. Viel zu schnell war die Fahrt in Niederbipp zu Ende. Hier verließen wir den Dampfzug, um uns aufs Festgelände zu begeben. Der „andere“ Barfüßer hatte auch hier den Zug verlassen. In der Unterführung herrschte ein Gedränge. Ständig mußte ich aufpassen, um Leo und Gabi nicht zu verlieren. Vor mir gingen auch noch zwei gehbehinderte ältere Frauen auf der Treppe. Über die parallele „Kinderwagentreppe“ kam uns der „andere“ Barfüßer wieder entgegen. War ihm das Gedränge zu groß? Sicher war hier nicht der richtige Ort, um ihn wegen barfuß anzusprechen.
Am Eingang zum Bahnhofsfest herrschte wirklich Gedränge. Hier wurden rote Hüte verteilt. Als militanter Hut- und Mützenhasser machte ich einen weiten Bogen darum, während Leo (selber alles andere als ein Hut-Fan, jedoch gegen Mützen nicht abgeneigt) und Gabi tatsächlich die Hüte auf den Kopf setzten. Allmählich hatte Leo sein T-Shirt durchgeschwitzt, und er wollte ein anderes anziehen. Das ging nicht ohne Abnahme des Hutes. Mangels geeigneter Hutablage fragte er mich: „Macht es dir wenigstens nicht aus, den Hut in der Hand zu halten?“ Ich tat es, aber anders als junge Frauen, „die mit Stöckelschuhen in der Hand elegant aussehen können“ (Zitat Lorenz), machte ich mit dem Hut in der Hand sicher keinen eleganten Eindruck. Während ich nur als „unechter Hutträger“ mein Dasein fristete (immerhin besser als als „echter“ Hutträger, der ich jeweils für wenige Sekunden mit Thedas Hut im Elbsandsteingebirge und mit Wills Hut in Breisach war), wechselte Leo das T-Shirt, was prompt eine Reaktion auslöste. Ich vernahm eine Stimme: „Dafür gibt es doch Toiletten!“ Bünzlig, nicht wahr?
Auf dem Festplatz war viel zu sehen, worauf ich hier nicht näher eingehen möchte. Nur so viel: Es gab auch eine Hüpfburg, die Kinder nur ohne Schuhe benutzen durften. Teilweise waren die Kinder barfuß, teilweise sockig (wie auf den Bildern im Link zu sehen). Vor der Burg lagen Schuhe, teilweise mit, teilweise ohne Socken. Ein Zeichen dafür, daß auf der Hüpfburg nicht nur die Kinder barfuß waren, die ohne Socken gekommen waren. Auf dem Festgelände sah ich auch ein barfüßiges Mädchen herumgehen sowie einen Jungen, der barfuß mit der Kinderbahn fuhr. Ob die Kinder nach Benutzung der Hüpfburg kein Verlangen mehr nach Schuhen hatten oder ob sie ohne Schuhe gekommen waren, entzieht sich meiner Kenntnis.
Wir gingen zurück und bestiegen ein „Bipperlisi“, das uns kostenlos erst nach Oensingen, dann zurück über Niederbipp nach Solothurn brachte. Wir blieben im schmalspurigen Zug, der auf dem Bahnhofsvorplatz des Solothurner Hauptbahnhofs seinen Endpunkt hat und wie eine Straßenbahn die Aare überquert, sitzen und fuhren zurück nach Oensingen, wo wir in einen Zug nach Olten umstiegen. Gabi kannte Olten noch nicht, deswegen machten wir hier Station. Wir wanderten zum Aareufer und überquerten die alte Holzbrücke. Wegen eines Brandes vor einigen Wochen war ein Teil des Bodens mit Metall belegt, so daß sich dem Barfüßer die einmalige Möglichkeit bot, auf einer Holzbrücke nicht nur Holz, sondern auch Metall unter den nackten Fußsohlen zu spüren, während ein Schuhträger durchgängig nur das Socken bzw. Schuhmaterial spürt.
Wir gingen noch zum Stadtturm (Rest einer Kirche), durch die Altstadt zur Stadtkirche, vorbei am „Rathskeller“ (mit „h“) und über die Holzbrücke zurück zum Oltner Hauptbahnhof. Mit Umsteigen in Aarau und Wohlen wechselten wir dort in eine Schmalspurbahn der Bremgarten-Dietikon-Bahn. Die „Bergbahn“ brachte uns zur Haltestelle „Bremgarten-Obertor“. Von der Haltestelle gingen wir durch die Altstadt in Richtung Holzbrücke. Hier wartete Leo einen Zug ab, der auf einer anderen Brücke die Reuß überquerte. Die Holzbrücke war barfuß gut begehbar, wir gingen zum Wasserkraftwerk, das jetzt Museum ist (aber geschlossen war). Hier gab es auch eine Bootstreppe, und ich stieg hinab, um mir Füße und Beine zu kühlen. Dabei übersah ich, daß einige Treppenstufen mit Sand bedeckt waren, so daß ich etwas tiefer einsackte als geplant. So bekam ich doch nasse Hosensäume, und das soll was heißen. Aber dank des sauberen Wassers blieben mir wenigstens drekkige Hosensäume erspart. Im Jahr 2009 wurde ich im Rahmen der Sendung „Puls“ zum Thema barfuß in Bremgarten auf dieser Bootstreppe gefilmt, ebenso wie auf der Holzbrücke, der Hauptgasse vor der Apotheke und der Kirchenstiege.
Wir gingen zurück über die Brücke zum Eckturm am Fluß. Wegen Bauarbeiten war die Straße barfuß weniger angenehm begehbar. Aber immerhin spielte hier ein Junge barfuß vor dem Haus, und vor einem Nachbarhaus waren einige Erwachsene barfuß. Wir gingen noch weiter zur Kirche und über die Kirchenstiege zurück zur Haltestelle am Obertor. Der nächste Schmalspurzug brachte uns nach Berikon-Widen. Die Strecke der kurvenreichen „Bergbahn“ ist wirklich beeindruckend. Leider gilt die Fahrkarte nicht bis zur Endstation in Dietikon. Am Bahnhof Berikon-Widen hatten wir etwas Aufenthalt auf das Postauto nach Baden. Mit der „Kraftpost“ fuhr ich dann mit Leo und Gabi via Oberrohrdorf bis zur Postautostation in Baden. Bald darauf fuhren wir mit dem Zug nach Olten. Rot behütete Menschen am Bahnhof deuteten darauf hin, daß sie vom Bahnhofsfest zurückgekommen waren. In Olten trennten sich unsere Wege. Ich begleitete Leo und Gabi noch zum Bahnsteig ihres Zuges nach Interlaken, verabschiedete mich, bevor sie den Zug bestiegen und ich lief dann zum anderen Bahnsteig, um nach Niederbipp zu fahren. Das Festgelände war nun leer, ich wartete auf das Bipperlisi, das mich nach Oensingen brachte. Bis zur Weiterfahrt mit dem ICN war noch Zeit, um noch einmal die Strecke Oensingen-Balsthal und wieder zurück durch die schöne Jura-Klus zu fahren. Dampfloks standen nicht mehr da, aber die historischen Wagen.
In Oensingen erfuhr ich, daß der ICN Verspätung hatte, daher benutzte ich den 20 Minuten später fahrenden Bummler nach Olten. Das hatte den Vorteil, daß ich mitbekam, wie ein „Roter Doppelpfeil“ den Oensinger Bahnhof ohne Halt Richtung Olten durchfuhr (denselben Zug hatten wir auch in Niederbipp gesehen, wie er in Gegenrichtung fuhr). In Olten wechselte ich in eine S-Bahn nach Zofingen, von wo ich mit dem Velo nach Hause fuhr. Mir hat der Ausflug mit der A-Welle gefallen, und Leo und Gabi sicher auch. Das Wetter war ideal, sonnig, aber nicht allzu heiß. Zumindest Leo hat die Gegend um Zofingen zusammen mit mir bereits bei unterschiedlichster Witterung mitbekommen: In glühender Hitze, in warmem Regen, im kalten Regen (jedoch noch nicht im kalten und im warmen Schnee). Etwas weniger Gedränge in Niederbipp wäre jedoch von Vorteil gewesen. Aber man kann nicht alles haben.
Und der Barfüßer, der im Dampfzug von Balsthal nach Niederbipp gefahren war? Schreibt (bzw. liest) er möglicherweise im Forum?
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