Zwei Schulklassen der 5. Jahrgangsstufe, Realschule.
Musikunterricht. Tanzen und Bewegen nach Musik.
Klasse A)
Kinder werden aufgefordert, die Schuhe zum Tanzen auszuziehen. Verunsicherung, Protest, vor allem bei den Jungen. Die Mädchen sind aber schnell der Anweisung gefolgt. Dennoch sind es nur wenige Kinder, die auf dem schönen Parkettboden am Ende barfuss tanzen. Und manche nutzen die erstbeste Gelegenheit, die Schuhe wieder anzuziehen.
Klasse B)
Dasselbe Setting, nur zu Beginn der Hinweis: "Und wer möchte, darf sogar seine Schuhe zum Tanzen ausziehen und barfuss tanzen...!"
Sofort fliegen die Schuhe und Socken in eine Ecke, die Mädchen wieder zuerst und mit vollstem Selbstverständnis. Aber auch viele Jungen. Die Mädchen machen einfach. Die Jungen schauen zuerst verunsichert zu den Mädchen, dann prüfend zu den anderen Jungen. Einige wohl eher "normal" bzw. "liberal" erzogene Jungen folgen auch völlig selbstverständlich dem Angebot. Die eher problematischen Jungen folgen anscheinend nur einem Gruppentrend gehorchend. Sie überspielen die eigene Unsicherheit.
Im Laufe der Unterrichtsstunde kommt es vor allem bei Klasse B zu einer längeren, sehr konzentrierten Arbeitsphase, in welcher sich die Kinder wirklich ganz der Musik und Bewegung hingeben. Die Stunde vergeht wie im Flug. Am Ende haben sie gelernt, wie man einen schwungvollen 6/8-Takt nach der Musik "Hijo de la luna" schwingend tanzt und sogar den Mut zu eigenen Figuren findet.
Später werden die nachfolgenden Lehrer fragen, wie es kam, dass die Kinder am Freitag - ganz anders als sonst - plötzlich so ausgeglichen waren...

J.