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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Barfuß und Leben
Jay Offline




Beiträge: 788
Punkte: 695

14.07.2019 17:39
BF im Besprechungszimmer mit der Polizei (Hommage an Michael aus Zofingen) Teil 2 Zitat · Antworten

Hi,

nun zu den konkreten Ereignissen in dieser Sache:

Es war an einem noch ziemlich kühlen Morgen, wahrscheinlich Anfang Mai, ich war bereits BF in die Fa. eingerückt (auch im 4rad hatte ich längst keine Schuhe mehr mit). Zum Monatsanfang hatte wenige Tage zuvor in der 'Zentrale' ein neues, junges Girl angefangen, das, wie man sah, noch viel zu lernen hatte. Sie war jedoch keine Azubi, vielleicht trotzdem nicht 'mal 20. Menschlich zwar keineswegs ein unangenehmes Wesen, erschloß sich mir trotzdem nicht, warum man sie trotz ihres hohen kindlich-piepsigen Stimmchens für den Job (sie mußte ja weit mehr telefonische als persönliche Besucher abfertigen!) ausgesucht hatte. Wir waren noch per Sie, für´s Rumführen & persönliche Vorstellen der neuen Mitarbeiterin im ganzen Haus war die Fa. bereits zu groß - gottseidank, sonst wäre eine totale Katastrophe eingetreten, wie sich bald herausstellen sollte!
Trotzdem war´s kein guter Morgen, warum, weiß ich nicht mehr. Mißmutig saß ich ich meinem - nur sehr kleinen - Büro & grübelte 'rum. Das Phone auf meinem Schreibtisch bimmelte. Stimmchen war 'dran.
"Herr NN, die Polizei ist hier & möchte Sie sprechen."
"In welcher Angelegenheit?" fragte ich zurück.
Eine deutliche Verzögerung folgte. "Das sagen die Ihnen dann schon."
"Macha´S' an Termin, sagen wir [kurz GRÜBEL] nächsten Dienstag 11 Uhr¹", sagte ich, verabschiedete mich kurz bis unmerklich & legte auf.
Sekunden später bimmelte das Phone wieder. "Herr NN, die Polizei wünscht Sie jetzt, sofort zu sprechen."
Grundsätzlich: Derartige Ad-hoc-Termine lasse ich mir nur von Vorgesetzten, wichtigen Kunden & sonst von niemand diktieren! Ein etwas längeres, vielleicht 5 sec. GRÜBEL GRÜBEL folgte. Warum ich nachgab, erinnere ich mich nicht mehr - daß man 'die' u. U. nurmehr unter unbekannten Schwierigkeiten loswerden konnte, könnte eine Rolle gespielt haben.
"Sollen 'raufkommen", sagte ich.
"Bei uns werden Besucher abgeholt."
Fast hätte ich gelacht. Dumme Ziege! Das mag natürlich für jedwede Klientel in normalem Geschäftskontakt mit der Fa. gelten - selbstverständlich auch für Bewerber - aber nicht für sowas! "Ich denke nicht daran", sagte ich nur & legte auf.

Um offiziell zu wirken, warf ich mir den weißen Labormantel - die Insignie des KONTRON-Forschers & - Entwicklers - über & blieb selbstverständlich BF - in den Genuß von Espandrillos (die waren außerdem wieder 'mal unauffindbar verlegt) kommen nur verärgerte Kunden!
Fast lief ich schon den relativ weiten Weg zur Schleusentür zwischen "meinem" Laborbereich & {[F & E 1. Stock] / Treppenaufgangs"haus"}, öffnete diese sehr schwere nach innen aufschlagende Tür, da waren 'sie' (2 Beamte in voller Montur, aber ohne Mützen) auch schon angelangt.
"Sgott", sagte ich, ziemlich leise & unbewegt, abwartend.
"Grüß Gott"
"Sie wünschen?"
"Ermittlung in einer Verkehrsordnungswidrigkeit. Können wir uns irgendwo hinsetzen?" - & schon strebten sie dem Eingang zum 'Allerheiligsten' zu, waren an mir vorbei & durch!
"Sie wissen schon, daß ich Sie hier eigentlich gar nicht 'reinlassen darf..." kommentierte ich dieses dreist-joviale Verhalten, während 'sie' unsicher in den langen Gang in Ost-West-Richtung gafften. "Nehmen wir das Besprechungszimmer gleich links." Ich schaltete das Licht ein (der Raum hatte keine Fenster nach draußen), zusätzlich setzte sich auch ein Lüftungsgebläse in Gang.

So waren immerhin ein paar Sekunden Zeit zu gewinnen (mein BF mußten sie draußen schon beim 1. Blickkontakt registriert haben, es war aber an der Wahrnehmbarkeitsgrenze, ob 'sie' das tatsächlich mit einem diskret zuckenden Augenaufschlag quittiert hatten oder nicht). Relativ seelenruhig ging ich zum Kaffeeautomaten & drückte die entsprechende Taste.
Einer öffnete eine Aktenkladde & nahm das Blitzfoto heraus, es hatte leider hohe Qualität. "Wer ist da gefahren?"
[Immerhin hatten 'sie' das an der Pforte nicht herausbekommen, denn auch dort hatten sie sicherlich gefragt & das neue Girl kannte den Kollegen noch nicht, sei dem wie immer].
"Kenn' ich nicht", log ich mit leichtem Kopfschütteln. "Der arbeitet nicht bei uns. Zumindest nicht in diesem Gebäude", log ich hinzu.
"Sie lügen" sagte man mir vollautomatisch, ohne Verzögerung. Man merkte, daß die beiden in solchen Ermittlungen, erschwert durch die bizarre Größe von Firmenimperien in dem riesigen Industriegebiet München-Nord + ihre Angestellten deckenden Bosse keineswegs unerfahren, vielleicht sogar 'drauf spezialisiert waren.

"Darf ich fragen, warum Sie das grad' von mir wissen wollen - wie kommen Sie da auf mich?" fragte ich forschend.
Mit der triumphalen Andeutung eines Lächelns zog der eine das Fahrtenbuch unseres Opel Omega aus der Kladde. Uhh Sch... wie kam denn das an die Pforte? Normalerweise ist das im F & E Chefsekretariat - war jemand von den 'Allgemeinen Diensten' zum Waschen oder zum Service gefahren?
Er schlug die Seite mit dem Eintrag jener Fahrt auf. "Weil das nämlich - AMS² - Ihr Abteilungskürzel ist, Herr Direktor!" (die letzten beiden Worte sprach er gedehnt & zugleich respektlos).
"Da schau´n Sie, was wir alles wissen...!" setzte der andere triumphal 'drauf. [Man hatte es 'ihnen' offenbar an der Pforte gesagt].

Der eine wurde nun sehr verbindlich. Er tippte mit der Fingerspitze mehrmals auf den unleserlichen Fahrer-Schriftzug (um meine Aufmerksamkeit wie die eines kleinen Kindes zu erhaschen) & wurde bissig: "Wer ist "SCHLANGENLINIE" ????!!!!"

Ich beugte mich etwas zu 'ihnen' hinüber, warf einen Blick auf den unleserlichen 'Servus' & sagte: "Tut mir leid. Diese Unterschrift kenn' ich nicht."

Die beiden reagierten nun grotesk, als ob ein Irrer mit ihnen spräche. "FÜR WIE BLÖD HALTEN SIE UNS / DEN SCHEISS KÖNNEN´S WEM ANDERS ERZÄHLEN / DER ALTE TRICK MIT DER UNLESERLICHEN UNTERSCHRIFT...". BRÜLLSCHREI!-Sprechblasen durchzuckten den Raum.

Inzwischen war mein Kaffee fertiggeworden. Ich nahm den Plastik-, grabschte mir zusätzlich den Aschenbecher, zündete mir eine Zigarette an & lehnte mich bequem zurück. Mir war längst klar geworden, daß Gefahr drohte - wenn 'die' sich in Gang setzten, das ganze Stockwerk zu durchkämmen, so impertinent, wie 'sie' schon eingedrungen waren, war es um "meinen" Mann geschehen. Ich brauchte einen Vorwand, um aus dem Besprechungszimmer für ein paar Sekunden 'rauszukommen - ohne 'sie' natürlich - aber WAS nur? Das Phone im Besprechungszimmer würde auch nicht bimmeln & mich plötzlich "dringend" 'rausholen...

Einstweilen versuchte ich Zeit zu gewinnen, mir meine Nervosität nicht anmerken lassend. "Es ist richtig", dozierte ich, "daß diese Fahrt von mir veranlaßt oder zumindest genehmigt wurde" (der beiden Gesichter entspannten sich). "Aber Sie müssen wissen, wie das hier läuft. Normalerweise haben wir für sowas gar keine Zeit. Wenn gefahren werden muß, läuft das erst 'mal um 1000 Ecken 'rum, ob 'wer anders ebenfalls 'was bei diesem Lieferanten braucht. So fährt oft 'wer aus einer ganz anderen Abteilung & nimmt die 'Banf' für mich mit. Desweiteren beschäftigen wir Aushilfen des Arbeitsamtes Freising als Kurierfahrer." [Das war sogar tatsächlich alles die Wahrheit, den beiden gefiel´s indes deutlich weniger]. 'Sie' grübelten einstweilen noch, ob man mir das glauben solle.

Ich nippte an meinem Kaffeebecher. Plötzlich - endlich! - überkam mich der rettende Gedanke. Ich machte auf sehr höflich: "Ach ja... bitte entschuldigen Sie. Ich muß meine Medikamente nehmen. Ich wußte ja nicht, daß Sie kommen. Bin gleich wieder da." Man ließ mich gnädig gewähren... (keine Ahnung habend, was jetzt wirklich geschehen würde, hihi...)

Mit aller Speed rannte ich in´s Chefsekretariat & unterbreitete die Lage. Chef Kern war heute nicht da, sehr gut. "Von uns erfährt keiner 'was", sagte das Chefsekretariat, das Fälle wie diesen nicht zum 1. Mal meisterte.
Ich rannte in 'meine' Abteilung weiter & lief auf "meinen" schutzbedürftigen Mann zu. "[Spitzname], d' Schmier³ is' hier. Hau' dich auf´s Klo & sperr' dich ein. Ich sag' dir, wenn Ruhe ist." Er sprang sofort auf & ließ seine Utensilien auf den Arbeitstisch fallen. "Wie sind denn die hier überhaupt 'reingekommen...?" Ich ging rasch vor zur Tür, öffnete leicht, lugte in Gegenrichtung, ob 'sie' etwa kämen (dann hatten wir verloren). "Mein" Mann konnte sich rasch in Richtung Lastenaufzug & WCs (wir waren bereits ziemlich nahe am andere Ende des Buildings) schleichen.

Zurück lief ich bereits deutlich entspannter & gelöster. Man hatte sich dafür entschieden, mir keinen Glauben zu schenken.
"Ich frage Sie zum letztenmal: WER IST DA GEFAHREN??????????????!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!"
"Wir stellen Sie vor Gericht & dann müssen Sie die Wahrheit sagen", versuchte der andere mir ätzend zu imponieren.
"Tun Sie das", sagte ich seelenruhig (wohl wissend, daß sowas wg. der kurzen 'Verjährungsfrist' von nur 3 Monaten meist ausging wie das Hornberger Schießen).
Die beiden rasteten jetzt endgültig aus. Wüsteste BRÜLLSCHREI!-Sprechblasen durchwirbelten den Raum. "SCHEISSFIRMA, SOWAS GIBT´S JA NICHT NOCHMAL! SIE WERDEN NOCH VON UNS ZU HÖREN BEKOMMEN! IHNEN ZIEHEN WIR DIE HAMMELBEINE GRAD', EIN FAHRTENBUCH ORDENTLICH ZU FÜHREN!"
Sichtlich gelöst & entspannt ging ich langsam im Zimmer auf & ab, hörte einfach zu, mimte sehr bewußt mit verschränkten Armen & leicht gesenktem Kopf den Halbgott in Weiß. Bei den flapsigen Wortwechseln "Woher soll ich wissen, wer dafür zuständig ist, wer wann gefahren ist..." machte die beiden besonders wütend, daß ich mich nicht unterbrechen ließ, sondern einfach weitersprach (eine Technik, die ich bei unangenehmen Gesprächs-Gegenübern sehr empfehle!). "WIR HETZEN DIE STAATSANWALTSCHAFT AUF SIE, WEIL SIE ERMITTLUNGEN BEHINDERN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!"

"Es gibt eine Problemlösung", sagte ich. "Sofern der Täter entweder bei KONTRON selbst oder im Auftrage von KONTRON arbeitet, können Sie ihn in 1 Stunde ermitteln, eher weniger, ohne viel Anstrengung."
Große Augen...
"Sie ermitteln einfach simultan beim AA Freising, ob an diesem Vormittag jemand als Kurierfahrer-Aushilfe geschickt wurde. Wie Sie wissen, gibt es hier in der Nähe ein Fußballfeld, in Dietersheim. Sie gehen zur Geschäftsleitung in die Oskar-v.-Miller-Str., einigen sich mit denen auf Kostenübernahme von 1 ... 2 Stunden Arbeitsausfall & lassen alle hiesigen 1600 Mitarbeiter antreten zum Appell."
Der eine (offenbar der Wort- oder Ermittlungsführer, falls´s sowas gibt) sprang nun auf, trat in meine Nähe, setzte zu einer sehr bekannten Geste mit dem Ellenbogen an & hielt gerade noch inne. "Für diesen Vorschlag sollte ich Ihnen glattweg eine..."

Man warf die Kladde auf den Tisch & stierte mit bitterbösen Blicken in den Raum, dann nach mir. Einer deutete beiläufig mit dem Daumen auf mein BF & sprach halblaut & sehr wütend: "Was soll denn das für ein Aufzug sein, Freundchen?" - & der andere machte jetzt auf "Ganz Groß": "Wo is´n Ihr Chef?"
"Nicht da", sagte ich sogar die Wahrheit. "Auf Dienstreise in den USA", log ich hinzu, denn sonst wären 'sie' in den nächsten Tagen wiedergekommen.
"& der Chef von Ihrem Chef?"
"... ist bereits die Geschäftsleitung. Soll ich Sie dorthin verbinden?" (ich schickte mich an, zum am anderen Ende des großen Sitzungstisches befindlichen Phone zu gehen, ich wußte, was ich tat, hihi). "Sie werden aber dort frühestens in 14 Tagen einen Termin bekommen."
Man wiegelte ab. Das wäre zu blamabel gewesen!
"Jetz' schau' 'ma uns hier 'mal a bisserl um. Gemma!" konstatierte man. "& kumma´S uns ned damit, daß´S an Durchsuchungsbefehl ham woll´n."
"Das wäre mir auch nicht eingefallen. 'Gefahr im Verzuge' ist sowieso immer, das kennt man schon bei Ihnen", trumpfte ich auf.

Auf den Gang getreten, hatten 'sie' zunächst Mühe, die Richtung in den riesigen Laborkomplex hinein & nicht wieder zurück zur Eingangstür zu finden.
"Sie dürfen mich entschuldigen, finden selber wieder hinaus, ich muß nebenher 'was arbeiten" verabschiedete ich mich.
Die folgende Aktion, die ich nurmehr am Rande mitbekam, glich offenbar der Suche nach dem Räuberhauptmann im 'Wirtshaus im Spessart'. Tür auf, "Entschuldige, hier ist er nicht". Nach ein paar Türen rief man nach mir. "Hallo" (ich wandte mich um), "geh' ma mal in Ihre Abteilung".
Mit meinem Kommentar "Verstehen Sie nun, warum ich Ihnen das Beispiel mit dem Sportplatz gebracht habe?" marschierten wir dorthin. Die riesigen Hochspannungswarnschilder (Lebensgefahr, Zutritt für Unbefugte strengstens verboten, Gefahr durch Röntgenstrahlung, HF- und Mikrowellenenergie) beeindruckten & sorgten in Zusammenhang mit meinem BF für mysteriöse Kombinationsblicke.
"Betreten für unangemeldete Besucher auf eigene Gefahr", merkte ich noch kurz an. Man wollte dennoch das Innere 'meiner' allerheiligsten Hallen kurz sehen. Gute Jungs! Der Arbeitsplatz meines schutzbedürftigen Mannes wirkte so, als säße da niemand, der heute krank oder in Urlaub wäre.

Mit zerrissenem Gesicht wandten 'sie' sich wieder ab. "Finden Sie allein 'raus?" (in Wirklichkeit bat ich darum, weil ich Mühe hatte, meine Mundwinkel diskret aneinanderzupressen).

Ein paar wichtige Maßnahmen waren noch vorzunehmen. Ich telefonierte schleunigst an die Pforten aller Gebäude von KONTRON München-Nord, sie sollten damit rechnen, daß 'die' aufkreuzten & volle Deckung vornehmen. "Wird gemacht, klar". Die Fa. war wie eine Großfamilie...

Verstohlen verschaffte ich mir dann eine Gelegenheit, zu checken, ob 'sie' vom Firmenareal endlich verschwunden waren. Überflüssig zu sagen, daß 'sie' in ihrem Dienst-4rad natürlich voll breit unmittelbar vor der edlen Rauchglas-Firmen-Doppelentreétür parkten; sch...egal, ob dadurch der übrige Verkehr auf Werksgelände massiv behindert wurde. 'Sie' saßen noch eine Zeitlang in ihrem Gefährt (was sie trieben, war nicht zu erkennen), bevor sie endlich abschoben.

"Meinen" Mann mußte ich dann im ganzen Gebäude suchen. Nachdem beide 'großen' Herren-WCs auf 'meiner' Etage grad' besetzt waren, konnte er noch in den Lastenaufzug springen & sich zum Kantinen-WC im Keller transportieren lassen.

Obwohl draußen die Sonne schien, war´s einfach zu kalt für [Draußen hinflacken]. Beim Lunch in der Kantine wurde mit wesentlich mehr Bier als sonst immer wieder auf den "Gut Chef" angestoßen, & man verabreichte mir ein Psycho-Flair, wie wenn ich einen Mitarbeiter von einer schweren Krankheit geheilt hätte. "Stimmchen" durfte sich zu uns setzen, alle machten per du & sie erhielt eine Einführung, warum die Fa. grundsätzlich gegenüber Dritten, egal wer, egal in welchem Zusammenhang, keine Infos über Mitarbeiter abgibt & sich auf 'Ätzen' unwissend zeigt: Die Fa. interessiert sich nur für das, was sie von ihren Mitarbeitern als Gegenwert für deren Bezahlung erhält, sonst interessiert sie nichts. Würden Bedienstete relevante Straftaten begehen, etwa Firmeneigentum klauen, würde das Unternehmen von sich aus auf Strafverfolgungsbehörden zugehen.
Besonders empörend war, daß die 2, unmittelbar bevor sie sich zu mir begaben, sich die Freiheit genommen hatten, auf unserem "Schwarzen Brett" (Mitteilungen für die Belegschaft, erfreulicherweise wenige) die Radarfallen-Warnkarte, kaum hatten 'sie' sie gesehen, einfach 'runterzureißen.

Am Ende der feuchtfröhlichen Tafel schaltete ich dennoch auf [Sehr ernst]. "Wir sind noch nicht über den Berg", sagte ich, " & macht euch 'mal klar, wie knapp & wie kritisch das war."

Man kann hier sehen, daß BF-Laufen ein hervorragendes situatives Intelligenztraining ist, wenn in kritischen Situationen schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen (& sei´s auch nur BF vor´m Nobelrestaurant). Davon bin ich restlos überzeugt, & dies aufzuzeigen, war der eigentliche Sinn dieses wohl längsten aller bisherigen Beiträge meinerseits.

[Danke für´s Lesen]-BF-Grüße, Jay
--------------------
¹ könnte in Wirklichkeit ein anderer Wochentag gewesen sein, erste Tagestermine legte ich aber häufig auf den sehr späten Vormittag.

² für Analoghardware & Mixed Signal, gefolgt von der meist 3stelligen 'Banf'-Nr.

³ bayerische Verballhornung für "Gendarmerie".

 Wir hatten hierzu eine stark vergrößerte Kopie, ca. 40 x 20 cm, des gesamten Straßennetzes 'unseres' Industriegebietes bis hin zur Autobahn nach München verwendet. Wenn jemand eine Messung gesehen hatte, brauchte er nur einen farbigen Sticker an der jeweiligen Stelle durchzutreiben (das Untergrundmaterial war eine Art Kork) bzw. wieder auszuziehen (wenn 'die' sich wieder verzogen hatten). Zeitbedarf 1 sec - & jeder konnte sich im Vorbeigehen blitzschnell informieren. So mancher Besucher, der wieder von uns fuhr, hat diesen Service überaus dankbar angenommen (& Werbung machte die Fa. für sich in den Gehirnen der Menschen ebenfalls ein klein wenig).


André Uhres Offline

Admin


Beiträge: 2.092
Punkte: 331

15.07.2019 06:59
#2 RE: BF im Besprechungszimmer mit der Polizei (Hommage an Michael aus Zofingen) Teil 2 Zitat · Antworten

Lieber Jay,

sehr lustige Geschichte & sehr sehr sehr sehr gut gemacht! Aber warum ist 'ihr' Blitz eigentlich rot, und warum genehmigte dein Chef dir dein BF sogar mit Vergnügen?

Liebe Grüße
André


Jay Offline




Beiträge: 788
Punkte: 695

15.07.2019 13:25
#3 RE: BF im Besprechungszimmer mit der Polizei (Hommage an Michael aus Zofingen) Teil 2 Zitat · Antworten

Hi André,

'deren' Blitz ist deswegen rot, weil es sich hierbei um Monochrom¹-Infrarotfotografie handelt; das waren früher sogar richtig spezialisierte hochempfindliche Filme, die sogar in einer kleinen Wärmeschutzbox² heran- & herumgekarrt werden mußten & selbstverständlich nach ganz klassischer Manier in einem Fotolabor (keinem gewöhnlichen) entwickelt werden mußten, was durchaus an den Gewinnmargen der euphorischen Blitzgelderheber knabberte.
Der Hauptvorteil der Fotografie im (nahen) IR ist der, daß die Dispersion der feinen Wassertröpfchen anders oder geringfügiger ist (hab' hier allerdings keine gründlichen Physikkenntnisse), wodurch auch bei leichtem Nebel oder Dunst noch brauchbare Bilder gelingen.
Heute sind die Bilder natürlich vollelektronisch & stehen über eine einfache Computerschnittstelle sofort quasi gratis zur Verfügung, was eine wesentliche Voraussetzung war, damit auch die 'Kommunalen' ergonomisch & ohne viel zusätzlichen peripheren Aufwand blitzen konnten.
Von offizieller Seite wurde übrigens als Begründung für [Rot] = "Gedämpft" angegeben. Tatsächlich war der Blitz ursprünglich weiß³; Spaßvögel, die sich eine neues 4rad kaufen wollten & für das alte nichts mehr bekamen, nutzten die sich vor allem an Autobahnbaustellen bietende Gelegenheit, vorzugsweise nachts das Ding, kaum hatte es geblitzt, einfach über den Haufen zu fahren. Vor Gericht gaben sie dann an, von dem Blitz schock-geblendet ("ich wußte ja überhaupt nicht, was mir da Apokalyptisches geschah") & vor lauter Schreck die Lenkung verrissen zu haben; offenbar folgte die Justiz in hinreichendem Umfang dieser Argumentation.

Zur 2. Frage. Wie ich zu KONTRON kam, wurde schon im alten HBF ausführlich erzählt (inklusive Chef Dr. Rudolf Wieczorek "Glaubst du, daß du hier für´s Schuhetragen bezahlt wirst, aber wehe, wenn deine Schaltungen nicht funktionieren oder zu teuer sind!", der Nachfolger & mein 'Rausschmeißer Jürgen Kern war hingegegen sehr stil- & etikettebewußt).

Ist man 'mal ein auch nur noch so kleiner 'Leitender' geworden, stellt sich im Gehirn des Menschen vieles um. An Troubletagen wird ein Großteil der Gehirnzellenaktivität darauf verwendet, die erstmals von Kurt Tucholsky formulierte 'Des Deutschen Generalfrage': Darf denn der das? in bezug auf alles von weiter unten oder von gleicher (paralleler) Management-Hierarchieebene Kommende zu prüfen, so hielt es auch Dr. Wieczorek. Ich war noch sehr 'jung' in der Fa., & parallel zu 'meinem' F & E-Gesamtchef war der QS-Leiter namens Ehrhard Langwald getreten, der ebenfalls (wie aus gutem Grund eigentlich in jedem Unternehmen) direkt der Geschäftsleitung (GL) unterstand. Nebenher fühlte sich dieser auch ein wenig für Sicherheitsfragen zuständig, & angesichts der in 'meinem' Bereich vorhandenen Hochspannungs- & Strahlungswarnschilder raunzte der der dann ob meines BFs 'rum (er hatte außer zu den allerheiligsten Gemächern der GL zu praktisch allen Bereichen Zutritt, auch zum streng geheimen / abgeschotteten F & E, um schauen zu können, ob da jemand seiner Meinung nach schlampte, das betraf v. a. Äußerlichkeiten wie schlecht gezeichnete Schaltbilder & dgl.).

So kam es schnell zu Kompetenzgerangel, & Dr. Wieczorek verbat sich in wütenden Telefonschlammschlachten & eiligst vom Sekretariat getippten Memos (ich wurde öfters Zeuge davon) jedwede Einmischung in Angelegenheiten, die nur F & E etwas angingen. Dazu zählte auch mein BF (ich war übrigens bei weitem nicht der einzige, der das machte, auch winters war das Building wg. der enormen Abwärme der Hochleistungs-Simulationsrechner heillos überheizt).

Dennoch machte mir Hr. Langwald (wir wurden übrigens später gute Freunde) Sorgen & ich sprach noch in einer anderen wesentlichen Primärangelegenheit (sonst hätte er mich gleich aus seiner riesigen Chef-Suite 'rausgeworfen, seine kostbare Zeit mit sowas zu verschwenden, er mochte mich, weil ich doch insgesamt recht brav war, eigentlich ganz gern) bei Chef Dr. W. vor. Der ließ sich auch mein 2. Anliegen vortragen, lehnte sich in seinem Super-Chefsessel (solche tollen Büromöbel durften wir einfache Bereichsleiter natürlich niemals bekommen) weit zurück & setzte ein Gesicht aus entspannter Schläfrigkeit & breitestem Grinsen-Lächeln auf.
"Der Langwald ist dir gegenüber nicht weisungsbefugt, Junge. Das bin nur ich & die GL, & denen braucht er mit sowas erst gar nicht zu kommen. Das wollen wir doch 'mal sehen, wer hier den Kürzeren zieht!" - & als ich dann mein etwas verstörtes, verunsichertes Gesicht immer noch nicht ganz los wurde & seinerseits Argumente (bezogen auf mein BF) wie "Das ist gesund" fielen, wurde er fast sauer. "Ich befehle es", fügte er ganz leise, schmunzelnd & mit den Fingern auf seinen riesigen Schreibtisch trommelnd, hinzu & signalisierte mir (immerhin schaute ich jetzt endlich zuversichtlich 'drein), daß ich nunmehr aus dieser Sitzung entlassen sei.

Ja, das waren mächtige Chefs! Übrigens mußte ich mich niemals mit Sicherheitsfragen, betreffend mich selbst oder 'meine' Leute, befassen. Man ging [damals] davon aus, daß ein Dipl. Ing. der Elektrotechnik / Elektronik - noch dazu mit umfasssenden Hochspannungs-Praktika versehen - hinreichend qualifiziert war, um auf sich selbst & auf alles, was er machte, aufzupassen.

Freundliche BF-Grüße von Jay, der im großen & ganzen gute Erfahrungen damit gemacht hat, vor ekelhaften Behörden einen IQ von 0 oder negativ zu suggerieren (übrigens wurde mir "Zu blöd zum Schuhetragen" bisher noch nie gesagt).
-----------------
¹ die Bilder erschienen dann wie die bekannten Schwarzweiß-Bilder & hatten sehr hohe Auflösung & Qualität.

² der Hersteller KODAK empfahl sogar, die Filme im Kühlschrank aufzubewahren, was viele Polizeiinspektionen auch taten.

³ bin selbst 1980 erstmals so geblitzt worden (bei Tage), dachte mir nur: Nanu, was war denn das? - bis dann ca. 1 Monat später die "schöne" Post kam.

 Kamera oder Gesamteinheit auf einem 3bein aufgestellt

 Qualitätssicherung


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