Die Oltner Fasnacht ist schon über einen Monat her. Fasnachtsumzug war in Olten einen Tag vor Rosenmontag und in Zofingen genau eine Woche später. Ich war bei beiden Umzügen, und zwar barfuß, in kurzen Hosen und ohne Mütze. In Olten war es sonnig und -4°C, in Zofingen wolkig und 0°C. Zur Anfahrt in die Zofinger Altstadt (ca. 1 km) benutzte ich das Velo. Um nach Olten (ca. 10 km) zu kommen, war es mir mit dem Velo zu kalt (außer wenn ich mich „unecht“ verkleiden würde), also ging ich zu Fuß dorthin und auch wieder zurück.
Ein Arbeitskollege, der die Printversion des Oltner Tagblattes liest und mit dem ich geschäftlich nur selten zu tun habe, hatte mir einen Zeitungsausschnitt geschickt, eine ganze Seite mit Text und Bildern und der Überschrift „Ein prallvoller Sack von Hinguckern“.
Einen Teil des Textes habe ich hier wiedergegeben:
„Unter der Maske darf man fast alles, Nur frauenfeindliche Witzen einer Narrenmännerrunde etwa rutschen auch beim Fasnachtskostüm nicht über die Gürtellinie. Die verbale Sau rauslassen, gehört dazu. Aber ist es wirklich geistreich-frech und witzig, einer Frau zuzurufen: „Und du bist die Bordschlampe!“ Ein Narr offenbar, wer glaubt, Fasnacht müsse zwingend lustig sein. – Ohne Worte kanns weniger in die Hose gehen. Auch wenn diese einen von der Länge glauben machen könnte, daß das Oltner Meer, auf dem Käpten Schifflid r I. herumtuckert, am Äquator liege. Am Rande des Oltner Umzugs: ein Katzentier, weiblich, kein Pelz an den Beinen, nur Strümpfe und ultrakurze Höschen. Minus vier Grad, was solls? Auftrag Hingucker erfüllt!
Aber das ist noch gar nichts! Die Ziegelfeldstraße herauf keucht ein bärtiger Brillenträger – barfuß, kurze blaue Hose, blaue Jacke und Rucksack. Narr oder Sportler – oder am Ende beides? Er tritt so auf den eisigen Asphalt, wie ich mir den heiligen Franziskus beim Schreiten über die glühenden Kohlen vorstelle, die er angeblich auf den Boden schüttete und zum Bett erklärte, als ihn die schönste Kurtisane Friedrichs II. im Auftrag des Kaisers hätte zur Unkeuschheit verführen sollen. Die Höckeler schnappen sich den schrägen Vogel – den blauen Bärtigen, nicht den heiligen Franz – und lassen ihn eine herzerwärmende Konfettidusche genießen. Dann stakst er davon wie ein angeschlagenes Bienchen, mit gelben Pollen übersät. Auch hier gilt: Auftrag Hingucker erfüllt.
Zugegen, es ginge noch nackter, aber wir sind hier in Olten, nicht in Rio, auch wenn eine silbern glänzende Art Sonnengöttin einen Hauch von „Carnaval“ einflicht. Schrill glamourös, aber das glitterige Material hätte in Rio gereicht, um eine ganze Sambaschule einzukleiden. Auch so – noch einmal: Auftrag Hingucker erfüllt. Abertausende von Narren dürfen das für sich in Anspruch nehmen.
Den ultimativen Nacktheitsgrad erreicht im Oltner Umzug der kleine Saurier, den Gevatter Tod aus Langenthal durch Olten karrte. Dieses Echsenskelett fehlt dem Historischen Museum noch….“
Soweit der Text. Und die Bilder. Links eine „Raubkatze“ mit kurzen blauen Jeans, schwarzer Nylonstrumpfhose, langen Stiefeln, Handschuhe, Schal aus „Leopardenpelz“, „Ohrenmütze“. Im rechten Bild sieht man den „sub-2zehigen“ Dino, und im mittleren Bild einen blau bekurzhosten und bejackten Barfüßer, ohne Handschuhe, oder Mütze, aber fett bebrillt.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen