am Sonntag den 21. Oktober 2018 war Museumstag in der Region Zofingen. Die Museen von Zofingen, Oftringen, Aarburg und Rothrist hatten von 10-16 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Ferner war ein kostenloser Busdienst im 15-Minuten-Takt zwischen den Museen eingerichtet. Da ich quasi nichts zu verlieren hatte und ein verwehrter Museumseintritt wegen „unpassender“ Kleidung in diesem Fall das kleinere Übel war als das Tragen passender Kleidung, erkundigte ich mich vorher nicht, ob irgendein Dreßcode erforderlich sei. Auch nahm ich keine Notschuhe, keine Not-lange-Hose und keine Notkrawatte mit, sondern radelte einfach los bei etwas nebligen Wetter und ca. 11°C, in ärmellosen T-Shirt, kurze Hosen und selbstverständlich barfuß.
Mein erstes Ziel war das Museum in Zofingen, das etwa einen Kilometer von meiner Wohnung entfernt ist. https://www.museums.ch/org/de/Museum-Zofingen Es war gerade 10 Uhr und die Tür wurde ca. 30 Sekunden zu spät aufgeschlossen (oder ging die Kirchturmuhr 30 Sekunden zu früh?), als ich als erster Besucher ankam. Im Vorraum warteten bereits ein Haufen Mitarbeiter (vermutlich überwiegend ehrenamtliche). Sie grüßten freundlich, und niemand nahm Kritik an meiner Aufmachung. Im Zofinger Museum war ich nun das vierte Mal, was für 29 Jahren Wohnsitz in Zofingen doch wohl eher selten ist. Bereits 3 Wochen vorher war ich barfuß dort, allerdings „nur“ im Rahmen des Kulturerbe-Tags, an dem ich für das komplette Museum keine Zeit hatte, jedoch beschloß ich, mal wieder das ganze Museum zu besuchen. Und nun bot sich es an. Die anderen 2 Zofinger Museumsbesuche liegen länger zurück, damals war ich fett beschuht und belanghost.
Dieses Museum ist das älteste im Kanton Aargau, und entsprechend alt sind auch etliche Ausstellungsgegenstände, z.B. ausgestopfte Tiere. Somit ist das Zofinger Museum ein „Museum für ein Museum“, aber auch das hat seinen Reiz. Irgendwie wirkte es etwas chaotisch, wie ein „Kramladen“. Aber immerhin sind die Böden angenehm barfuß begehbar. Kurz bevor ich gehen wollte, wurde ich doch noch von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter angesprochen. Allerdings nicht wegen meiner Aufmachung, sondern über meine Arbeit. Der Mann war nämlich ein vor 6 Jahren pensionierter Betriebschemiker und hatte nun im Museum seine Beschäftigung (was ich nicht wußte). Er fragte mich auch noch, ob ich in der Schweiz bleiben wollte oder zurück nach Deutschland. Ich antwortete, daß mich nichts mehr nach Deutschland zurückzöge.
Im Zofinger Museum war auch eine hochdeutsch sprechende Familie mit zwei kleinen Kindern. Als das Mädchen mich sah, rannte es zur Mutter und rief: „Mami, der Mann ist barfuß und trägt kurze Hosen. Das darf man hier doch nicht!“ Darauf die Mutter: „Wenn er nicht friert, dann darf er es.“
Als ich draußen war, war es noch nebliger. Ich nahm nicht den Gratisbus, sondern mein Velo, da ich neben den Museen noch was anders wollte. Mein nächstes Museum war das Ortsmuseum in Oftringen, das aus zwei Gebäuden besteht, einem ehemaligen Gasthof und einem Hochstudhaus. https://www.museum-oftringen.ch/ Hier war ich noch nie. Als ich in den ehemaligen Gasthof ging, sagte eine Museumsfrau: „Hier drinnen ist es wärmer!“ Sie hätte es vermutlich auch gesagt, wenn ich in derselben Aufmachung, jedoch mit Schuhen erschienen wäre. In diesem Gebäude stellte mir ein anderer Besucher die alberne K-Frage. Hier hatte auch ein Kunstfotograf seine Ausstellung. Seine Spezialität waren Fotos, die gemacht wurden, wenn ein Glas zerschossen wird oder eine Glühbirne mit zerschlagenem Glaskolben durchbrennt.
