Es darf sich glücklich schätzen, wer seine Angehörigen die im Alters-/ Pflegeheim leben oder im Sanatorium sind dort auch besuchen darf. In vielen Bundesländern gibt es eine Kontaktsperre. Die Angehörigen dürfen sich, wenn überhaupt, nur zu fest gelegten Zeiten einmal in der Woche sehen, oft nur durch eine Plexiglasscheibe.
Im Sommer war das noch etwas lockerer, deshalb riefen wir am vergangenen Dienstag sicherheitshalber im Stift an, wo wir eine alte Dame besuchen wollten. Alles kein Problem, Besuchszeiten täglich Vormittag und Nachmittag im Appartement.
Wie auch bei den letzten Besuchen kamen wir an diesem noch nicht arg kalten Herbsttag barfuss, setzten unsere speziellen Einweg-Masken auf, die von der Einrichtung vorgegeben waren, und betraten das Gebäude. An der Rezeption gab uns eine freundliche Pflegerin ein Formular zum Ausfüllen – Name, Anschrift und diverse Fragen um ein mögliches Ansteckungsrisiko zu erkennen. Zum Abschluss wurde noch die Oberflächentemperatur gemessen. Ich feixte ein bisschen, von wegen „fliegender Hitze“ und so ähnlich.
Nebenbei fragte ich die Pflegerin noch, ob ich auf die Besuchertoilette könne. Denn bei der alten Dame wollte ich das jetzt nicht unbedingt. Selbstverständlich, kein Problem. Die Pflegerin wies uns noch darauf hin, doch bitte nicht durchs Café zu gehen was wir dann auch taten. Wieder draussen, stürmte eine Frau auf uns zu: Was machen Sie denn da? Und noch dazu barfuss? Das geht ja gar nicht. Ich verwies darauf, dass wir uns an der Rezeption angemeldet haben, und dort auch barfuss ins Gebäude gelassen wurden und wir immer barfuss sind.
Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass die Pflegerin von der Rezeption kam, und die andere Frau, vermutlich zum Café gehörend ansprach. Lassen sie die beiden, das ist schon in Ordnung.
In der Etage wo die alte Dame wohnte fragten sie nur zu wem wir wollten. Ach, sie kennen ja den Weg... die Pflegerin kam mit, hallo Frau .... sie haben Besuch. Zu uns gewandt: bitte auf Abstand bleiben, und die Maske anlassen. Kein Wort zu unseren blossen Füssen. Warum auch? Über nackte Fußsohlen überträgt sich das Virus bestimmt nicht.
Ich staune über diese mir völlig unbekannte Toleranz. Bisher habe ich nur Leute kennen gelernt, die Barfüßigkeit, teilweise schon bei Kindern, als psychotisch erleben.
Wir haben es auch schon anders erlebt. In die Klinik (in meinem Bundesland), in der ein Freund jährlich eine dreiwöchige Reha verbringt ist barfuss etwas Unmögliches. Wir dürfen da noch nicht mal auf die Besuchertoilette, die sich im Foyer befindet, wo auch die Rezeption ist. Also fernab irgendwelcher Patienten. Die dortige Oberärztin hat sich mal aufgeführt wie ein Drache. Seitdem bringen wir unseren Freund nur noch bis vor die Eingangstür. Das Personal darf dann unseren Freund und das gesamte Gepäck und diverse medizinische Utensilien aufs Zimmer bringen. Haben sie sich selbst eingebrockt, die Zusatzarbeit.
Diese Klinik ist aber doch eher die Ausnahme. Vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass die meisten Ärzte früher beim Ost-Militär waren. Dort herrschten ziemlich rauhe Sitten.
Auch in einer anderen Klinik, wo unser Freund (noch vor der Pandemie) eine Reha hatte (wieder NRW) gab es keinerlei Probleme. Im Gegenteil. Die hatten dort Pflegenotstand und waren froh dass wir uns ein bisschen kümmerten.
Und da wo wir die alte Dame besuchten nahmen die Pflegerinnen auch wohlwollen zur Kenntnis, dass Besuch da war, welcher der Dame etwas Abwechslung in den sonst langweiligen Alltag brachte.
toller Bericht! Besonders Senioren sollten viel barfuß gehen. Schlimme Unfälle können so verhindert werden. Denn durch die Kräftigung des Fußes wird die Sturzgefahr wesentlich verringert.
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