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Opas Tod (naja, fast) (Übersetzung aus le-rib)
in Barfuß und Leben 11.06.2023 14:25von André Uhres • Admin | 2.200 Beiträge | 660 Punkte
Es war vorgestern. Ruhig und nichtsahnend ging ich den wenig genutzten Pfad entlang, der sich hin und her windet und versucht, den komplizierten Konturen des Tales der "Baumes Noires" (Schwarze Balsame) zu folgen. Der Weg ist nicht sehr schwierig, hat aber einige krumme Wurzeln und viele rutschige Passagen. Es ist nichts Schlimmes. Ich liebe diesen Weg wegen seiner Ruhe und Schönheit und er erinnert mich an die Härte des Leben der Alten, die am gegenüberliegenden Hang Terrassenfelder anlegten. Ich verstehe nicht, wie sie darauf zugreifen und an einem solchen Hang arbeiten konnten. Aber sie mussten leben und scheuten sich nicht davor, für ein paar Quadratmeter Ernte Steine zu bewegen.
Ich war dort in meinen Tagträumen, als plötzlich ein sehr aufgeregtes wildes Tier aus einem Seitenweg auftauchte und wütend knurrte, reißt seine Reißzähne hervor und lässt mein Gehirn für einige Momente verflüssigen. Ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken, als das Biest vor mir erstarrt, bereit, in meine Kehle zu springen und sich an meinem klaren Blut zu erfreuen. Meinem Hals geht es zwar nicht besonders gut, aber ich hänge sehr daran. Das Auge des Tieres wirft mir Blitze zu, ich warte auf den Moment, in dem es sich auf mich stürzt, meine Niederlage ist besiegelt. Ich kann mich trösten, indem ich mir das sage: dieser Fleischfresser wird an meinem mageren Kadaver nicht viel zu fressen haben, ich frage mich, wie mein Übergang vom Leben in den Tod verlaufen wird. Aber ich werde mich verteidigen und dieses knurrende Raubtier wird mich nicht so leicht erwischen, ich werde ehrenvoll sterben.
Ich schaue in seine Augen. Ich spüre, dass er zögert, wahrscheinlich fasziniert von meinem dunklen Blick, er versteht, dass ich mich zusammenreiße, und dass das nichts Gutes verheißt. Die Situation kehrt sich um, als mir klar wird, dass dieser Beinahe-Wolf ein Halsband trägt. Es ist ein Hund, der, wie man bedenken sollte, der beste Freund des Menschen ist. Die Spannung lässt etwas nach, aber er ist nicht allein, er wird gefolgt von einer Meute von vier weiteren Komplizen. Ich spüre, wie ich wieder ängstlich werde, denn wenn die fünf Doggen wütend werden, weil ich einen Kopf habe, der ihnen nicht gefällt, habe ich Angst um meine Zukunft.
Flash, zu Fuß! schreit eine Stimme. Der mürrischste Hund senkt die Ohren und unterwirft sich diesem herrischen Befehl. Puh, ich bin gerettet! „Keine Angst, die sind nicht schlimm“, ruft der Hundeführer erneut. Froh, das zu hören, gehe ich zur Seite, um die turbulente Prozession passieren zu lassen. Der Typ ist etwas verärgert, weil er mich ein wenig erschreckt hat (er hat den Anfang nicht mitbekommen), aber er ist freundlich und mit einem Lächeln trennen wir uns, er und seine Hunde, nachdem er mich mit einem „Das ist gut, das da“ belohnt hatte, indem er mit dem Finger auf meine staubigen Füße zeigte.
Mir war heiß, das Leben hängt manchmal am seidenen Faden... Oder hatte der arme Spähhund etwa mehr Angst als ich?
[Le-rib]
RE: Opas Tod (naja, fast) (Übersetzung aus le-rib)
in Barfuß und Leben 12.06.2023 08:56von eisbaer55 • | 357 Beiträge | 290 Punkte
Hallo André,
spannende Geschichte!
Gut, daß nichts passiert ist.
Aber mit 5 (!) Doggen, die weder angeleint noch mit Maulkorb (die vier anderen vermutlich, ist aus der Geschichte nicht herauszulesen) in der freien Natur, auf öffentlichen Wegen als "Hundeführer" unterwegs zu sein ... wenn bei denen der Jagdtrieb durchbricht, im Rudel, trotz aller Beteuerungen "die sind nicht schlimm", hat der "Hundeführer" im Anschluß ein massives juristisches Problem und die Familie des Opas eine Beerdigung der Reste auszurichten, um das humorvoll im Stile des Erzählers weiterzuspinnen.
Doppeltes Glück für den Opa in dieser Geschichte, direkter Augenkontakt mit dem Hund kann von selbigem als Bedrohung empfunden werden.
https://dogco.de/hund-in-die-augen-schauen/
Ich halte das für ziemlich verantwortungslos. Die Situation in Frankreich kenne ich nicht, in Ö. haben wir ein Tierhaltegesetz (eigentlich sind es 9, jedes Bundesland hat ein eigenes), wo Maulkorb- und/oder Leinenpflicht besteht, wenn durch das Verhalten des Hundes Menschen gefährdet und/oder (unzumutbar) belästigt werden ... zähnefletschend angeknurrt zu werden daß einem das Herz in die Hosen fällt trifft wohl letzteren Punkt.
Naja.
"Hundeführer" deswegen in Anführungszeichen, weil er eher ein "Hundehintennachgeher" zu sein schien.
Ich hatte mal so ein ähnliches Erlebnis, ein Mann mit 3 bedrohlich aussehenden Hunden in der 25-30 Kilo-Klasse, alle ohne Leine und Maulkorb, auf einem Gehsteig in Wien, alle wild bellend und der Hundeführer herumschreiend, ganz offensichtlich die Hundemeute nicht "im Griff" ... auf meine Frage ob er noch alle Tassen im Schrank habe meinte er "normalerweise sind die nicht so" ... kein weiterer Kommentar. Hab ich Glück gehabt? Muß man Glück haben oder wenigstens kein Pech im Umgang mit (mehreren!) freilaufenden Hunden? Übrigens hat mich der nicht auf die nackten Füße angesprochen, der hatte ganz andere Probleme :)
Das hat jetzt alles nichts mit Dir zu tun, lieber André, aber der Inhalt hat mich "getriggert" drauf zu antworten.
Liebe Grüße aus dem sommerlichen Wien
Wolfgang
RE: Opas Tod (naja, fast) (Übersetzung aus le-rib)
in Barfuß und Leben 12.06.2023 17:29von André Uhres • Admin | 2.200 Beiträge | 660 Punkte
Hallo Wolfgang,
zumindest schien der Besitzer seine Hunde mit seinen Kommandos unter Kontrolle zu haben. Dennoch scheint mir die Frage nach den Vorschriften in Frankreich bezüglich Maulkörben und/oder Leinen für Hunde durchaus berechtigt, und ich habe sie an le-rib weitergegeben. Im Übrigen hat das ganze eh nichts mit mir zu tun, da ich nur der Sprachmittler bin .
Liebe Grüße
André
RE: Opas Tod (naja, fast) (Übersetzung aus le-rib)
in Barfuß und Leben 12.06.2023 20:20von André Uhres • Admin | 2.200 Beiträge | 660 Punkte
Es gibt in Frankreich das Gebot für Maulkorb und Leine bei Kampfhunden, sowie bei Wach- und Verteidigungshunden. Opas Hund war kein richtiger Kampfhund, aber er hatte das Fell so gesträubt, dass er fast doppelt so groß wirkte wie sonst, und seine bis zu den Augen hochgezogenen Lippen ließen seine Zähne so besorgniserregend aussehen wie die eines Wolfes aus guter Familie .
RE: Opas Tod (naja, fast) (Übersetzung aus le-rib)
in Barfuß und Leben 12.06.2023 21:10von Montanara • | 578 Beiträge | 67 Punkte
Na ja, viele Menschen meinen, der Hund fletsche die Zähne, obwohl er nur hechelt. Besonders ausgeprägt ist es bei schwarzen Hunden. Hunde sind nicht per se bedrohlich - nur das Drumherum macht es aus.
Wolfgang, es ist nicht artgerecht, einen Hund nur an der Leine zu halten. Und wo kann man ihn laufen lassen, wenn nicht auf öffentlichen Wegen? Allerdings sollte man als Hundeführer:in dennoch den Weg im Blick haben und den Hund zu such rufen, wenn jemand entgegenkommt. Das ist nichts als höflich den Mitmenschen gegenüber, denn nicht alle mögen Hunde und immer weniger Menschen können Hunde lesen. Man kann aber nicht immer alles im Blick haben. Es kommt immer wieder mal vor, dass man nicht dran denkt, vor einer Kurve den Hund zu rufen, und dann kann eine solche Situation schon mal vorkommen. Der Mann hat immerhin den Hund gerufen, dennoch wäre eine Entschuldigung angebracht gewesen. „Der tut nichts“ würde ich nie sagen, denn ein Hund ist keine Maschine, und es beruhigt mein Gegenüber auch nicht wirklich. Schlicht „ es tut mir leid“, und das kommt immer gut an und endet meist in einem netten Gespräch, sofern man den Hund erfolgreich gerufen hat.
Was Du schilderst, was Du erlebt hast, ist klassisch: der Hundeführer ist nervös, schreit herum - klar, dass die Hunde austicken. Die sind sehr sensibel und spiegeln den Besitzer. Hunde, die sonst gut gehorchen, scheinen alles verlernt zu haben. Das hat nicht unbedingt mit „der Besitzer hat seine Hunde nicht im Griff“, sondern damit, dass sich der Besitzer selber nicht im Griff hat.
Meiner Meinung nach sind Problemhunde meist solche aufgrund ihrer Besitzer. Es sei denn. man hat einen Hund aus dem Tierschutz. dessen Vorgeschichte man nicht kennt. aber mit einem solchen Hund geht man als Halter:in auch anders um, man handelt präventiver.
Liebe Grüsse
Dorothea
RE: Opas Tod (naja, fast) (Übersetzung aus le-rib)
in Barfuß und Leben 13.06.2023 06:25von André Uhres • Admin | 2.200 Beiträge | 660 Punkte
Ich bin im Prinzip ganz bei Dorothea. Der Hinweis "die sind nicht schlimm" bedeutet in diesem Fall sicher, dass seine Hunde nicht in die vom französischen Gesetz für Maulkorb und Leine vorgesehen Kategorien fallen. Da der Hundebesitzer jedoch über den unerfreulichen Vorfall verärgert war, gehe ich mal davon aus, dass er sein Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht hat, auch wenn er den guten Opa vielleicht nicht gerade auf den Knien um Verzeihung gebeten hat
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