Im Hochstudhaus war es kalt. Hier waren bäuerliche Gegenstände ausgestellt, aber auch eine Schuhmacherwerkstatt. Etliche der Geräte (sogar die Reparaturmaschine war vom gleichen Typ) erinnerten mich an die Werkstatt meines Vaters. Draußen vor dem Hochstudhaus hatte ein Kind gerade eine Kuh mit Sekt getauft, keine lebende Kuh, sondern eine aus Plastik, mit Hörnern. Als ich mich mit dem Velo auf den Weg machte, sah ich, wie die Familie, die ich im Zofinger Museum gesehen hatte, bereits auf den Bus wartete.
Allmählich schien sich der Nebel zu lichten, während ich zum Heimatmuseum im Städtchen Aarburg radelte. Es ist in einem Altstadthaus direkt neben dem Rathaus untergebracht. https://www.museums.ch/org/de/Heimatmuseum-Aarburg Und auf der anderen Straßenseite thronen die doppeltürmige Kirche und dahinter die Festung, in der eine Jugendhaftanstalt untergebracht ist. Diese „Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche und Taugenichtse“, wie man früher sagte, war auch im Museum thematisiert, ebenso der Ausbrecherkönig Bernhard Matter, der dort gesessen hatte und in Lenzburg hingerichtet wurde, obwohl er lediglich ein Dieb war, niemals einen Menschen getötet oder auch nur verletzt hat. So ändern sich die Zeiten. Mittlerweile traf auch die Familie, die ich in den vorangegangenen Museen gesehen hatte. Ich vernahm den Kommentar: „Der nackte Mann ist auch schon da!“ Sie verließen das Aarburger Museum eher als ich. Das bemerkte ich, als ich mal aus dem Fenster sah und bemerkte, wie sie auf den Bus warteten. Das Aarburger Museum fand ich das interessanteste von den vieren, zum einen das Gebäude mit den teils steinernen, teils hölzernen Treppen, jedoch auch von den Ausstellungsgegenständen, Auch hier war eine Schuhmacherwerkstatt, kotz, würg!
Mittlerweile schien die Sonne, als ich nach Rothrist radelte. Das Heimatmuseum ist ein umgebautes Bauernhaus. https://www.museums.ch/org/de/Heimatmuseum-Rothrist Hier sah ich die Familie, wie sie im Museumsrestaurant beim Essen war, Kommentar: „Der schon wieder!“. Beim Museumspersonal war hier (ebenso wie in Aarburg) sah sie auf den Bus Stadt sah man in der Tat einige meine Aufmachung kein Grund zum Rausschmeißen, alle waren höflich. In diesem Museum wurde die Geschichte der Gemeinde Rothrist, die früher noch Niederwil hieß, thematisiert. Draußen waren einige alte Käfer aufgestellt (keine Insekten, sondern 4räder).
Nach dem Museumsbesuch radelte ich nicht nach Hause, sondern an die Aare. Anders als am Vortag war es mir zu kalt zum Baden, aber trotzdem ist das kein Thema fürs Forum. Kurz vor 18 Uhr begab ich mich auf den Heimweg. Andere Barfüßer sah ich an diesem Tag nicht, Menschen in kurzen Hosen sah ich nicht in den Museen, lediglich ein paar Männer beim Joggen oder Velofahren. Und kurz vor meiner Wohnung spielten noch Kinder in kurzen Hosen auf der Straße. Und wenige weiter wurde ich noch von einer Familie aus Sri Lanka in perfektem Hochdeutsch angesprochen. Sie trugen fette Daunenjacken und hatten mich schon häufiger gesehen. Der Sohn wollte immer wissen, wie ich es aushalte, ohne zu frieren. In Sri Lanka gäbe es nie Winter. Es ergab ein interessantes Gespräch. Irgendwann fragte der Sohn: „Darf ich morgen in kurzen Hosen zur Schule?“ Die Mutter: „Zur Schule nicht, dann schalten die Lehrer die KESB ein. Aber auf der Straße spielen geht schon!“ Ob er es wohl tut?
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