Der Winter hat die Schweiz immer noch fest im Griff. Aber immerhin war es am heutigen Sonntag sonnig, so daß ich eine zweistündige Wanderung im Raum Zofingen unternommen habe. Um die verschorfte Wunde mit eingewachsenem Küchenpapierfetzen am linken Zeh, die ich mir letzten Sonntag durch Tragen fetter Turnschuhe geholt hatte, zu schonen, entschied ich mich, beide Füße (auch den rechten, obwohl er unverletzt war) nicht in Schuhe einzusperren. Und noch dazu eine passende (also kurze) Hose, und ich „stiefelte“ los, bei -7°C, über trockene Straßen, die ziemlich weiß von Salz waren. Wenn ich entlang von Hauswänden ging und mich sowohl in der Sonne, als auch vor der fiesen Bise beschützt war, war der Asphalt angenehm warm. Durch den Schnee ging ich nicht, denn der war echt kalt.
Es gab doch einige Blicke aus den Fenstern der vorbeifahrenden 4räder. So kam ich zu einem kleinen zugefrorenen Weiher an der Rebberggasse. Ein paar Kinder waren darauf, ebenso ein paar Erwachsene. So ziemlich alle machten große Glotzaugen, während ich für ca. 3 Minuten barfuß über das Eis ging. Ein Kind schrie: „Ihhhhhh, der Mann ist barrrrrrrrrrrfuuuuuuuuuuuß!!!!!!!!!!“ Nach den 3 Minuten wurde das Eis tatsächlich „ih“, also ging ich wieder runter auf die asphaltierte Straße, wo ich meine Füße erst einmal trocken lief. Ich hörte, wie ein Mädchen immer sagte: „Kurze Hosen!“ Irgendwann war das „lausige“ Gefühl wieder vorbei.
Der Pfäffiker See und der Katzensee (beide im Kanton Zürich) sind ja auch zugefroren. Irgendwie hatte ich mich geärgert, daß es jetzt so kalt war. Zwar wollte ich schon immer einmal barfuß über einen vereisten See gehen, aber nur bei Sonnenschein und Temperaturen bei „warmen“ 0°C. Nur um mal kurz darauf zu gehen, lohnen sich die Fahrkosten nicht. Und nächstes Wochenende, wenn es wieder wärmer sein wird, dürften diese Seen keine sichere Eisdecke mehr haben.
So wanderte ich nach Küngoldingen. Dort ging eine ältere Frau mit einem herzigen Hündchen spazieren. Und was trug der Hund? Grüne „Schuhe“ (oder waren es Sokken?) an den Pfötchen. Der kleine Hund sah mich mit seinen Knopfaugen an und schien traurig zu sein, daß ich mein Leben auf freiem Fuß verbringen durfte, während das „böse“ Frauchen ein Schuhobligatorium über ihn verhängt hatte. Auf anderem Weg ging ich zurück nach Zofingen. An einem beschrankten Bahnübergang mußte ich warten, offtopic hat Vorfahrt.
Dann schritt ich durch die „verbotene“ Zofinger Altstadt. Ich merkte, daß ich nicht mehr allzu lange unterwegs sein durfte. Es fühlte sich so an, als ob sich die Fußunterseite wölben würde. Ich ging durch die Bahnhofsunterführung und über den Bahnsteig. Ich hörte, wie eine ältere Frau, die auf den Zug wartete, rief: „Nein!“ Und bevor ich den Bahnsteig wieder verließ, sagte eine andere ältere Frau: „Brrrrrrrr! Das ist aber gesund!“ Ob sie das ironisch meinte? Oder ist nur das gesund, was „brrrrrrr“ ist. In Sachen Medizin sagt man ja auch. „Was wirksam ist, muß scheußlich schmecken.
Kurz vor meiner Wohnung mußte ich doch noch ein Stück durch Schnee. Es handelte sich um den Veloweg, der am Strengelbach (auch Altachen genannt) entlang führt. Der Bach war teilweise zugefroren, und ein Teil des Weges war mit Schnee zugeweht. Dieses Wegstück überwand ich im Laufschritt. Auch wenn ich nur zwei Stunden unterwegs war, so hat mir das Wandern in kurzen Hosen und ohne fettes Schuhwerk gut gefallen. Ansonsten besteht die Gefahr, daß ich mich derart an Schuhe gewöhne, daß ich nicht mehr barfuß laufen mag. Und das wäre doch eine Tragödie sondergleichen.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen