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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Barfuß und Leben
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

27.12.2023 10:05
Barfuß im ÖV am Stephanstag Zitat · Antworten

Hallo,

am gestrigen Stephanstag (26.12.2023) war ich mal wieder barfuß, in kurzen Hosen und ohne Mütze mit der Tageskarte unterwegs. Morgens kurz vor halb sieben herrschte leichter Bodenfrost und die Fenster der parkierten 4räder waren vereist, als ich Richtung Bahnhof radelte. Ich begegnete zu so früher Stunde auch nur einem Fußgänger (ohne Hund) und 2 Autos. Nur wenige Leute warteten auf dem Bahnsteig. Pünktlich um 6:32 Uhr brachte der Interregio Richtung Genf via Kriegsschleife, Bern und Freiburg im Üechtland (nicht im Breisgau) nach Lausanne. Mittlerweile war es nicht mehr dunkel. In Lausanne wartete bereits der Anschlußzug am Bahnsteig gegenüber. Dieser relativ volle Zug bewegte sich zunächst am Ufer des Genfer Sees entlang über Vevey und Montreux, um dann rottenaufwärts Richtung Brig zu fahren. In Martinach kam Hektik auf, weil einige Skifahrer aufgrund der Lautsprecheransage mitbekamen, daß sie in den hinteren Zugteil nach Le Chable umsteigen mußten.

Weiter ging die Fahrt Richtung Osten. Die Wiesen waren immer noch mit Rauhreif bedeckt, auch die Pfützen waren vereist. Ein Thermometer auf einem Gebäude kurz vor Visp zeigte +2°C an. Auf dem Bahnhof von Visp drängen sich die Leute, sie wollten mit demselben Zug weiterfahren wie ich. Ein Mann im roten Overall pflaumte mich an: "Ziehen Sie gefälligst eine lange Hose an. Sie sind doch keine junge Frau!" Ich reagierte nicht auf die Worte dieses hirnamputierten Spießers, sondern begab mich an einen Platz, wo weniger Gedränge war. Ich bekam tatsächlich einen Sitzplatz im Zug Richtung Bern, während andere stehen mußten. Nach der Fahrt durch den Lötschberg-Basistunnel und durchs Kandertal erreichte ich Spiez. Hier hatte ich 11 Minuten Aufenthalt, bevor um 11:34 Uhr der Zug nach Interlaken Ost abfuhr. Meist fuhr der Zug im Schatten, aber das gegenüberliegende Ufer des Thuner Sees lag in der Sonne. Ich befand mich im vordersten Wagen, in dem noch Platz war. Hier befand sich auch eine Familie mit zwei Kindern. Das Mädchen sagte: "Der Mann ist blutt!" Darauf korrigierte die Mutter: "Nein, der ist nicht blutt, er trägt nur weniger Kleidung als andere."

Am Bahnhof Interlaken Ost drängten sich etliche Leute mit Skiern an der Treppe und bewegten sich zum Bahnsteig, wo der Zug Richtung Lauterbrunnen wartete. Als Barfüßer ist es von Vorteil, von Personen mit fetten Skischuhen und geschulterten Skiern Abstand zu halten, besonders dann, wenn sie beim Gehen gleichzeitig aufs Wischphon starren. Ich erwischte noch einen Sitzplatz im Zug nach Lauterbrunnen. Eine Weiterfahrt mit schienengebundenen Offtopic-Fahrzeug war ab hier mit der Tageskarte nicht möglich, wohl aber mit dem Omnibus. Auf dem Weg zur Bushaltestelle nahm ich einen Wegweiser Richtung "City" gewahr. Mit der Kraftpost fuhr ich bis zur Talstation der Schilthornbahn in Stechelberg.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schilthorn..._Schilthornbahn

Vor dem Einstieg in die Gondel mußte man an einer Sperre die Fahrkarte unter einen Sensor halten. Auf meine Papier-Tageskarte reagierte die Sperre nicht. Nachdem der Bähnler meine Karte kontrolliert hatte, öffnete er die Sperre. Zu meinen nackten Füßen machte er keine Bemerkungen. Der Metallboden in der vollen Kabine fühlte sich kalt unter den Füßen an. In Gimmelwald wechselte ich die Seilbahn und fuhr hinauf nach Mürren (für die weiteren Sektionen reichte die Tageskarte nicht). Anders als in Lauterbrunnen lag in Mürren Schnee. Auf den Straßen des 4radfreien Ortes war der Schnee überwiegend festgetreten, teilweise lag aber auch keiner. Es war ca. 7°C und die Sonne schien milchig durch die Wolken. Trotzdem trugen viele Leute im Ort (nicht nur diejenigen, die offensichtlich Skifahren wollten, die dickste Winterkleidung. Manche Kinder starrten mich an, wie wenn ich von einem anderen Planeten stammte. Die meisten Leute aber reagierten nicht.

Mitten im Ort dagegen vernahm ich die Stimme einer Frau auf hochdeutsch: "Das gibt es doch nicht, ohne Schuhe!" Ein Mann antwortete: "Doch das gibt es. Das ist sicher der Holländer..." Mehr bekam ich nicht mit. Das Gedränge im Ort war sehr groß. Vom Bahnhof kam gerade eine größere Gruppe junger Leute. Ein weiblicher Teenager sagte: "Wow! Ist das nicht zu kalt?" Ich sagte: "Mir ist es nicht zu kalt!" Ich ging noch ein Stück über einen höher gelegenen Weg durch den Ort, dann einen Fußweg hinunter und dann weiter zum Bahnhof der BLM:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bergbahn_L...0%93M%C3%BCrren

Mit der Adhäsionsbahn fuhr ich bis Grütschalp. Auf dem parallel verlaufendem Wanderweg wimmelte es nur von Wanderern. Ich wäre auch gerne dort barfuß durch den Schnee gewandert, aber andererseits wollte ich auch die Tageskarte ausnutzen. Vielleicht sollte ich eine solche Schneewanderung in eine Jahreszeit verlegen, wenn die Tage länger sind. In Grütschalp wechselte ich auf die Luftseilbahn hinunter nach Lauterbrunnen. Von der Gondel konnte ich noch Reste der alten Standseilbahn erkennen. Ebenso sah ich, wie ein Zug von Lauterbrunnen Richtung Interlaken abfuhr (nicht meiner). Ich wanderte noch durch die "City" von Lauterbrunnen Richtung Kirche und dann einen unteren Weg zurück. Die Trottoirs waren voller Leute, die sich häufig nebeneinander nur gemächlich vorwärts bewegten, häufig fotografierten sie mit Handys oder sogar richtigen Kameras. Auf der Straße bewegten sich die Autos nur im Schritttempo. Viele Leute sahen nicht aus wie Europäer, aber es waren auch etliche Schweizer unterwegs. So ganz unpassend war die Bezeichnung "City" doch nicht. Möglicherweise sind all die vielen Leute, denen Wolli und Don in Köln begegnet sind, nach Lauterbrunnen ausgewichen, weil ihnen Köln zu klein geworden war.
Sozusagen von City zu City.

Am Hauptbahnhof von Lauterbrunnen wartete bereits ein Zug Richtung Interlaken, den ich bestieg, bevor auch dieser gerammelt voll wurde. Die Sonne schien zwar, jedoch lag die Bahnstrecke überwiegend im Schatten der Berge. Ich fuhr nur bis 2lütschinen und mußte über Berge von Split zur Abfahrstelle des Zuges nach Grindelwald gehen. Dieser Zug war nicht so voll, füllte sich aber an der neuen Haltestelle Terminal mit jede Menge Skifahrern. Komischerweise stiegen diese Leute nicht an der Endhaltestelle Grindelwald Hbf aus, sondern blieben sitzen, wie ich auch. Jemand starrte auf meine Füße und sagte: "Hier prallen Welten zusammen!" Als der Zug wieder die Haltestelle Terminal erreichte, begriff ich, weshalb die anderen vorher eingestiegen waren: Sie wollte sich einen Sitzplatz sichern. Denn nun wollten wieder etliche einsteigen und mußten stehen. Der Zug fuhr bis Interlaken Ost, hier war die Sonne nicht hinter Bergen versteckt.

Es herrschte dichtes Gedränge an der Treppe, aber die meisten Leute wollten wohl in Richtung Bern, nicht in Richtung Luzern mit dem Panoramaexpreß, der bereits wartete. Ich fand einen Sitzplatz, bevor einen Ladung Leute aus einem anderen Zug diesen stürmte, darunter ein pöbelnder Mann. Erst beschimpfte er einen Schwarzen, dann schrie er mich an: "Deine Füße stinken, du hast deine Füße heute morgen nicht gewaschen." Darauf antwortete ich: "Stimmt, ich wasche mir die Füße abends. Ich wasche mir die Füße morgens nur, wenn ich geschlossene Schuhe mit Socken trage." Angeekelt ging er im Zug weiter, noch andere Personen anpöbelnd.

Bis Brienz lag die Bahnstrecke noch in der Sonne, dann verschwand die Sonne für immer hinter den Bergen. Um 15:35 Uhr erreichte der Zug Meiringen, hier stieg ich um in die MIB:
https://de.wikipedia.org/wiki/Meiringen-Innertkirchen-Bahn

Im modernen Triebwagen fuhr ich bis Innertkirchen Kraftwerk und wieder zurück. Eine Fahrt mit einem ehemaligen OEG-Triebwagen mit dem zusammengestauchten 3 Frontlampen (daher "Eisenbahn" und nicht "Straßenbahn", wie "Offtopic-Fahrzeugpuristen" immer wieder betonen) ist heute nicht mehr möglich. In Meiringen wartete ich auf einen Zug nach Interlaken Ost, in den in Brienz ein nichtdeutschsprachiger Junge in kurzen Hosen einstieg. In Interlaken wartete bereits ein Zug, den ich bis Thun benutzte. Beim Umsteigen erblickte ich auf dem Bahnsteig einen stehenden Rennvelofahrer ebenfalls in kurzen Hosen.

In Thun stieg ich in eine wartende S-Bahn nach Langnau, die nicht den kürzesten Weg nahm, sondern über Belp, Bern, Burgdorf und Hasle-Rüegsau fuhr. In diesem Zug kontrollierten zwei Frauen die Fahrkarten. Eine fragte: "Ist das nicht zu kalt?" Sie wünschte mir noch eine gute Weiterfahrt. In Langnau mußte ich den Zug wechseln. Während ich die Treppe zum anderen Bahnsteig runterging, hörte ich die Stimme von besoffenen Jugendlichen hinter mir: "Sexy!"

Bald schon rollte die S-Bahn nach Luzern ein und fuhr um 19:36 Uhr wieder ab. Vom schönen Emmental bekam ich wegen Dunkelheit nichts mit, auch wenn der Mond schien. In Luzern entschied ich mich, auf dem kürzesten Weg zurück nach Zofingen zu fahren. Auch in diesem Zug erhielt ich einen positiven Kommentar zu meiner Aufmachung von einer Schaffnerin bei der Billettkontrolle. Um 21:31 Uhr war ich in Zofingen und radelte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nach Hause. Mir hat die Fahrt gefallen, auch wenn teilweise in den Zügen und auf den Wegen zu viele Leute waren.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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Leo Offline



Beiträge: 742
Punkte: 490

30.12.2023 17:21
#2 RE: Barfuß im ÖV am Stephanstag Zitat · Antworten

Ein sehr schöner Bericht, der mich an viele Fahrten 2017/2018 erinnerte.

„... nach Lauterbrunnen. Eine Weiterfahrt mit schienengebundenen Offtopic-Fahrzeug war ab hier mit der Tageskarte nicht möglich, wohl aber mit dem Omnibus.“

Das stimmt nicht: Als etwa 2018 der GA-Bereich bis Mürren und Innertkirchen erweitert wurde, wurde gleichzeitig die WAB (Wengeralpbahn) bis nach Wengen inkludiert, was wir im Frühjahr 2018 mehrmals ausnutzten. (Die von Dir beschriebene Rundfahrt nach Mürren, war damals nicht möglich, da eine der beiden Luftseilbahnen immer wgen Revision gesperrt war.)

https://www.jungfrau.ch/de-ch/faq/#185

„Ist eine Tageskarte der SBB, Gemeinde, gültig auf dem Streckennetz der Jungfraubahnen?
Tageskarten (Tageskarte mit Halbtax, Tageskarte ohne Halbtax, Tageskarte Gemeinde, Tageskarte Post, Duo-Tageskarte, etc.) sind ab Interlaken Ost bis Grindelwald, Wengen und Mürren zur freien Fahrt gültig.“


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Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

09.01.2024 13:22
#3 RE: Barfuß im ÖV am Stephanstag Zitat · Antworten

Zitat von Leo im Beitrag #2

„... nach Lauterbrunnen. Eine Weiterfahrt mit schienengebundenen Offtopic-Fahrzeug war ab hier mit der Tageskarte nicht möglich, wohl aber mit dem Omnibus.“

Das stimmt nicht: Als etwa 2018 der GA-Bereich bis Mürren und Innertkirchen erweitert wurde, wurde gleichzeitig die WAB (Wengeralpbahn) bis nach Wengen inkludiert, was wir im Frühjahr 2018 mehrmals ausnutzten.


Hallo Leo,

Du hast natürlich recht mit Wengen als Grenzort für den GA-Bereich. Vermutlich war die Erweiterung bereits einiges vor 2018. Ich erinnere mich noch daran, wie wir beide in diesem Gebiet unterwegs waren, gemäß meinen Aufzeichnungen war es am 2. August 2013 (Einen Forumsbeitrag habe ich nicht gefunden):

Wir trafen uns (mit einstündiger Verspätung meinerseits) in Olten und fuhren bei glühender Hitze zunächst nach Biel. Ein Schaffner mit südländischem Migrationshintergrund nötigte mich, mich winterlicher anzuziehen (es handelte sich nicht um fehlende Schuhe, eine fehlende Mütze, eine fehlende lange Hose, sondern nur um angemessene Oberbekleidung), was ich auch tat. Von Biel ging es weiter bis Interlaken Ost, dann nach Lauterbrunnen, dann die Rundreise Mürren. Anschließend fuhren wir tatsächlich nach Wengen. Ich erinnere mich noch, daß die Schaffnerin uns fragte, wie weit wir fahren wollten. Zurück ging es über Lauterbrunnen, 2lütschinen, Grindelwald (den Bahnhof "Terminal" gab es noch nicht) wieder nach Interlaken Ost.

Da kein Zahnstangenzug nach Luzern wartete, benutzten wir den Bummler Richtung Meiringen und fuhren bis Brienz, um bis zur Ankunft des Zuges nach Luzern am Seeufer zu gehen. Wir waren nicht die einzigen Barfüßer, auch eine Frau war echt ohne Schuhe unterwegs. Dann fuhren wir mit dem Zahnstangenzug bis Hergiswil, wechselten in einen Zug nach Engelberg und blieben im Zug sitzen, um nach Luzern zu kommen (Damals gab es zwar schon eine Zentralbahn, jedoch waren die Fahrpläne noch ähnlich wie zu Zeiten der Vorgängerbahnen: Zwischen Luzern und Interlaken Ost verkehrte die einzige schmalspurige SBB-Linie, zwischen Luzern und Engelberg die LSE. Heute halten die Interegios nicht mehr zwischen Luzern und Stans bzw. Sarnen).
https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralbahn

In Luzern trennten sich unsere Wege, Du fuhrst weiter Richtung Zürich, ich nach Zofingen. Was "angemessene Oberbekleidung" anbelangt: In den anderen Zügen waren die Kondukteure weniger spießig als im Zug Olten-Biel.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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