gestern waren wir - Schönwetter nach einer Nacht Starkregen, also die Straßen frisch gewaschen - via Öffis im Konzert, "Missa Solemnis" von Beethoven gabs in einer Aufführung vom Bruckner Orchester Linz und dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn im Großen Musikvereinssaal (Wien).
Wir hatten gute Plätze und waren eine knappe Viertelstunde vor Konzertbeginn schon auf unseren Plätzen, als eine der ersten ... der Saal war noch ziemlich leer.
Eine sehr junge (Anfang 20?) Platzanweiserin kam an unsere Sitzreihe und fragte mich mit irritiertem Blick aber sehr freundlich "Entschuldigen Sie, aber wo haben Sie Ihre Schuhe?" - ebenfalls freundlich mit breitem Lächeln "Zu Hause müssten welche sein, ich hab hier keine" - "Oh - da muß ich meinen Chef fragen, ohne Schuhe ist wohl verboten" - "jaja, machen Sie nur" ... hab (natürlich) nix mehr von ihr gehört.
Das Konzert war wunderbar, alle Sätze in einem Zug, nach fast anderthalb Stunden und anhaltendem Applaus für die großartige Darbietung bin ich beim Rausgehen zu dieser jungen Dame und hab Sie gefragt: "Na, was hat Ihr Chef denn gemeint?" - "Es gibt keinen Grund, jemanden der barfuß ins Konzert kommt, daran zu hindern - es tut mir leid, aber die Situation war für mich sehr ungewöhnlich" ... tja, da hat sie was gelernt. Also: wenn jemand zufällig in Wien ist und in ein Konzert im Musikvereinssaal möchte, dann wissen mittlerweile auch die jungen Platzanweiser Bescheid :)
Anschließend waren wir - zu einer intimen Feier, meine Frau und ich hatten ein Jubiläum - im Gerstner gleich in der Nähe, auch in diesem "Nobelschuppen" zählt der Gast und nicht seine Fußbekleidung.
Sehr schön. Den Musikvereinssaal kenne ich von der anderen seite, da ich dort einmal als mitglied der Freiburger Domsingknaben im sopranchor auftrat (bei meinem ersten Wienbesuch in den 1980er jahren, also wirklich lange her und das auch noch offtopic in schuhen). Wird irgendeine Mozartmesse gewesen sein.
Samstag war ich im Radiokulturhaus Wien zu einem konzert des jungen komponisten Christoph Ressi im rahmen des Wienmodern-festivals (die eintrittskarte dazu hatte ich gewonnen). Waren die anderen besucher zur Missa Solemnis überwiegend in abendkleid und dunklem anzug? In der szene der neuen musik geht es etwas ungezwungener zu und hier hatte ich nie probleme. Vorher im MUMOK (Museum Moderner Kunst) und im Club U (Karlsplatz) zu einem weiteren konzert von Hannes Seidl sowieso nicht.
Doch, im MUMOK hat mich eine frau voll mitleid angesprochen. "Ach Sie ärmster, haben Sie Ihre Schuhe verloren? Es ist doch so kalt draußen!" Ich konnte sie lächelnd überzeugen, dass noch lange nicht winter ist und ich ohne viel besser zurechtkomme ...
Die Leute waren völlig gemischt gekleidet, einige auch wirklich "fein" wie für eine Abendvorstellung. "Im Schnitt" waren die Männer in etwa so gekleidet wie ich, also Hose/Sakko, manche sogar Krawatte (*würg*).
Ich hatte eine bequeme knöchellange (Barfüßer-Speziallänge) Hose, kurzärmeliges Hemd (mit langen Ärmeln würde ich durchdrehen) und Sakko ... wie hier im Bild
vor meiner alten Schule (die HAK1 jetzt aka VIENNA BUSINESS SCHOOL, nächstes Jahr feiern wir dort unser 50jähriges Maturajubiläum), die lag am Web vom Musikverein zum Gerstner Ecke Bösendorfer Straße/Akademiestraße. Das Bild (ich zeige nur den kleinen Ausschnitt, hat über 3MB, das ganze Haus ist da zu sehen) hat mir meine Frau soeben via Bluetooth transferiert, meine Füße sehen dort aus wie nach einem Besuch eines Kohlebergwerks, da hat der "Bilderalgorithums" in ihrem Samsung-Wischfon was falsch gerechnet, die waren genau so sauber wie ein paar Minuten davor beim Konzert, wären die so dreckig gewesen wie sie aussehen dann hätte ich beim Gerstner MÖGLICHERWEISE doch ein Problem gehabt.
So wie Deine Erfahrungen bisher waren - in Wien kümmert sich keine S.. ob jemand mit oder ohne Schuhwerk rumläuft, sich freundlich gebende Menschen sind in jeder Aufmachung herzlich willkommen.
Belvedere (alle drei häuser) ist eine ausnahme, da steht es sogar in der hausordnung. Insofern: "Hier darf ich das, ist schließlich nicht das Belvedere!"
Das war übrigens auch nicht immer so. Vor jahren gab es (ich glaube im oberen Belvedere) eine ausstellung zum thema Biedermeier, mit werken von Ferdinand Georg Waldmüller, der bekanntlich gern die barfuß gehende landbevölkerung des 19. jahrhunderts portraitierte; da fühlte ich mich gleich in guter gesellschaft. Und im 21er haus war ich schon öfters. Aber wenn sie mich nun nicht mehr wollen, hat Wien viel anderes zu bieten, da geht mir nicht viel ab.
Nach Jahren der Abstinenz, musste ich mich erstmal an die Akustik des Kammermusiksaals der Luxemburger Philharmonie wieder gewöhnen. Nach 'Liebesbotschaft' und 'Frühlingssehnsucht' kam mit 'Ständchen' der Durchbruch: Florian Boesch und Malcolm Martineau überzeugten mich vollends mit tief ergreifenden Liedinterpretationen. Nach dem wirkungsvollen Abschluss mit 'Atlas' brach stürmischer Applaus los, der Anlass gab zu mehreren Zugaben, darunter 'Die Taubenpost', und schließlich 'Heidenröslein', welches Florian mit pikantem Witz als Schlusslied vortrug. Ein sehr erfolgreiches Rezital der beiden hochtalentierten Künstler! Leider gab es keine Möglichkeit, die beiden danach noch zu treffen, ein kleiner Wermutstropfen. Ich war übrigens barfuß auf meinem Platz, was Florian vielleicht sogar sehen konnte, da ich in der 6. Reihe auf Platz 6 ziemlich exponiert am rechten Rand des linken Sitzplatzblocks saß, von wo aus ich dieses Foto schoss 👣: lustigerweise scheint Florian dort in die Tasten greifen zu wollen, währen Malcolm zu singen scheint . Aber das war in Wirklichkeit zwischen zwei Liedern, als der österreichische Bassbariton in perfektem Französisch eine Bekanntmachung machte:
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