Hobby-Barfuß-Renaissance-Forum

ein kleines demokratisches Forum für Leute, die gerne barfuß laufen





#1

Letzter Sommertag in Basel?

in Barfuß und Leben 09.10.2010 22:43
von Michael aus Zofingen | 764 Beiträge | 443 Punkte

Ich will wirklich nicht meckern mit dem Wetter. Letzten Sonntag konnte ich noch bei bestem Sonnenschein in der Aare baden. Aber von Tag zu Tag nahm der Nebel im Zofinger Raum zu. Als ich heute Morgen kurz vor 8 Uhr bei Nebel zum Einkaufen fuhr, in blauem Träger-T-Shirt, kurzen Hosen und barfuß, war ich der einzige. Kurz nach 9 Uhr machte ich mich erneut in selbiger Kleidung auf den Weg mit dem Velo, und zwar in Richtung Hauensteinpaß, in der Hoffnung, daß es nördlich des Juras sonnig sein würde.

Und in der Tat wurde es nördlich des Juras besser mit dem Wetter, ab Sissach war es richtig sonnig, ich mußte das blaue T-Shirt durch ein weniger bedeckungsreiches weißes ersetzen. Als ich durch die Altstadt von Liestal kam, sah ich schon einige wenige Leute mit Sandalen ohne Socken oder in kurzen Hosen, manche Frauen oftmals unten herum recht winterlich gehüllt. So erreichte ich Basel. Ich radelte durch die Innenstadt, vorbei am Badischen Bahnhof bis zum Ufer der Wiese, wo ich erst einmal eine Pause zum Essen machte (und das T-Shirt in die Tasche verbannte).

Als ich mich wieder auf den Weg machte, kam mir ein langhaariger Mann entgegen, mit langen Hosen, fetten Schuhen und mit nacktem, braungebranntem Oberkörper. Wenn er barfuß gewesen wäre und einen puterroten Oberkörper gehabt hätte, hätte ich ihn möglicherweise mit jemand anderem verwechselt.

Ich radelte nach Kleinhüningen und weiter nach Weil, wo zumindest auf Schweizer Gebiet bereits die Spuren einer neuen Offtopic-Verbindung zu erkennen sind. Dann ging es weiter über die Dreiländerbrücke nach Frankreich, hier überholte ich eine Familie, die Töchter waren becroct in Kombination mit Sokkenlosigkeitvortäuschsokken und 7/8-Hosen. Eine der Töchter rief: "Der Mann ist barfuß, der erkältet sich doch!"

Nach dem Überqueren des Rheins radelte ich wieder nach Basel. Die Innenstadt war voll von Leuten, und längst nicht alle Leute trugen die Kleidung, die der Kalender befahl. Meine Aufmachung fiel wohl dort auch nicht so sehr auf. Im Bereich der Elisabethenkirche und des Tingueli-Brunnens lagen im Treppenbereich etliche Scherben, dort, wo ich mein Velo hinunterschieben wollte, aber sowohl meine Füße, als auch die Reifen meines Velos blieben unbeschadet.

Ich erreichte den Barfüßerplatz, als ein Junge rief: "Wieso trägt der Mann keine Schuhe?" Der Vater antwortete: "Weil hier der Barfüßerplatz ist!" Ich gelangte zur Münsterplattform, von wo ich einen Blick auf den Rhein hatte. Der Fährmann der Münsterfähre war barfuß und trug eine lange Hose und ein rotes Muskelshirt.

Ich begab mich darauf zum Rheinufer nahe der Mittleren Brücke, wo ich mich längere Zeit aufhielt. Hier hielten sich einige Sonnenhungrige auf, manch ein allzu winterliches Kleidungsstück wurde zumindest vorübergehend abgelegt, darunter auch Schuhe. Ein Mann ging am Rheinufer entlang in Richtung Osten (später überholte ich ihn wieder, da ich barfuß schneller Velo fahren kann als er barfuß gehen). Er trug lediglich eine kurze Hose, sonst nichts, nicht einmal Schuhe, auch keine Tasche. Dieser Mann war im Gegensatz zu mir ECHT minimalbekleidet.

Nachdem ich den Rhein hinter mir gelassen hatte, war es nicht etwa plötzlich vorbei mit "nicht-kalenderkonformer Kleidung". So überholte ich in Birsfelden einen Radfahrer, der kurze Hosen, einen langärmeligen Pullover und Fivefingers an den Füßen trug. In Muttenz saß ein Mann im Schottenrock, Kniestrümpfen und fetten Halbschuhen an einer Haltestelle der Offtopic-Linie 14 auf. In Frenkendorf waren im Abstand von ca. hundert Metern auf Privatgrundstücken eine barfüßige belanghoste Frau und ein bekurzhoster barfüßiger Mann zu sehen. In Thürnen (mittlerweile hatte ich mein weißes T-Shirt wieder an, da die Sonne hinter Wolken verschwunden war) kam ich an Wohnblocks vorbei, wo zwei kleine (allerdings nicht übermäßig magere) Mädchen in kurzen (oder zumindest annähernd kurzen) Hosen und in Sandalen ohne Socken vor dem Haus spielten. Eines fragte: „Ist es nicht zu kalt?“ Etwa hundert Meter weiter überholte ich zwei weibliche Teenager in sehr bedeckter Kleidung und fetten Winterstiefeln, sie riefen: „Sportlich!“

Ich überquerte den Hauensteinpaß, und prompt war es ein paar Grad kühler. In rasanter Fahrt ging es bergab Richtung Olten. In Olten wurde ich gleich dreimal gefragt, ob es nicht zu kalt sei. Vermutlich hat im Raum Olten-Zofingen den ganzen Tag die graue Nebelsuppe das Zepter in der Hand gehabt, und deswegen wirkten wohl unbeschuhte Füße, unbelanghoste Beine und unbejakkte Oberkörper etwas außergewöhnlich. Aber zumindest hat kein bünzliger Füdlibürger die Polizeischergen gerufen (oder haben die mich nur nicht erwischt?). Ein schöner (Sommer?)tag ging zu Ende, der letzte?

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


nach oben

#2

RE: Letzter Sommertag in Basel?

in Barfuß und Leben 10.10.2010 00:11
von Markus U. | 1.958 Beiträge | 794 Punkte

Hi Michael,

das war mal wieder ein richtig toller, originell geschriebener Bericht!

Zitat von Michael aus Zofingen
...becroct in Kombination mit Sokkenlosigkeitvortäuschsokken...



Herrlicher Ausdruck, muß ich mir unbedingt merken.

Zitat von Michael aus Zofingen
Der Fährmann der Münsterfähre war barfuß und trug eine lange Hose und ein rotes Muskelshirt.



Hier habe ich keinen Durchblick. Ist dieser Fährmann nur zeitweise barfuß, oder ist der beschuhte Fährmann, der in anderen Berichten erwähnt worden ist, ein Kollege?

Zitat von Michael aus Zofingen
Ein Mann ging am Rheinufer entlang in Richtung Osten (später überholte ich ihn wieder, da ich barfuß schneller Velo fahren kann als er barfuß gehen). Er trug lediglich eine kurze Hose, sonst nichts, nicht einmal Schuhe, auch keine Tasche. Dieser Mann war im Gegensatz zu mir ECHT minimalbekleidet.



Im Oktober und in der Stadt ein echt seltener Anblick! Und Menschen, die in der Schweiz draußen in der Öffentlichkeit noch minimalistischer bekleidet als Du rumlaufen, dürften besonders selten vorkommen.

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.


nach oben

#3

Fährmann in Basel

in Barfuß und Leben 10.10.2010 09:13
von Michael aus Zofingen | 764 Beiträge | 443 Punkte

Hallo Markus!

Zitat von Markus U.


