Hallo Leute,
am gestrigen Sonntag war mal wieder der alljährliche Hochgratlauf südlich von Oberstaufen (zum Gemeindegebiet Oberstaufen gehörend).
Mit 1833 m über dem Meer ist dert Hochgrat schon fast ein "Hochgebirgs-Berg", wenn man "Hochgebirge" so definiert wie ich es im Erdkunde-Unterricht gehört habe: Mindestens 2000 m über dem Meer. Der Hochgrat ist gewisser Weise der Wächter des West-Allgäus, das landschaftliche Wahrzeichen des Westallgäus: Von Lindenberg und Wangen aus kann man ihn mächtig und deutlich sehen. Die 2600 m hohen Allgäuer Hochalpen, noch 800 m höher als der Hochgrat, sind vom Westallgäu aus unsichtbar.
Der Hochgrat gehört gewisser Weise sowohl zum Oberallgäu (Immenstadt, Sonthofen, Hindelang, Oberstdorf) als auch zum Westallgäu. Die zugehörige Gemeinde Oberstaufen liegt noch im Landkreis Oberallgäu, hat aber schon etliche Kulturelle Verbindungen zum Westallgäu mit den Landkreisen Lindau und Ravensburg.
Jetzt aber endlich zum Barfuss-Sport-Event heute. Ich hatte am heutigen Sonntag nicht eine Minute Schuhe an, also auch die 24,5 km Fahrrad-Anfahrt zum Startpunkt an der Hochgratbahn-Talstation machte ich barfuss auf dem Fahrrad. Hatte aber auf dem Gepäckträger sicherheitshalber Sandalen dabei, weil ich mir nicht sicher war, ob ich am Heimweg auf dem Fahrrad diese Schuhe doch brauchen würde - wegen der langen und steilen Straßen-Bergabfahrt von oberhalb Steibis bis ins Weissach-Tal unterhalb Oberstaufen zurück. Im Falle eines Totalausfalles beider Fahrradbremsen bräuchte man nämlich Schuhe, mit denen man eine Notbremsung auf dem Asphalt schleifend machen kann. Ich bin dann aber doch dem Beispiel Michael aus Zofingens folgend auch bergab am Heimweg barfuß geradelt, zur Sicherheit aber steil bergab nur 13 bis 18 km/h langsam geschlichen, um bei Bremsen-Ausfall noch einen halbwegs heilen Not-Abstieg machen zu können. Also machte ich im Rahmen des Hochgratlaufes heute 2 mal 24,5 km Barfuss-Radtour, also insgesamt 49 km Radtour.
Ein lustiges kurzes Gespräch hatte ich auf der Anfahrt am Ortseingang von Steibis. Ich quälte mich die lange steile Straße nach Steibis bergauf und von hinten überholte mich ein Radsportler. Dem sagte ich dann einen meiner frechen Standard-Sprüche: "Wenn Du erst einmal so alt bist wie ich schon lange aussehe, dann bist Du auch nicht mehr so fit!" Und wisst Ihr was der andere Radsportler darauf antwortete? Er sagte, er sei 65 Jahre alt! Leute, ich bin 48, der 65-jährige ist 17 Jahre älter und (auf dem Fahrrad) trotzdem deutlich fitter! Kurz vorweg berichtet zum anschließenden Hochgratlauf: 2 Frauen in der Altersklasse zwischen 60 und 64 Jahren liefen auch mit - beide waren schneller als ich!
Dann schließlich war Start des Hochgrat-Berglaufes, nicht bis zum Hochgrat-Gipfel, nur bis zur Bergstation der Hochgrat-Seilbahn geht dieser Berglauf. Wenigstens war ich der einzige in der Barfuß-Wertung - Martl Jung habe ich diesmal nicht vorher gefragt, ob er da mitmachen will. Der Hochgratlauf ist nämlich vom Weg her gesehen weit weniger schön als der Wallberglauf am 01. Mai, bei dem Martl mitgelaufen ist. Ausserdem ist der Hochgratlauf für Martl eine deutlich weitere Anfahrt als es der Wallbergtlauf war. Vor allem aber wollte ich mir bei meiner krotten-schlechten Fitness heute keine Konkurrenz in der "Barfuss-Wertung" an Land ziehen.
Im Vorjahr 2009 brauchte ich zum ersten Mal über 1 Stunde beim Hochgratlauf mit 1:00:58 h, heute war ich noch einmal deutlich langsamer mit 1:03:47 h. Von 44 Männern M45 im Alter zwischen 45 und 49 Jahren war ich der vorletzte, der 43.. Ein einziger Mann in meiner Altersklasse hatte noch den Anstand hinter mir zu bleiben. Von allen 214 Frauen und Männern war ich der 202.. Zum Vergleich mit meiner eigenen früheren Kondition: Mein schnellster Beschuht-Hochgratlauf war 1998 mit 43:31 Minuten, meine beste Barfuss-Leistung war 2002 mit 44:21 Minuten nur 50 Sekunden hinter meiner eigenen Beschuht-Bestzeit.
Na ja, zum Jammern wegen meiner Mangel-Leistung habe ich kein Recht, ich weiss ja woher es kommt. Jedenfalls nicht vom gesegneten Alter mit 48 Jahren - nicht umsonst liefen mir sogar die beiden Altersklasse-60-Frauen noch davon. Die Stichworte heissen bei mir schon seit Jahren: Fressen, Saufen und sehr wenig Trainieren. Um bei einem Berglauf im Mittelfeld mithalten zu können, muss man echt heftig und intensiv trainieren - wie ich es bis vielleicht 2005 noch gemacht habe.
Ein anderer Läufer hatte ein Lauf-Shirt an, das sehr humorvoll zum Ausdruck brachte was ein Berglauf ist. Auf dem Rücken seines Shirts stand folgender Schriftzug: "Tschüss Wellnes, jetzt geht's ans Eingemachte!"
Noch etwas hatte ich gestern empfunden: Von den 6 km Aufstiegs-Strecke sind die ersten 2 km Asphalt. Die restlichen 4 km sind ein teilweise extremer Schotter-Weg. Und diesen Schotterweg empfand ich gestern als schmerzhafter als ich ihn aus früheren Jahren in Erinnerung habe. Entweder ich habe heuer zu wenig Schotter-Resistenz trainiert oder in den früheren Jahren war ich wegen meiner etwas besseren damaligen Mittelfeld-Leistung so euphorisiert dass ich den Schmerz damals kaum wahrgenommen hatte. Ich habe noch vergessen zu erwähnen was ich gestern noch unsportliches machte: Bergab vom Berglauf-Ziel zum Fahrrad fuhr ich diesmal wieder mit der Seilbahn – in früheren Jahren hatte ich das auch manchmal zu Fuß gemacht.
Alles in Allem war das gestern wieder ein schönes Erlebnis beim Sport in der Natur und ein gutes und intensives Training. Hier verlinke ich Euch noch mal die Veranstalter-Homepage:
http://www.hochgratlauf.de/
Am Samstag den 25. September 2010 startet in Immenstadt der sogenannte "Mittag-Extremberglauf". Der hat zwar nur rund 655 Höhenmeter (obwohl der Veranstalter 700 Höhenmeter behauptet), ist aber aufgrund des sehr steilen Aufstieges teilweise durch schlammige Hochgemüse-Wege relativ "extrem". Und bei diesem Mittag-Berglauf in Immenstadt hoffe ich sehr, dass diesmal auch der Martl Jung terminlich mitlaufen kann.
Konditions-schwache und trotzdem sport-begeisterte Barfuss-Grüße,
Euer Karl Heinz Haidlas
Homepage: http://www.allgaeuyeti.de/