Jeder Dauerbarfüsser steht irgend wann mal vor der Frage: kann ich bei der Arbeit barfuss sein, oder muss ich Schuhe tragen?
Eine pauschale Beantwortung dieser Frage gibt es nicht. Bei vielen Tätigkeiten hat die Berufsgenossenschaft ein Wörtchen mitzureden. Es macht auch durchaus Sinn, als Schwerstarbeiter am Bau Schuhe mit Stahlkappen zu tragen.
Im Büro dagegen, wo einem als schwerstes Objekt bestenfalls ein Paket Druckerpapier oder eine Tonerkartusche auf die Zehen fallen kann finde ich Schuhzwang Quatsch.
In Musterarbeitsverträgen ist oft sinngemäß der Satz zu finden : "der/die Angestellte hat angemessene Kleidung zu tragen".
Doch was ist angemessen, wie definiert man ein "gepflegtes äusseres Erscheinungsbild" auf das es letztlich herausläuft?
Mich nervt die damit verbundene Bigotterie. Erscheine ich gepflegt, mit hochwertige Kleidern, schön gepflegten Füssen, hübsch zurechtgemacht, wird mehr gerüffelt, wenn ich barfuss bin als wenn ich z.B. mit gefärbten Haaren daherkomme. Dabei fallen die gefärbten Haare viel mehr auf! Irgendwie sind die Füsse mit einem Tabu behaftet... Es scheint sehr auf den/die Vorgesetze*n und dessen Vorstellungen anzukommen, ob zu gepflegtem Erscheinungsbild Schuhe zwingend dazugehören oder nicht. In zwei Museen, in denen ich Führungen mache, darf ich nicht barfuss vor das Publikum treten, in anderen wiederum ist es mir gestattet, sofern ich ansonsten gepflegt daherkomme (was selbstverständlich ist: Als Vermittlerin repräsentiere ich das Museum gegen Aussen!). Das Feedback der Besuchergruppen zeigt mir, dass das Konzept „gepflegte Kleidung und Füsse“ gut ankommt, ich höre immer wieder, dass ich sehr authentisch rüberkomme und genau das die Leute mögen. tja, woher wohl kommt die Authentizität.....?! Ich habe das den Chefs jener Museen, in denen ich nicht barfuss arbeiten darf, auch schon gesagt, aber die sind auf dem Ohr leider taub. Für die gehört zu gepflegter Kleidung leider ein Paar Schuhe oder Sandalen. Es lohnt sich nicht, da Streit anfangen zu wollen, zumal ich dann eben Rekonstruktionen von Schuhen aus römischer Zeit anziehe, was in ein Römermuseum passt. Das interessiert die Leute, ich kann ihnen sehr glaubhaft versichern, dass die Legionäre wohl keine kalten Füsse hatten ;-)). Ich mache also einfach das Beste draus!
die Frage ist, weshalb bei manchen Leuten die nackten Füße mit einem Tabu belegt sind. Weil die Kritiker die öffentliche Barfüßigkeit Erwachsener für hemmungslosen Exhibitionismus, für asozial oder für geisteskrank halten?
Einige Kritiker wird es immer geben, damit muss man leben. Zum Beispiel ist bei allen noch so tollen YouTube Videos fast immer ein kleiner Prozentsatz "Daumen runter" dabei. Die Frage ist somit, wie die große Mehrheit reagiert. Ich glaube, wenn wir sauber und ordentlich sind, werden wir als Barfüßer meistens akzeptiert oder zumindest toleriert.
Ich hatte heute im Zug eine interessante Diskussion mit zwei sehr interessierten Damen, die mich auf meine nackten Füsse angesprochen haben. Ich brachte die Bigotterie aufs Tapet. Die eine Dame hatte eine gute Erklärung: gefärbte Haare sind häufiger als nackte Füsse in allen Lebenslagen, darum fallen wir einfach mehr auf und erregen Anstoss - alles, was der Mensch nicht kennt, wird erst mal mit Misstrauen beäugt...
Das wäre mir dazu jetzt auch eingefallen: Mit (bunt) gefärbten Haaren kann man doch heute niemanden mehr schocken, selbst wenn man es will - ähnlich ist es bei Tattoos.
Dazu kommt eben das, was hier schon angeschnitten wurde: Was der einzelne unter "ungepflegt" versteht, ist individuell extrem verschieden, nackte Füße haben vermutlich eine Tendenz, darunter zu fallen, weil es einen direkten Hautkontakt zum Boden gibt und die Füße dabei schmutzig werden. Dass Schuhe auch schmutzig werden, spielt dabei psychologisch gesehen keine Rolle, weil für die meisten ein entscheidender Unterschied zwischen Kleidung (die ja schützen soll und schmutzig werden "darf") und der nackten Haut ist.
