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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Barfuß und Leben
Michael aus Zofingen Offline



Beiträge: 730
Punkte: 384

16.12.2009 11:43
Kalte Nacht in Stuttgart Zitat · Antworten

Samstag, 12.12.2009: Es war kurz vor Mitternacht. Von der Polizeistation in der Wolframstraße war ich barfuß zur unterirdischen Stadtbahnhaltestelle Türlenstraße gegangen. Es dauerte keine 3 Minuten, bis die nächste Bahn kam. Nur eine Station, und ich war am Hauptbahnhof. Und hier, im Tunnelbereich der Stadtbahn, mußte ich feststellen, daß es Leute gab, die an einigen Körperstellen sogar weniger winterlich gekleidet waren als ich. Ein ca. 17-jähriger trug als Oberbekleidung lediglich ein kurzärmeliges T-Shirt, während er auf eine Stadtbahn wartete. Auf demselben Bahnsteig, aber ca. 20 m weiter weg, saßen 2 Jugendliche in 7/8 Hosen mit Socken und Turnschuhen. Und als ich meine Stadtbahn besteigen wollte, stieg eine Frau aus, die offene Schuhe ohne Strümpfe trug (und nicht einmal Handschuhe wie die Frau in Untertürkheim). Man sieht, es gibt überall Leute, die auf irgendeine Weise nicht so gekleidet sind, wie der Kalender es „befiehlt“.

Ein Haltestellen-Aufpasser kam auf mich zu und fragte, ob es nicht zu kalt sei. Ich meinte, daß es Gewöhnungssache sei und an diesem Wochenende mehrere Barfüßer in Stuttgart anzutreffen wären. „Dann gehören Ihnen wohl auch nicht die Socken, die in der Passage herumlagen!“ Dem konnte ich nicht widersprechen. ER fragte noch, wo ich hin wollte, worauf ich „Nach Hofen“ antwortete, also eine Haltestelle weiter als ich wollte. Es klingt sicher weniger verdächtig, wenn man im Winter zu so später Stunde eine Haltestelle nennt, die sich in einem bewohnten Gebiet befindet, als eine, die an einem See liegt abseits von Wohnhäusern. „Weitermachen!“ sagte er in einem militärisch klingenden Ton. Es sind also nicht alle Stuttgarter Haltestellen-Aufpasser militante Barfußhasser, auch wenn ein Artikel im alten Bf-Forum, in dem diese Personen sogar mit „SS“ wie „Schwarze Sheriffs“ abgekürzt wurde, was prompt von einem Administrator angekreidet wurde.

Die U14 (es war die vorletzte) brachte mich bis zur Haltestelle Max-Eyth-See. Ich war der einzige Fahrgast, der hier ausstieg. Ebenso bemühte ich mich, mich so zu bewegen, daß kein anderer Fahrgast oder der Tramchauffeur Verdacht schöpfte, ich könnte mich verlaufen haben. Ich ging barfuß den beleuchteten Beton- (oder Asphalt-?) zwischen Straße und Seeufer entlang. Dank der Büsche wäre ich vom fahrenden Auto aus wohl erkennbar gewesen, nicht aber hätte man mich auf Anhieb als bekurzhosten Barfüßer erkannt. Bei wem vermutet man denn schon so etwas im Winter? Das erste Stück gab es keine passende Schlafgelegenheit. So ging ich bis in Höhe der Haltestelle Wagrainäcker, wo der Uferweg sich von der Straße entfernte. Nur 100 m weiter, und ich fand einen ca. 20 m vom Weg entfernten Baum, der sich ca. 1 m über dem Boden aufteilte. Hier konnte ich den Rucksack abstellen. Der Rasen unter dem Baum war nur wenig feucht, und das Licht der Lampen am Weg erreichte diesen Platz kaum, so daß ein Spaziergänger mich im Dunkeln nicht erkennen würde. Zwar glaubte ich nicht an Leute, die mich ausrauben wollten, aber einen Spaziergänger, der Angst hat, ich könnte im Schlafsack erfrieren und deswegen die Polizei ruft, konnte ich in diesem Moment genauso wenig gebrauchen. Ich hatte genug von Polizeischergen, Bullen, Bütteln, Kalkmützen (Liste nicht abschließend). Schnell war ich im Schlafsack verschwunden (in T-Shirt und Unterhose, kurze Hose und Jacke hatte ich in den Rucksack befördert).

