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Hobby-Barfuß-Renaissance-Forum

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Dieses Thema hat 9 Antworten
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 Barfuß und Leben
eisbaer55 Offline




Beiträge: 313
Punkte: 109

05.08.2019 23:24
Trainingszustand und Laufverhalten Zitat · Antworten

Liebe Foristi,

liebe Kerstin - vielen Dank für Dein herzliches Willkommen!

Habt Ihr hier auch die unterschiedlichen Ansichten zu "wie geht man richtig barfuß"? Drüben im Gelben gabs auch immer wieder ein Hin und Her zwischen "es gibt nur Ballengang als einzig richtige Art sich barfuß fortzubewegen" und "völlig verkopft, die Füße finden ihren Weg, laß sie laufen".

Meiner Meinung nach wird aber immer wieder der Fehler gemacht, Äpfel mit Birnen zu vergleichen - also die unterschiedlichen Trainingszustände von Gelegenheitsbarfüßern (denen z.B. im Beruf die Gelegenheiten fehlen), Spaßbarfüßern (die nur wenns sehr warm ist und am Strand etc.) und solchen die barfuß leben - also Schuhe nur dann tragen, wenn es absolut nicht anders geht ohne körperlichen Schaden zu nehmen (extreme Kälte, Hitze).

Es macht schon einen Unterschied, ob jemand der einen optimalen Polster unter der Ferse hat oder ein Spaßbarfüßer z.B. einen Halbmarathon auch über die Ferse läuft weil der Soleus-Muskel die Belastung einfach alleine nicht schafft um nur über den Vorfuß ohne Ferse zu laufen ... das predigen wiederum diejenigen, die "poch-poch-poch" das im Kopf zu spüren ist für des Teufels halten (etwas griffig formuliert) weil es ein Zeichen dafür sei, daß grade Knie und Hüfte zerstört werden; was sicher für jemanden zutrifft, der eben keine Polsterung unter der Ferse hat und die Stöße wirklich ungefiltert auf die Gelenke kriegt.

Bei div. Tests mit Probanden auf Laufbändern und Druckmeßplatten werden zumeist ONSe (Otto Normal Schuhträger) eingesetzt um den Unterschied "beschuht" und "barfuß" darzustellen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so einen Test gesehen zu haben wo ein Dauerbarfüßer als Proband diente ... das wär doch interessant!

Wie ist da Eure Erfahrung?

Neugierige Grüße aus Wien
Wolfgang


Montanara Offline




Beiträge: 578
Punkte: 67

06.08.2019 09:24
#2 RE: Trainingszustand und Laufverhalten Zitat · Antworten

Meine Erfahrung:
Im Gelben wird nicht gepredigt😉 und es gibt keinen einzig wahren Gang, nur jenen, der zu der jeweiligen Person passt und sich für diese gut anfühlt.Ich finde, Stefan Heisel hat das sehr schön in seinem Blog ballengang.de beschrieben, der Aufsatz steht allerdings nicht zuoberst. Sehr unpolemisch und individuell - und genauso nehme ich es auch selber wahr.
Ich selber habe die Hilfe zweier Ballengangtrainer in Anspruch genommen, weil ich sehr viel barfuss gehe und das auch über happige Untergründe. Ich fühlte, wenn ich die Füsse einfach gehen liess, fühlte es sich schlecht an, ich stiess mich immer an denselben Stellen und raspelte mir regelrecht die Haut runter. Das KONNTE nicht gut sein. Zudem habe ich Fehlstellungen und muss daher aufpassen, mir nichts falsches anzueignen. Ich habe festgestellt, wenn ich im Ballengang gehe, ist es am fussschonendsten und auch lange Wanderungen auf ungeeignetem Boden sind möglich. Das muss nicht für alle gelten. Und Achtung: Ballengang ist NICHT blosses Auftreten mit Ballen! Im Ballengang kann man prima über die Fersen gehen (und muss das je nach Gelände auch tun), ebenso wie man im Fersengang gehend auch mit den Ballen zuerst auftreten kann. Ballengang macht sich eben nicht daran fest, wie man auftritt, sondern von wo der Bewegungsimpuls ausgeht. Und das musste ich erst wieder lernen, weil ich als Hundehalterin eines sehr agilen Hundes eben sehr viel barfuss gehe, und weil die Wege hier fast ausschliesslich aus scharfkantigem Schotter bestehen, zudem bin ich auch öfter mal in den Alpen. Mein alter Gehstil war einfach viel zu abrasiv und schädlich für die Haut meiner Sohlen, ich musste was unternehmen. Jemand, der nicht wie ich jeden Tag mindestens zwei Stunden über scharfkantigen Kalkschotter gehen muss (was anderes gibt es hier echt nicht!) und nicht so viel auch in alpinem Gelände unterwegs ist, braucht womöglich keine Unterstützung und lernt es irgendwann von selber. Auch das beschreibt Stefan in seinem Aufsatz sehr differenziert, wie sehr alte Bewegungsmuster sich einschleichen können und warum manche Menschen bei einer Umstellung mehr Mühe haben als andere.
Deine These, dass es einen Unterschied macht, ob man dauernd barfuss lebt, oder ob man berufehalber gezwungen ist, Schuhe zu tragen, hätte ich bis vor zwei Wochen unterschrieben. Unser diesjähriges Trekking in der Franche-Comté hat mich aber eines Besseren gelehrt.
Von einigen früheren Wanderungen her wusste ich, dass mich schöne Böden erwarten würden, und freute mich sehr auf das Barfusstrekking. Ich nahm mir daher vor, meinen Barfussanteil von den üblichen 60-70% während eines Trekkings steigern zu können und möglichst viel barfuss zu gehen. Auch habe ich mein Rucksackgewicht noch weiter reduzieren können. Aber - die Hitze hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, Ich war gezwungen, mehrheitlich in Minimalschuhen zu gehen, ich bin höchstens zu 40% barfuss gewesen😢. Allerdings ist das auch kein Kinderspiel, mit nur 3 mm Sohlen über dortige Schotterwege zu gehen!
Was waren die Gründe? Ich bin ja bekannterweise hart im Nehmen und bewältige auch anspruchsvolle Bergwanderungen ohne Probleme barfuss. Ich habe in diesen heissen Tagen allerdings echt dazugelernt.
Erkenntnis Nummer 1: Die Hitze. In der Franche-Comté war alles extrem trocken, noch viel schlimmer als hierzulande und vor einem Jahr in der Eifel. Die Böden waren beinhart und dieselben Wege, wie ich sie noch vor wenigen Wochen mit Genuss gegangen war, fühlten sich beinahe an wie Schotterwegen. Harter Boden, drauf Buchecker, Ästchen usw. - nach spätestens 2 Stunden merkte ich, es wird meinen Sohlen zu viel. Ohne 10 Kilo Rucksack wäre es ja bestimmt länger gegangen und für einen Tag mag das ja gehen, aber wenn man über eine Woche jeden Tag mindestens 20 Kilometer mit Gepäck geht - das ist dann schon eine andere Kategorie! Zudem reagiert meine Narbe in der rechten Balle auf Unebenheiten sehr stark mit Schmerzen. Die Wiesen, in die ich normalerweise gern ausweiche, wenn ich auf Schotterpisten treffe, bez. deren Mittelstreifen, waren sehr hart und krümelig, alles abgedörrt und sehr stachelig und dornig. Das heisst, ich hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera. Barfuss auch mit bestem Willen kein Genuss, und alle paar Minuten wieder Splitter aus der Haut pulen..... vorwärts kommen möchte man ja auch noch. Selbst mt den Minimalschuhen war es echt kein Kinderspiel, über diese völlig ausgetrockneten Wiesen zu gehen. Der Asphalt war teilweise so heiss, dass es mir selbst mit meinen Minimalschuhen mit 3 mm Sohlen zu heiss war!😳 - In der letzten Nacht auf dem Trail hat es zweimal stark geregnet: und plötzlich waren die Böden wieder genussvoll zu gehen, die gemähten Wiesen weich und angenehm. Die Stoppeln waren durch den Regen aufgeweicht und die Böden zwar noch hart, aber nicht mehr so extrem wie zuvor. Ich konnte die gesamte Schlussetappe problemlos barfuss gehen und habe das natürlich sehr genossen. Ich hätte nie gedacht, wie sehr mir die extreme Hitze in dieser Art derart zusetzen könnte!
Erkenntnis Nummer 2: Bei der extremen Hitze der vorletzten Woche schwitzte ich immer merklich weniger, wenn ich barfuss sein konnte. Meine Füsse sind offensichtlich eine Klimaanlage für meinen Körper. Schon nur die Minimalschuhe, bei denen der Fuss ziemlich frei bleibt, waren zu viel und liessen mich mehr schwitzen. Aber die Bodenbedingungen liessen es leider einfach wenig zu, barfuss zu wandern.
Fazit: Deine Theorie mag für die meisten Leute zutreffen, aber nicht für trekkende Barfüssige unter extremen Bedingungen.
Und zu guter letzt finde es verfehlt, Barfüssige einzuteilen in „nur Barfuss“, „Genussbarfüssige“ usw. Jede*r hat seine Gründe, warum er oder sie mal was über die Füsse zieht, und das ist zu respektieren. Und manchmal lassen es die Umweltbedingungen selbst einer hartgesottenen Barfüsserin einfach nicht zu, dauerhaft barfuss zu gehen. Auch das ist zu akzeptieren - glaub mir, war nicht einfach. Klar, um seine Grenzen zu erweitern, muss man auch daran rütteln und nicht gleich bei jeder Widrigkeit die Sandalen rausholen, man muss auch mal auf die Zähne beissen - aber Barfuss ist für mich grundsätzlich etwas Schönes, Genussvolles und darf nicht zum Martyrium ausarten.

Liebe Grüsse
Dorothea


Lebenskünstler Offline

Admin


Beiträge: 1.216
Punkte: 223

06.08.2019 09:53
#3 RE: Trainingszustand und Laufverhalten Zitat · Antworten

Mein Hund war Ballengänger, und dem hat es auch keiner beigebracht, wie er richtig zu laufen hat.

Das wäre jetzt ein Argument dafür, dass jedes Lebewesen, also auch der Mensch aus seinem Instinkt heraus die richtigen Bewegungsabläufe lernt. Abgesehen davon dass meine Hunde alle Vierbeiner waren: so einfach ist es nicht.

Kinder im Lauflernalter, die zumindest zu Hause, und in den wärmeren Monaten im Freien mit ihren ersten Schritten barfuss die Welt entdecken, haben es deutlich leichter für sich einen natürlichen Gang zu entdecken. Kinder denen sogenannte Lauflernschuhe verpasst werden weil es "schick" ist, oder in festen Winterstiefeln aus der Notwendigkeit heraus haben es da schon schwerer. Bei Temperaturen um minus 15 – 20 Grad, wie es sie Ende Februar 1993 hatte wird kein verantwortlicher Elternteil die Kleinen barfuss rausschicken. (zu dem Zeitpunkt eroberte einer der Meinen die Welt auf zwei Beinen) In steifem Schuhwerk treten die Kleinen schon mal mit der ganzen Sohle auf, längerfristig bestimmt nicht unbedingt das Gesündeste.

Wenn keiner dem Kind Vorschriften macht, entdeckt jedes für sich individuell wie es sich am besten fortbewegt. Auf ebenem weichen Boden mit den Fersen zuerst, oder auf Anstiegen, noch dazu wenn sie etwas uneben sind mit den Ballen zuerst. Da kann ich jetzt nur für mich selber sprechen, denn ich habe nicht "den" individuellen Gang, sondern passe mich der Umgebung, und auch tatsächlich dem persönlichen Wohlbefinden an.

Vor über 40 Jahren war ich ein begnadeter Geländeläufer, und bekam als sich herausstellte ich bleibe dabei auch mal Spikes verpasst. Die meinen waren speziell für Mittel- und Langstreckler, also sehr leicht und flexibel. Es war eher wie eine zweite Haut über dem Fuss, mit 6 Gewinden am Vorfuss wo je nach Boden verschiedene Dornen eingeschraubt wurden. (Kunststoffbahn 3 mm, Waldlauf 9 bis 12) .

So richtig hat sich mir der Sinn dieser Dinger nicht erschlossen. Waldläufe hatte ich vorher auch schon barfuss absolviert, und da einen hervorragenden Halt. Bei schwierigem Gelände, z.B. nassem (aber nicht glitschigem) Boden war ich deutlich im Vorteil, konnte ich mich doch mit den Zehen in den Boden einkrallen. Auch hier: auf ebener Erde Ferse zuerst, bei Anstieg und bei Gefälle Vorfuss zuerst. Auf Buckelpisten (auch die gab es beim Geländelauf) ebenfalls mit dem Vorfuss zuerst.

Heute – bin ich 40 Jahre älter. Bei Müdigkeit und Gliederreissen Fersengang, frisch nach dem ersten Morgenkaffee oder beschwingt weil Amor mir einen Pfeil geschickt hat auf den Ballen unterwegs. Manchmal ohne Bodenkontakt mit den Fersen.

Neben dem allgemeinen Trainingszustand spielt das eigene Körpergewicht eine nicht unerhebliche Rolle. Als Geländeläufer brachte ich höchstens 45 Kilo auf die Waage, heute fast das Doppelte. Dementsprechend hat sich auch mein Gang verändert. Federleicht doch überwiegend mit dem Ballen zuerst, jetzt als Mittelschwergewicht tue ich mich mit dem Fersengang (ausser bei Anstieg / Gefälle) deutlich leichter.

Ach ja, die Tests mit den Laufbändern – C&ONs und BF. (C&ONs = Conchita & Otto NormalschuhträgerInnen) gegen Barfuss..

Gibt es Laufbänder die so beschaffen sind wie unsere Umwelt? Also rauf, runter, Stufen, Dellen, über Stock und Stein? Nein. Schon mal deshalb haben für mich solche Tests nur eine geringe Aussagekraft. Unsere Umwelt – sowohl in der Stadt und erst recht nicht in der Natur ist nun mal nicht so eben und glatt wie ein Gummilaufband. Diese Versuchen können bestenfalls nur ein kleiner Anhaltspunkt sein.

Liebe Grüsse heute aus dem rauhen Osten – aus einer Bergbaustadt mit Schlackepflastern wo es ständig rauf und runter geht.
Gabriel


Montanara Offline




Beiträge: 578
Punkte: 67

06.08.2019 11:22
#4 RE: Trainingszustand und Laufverhalten Zitat · Antworten

Genau. Das Gewicht macht viel aus - Du beschreibst es mit Deinem Wettkampf- und Deinem heutigen Gewicht, bei mir ist es der Trekkingrucksack. Macht echt enorm was aus!
Ich habe lange über Deine Bemerkung, dass vieles verschwindet, wenn man den Kindern Schuhe anzieht, nachgedacht. Bestimmt macht das was aus, aber ich möchte anfügen, es macht auch was aus, wie viel jemand insgesamt zu Fuss geht. Je mehr man eine bestimmte Bewegung ausführt, desto eher gewöhnt man sich meiner Meinung nach bestimmte Bewegungsmuster an. Klar wurden mir Schuhe angezogen, ich durfte aber auch viel barfuss sein. Aber Ich bin immer sehr viel gewandert und getrekkt und war stolz, möglichst schnell voranzukommen. Das ging nur, indem ich den Oberkörper versteift und kräftig mit den Ballen abgestossen habe. Über die Jahrzehnte hat sich dieses Muster automatisiert. Barfuss geht das aber nicht ohne Folgeschäden! Es war echt nicht leicht, mir dieses alte Muster abzugewöhnen und etwas gemütlicher unterwegs zu sein - dafür aber diese wunderbare Lockerheit im Körper zu fühlen, keine Verspannungen und Schmerzen mehr zu haben und Wanderungen auf wirdrigen Böden geniessen zu können, das ist viel wert.
Wie gesagt, ich gehe meist im Ballengang. Je nach Gelände trete ich dabei mit der Ferse, mit dem Ballen oder dem ganzen Fuss auf, mein Gang passt sich dem Gelände an. Der Bewegungsimpuls kommt aber nicht mehr wie früher aus dem Fuss, sondern aus meiner Körpermitte. Bin ich müde oder muss ich Schuhe tragen, falle ich wie Du auch sehr schnell in meine alten Bewegungsmuster zurück. Meine Sohlen tun dann schnell weh, meine Verspannungen kommen zurück und meine Beine werden schwer.

Liebe Grüsse
Dorothea


eisbaer55 Offline




Beiträge: 313
Punkte: 109

06.08.2019 13:17
#5 RE: Trainingszustand und Laufverhalten Zitat · Antworten

Zitat von Montanara im Beitrag #2
Meine Erfahrung:
Im Gelben wird nicht gepredigt😉 und es gibt keinen einzig wahren Gang, nur jenen, der zu der jeweiligen Person passt und sich für diese gut anfühlt.Ich finde, Stefan Heisel hat das sehr schön in seinem Blog ballengang.de beschrieben, der Aufsatz steht allerdings nicht zuoberst. Sehr unpolemisch und individuell - und genauso nehme ich es auch selber wahr.
Wie kommst Du auf predigen? Seltsam, dieser Begriff kommt bei mir nicht vor (hat sowas ungut klerikales für mich Agnostiker); sinngemäß spannte ich einen wertfreien Bogen zwischen 2 Extrempolen um anzudeuten was alles an Meinungen/Erfahrungen im Gelben kommuniziert (klingt doch viel netter als predigen) wird.
[...]
Deine These, dass es einen Unterschied macht, ob man dauernd barfuss lebt, oder ob man berufehalber gezwungen ist, Schuhe zu tragen, hätte ich bis vor zwei Wochen unterschrieben. Unser diesjähriges Trekking in der Franche-Comté hat mich aber eines Besseren gelehrt. [...]
Fazit: Deine Theorie mag für die meisten Leute zutreffen, aber nicht für trekkende Barfüssige unter extremen Bedingungen.
... da kann ich Dir nicht folgen: wieso genau trifft meine Theorie daß es einen Unterschied gibt je nach Trainingszustand nicht zu? Ein extrem Trekkender Spaßbarfüßer riefe schon nach 5km den Notarzt und die - wie Du - trainierte Barfüßerin zieht nach 20km die Notschuhe an
[...]
Und zu guter letzt finde es verfehlt, Barfüssige einzuteilen in „nur Barfuss“, „Genussbarfüssige“ usw.
... das ist keine Wertung, sondern eine sachliche Beschreibung. Weil es eben einen Unterschied macht, genauso wie es Menschen gibt die 1,5m 1,7m 1,9m groß sind und daher besser oder schlechter als Höhlenforscher oder Basketballspieler taugen. Ideologen mögen aufschreien aber Menschen sind eben unterschiedlich! Bei gleichen Rechten (und Pflichten) natürlich.
Jede*r hat seine Gründe, warum er oder sie mal was über die Füsse zieht, und das ist zu respektieren. Und manchmal lassen es die Umweltbedingungen selbst einer hartgesottenen Barfüsserin einfach nicht zu, dauerhaft barfuss zu gehen. Auch das ist zu akzeptieren - glaub mir, war nicht einfach. Klar, um seine Grenzen zu erweitern, muss man auch daran rütteln und nicht gleich bei jeder Widrigkeit die Sandalen rausholen, man muss auch mal auf die Zähne beissen - aber Barfuss ist für mich grundsätzlich etwas Schönes, Genussvolles und darf nicht zum Martyrium ausarten.
Ja natürlich - schön daß wir uns da einig sind.
Liebe Grüße
Wolfgang


Liebe Grüsse
Dorothea


André Uhres Offline

Admin


Beiträge: 2.092
Punkte: 331

06.08.2019 13:48
#6 RE: Trainingszustand und Laufverhalten Zitat · Antworten

Hallo ihr Lieben,

ich rede so, wie mir der Schnabel gewachsen ist, und laufe so, wie mir die Füße gewachsen sind. Es gibt wohl so viele Gangarten, wie es Menschen gibt, ähnlich wie wir alle einen individuellen Fingerabdruck haben.

Ich greife hier mal das Beispiel vom Pumuckl heraus (Dietmar Mücke), weil es der vorherrschenden Meinung zu widersprechen scheint. So viel ich weiß, ist er alle seine Barfußmarathons über die Ferse gelaufen. Vom rein physikalischen Wirkungsgrad her ist das wohl auch das Günstigste, denn wenn man zuerst den Ballen und dann die Ferse aufsetzt, entsteht jedesmal ein leicht rückwärts gerichteter Impuls, der den Bewegungsablauf ein wenig abbremst...







Das Gehen über unebene Naturböden ist natürlich wieder etwas anderes. Auf unwegsamem Gelände verfalle ich gern in den Fuchsgang. Das ist eine sehr vorsichtige, schleichende Gangart, bei der man leicht in die Knie geht, um so einen federnden Gang zu erreichen, der den Untergrund sozusagen zuerst ertastet, anstatt sofort voll aufzutreten. Auf diese Weise kann man allzu schmerzhafte Begegnungen vermeiden, oder zumindest abschwächen...

Liebe Grüße
André


Montanara Offline




Beiträge: 578
Punkte: 67

06.08.2019 14:03
#7 RE: Trainingszustand und Laufverhalten Zitat · Antworten

Wolfgang, hast natürlich Recht - jemand ohne Training hätte unter Bedingungen, die ich angetroffen habe, viel eher Notschuhe angezogen.
Was allerdings hier noch keiner erwähnt hat, ist auch das individuelle Empfinden. Es gibt Leute, die einfach empfindlicher sind als andere, die ein höheres Schmerz- Temperatur oder was auch immer Empfinden haben. Auch das wirkt sich zweifelsohne darauf aus, wie lange und weit jemand barfuss gehen kann, unabhängig vom Trainingszustand. Ich weiss von mir, dass ich, was Temperaturen angeht, ziemlich robust bin, währenddem andere mir bekannte langjährige Barfüssige sehr bald kapitulieren, wenn es ihnen beispielsweise zu kalt erscheint. Auch nach Jahren und stetigem Ausprobieren schaffen sie es nicht, z.B. auch im Winter durchgehend barfuss zu sein.
Ich denke, das ist so individuell wie die Gangart selber.


eisbaer55 Offline




Beiträge: 313
Punkte: 109

06.08.2019 14:18
#8 RE: Trainingszustand und Laufverhalten Zitat · Antworten

Zitat von André Uhres im Beitrag #6
Hallo ihr Lieben,

ich rede so, wie mir der Schnabel gewachsen ist, und laufe so, wie mir die Füße gewachsen sind. Es gibt wohl so viele Gangarten, wie es Menschen gibt, ähnlich wie wir alle einen individuellen Fingerabdruck haben.

... und wohl auch Zehenabdrücke, Füße, ... alles Unikate (Genitalien laß ich mal aus, aber auch hier ist jeder Mensch einzigartig ;-))

Ich greife hier mal das Beispiel vom Pumuckl heraus (Dietmar Mücke), weil es der vorherrschenden Meinung zu widersprechen scheint. So viel ich weiß, ist er alle seine Barfußmarathons über die Ferse gelaufen. Vom rein physikalischen Wirkungsgrad her ist das wohl auch das Günstigste, denn wenn man zuerst den Ballen und dann die Ferse aufsetzt, entsteht jedesmal ein leicht rückwärts gerichteter Impuls, der den Bewegungsablauf ein wenig abbremst...

... das ist das Abschreckungsmodell, mit dem so manche Barfußschuhverkäufer operieren: kein Mensch läuft mit gestrecktem Bein wirklich mit der Ferse in den Boden, naja vielleicht gibt’s Kandidaten für den Darwin-Award. So wie Pumuckl lauf ich auch (2x Halbmarathon) mit Fersenkontakt zuerst aber leicht gewinkeltem Bein; im Zusammenhang mit dem Fersenpolster (hier sind wir wieder beim TRAINIERTEN Barfuß) ein funktionierendes Feder-/Dämpfungssystem. NUR über den Vorfuß geht auch, aber der Soleus-Muskel allein ist bei mir nach schon bei 10-12km am Ende, kann "man" vermutlich trainieren - vielleicht gibt’s Läufer die auch einen ganzen Marathon mit Vorfußlauf schaffen, da spielt das Gewicht sicher eine Rolle; ein Läufer mit 45 Kilo hat 28 weniger als ich zu "stemmen".
Also: der leicht rückwärts gerichtete Impuls, den Du ansprichst, entsteht beim "gepfuschten" Laufen wo zuerst der Vorfuß aufkommt und DANN erst die Ferse, das bringt nix. Besser Ferse und Vorfuß gleichzeitig als das, mit Fersenpolster (antrainiert!) geht das zumindest für mich einwandfrei. Sprints sowieso nur über Vorfuß, das bringt maximale Geschwindigkeit, barfuß können die Zehen noch mithelfen nachzudrücken.


Das Gehen über unebene Naturböden ist natürlich wieder etwas anderes. Auf unwegsamem Gelände verfalle ich gern in den Fuchsgang. Das ist eine sehr vorsichtige, schleichende Gangart, bei der man leicht in die Knie geht, um so einen federnden Gang zu erreichen, der den Untergrund sozusagen zuerst ertastet, anstatt sofort voll aufzutreten. Auf diese Weise kann man allzu schmerzhafte Begegnungen vermeiden, oder zumindest abschwächen...

... genau, immer sachte! Und die Füße HEBEN - nach 2 Jahren und 3 gebrochenen Zehen hab ichs endlich geschnallt ;-)
liebe Grüße
Wolfgang


Liebe Grüße
André


tiptoe Offline




Beiträge: 551
Punkte: 101

07.08.2019 13:24
#9 RE: Trainingszustand und Laufverhalten Zitat · Antworten

Allgemein ist es empfehlenswert, auf die eigenen sinneseindrücke zu achten und diese richtig zu interpretieren. Wie fühlt sich jeder schritt an? Sind schläge zu spüren, ist es eventuell irgendwo unangenehm? Das ermöglicht, den gang entsprechend anzupassen.
Ohne die abdämpfende schicht der sohle dazwischen sind wir in der lage, den tastsinn optimal einzusetzen, und daraus sollte sich eigentlich die beste für den jeweiligen boden und andere bedingungen (bergauf/bergab) geeignete gangart ergeben.


Folgende Mitglieder finden das Top: Montanara und eisbaer55
eisbaer55 Offline




Beiträge: 313
Punkte: 109

07.08.2019 14:26
#10 RE: Trainingszustand und Laufverhalten Zitat · Antworten

Zitat von tiptoe im Beitrag #9
Allgemein ist es empfehlenswert, auf die eigenen sinneseindrücke zu achten und diese richtig zu interpretieren. Wie fühlt sich jeder schritt an? Sind schläge zu spüren, ist es eventuell irgendwo unangenehm? Das ermöglicht, den gang entsprechend anzupassen.
Ohne die abdämpfende schicht der sohle dazwischen sind wir in der lage, den tastsinn optimal einzusetzen, und daraus sollte sich eigentlich die beste für den jeweiligen boden und andere bedingungen (bergauf/bergab) geeignete gangart ergeben.


... gut zusammengefaßt, kann so auch stehenbleiben als Maxime für sooo viele Dinge im Lebe! Noch kürzer formuliert: einfach achtsam sein!


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