Während meiner Arbeit für die Website "Barfuß in Russland" musste ich viele Artikel aus dem Deutschen übersetzen. Es war mir eine große Freude, den russischsprachigen Lesern deutsche Barfüßer und Barfüßerinnen vorzustellen. Die beiden folgenden Materialien mussten jedoch nicht übersetzt werden, da sie ursprünglich auf Russisch verfasst wurden. Dem deutschen Leser sind sie bisher verborgen geblieben, obwohl es dort um zwei deutsche Barfüßerinnen geht, die meiner Meinung nach zwei Hauptarten unserer Gleichgesinnten repräsentieren. Es wäre zu schade, wenn sie wegen der Sprache euch unbekannt bleiben.
Zuerst stelle ich euch einen Auszug aus dem im Februar 2015 im Internet veröffentlichten größeren Artikel «4. Februar 2015. Nulltemperatur in Düsseldorf“ http://mydusseldorf.squarespace.com/duss...vye-temperatury einer lokalen Stadtführerin, einer Russlanddeutschen Tatjana Schön vor, der mich beim Lesen oft schmunzeln ließ:
«...an diesem erstaunlichen (und für deutsche Winter ziemlich harten) Tag ist mir ein barfüßiges Mädchen aufgefallen, die sowohl in der Straßenbahn als auch auf der Straße komplett barfuß war.
Sie hat mich wirklich überrascht, muss ich gestehen. Eine Barfüßerin bei unserer "heftigen" Kälte (0 Grad). Ich stieg in den Straßenbahnwagen ein, und da saß sie ohne Schuhe und Strümpfe, in einer Pyjama-Flanellhose bis zu den Knien. Ein Bein kam dunkler rüber (es ist kein Stiefel). Ich habe geklickt, während sie etwas in ihrer "intelligenten Technik" geschrieben hat.
Dann stand sie auf und ging die Straße hinunter, ich fuhr weiter.
Ich bin ratlos.
Wir haben viele Abgehärtete hier. An diesem Morgen habe ich die Leute angeschaut und gedacht: naja, die tragen keine Mützen, während das Thermometer -2 zeigt. Manchmal treffe ich Leute (regelmäßig die gleichen Gesichter auf meiner Strecke) in Sommerklamotten (T-Shirts, kurze Ärmel, offener Bauch, keine Strümpfe in Sommerschuhen) im Winter auf der Straße, aber einer komplett barfüßigen begegne ich zum ersten Mal. Ich bedauere sogar, dass ich sie nicht gefragt habe, was das soll. Ein Mode-Freak etwa? Anscheinend friert sie überhaupt nicht. Aber ich schon. Obwohl ich mich warm angezogen habe und selbst barfuß im Schnee gehen kann (nach einem Bad und für eine kurze Zeit).
Seltsam sah dieses Mädchen aus, mit ihrem langer Zopf, nein, vielen Zöpfen. Übrigens, es ist heutzutage manchmal schwierig, das Geschlecht einer Person zu bestimmen (anhand Kleidung und Frisuren). Und dann noch diese Dreadlocks. Und die nicht ausreichende eigentliche Kleidung. Und diese Flanell-Kinderpyjamahose unter der Jacke. Seltsam ist sie auch, diese Hose. Ein Bein ist eng, das andere weit. Eine Modebegeisterte... Ich habe sie sofort als Mädchen identifiziert. Erst später habe jch mich gefragt warum. Ihre Füße und Hände sind sehr klein - weiblich, ja.
Ich kehre gedanklich zu dieser Episode zurück (wobei ich mich daran erinnere, wie ich im Sommer eine andere "Modebegeisterte" in Filzstiefeln gesehen habe) und hoffe, dass es ihr gut geht und sie satt ist. Heute habe ich mich mit Ärzten beraten. Sie erklärten, dass es eine solche Barfußbewegung gibt. Wahrscheinlich ist das Mädchen ihre Anhängerin. Sicher. Zu ungewöhnlich (und schade, dass sie ihre Füße strapaziert). Ich soll mich informieren, wie es mit dieser Lehre bei uns steht. Und ich kannte nur den mittelalterlichen Orden der Unbeschuhten Karmeliten. Und den barfüßigen heiligen Franziskus, von dem ich im Januar auf der Führung erzählt habe."
Ein weiterer Russlanddeutscher, der in Bonn lebende und für das Massmedium „Deutsche Welle" tätige Berufsjournalist Viktor Weitz, veröffentlichte am 3. März 2020 im Internet den Artikel „Warum geht eine deutsche Frau ohne Schuhe zur Arbeit?» https://www.dw.com/ru/%D0%BF%D0%BE%D1%87...0%B8/a-52610396, deren komplette Übersetzung ich nun euch gerne präsentiere.
„Ich begegne diesem Mädchen fast jeden Morgen im Zug auf dem Weg ins Büro. Sie ist immer barfuß – bei jedem Wetter. Und fast immer sehe ich, wie die Passagiere sie schief ansehen und Verwirrung in ihren Augen zum Ausdruck bringen. Ich habe mir die unbekannte Dame auch lange nur interessiert angeschaut, aber eines Tages war ich ganz nah bei ihr und habe mich entschlossen, mit ihr zu reden.
Barfuß bei jedem Wetter
Kerstin arbeitet für eine Computerfirma in Bonn. „Ich habe noch nie ein Interview gegeben und stehe nicht gerne im Mittelpunkt", erklärte sie ihren Wunsch, anonym zu bleiben.
Fürs Barfußlaufen hat sich Kerstin zufällig begeistert. Im Urlaub auf den Kanaren lernte sie eine Frau kennen, die ohne Schuhe überall ging. Kerstin beschloss, es auch zu versuchen. Es gefiel ihr so gut, dass sie ohne ihre Turnschuhe nach Hause zurückflog, obwohl draußen November war.
"Seit ich barfuß laufe, nehme ich meine Gesundheit viel ernster und höre sehr genau auf meinen Körper. Ich werde viel seltener krank", ist Kerstin überzeugt, mit dem Barfußlaufen ihr Immunsystem zu stärken. „Auch Ärzte raten dazu, öfter barfuß zu gehen", schmunzelt das Mädchen.
Allerdings spürte Kerstin schon lange keine besondere Begeisterung für Schuhe. Stöckelschuhe haben sie nie interessiert. Das bedeutet keineswegs, dass sie überhaupt keine Schuhe zu Hause hat. Es gibt sie natürlich, aber nur wenige Paare - auf jeden Fall. Was für ein Fall, entscheidet sie spontan oder situationsabhängig. Wenn zum Beispiel die Straße so matschig ist, dass man den Schlamm nicht mit einem Handtuch abwischen kann, dann trägt sie Gummistiefel. „Schnee ist in Köln so selten, dass ich fast den ganzen Winter barfuß laufe", betont sie. Das Mädchen will nicht überstürzen und nicht nach Sibirien fliegen, um dort barfuß zu gehen. „Alles muss ein Maß haben", ist sie sich sicher.
Ja, die Reaktionen von Leuten haben ihr früher viele Probleme bereitet. Aber mit der Zeit lernte sie, die überraschten Blicke, die Bemerkungen von Passanten und sogar das offene Gelächter im Hintergrund zu ignorieren. „Ich habe erlebt, was Intoleranz ist, aber ich habe gelernt, das zu akzeptieren", betont sie. Kerstin läuft nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern gerne barfuß. Das Mädchen wählt sorgfältig Routen für den Urlaub aus. Sie mag es nicht, wenn Leute mit dem Finger auf sie zeigen und lachen. „Heute ist es für mich genauso selbstverständlich wie für andere keine Handschuhe oder Mützen zu tragen", betont sie.
Ordentlich gespart
Auch Arbeitskollegen sahen Kerstin zunächst schief an, später gewöhnten sie sich aber an ihren Lebensstil. Barfuß kommt Kerstin auch zu Geschäftsterminen. Auch für Firmenfeiern macht sie keine Ausnahme. Sogar ihre nahen Verwandten waren dagegen, dass sie ohne Schuhe durch die Stadt geht. „Mama hat mir Angst gemacht, dass ich mir einen Pilz hole, der sehr schwer wegzubekommen ist. Ich laufe seit sechs Jahren barfuß - kein Pilz", zuckt Kerstin mit den Schultern.
Es gibt in Deutschland kein Gesetz gegen das Barfußlaufen auf öffentlichen Plätzen. Es kommt jedoch vor, dass Restaurants oder Clubs barfüßigen Besuchern den Zutritt verwehren. Es gilt als gefährlich, barfuß Auto zu fahren, obwohl es keine direkten Verbote gibt. „Ich fahre also barfuß Auto. In manchen Ländern ist es verboten, U-Bahn und Rolltreppen ohne Schuhe zu benutzen. Dann nehme ich ein Taxi oder leihe ein Fahrrad aus", klärt Kerstin auf.
„Tut es nicht weh, ohne Schuhe durch die Stadt zu laufen, weil man auf Steine und sogar auf Flaschenscherben treten kann?", fragte ich meine neue Bekannte. „Zuerst fühlte ich mich unwohl, aber dann habe ich mich daran gewöhnt. Jetzt nerven mich die Schuhe einfach! Ich schaue sehr genau unter meine Füße und versuche, gefährliche Stellen zu meiden. Die Füße sind zwar rauer geworden, aber ich pflege sie, genauso wie das Frauen machen, die Schuhe tragen. Die Straßen deutscher Städte sind ziemlich sauber, und ich habe immer ein Handtuch dabei, um mir bei Bedarf oder bevor ich ein Büro betrete, die Füße abzuwischen", erklärt Kerstin.
Völlig gleichgültig läuft Kerstin an den Vitrinen eleganter Damenschuhgeschäfte vorbei und freut sich, dass sie so einiges spart. „Das Geld gebe ich lieber für neue Reisen aus", verabschiedet sie sich und eilt an diesem kalten Morgen zur Arbeit."
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