Einen ruhigen Schlaf fand ich nicht, aber immerhin hielt der Schlafsack für eine Weile warm. Ich mußte mich direkt im Schlafsack verkriechen, um den Wind nicht zu spüren. Allzu lange konnte ich auch nicht auf einer Stelle liegen, denn dort spürte ich die Kälte des Erdbodens. Gelegentliches „Velofahren“ in der Luft sorgte dafür, daß ich an den Körperstellen, die nicht via Schlafsack mit dem Boden in Kontakt kamen, nicht auskühlten. In solch einer Situation kommt man manchmal auf merkwürdige Gedanken. Da ich mich vollständig im Schlafsack befand und meine Füße weder den Erdboden berührten, noch für andere sichtbar waren, war ich eigentlich während dieser Phase weder barfuß, noch barbeinig, noch barhändig, noch barhäuptig. Somit war ich, da ich den Schlafsack immer bei mir trug, während des gesamten Treffens ein „unechter Barfüßer“. Soll ich mich darüber ärgern? Nein! Hätte ich mich, so wie ich war, ohne Schlafsack auf den Erdboden gelegt, wäre ich sicher nicht ohne irgendwelche gesundheitlichen Schäden aufgestanden. Und meine Gesundheit bzw. mein Leben ist mir wichtiger als eine krampfhafte Erfüllung irgendwelcher „Normen“.

Im Laufe der Nacht gefror der Boden unter meinem Schlafsack. Als Chemiker weiß ich zwar, daß beim Gefrieren von Wasser Wärme entsteht, aber die spürte ich nicht. Ebenso klarte der Himmel auf. Ich weiß, daß bei klarem Himmel die Restwärme besser abgestrahlt wird, und das spürte ich. Aber besser ein klarer Himmel wie wenn mich Frau Holle mit ihrem weißen Mohr angeschissen hätte. Mein Zeitgefühl verschwand, da ich meine Uhr im Dunkeln nicht erkennen konnte. Fußgänger kamen nicht vorbei auf dem Uferweg, nur selten ein Auto auf der Straße. War ja auch egal, ich mußte lediglich solange aushalten, bis wieder Trams verkehrten. Irgendwann registrierte ich, daß mehrere Stadtbahnzüge in kurzem Abstand hintereinander stadteinwärts fuhren. Vermutlich kamen sie aus einem Depot, um dann auf verschiedenen Linien eingesetzt zu werden. Aber ich stand noch nicht auf. Irgendwann kam wieder ein Tram vorbei. Ich dachte mir, daß es jetzt Zeit wäre, aufzustehen, dann hätte ich ausreichend Zeit, um mit dem nächsten wegzufahren.

Ich öffnete den Schlafsack, brrrrrr! Schnell aufgerichtet, Rucksack aus der Astgabel genommen, Jacke und kurze Hose an. Beides war kalt. Mit Rucksack und Schlafsack in der Hand rannte ich über den gefrorenen (und abseits des Baumes noch kälteren) Rasen zum befestigten Weg. Hier stellte ich mich erst einmal auf den Schlafsack, damit die Füße nicht unnötig kalt wurden. Dann bereitete ich alles so vor, daß die Zeit für das Zusammenrollen und Verstauen des Schlafsacks (oder mit anderen Worten: das bewegungslose Stehen direkt auf dem kalten Weg) möglichst kurz ausfielen. Dann ging ich schnellen Schrittes zur Haltestelle, wobei ich um gefrorene Pfützen einen Bogen machte. In 10 min, also um 6.32 Uhr würde die nächste Bahn kommen.

Das Tram kam pünktlich, ich hatte das geschafft, was einige der Bullen für unmöglich gehalten hatten. Im warmen Tram zog ich sofort die Jacke aus, damit ich sofort die Luft mich und meine kalte Jacke unabhängig voneinander wärmt. An den Füßen stellte sich die „lausige Zeit“ ein, dann fingen meine Füße an zu bullern wie ein Kanonenofen. Am Hauptbahnhof stieg ich aus. Gerade durch dieselbe Tür wollten eine zwei junge Männer und eine junge Frau die Bahn besteigen. Während die Männer „normal“ gekleidet waren, lief die Frau zwar nicht barfuß, aber immerhin ohne Schuhe auf Nylons. Da sie weder Schuhe in der Hand trug, noch eine Tasche dabei hatte, war sie sozusagen „echt strumpfig“. Sie sprach: „Schaut, der ist auch ohne Schuhe!“

Ich aber begab mich zur S-Bahn nach Kirchheim (Teck). Es war der erste Tag, an dem man mit der S1 planmäßig über Plochingen hinaus via Wernau und Wendlingen bis Kirchheim fahren konnte. In der S-Bahn nahm niemand Anstoß an meinen nicht vorhandenen Schuhen. Es war immer noch dunkel, durch das Fenster schien die schmale Sichel des abnehmenden Mondes. Für mich hat der Mond eine positive Ausstrahlung. Auch ein volles Mondgesicht sehe ich positiv, natürlich nur, wenn es dem Mond selber gehört und nicht etwa einem scheinheiligen Bauarbeiter im Freisinger Dom (womit ich doch nicht allzu weit ins Offtopic abgeschweift bin).