Zitat von Michael aus Zofingen
Der Fährmann der Münsterfähre war barfuß und trug eine lange Hose und ein rotes Muskelshirt.



Hier habe ich keinen Durchblick. Ist dieser Fährmann nur zeitweise barfuß, oder ist der beschuhte Fährmann, der in anderen Berichten erwähnt worden ist, ein Kollege?




In Basel gibt es mehrere dieser typischen Rheinfähren, die an einem hoch über dem "Bach" (so sagt der Basler) gespannten Seil hängen und lediglich durch sie Strömung des Wassers angetrieben werden. Die Namen der Fähren stromabwärts: St.-Alban-Fähre, Münsterfähre, Klingenthalfähre, Uelifähre. In meinen früheren Berichten war immer von der Münsterfähre die Rede, denn nur dort habe ich jemals einen barfüßigen "Ferima" gesehen. Es handelt sich dabei um Jacques Thurneysen, der einem alten Schweizer Geschlecht angehört. Er ist oft barfuß auf der Fähre, aber nicht immer. An richtig heißen Tagen trägt er dazu eine kurze Hose und ein Muskelshirt, an kälteren eine lange Hose und einen Wollpullover, den er selber gestrickt hat (er strickt nämlich auf der Fähre, wenn gerade keine Fahrgäste da sind).
Demnach war gestern nicht allzu heißes, aber auch nicht allzu kaltes Wetter. Ich habe ihn auch schon mal am Allerheiligen in Sandalen (ohne Socken) gesehen, im April mit fetten Schuhen, aber auch im Dezember barfuß (dabei war es an jenem Dezembertag deutlich kälter als an den anderen Tagen. Manchmal bediente die Münsterfähre auch ein anderer Fährmann.


Zitat von Markus U.

Zitat von Michael aus Zofingen
Ein Mann ging am Rheinufer entlang in Richtung Osten (später überholte ich ihn wieder, da ich barfuß schneller Velo fahren kann als er barfuß gehen). Er trug lediglich eine kurze Hose, sonst nichts, nicht einmal Schuhe, auch keine Tasche. Dieser Mann war im Gegensatz zu mir ECHT minimalbekleidet.



Im Oktober und in der Stadt ein echt seltener Anblick! Und Menschen, die in der Schweiz draußen in der Öffentlichkeit noch minimalistischer bekleidet als Du rumlaufen, dürften besonders selten vorkommen.




Der Mann war in Basel etwa gleich minimalistisch gekleidet als ich (ich habe die Längen der Hosen nicht nachgemessen). Aber er war deswegen "echt" minimalbekleidet, weil er keine Tasche dabei, wo er hätte wärmere Kleidung transportieren können. Ich dagegen hatte meine Oberkörperbekleidung in der Packtasche meines Velos. Ohne Oberbekleidung wäre es mir zu kalt geworden. Wie lange der Mann derart minimalistisch gekleidet war, kann ich nicht sagen. Vielleicht wohnt er ja in der Nähe des Rheins, oder er hatte sein 4rad irgendwo stehen. Oder wollte er etwa im Rhein baden und ist stromaufwärts gegangen, um sich zurücktreiben zu lassen. Seine kurze Hose hätte sich durchaus als Badehose eignen können. Wer in Basel im Rhein badet, muß entweder nasse (Bade-)Hosensäume oder Ärger mit den Bullen in Kauf nehmen


Barfüßige Herbstgrüße,
Michael aus Zofingen


nach oben

Wir brauchen Deine Hilfe!

Hallo !

Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir.

Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterstützen möchtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen, den weiteren Betrieb zu finanzieren.

Deine Spende hilft!

Spendenziel: 84€
54%
 



Besucher
0 Mitglieder und 2 Gäste sind Online

Besucherzähler
Heute waren 55 Gäste und 3 Mitglieder online.

Forum Statistiken
Das Forum hat 3991 Themen und 26020 Beiträge.

Heute waren 3 Mitglieder Online:


Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen