aber halt – so voll sind die Züge ja gar nicht, in Zeiten wie diesen. In Zeiten, wo es heisst: Abstand halten, und nur dorthin fahren wo unbedingt nötig. Und schon gar nicht zum Vergnügen.
Wir wagten es dennoch, und waren mit der Bahn unterwegs. Die Züge waren angenehm leer, es war uns sogar möglich für uns beide ein eigenes, geschlossenes Abteil zu ergattern. Fast so wie früher, als es Abteilwagen Standard waren und nicht diese neumodischen Grossraumwägen.
Bereits auf der Hinfahrt ist mir aufgefallen, dass es dem Bahnpersonal noch mehr egal war als früher, wie jemand gekleidet ist. Beim Umsteigen galt das Augenmerk dem Abstand den die Leute halten. Schön diszipliniert, einer nach dem anderen bestieg den Waggon. Ohne Drängeln, ohne Geschiebe.
Heute, bei der Heimreise, geschah es dann doch: ein Blick auf meine blossen Füsse. Ein sehr langer Blick. Da der Zugbegleiter wie auch alle anderen schön brav eine Maske trug, konnte ich seine Stimmung nur von den Augenfalten ableiten. Er hatte bestimmt schon einen Spruch auf den Lippen, so wie der guckte. Erst betrachtete er lange meine Füsse, bevor der Blick weiter nach oben wanderte. An den Shorts vorbei, dem locker getragenen Hemd das mir mein Papa vermacht hatte, darüber eine leuchtend rote Weste. Dazu ein buntes Band was die Haare im Zaum halten sollte. Mann gönnt sich ja sonst nix........
Der Blick des Bahnbediensteten ruhte auf meinem Gesicht. Genau genommen dem was von meinem Gesicht zu sehen war. Nur die Brille, die unter den immer länger werdenden Haaren schon halb verdeckt wurde. Mund und Nase waren von einem pinkfarbenen Schal bedeckt, darunter lugte ein bisschen die graue Alltagsmaske heraus,
Seine Augen lächelten... zumindest die Falten rechts und links zeigten mir an dass er rundum zufrieden war. Hauptsache, Mund und Nase verhüllt. So sind Barfüsser gerne gesehen. Nicht nur auf dem Münchner Hauptbahnhof.
euer Gabriel