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 Barfuß und Leben
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

16.12.2009 11:36
Anreise zum Stuttgarter Winterbarfußtreffen mit Hindernissen Zitat · Antworten

Liebe Barfüßer aus „diesem“ und aus dem „anderen“ Forum,

am 12./13.12. 2009 fand in Stuttgart ein „globales“ Winterbarfußtreffen statt. Auch ich wollte daran teilnehmen, wobei ich mehrere Dinge ins Kalkül ziehen mußte. Einerseits wollte ich nicht unnötig viel Gepäck mitnehmen, andererseits wollte ich auch möglichst viel vom Treffen haben. Da ich am Freitag Abend noch an der Weihnachtsfeier in der Firma teilnehmen wollte und ebenso wenig überteuerte ICEs benutzen wollte, war eine frühere Ankunft als 12.39 Uhr nicht möglich. So kam es, daß ich mich am frühen Samstagmorgen mit dem Velo zum Zofinger Bahnhof begab, um den Zug um 5.14 Uhr zu bekommen. Ich hatte den kleinen Rucksack dabei, nicht den „Riesensiech“ wie auf der berühmt-berüchtigten Rheinsteigwanderung. In ihm war zwar Platz für einen Schlafsack, jedoch nicht für „Notschuhe“ und „Not-lange-Hosen“. War sicher auch nicht notwendig, als ich bei +1°C zum Bahnhof radelte, bei feuchter Straße, aber von oben trocken.

Im Zug nach Olten gab es wenig erstaunte Blicke, wohl aber am Oltner Bahnhof, wo ich 26 Minuten Aufenthalt hatte, bis von dort eine S-Bahn nach Basel SBB fuhr. So früh ist es halt noch nicht möglich, mit einem durchgehenden Zug nach Basel zu kommen. Und gleich noch ein Offtopic-Schimpf obendrauf. Wenn man am Samstagmorgen mit dem 1. Zug von Zofingen Richtung Freiburg/Breisgau will, und auf deutschem Gebiet das Baden-Württemberg-Ticket verwenden will, ist man um 6.56 Uhr SBB und um 7.15 Uhr in Basel Bad. Bf. So war es nicht möglich, den Zug nach Offenburg um 6.48 Uhr zu bekommen.

Aber wenigstens hatte ich genügend Zeit, mir am Badischen Bahnhof ein Baden-Württemberg-Ticket am Automaten zu lösen (leider nur eines für diesen Tag, für beide Tage reichte mein Kleingeld nicht. Beinahe hätte es auch nicht für diesen Tag gereicht, weil der Automat meine Zehnernote erst nach dem 4. Versuch akzeptierte!). Kaum hatte ich das Billett erhalten und unterschrieben, kam ein Beamter der Schweizer Grenzwacht auf mich zu und wollte meinen Ausweis sehen. Ob meine nicht übermäßig winterliche Beschuhung und/oder Behosung oder einfach nur Unterbeschäftigung der Grund für die Ausweiskontrolle war oder ob ihn meine Verweilzeit vor dem Automaten verdächtig, kann ich nicht sagen (möglicherweise war es auch meine Aufregung, denn ich hasse es, an einem Automaten zu stehen und dieser akzeptiert mein Geld nicht). Obwohl ich noch kein einziges Wort gesagt hatte, sagte der Grenzwächter: „Sie sind Schweizer!“ Er fragte noch, ob ich immer so sommerlich gekleidet bin, sagte ich: „Nein, nur in der Freizeit!“ Das ganze ging unschweizerisch schnell, worauf ich schließe, daß der Grenzwächter kein Berner (Berner sind für ihre Langsamkeit und Sturheit bekannt, der Sketsch „der schnellste Weg nach Worb“ ist ein Beispiel dafür).

Ein Hindernis war nun überwunden, ich hatte noch Zeit bis zur Abfahrt des nächsten Zuges nach Norden, der nur bis Freiburg verkehrte (erst der übernächste ging bis Offenburg). Da ich in Basel nicht allzu lange warten wollte, fuhr ich mit der Regionalbahn bis Freiburg, um dann später weiter nach Offenburg zu fahren. Aber ich blieb nicht im Bahnhof, sondern ging barfuß durch die Stadt. Es war über 0°C, aber es fiel wenig Niederschlag in Form von weißer Sch...., die jedoch auf dem Kopfsteinpflaster sofort schmolz. irgendwie fand ich es angenehm, bei diesem Wetter barfuß zu gehen. Anders als im Sommer verzichtete ich jedoch darauf, durch die Bächles zu stiefeln – äh – waten. So kam ich bis zum Schwabentor, und stellte fest, daß die Zeit schon ziemlich fortgeschritten war, so daß es nur 2 Möglichkeiten gab, um mit dem geplanten Zug weiter zu fahren: Entweder im Laufschritt zurück oder aber das Baden-Württemberg-Ticket noch mehr ausschöpfen und die Straßenbahn benutzen. Ich tat letzteres, und erntete doch erstaunte Blicke im ziemlich vollbesetzten Tram. Ich hörte Stimmen wie „barfuß“ oder „Abhärtung“ oder „Hochsommer“.