Als ich um 7.38 Uhr in Kirchheim die S-Bahn verließ, war es immer noch recht kalt, außerdem bezog sich der Himmel. Auf dem Bahnsteig lag obendrein fieser Splitt. Also setzte ich mich wieder in den Zug, um nach Stuttgart zurückzufahren. In Plochingen kam übrigens ein historischer Zug entgegen, gezogen von einem RAUCHENDEN OFFTOPIC-FAHRZEUG. Denselben Zug hatte ich bereits am Tag zuvor im Bahnhof Ludwigsburg gesehen, mit Fahrziel Eßlingen.

Im Bahnhof Stadtmitte wechselte ich in die Stadtbahn (Rotebühlplatz), um zum Südheimer Platz zu fahren. Von hier wollte ich mit der Seilbahn hinauf zum Waldfriedhof fahren. Leider fuhr die erste Seilbahn erst um 9.10 Uhr. Ich entschloß mich zu warten, was zur Konsequenz hatte, daß ich nicht noch zusätzlich mit „Zacke“ bei Tageslicht fahren konnte, ohne zu spät zum Barfußtreffen zu kommen. Aber es hat sich gelohnt. Der Holzfußboden der Standseilbahnkabine fühlte sich angenehm unter den nackten Füßen an. Oben an der Bergstation lag weiße Sch.... Um 9.20 Uhr begann die Talfahrt. Kaum hatte ich die Talstation erreicht, schrammte eine Stadtbahn vorbei. Die von zwei Linien bediente Tramhaltestelle liegt ca. 100 m von Seilbahn-Talstation entfernt. Da kam schon die nächste Stadtbahn. Im Laufschritt gelang es mir, diese zu erreichen. Die wenigen Fahrgäste schauten etwas erstaunt, wie ich barfuß säckelte, um die Bahn noch zu erreichen. So gelang es mir, noch pünktlich zum Servicepoint am Hauptbahnhof zu kommen. Außer Kerstin war noch kein weiterer Teilnehmer gekommen.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


Markus U. Offline




Beiträge: 1.958
Punkte: 794

17.12.2009 11:59
#2 RE: Kalte Nacht in Stuttgart Zitat · Antworten

Hi Michael,

ist schon heftig, was Du so alles zuwege bringst. Ich glaube nicht, daß ich eine Nacht im Winter im Freien überstehen könnte. Ich habe bisher ein einziges Mal im Freien genächtigt (allerdings nicht in Deutschland, sondern in der Sinaiwüste) und dabei kaum ein Auge zugetan. Es geht doch nichts über ein kuscheliges warmes Bett. Auch hätte ich draußen Angst, daß ich überfallen werden könnte oder irgendwelche Tiere rumkrabbeln (letzteres ist wohl mehr im Sommer der Fall) und ich schutzlos den Unbilden des Wetters ausgesetzt wäre.

Aber Du liebst wohl eher das Abenteuer (welches ich durchaus mit Spannung lese), und das kann ich respektieren.

Barfüßige Wintergrüße,
Markus U.


Stephan Offline



Beiträge: 29
Punkte: 29

17.12.2009 12:12
#3 RE: Kalte Nacht in Stuttgart Zitat · Antworten

Im Winter draussen zu übernachten ist kein Problem. Das kenne ich zb. aus meiner Militärzeit zur Genüge. Wichtig ist jedoch, dass man gut ausgerüstet ist und mindestens einen Schlafsack dabei hat, welcher auch bei tiefen Temperaturen schützt. Solche Schlafsäcke gibt es heutzutage übrigens auch in platzsparender Leichtbauweise, ohne dass man darin frieren würde. Ich übernacht ab und zu ebenfalls draussen auf meiner Terrasse. Es ist herrlich, bei wolkenlosem Himmel in die Sternen zu schauen und in wohliger wärme im Schlafsack einzuschlafen.


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