Sobald es bei der Arbeit Kundenkontakt gibt, spielt es im Prinzip auch gar keine Rolle mnhr, was der Arbeitgeber persönlich von nackten Füßen hält, sondern nur noch, was er denkt, was die Kunden möglicherweise denken könnten. Und Sicherheitsvorschriften werden ja in der Regel nicht vom Arbeitgeber selbst gemacht, sondern er muss sie durchsetzen, sonst ist nämlich er dran, wenn wirklich mal was passieren sollte.
ich komme zur ursprünglichen Frage zurück (ist ja nicht unbedingt üblich, hier). Ich bin nur ohne Schuhe zu haben. Dafür habe ich Vorstellungsgespräche gerne im Herbst/Winter um gleich Klarheit zu schaffen zu können. Die Gedanken anderer Leute und Ihre Beweggründe sind mir egal. Wenn es besondere Arbeitssituationen gibt in denen meine Gesundheit gefährdet ist, ziehe ich die notwendige Sicherheitsausrüstung an. Da kommt auch mal ein Sicherheitsschuh, ein Schnittschutz- oder Gummistiefel zum Einsatz. Dafür habe ich meine Arbeit, Teile meines Freundeskreises und manches andere gewechselt, nur für mich.
Vermutlich sehen viele Leute (manchmal schnell eingewucherten) Fußsohlen-Dreck als unhygienisch und eklig an. Bei anderen Männern finde ich den Fußsohlen-Dreck auch eklig, bei mir selbst und bei Frauen nicht.
Ich denke, man muss unterscheiden zwischen einer "rationalen Hygiene", die vor nachweislich vorhandenen Krankheitserregern schützen soll, und einer "subjektiven Hygiene", die sich im Kopf der Menschen abspielt und die mehr mit einer gesellschaftlichen Prägung der Menschen auf das, was "eklig" usw. ist, zu tun hat.
Letztere mag zwar irrational sein, z.B. ist ja Staub/Erde an den Füßen grundsätzlich nicht gesundheitsschädlich, andererseits ist sie eben in den Köpfen der Menschen vorhanden und es wird danach gehandelt. Ich kann wohl im Einzelfall dagegen argumentieren, aber beim Gegenüber bleibt dann meist vermutlich ein Gefühl, dass das irgendwie eklig, unappetitlich, ungesund etc. ist. Dieses Gefühl entsteht ja nicht durch Nachdenken, sondern durch Prägung durch Erziehung und Einfluss der Gesellschaft (daher gibt es da auch Unterschiede zwischen Generationen und Kulturen). Und darum ist es auch so schwer, das wegzudiskutieren.
@Dieter: Bedeutet das, dass du anderen Männern das Barfußlaufen nicht zugestehen willst, sondern ausschließlich (!) Frauen und dir selbst?
Ich halte das thema dreck für überbewertet. Im büro nehmen die füße sowieso keinen sichtbaren schmutz an (das wird öfter gereinigt als die wohnungen vieler leute). Vielleicht bringen sie was vom weg zur arbeit mit, aber auch da bleibt bei mir selten was haften, das sich nicht am abtreter schnell entfernen lässt. Kommt natürlich aufs wetter an, bei regen sind füße sowieso viel sauberer als schuhe, in trockenen sommerstädten ist der feinstaub vielleicht an nackten fußsohlen sichtbarer als an schuhen (aber da diese in der regel am boden sind, auch nur selten sichtbar). Aber wer wechselt schon seine schuhe auf dem weg ins büro?
In öligen werkstätten (soweit arbeitssicherheitsrechtlich zulässig) werden wiederum nicht nur die füße schwarz, sondern auch die hände, da wird das aber auch eher akzeptiert ....
Und inwiefern ich nackte füße, ob sauber oder nicht, bei anderen toleriere, hängt sicher nicht von meiner sexuellen ausrichtung ab.
Zitat von tiptoe im Beitrag #12Ich halte das thema dreck für überbewertet. Im büro nehmen die füße sowieso keinen sichtbaren schmutz an (das wird öfter gereinigt als die wohnungen vieler leute). Vielleicht bringen sie was vom weg zur arbeit mit, aber auch da bleibt bei mir selten was haften, das sich nicht am abtreter schnell entfernen lässt.
Das Problem ist meiner Ansicht auch eher, was die Leute meinen / denken, sprich: Vorurteile.
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