Der Zug nach Offenburg war voll, und die Toilette war gesperrt. Leute, die im Zug vorbeigingen, machten große Glotzaugen. Aber den meisten war es egal. Beim Umsteigen in Offenburg herrschte ein riesiges Gedränge. Der Anschlußzug nach Karlsruhe war noch nicht da, und ich ging immer den Bahnsteig auf und ab, da es recht windig war. Zum Glück war der Bahnsteig überdacht, so daß die in geringen Mengen fallende weiße Sch.... nicht auf den Bahnsteig fiel. Zwei Bedienstete der Deutschen Bahn kamen auf mich zu. Der jüngere Mann, er war von kräftiger Statur, sagte die ganze Zeit nichts. Der ältere wollte meine Fahrkarte sehen, die ich im samt Ausweis gab. Er fragte in einem herablassenden Ton: „Ist es nicht zu kalt ohne Schuhe und in so sommerlicher Kleidung?“ Ich antwortete: „MIR ist es nicht zu kalt. Und wenn es anderen zu kalt ist, dann werde ich sie nicht daran hindern, sich wärmer anzuziehen!“ „Sie scheint es wohl gar nicht zu stören, wenn Sie durch Ihr Verhalten andere Leute vergraulen?“ „Was heißt hier vergraulen? Steht denn in den Beförderungsbedingungen irgendetwas von Kleidung?“ Er antwortete nicht, sondern gab mir die Fahrkarte zurück. Dann fragte er: „Wo wollen Sie hin?“ Ich antwortete: Nach Stuttgart zum internationalen Winterbarfußtreffen. Und außerdem sollte es Ihnen egal sein, wohin ich mit meinem Baden-Württemberg-Ticket reise.“ Als mein Zug einrollte, fragte der Beamte noch: „Sie kommen von Basel und wollen nach Stuttgart. Wieso benutzen Sie nicht den ICE? Haben Sie denn kein Geld dazu?“ „Haben schon. Und wenn bei der Deutschen Bahn die Züge so pünktlich, die Zugtoiletten so funktionsfähig und die Mitarbeiter so tolerant wären wie bei den Schweizerischen Bundesbahnen, dann wäre ich auch bereit, diese Leistung in Anspruch zu nehmen. Da dieses aber BEI WEITEM nicht der Fall ist, begnüge ich mich mit dem nötigsten. Und wenn die Angebote der DB noch schlechter werden, werde ich mir überlegen, ob ich mir doch ein Auto zulege. Genügend Geld habe ich nämlich, vielleicht sogar mehr als Sie!“ Dann entfernte ich mich Richtung Zugtür, den intoleranten Bahnbeamten und seinen „Leibwächter“ stehen lassend.

Im Zug nach Karlsruhe kam ich in ein nettes Gespräch mit einem älteren Herrn aus Weil am Rhein. Er fand mein Barfußlaufen gut. Er selber trage auch gerne kurze Hosen und Sandalen, wenn er mit dem Fahrrad unterwegs ist, aber bei diesem Wetter wäre es ihm doch zu kalt. In Karlsruhe noch einmal das Gedränge am Bahnhof, dann ging es weiter nach Stuttgart.

Anfangs keinerlei Reaktion. In Pforzheim stiegen jedoch Jugendliche hinzu. Sie hatten Bierträger dabei und schienen schon ziemlich angeheitert zu sein. Als sie mich sahen, fing einer an zu singen: „Badewetter, Badewetter!“, wobei das Wort „singen“ reichlich übertrieben ist. Offensichtlich wollte sie zu einem Fußballspiel in Stuttgart.

Im Stuttgarter Hauptbahnhof herrschte ein dichtes Gedränge und eine Polizeipräsenz wie in Heiligendamm oder Davos, wenn es darum gilt, hochrangige Politiker oder Großkapitalisten vom gemeinen Volk abzuschirmen. Wo kann man telefonieren? Bei dieser Vielzahl von Fußballfans, Polizeischergen, „normalen“ Benutzern der Bahneinrichtungen, Weihnachtsständen usw. war es wirklich schwierig, ein Münztelefon zu finden. Ich fand eine Gelegenheit, suchte nach der Telefonnummer, fand sie, wählte, aber nichts funktionierte. Ich versuchte es einmal, zweimal,... bis fünfmal, ohne Erfolg. Ich fluchte. Als ich es wieder versuchen wollte, stand die Polizei da. Nicht die Bereitschaftspolizei, sondern die „normalen“ Bullen aus der Polizeiwache im Hauptbahnhof. Ich mußte mitkommen. Sie fragten mich, warum ich keine Schuhe trug, worauf ich auf das Barfußtreffen hinwies und ich den Bekannten am Telefon mitteilen wollte, daß ich angekommen sei. Die Polizisten konnten es nicht glauben. Ich mußte den Ausweis vorzeigen, dabei stießen sie auch auf meine Ausdrucke mit einem Stuttgarter Stadtplan und dem Verkehrsliniennetz. Einer der Beamten fragte nach den Zahlen, die ich auf den Plänen notiert hatte, worauf ich antwortete, daß es sich dabei um die Handynummer der Organisatorin des Barfußtreffens handelte und ich ohne Erfolg versucht hätte, sie zu erreichen. Der Beamte schien es nicht zu glauben, wählte die Nummer, beim ersten Mal ohne Erfolg, erst beim zweiten Mal funktionierte es. Aber anstatt selber mit Kerstin zu reden, gab er mir den Hörer. Offensichtlich schienen sich auch die Beamten beruhigt zu haben und sie wünschten mir viel Spaß in Stuttgart.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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